Die Friedrich-Ebert-Anlage in Heidelberg

vormals Leopoldstraße

Gebäude, Hausbesitzer und Bewohner 1840 – 2000
unter besonderer Berücksichtigung der Mathematiker

Für detaillierte Informationen klicken Sie bitte auf die Hausnummern des rechts stehenden schematisierten Plans. Straßen sind grau, Plätze grün hinterlegt.

West
Rohrbacher Str.
Adenauerplatz     Adenauerplatz 1
Sophienstr. 12
  Sophienstr.
2 1
4
Wolfshöhlenweg
6 1a
8 Nadlerstr.
3
10 5
7
12 9
12a 11
14 13
16 15
17
18 19
20 21
22 23
23a
24 25
27
26 Friedrich-Ebert-
Platz
28
30 29
32 31
Riesensteinweg     P
a
r
k
p
l
a
t
z
    33
  35
37
34 39
36 41
Märzgasse
38 Hölderlingymn.
40 43
42
44 45
46 47
46/1 48 49
Schießtorstr.
50 51
51a
52 51b
51c
54 51d
51e
56 53
58 53a
60 53b
62 55
64 57
66 59
Klingenteichstr. 2 61
Klingenteichstr. 4 Gärten
Klingenteichstr. 6 Peterskirche
Ost
Diese Dokumentation der Hausbesitzer und prominenten Bewohner ( alphabetische Liste) der Heidelberger Friedrich-Ebert-Anlage entstand bei der Vorbereitung eines Mathematiker-Rundganges.

Eine wichtige Persönlichkeit war der Mathematiker Leo Koenigsberger (1837–1921). Er lehrte von 1869 bis 1874 und von 1884 bis 1914 als ordentlicher Professor der Mathematik in Heidelberg.

Leo Koenigsberger wohnte mehrfach in der Friedrich-Ebert-Anlage — damals Leopolstraße —, die im 19. Jahrhundert eine von Professoren bevorzugte Adresse war. Für den Rundgang waren die Adressdaten aus dem 19. Jahrhundert den Gebäuden zuzuordnen. Mehrfache Änderungen der Hausnummern erforderten die Prüfung jeder Adressbuchausgabe.

In der ersten Hälfte des 19. Jahhunderts waren die Heidelberger Häuser in vier Quartieren (Literalen) durchgezählt. Die Leopoldstaße befand sich im Literal A. 1856 gab man die Quartierszählung auf und wechselte auf die Durchummerierung der Straße. Die ungeraden Nummern am Anfang der Leopoldstraße konsolidierten sich erst 1860 (vgl. den Exkurs Leopoldstr. 1-15). Im Jahr 1895 wurden die geraden Nummern (Südseite) der Leopoldstraße nochmals neu durchnummeriert, um die vielen Hausnummern mit Anhangbuchstaben zu eliminieren.

Die Informationen sind den Adressbüchern der Stadt Heidelberg entnommen, die für den Zeitraum 1840–1943 digitalisiert vorliegen. Ergänzend dazu wurden Dozentenadressen aus den universitären Adressbüchern zwischen 1857 und 1874 ermittelt.

Historische Entwicklung

Der Schmied Christoph Seidel legte um 1790 an den zerstörten südlichen Stadtmauern einen Weg zwischen Gärten und dem Berghang an. Der Stadtplan von 1812 zeigt, dass die nördliche Seite völlig unbebaut war. Auf der Südseite finden wir zunächst die Wirtschaft v. Lösch (Ebert-Anlage 6), dann in Höhe der Nr. 16 das Bürgerliche Schießhaus, das nicht mit dem Schießtor zu verwechseln ist, und zum Schluss in Höhe des Schießtores Sattler-Müllers Wirtschaft. Weitere Gebäude sind nicht vorhanden.

Erst 1830 wurde dieser Weg zur Leopoldstraße ausgebaut. Nach Eröffnung des Heidelberger Bahnhofs 1840 an ihrem westlichen Ende wurde die Straße in nur drei Jahrzehnten fast vollständig bebaut. Dies ist auf dem Stadtplan von 1897 gut zu sehen.

Der Gymnasialprofessor Adam Leber (1806–1884), Vater des Augenarztes Theodor Leber (1840–1910), baute mehrere Häuser in der Anlage, um sie anschließend zu verkaufen. Heute würde man ihn vermutlich als üblen Spekulanten beschimpfen, seinerzeit rühmte man aber seine Aufbauleistung für die Stadt. So schrieb die Karlsruher Zeitung, 14 am 17. 1. 1860:

(Heidelberg, 15. Jan.) Prof. Leber dahier ist von unserer Regierung als Lehrer des französischen Sprache und Literatur an das Polytechnicum nach Karlsruhe unter vorteilhaften Bedingungen berufen worden […] Herr Leber bekleidete früher eine Reihe von Jahren eine philologische Lehrstelle an dem hiesigen Gymnasium, sah sich aber veranlaßt, diese Stelle freiwillig niederzulegen und sich ins Privatleben zurückzuziehen.

Seitdem verdankt unsere Stadt seinem mutigen Unternehmergeist eine wesentliche Verschönerung. Der weit größte Teil der hübschen Häuserreihe, die Anlage genannt, das fashionable Quartier unserer Stadt, ist von Leber in wenigen Jahren ins Leben gerufen worden, was nicht wenig dazu beitrug, Heidelberg zu einem immer beliebteren Aufenthalt von Fremden aller Nationen zu machen.

Die Leopoldstrasse wurde nach dem 2. Weltkrieg in Friedrich-Ebert-Anlage umbenannt. Zum gleichen Zeitpunkt wechselte der Wrede-Platz den Namen und heißt jetzt Friedrich-Ebert-Platz.

Hinweise zu den chronologischen Angaben der Gebäude

Der nach Adressen geordnete Teil (Häuserverzeichnis) der Heidelberger Adressbücher gibt bis 1874 nur die Hausbesitzer an; ab 1876 werden auch die Mieter genannt.

Zu jedem Haus wurde eine Tabelle erstellt. Diese enthält die Hausnummer, die Besitz- bzw. Wohndauer und den Namen des Besitzers/Mieters. Wohnt der Eigentümer nicht im Haus, wird seinem Namen ein Stern (*) vorangestellt. Die Mieter werden durch den Hinweis „Mieter“ gekennzeichnet.
Die Zeitangaben werden in Klammern aufgeführt, wenn die Angaben nicht aus den Häuserverzeichnissen der Städtischen Adressbücher entnommen wurden.
Ist das Haus zeitweise nicht der Leopoldstr. bzw. Ebert-Anlage zugeordnet, wird der Straßennamen in der Tabelle angegeben.

Literatur

Allgemein

Academische Monatshefte / Organ der deutschen Corpsstudenten. - Illustrierte Heidelberger Jubiläums-Nummer. - 1886

Adressbuch der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg : 1818 - 1922

Adressbuch der Stadt Heidelberg : 1839 - 1943

Budde, Kai: Der Architekt Franz Sales Kuhn (1854-1938). - Heidelberg, 1983. - 250 S. : Ill. - (Veröffentlichungen zur Heidelberger Altstadt : 18)

Büchler, Helmut: Das Heidelberger Hotelwesen. - Heidelberg, 1922
Diss. Univ. Heidelberg
Signatur: A 2738-7-20

Buselmeier, Michael: Literarische Führungen durch Heidelberg : eine Stadtgeschichte im Gehen. - 3. Aufl. - Heidelberg : Wunderhorn, 2007

Gottmann, Ernst: Beruf Photograph in Heidelberg : Ernst Gottmann sen. & jun. 1895 - 1955. - Frankfurt [Main] : Fricke
Band [1]. Architektur

Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg. - Mannheim : Ed. Quadrat. - 1998

Pfaff, Karl: Heidelberg. - Zürich, 1889

Pfaff, Karl: Heidelberg und Umgebung. - Heidelberg : Hörning, 1897

Schlechter, Armin: Heidelberg in alten Ansichten. - Zaltbommel, 1993

Semper apertus : 600 Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. - Berlin [u.a.] : Springer
Band V. Die Gebäude der Universität / hrsg. von Anselm Riedl. - 1985

Stadtkreis Heidelberg : Teilbd. 1 / von Melanie Mertens. Ostfildern : Thorbecke, 2013. - 495 S.

Zerfaß, Beate: Heidelberg wie es früher war. - 2. Aufl. - Gudensberg-Gleichen : Wartberg, 2000

Friedrich-Ebert-Anlage

Barth, Alfred: Heidelberger Anwesen Friedrich-Ebert-Anlage 52. - Berlin, 2008

Böttler, Heinz: 100 Jahre Allgemeine Ortskrankenkasse Heidelberg : 1884 - 1984. - Heidelberg, 1984

Goetze, Jochen: Das Anwesen Friedrich-Ebert-Anlage 27 aus dem Jahre 1911. - [Heidelberg] : Braus, 2004


Redaktion:   Gabriele Dörflinger   Mai 2018

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