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In den ehemaligen Kastaniengärten entsteht das Wohn- und Bürogebäude eines großherzoglichen Bauinspektors. Das Haus liegt unmittelbar neben dem neuen Schloßbergtunnel, durch den in dieser Zeit auch der Orient-Express fährt. Teil der Außenanlage ist die auffällige Eisen-/Glaskonstruktion des Pavillons direkt über der Einfahrt des heutigen Straßentunnels. 1877 erhöht der neue Besitzer Bankier Wilhelm Köster das Gebäude um ein Mezzaningeschoß. Dabei fügt er auf der Südseite einen Belvedere-Turm nach toskanischem Vorbild hinzu. Nach 1895 erwirbt der Erfinder und Fabrikant Wilhelm Henning das Anwesen. Nach dessen Gattin Caroline trägt es den Namen Villa Lina. Henning läßt 1897 und 1910 (von Henkenhaf & Ebert) eine Reihe baulicher Veränderungen vornehmen. Auch eine Garage wird errichtet, denn der Erfinder besitzt bereits ein Automobil. Seit 1968 ist das Gebäude an die Schiller International University vermietet. Sie gibt der Villa ihren heutigen Namen (Villa Manesse).
Quelle: Müller, Bernd: Architekturführer Heidelberg : Bauten um 1000 - 2000. - Mannheim (1998), S. 109 (Nr. 103)
Haus-Nr. Hausbesitzer Leopoldstraße A 83 1/2 1852 Dr. Wilhelmy 1854 Hasse, E[wald], Geheimer Hofrath Pariser Weg 6 1856 Hasse E., Hofrath Dr. 4 1858-1859 Oppenheim Ernst Jul., Banquier Leopoldstraße Villa Manesse 4 1860-1863 Großh. Baudirectionsgebäude 1865-1891 Köster Wilhelm, Banquier (1872 u. Consul) 1892-1898 Toepke G., Dr. jur. et phil. 1899-1922 Henning Wilhelm, Privatmann 1924 Paßmann Irmgard Frau, Priv. 1926-1942 Paßmann Herm., Großkaufmann 1943-1967 Paßmann Irmgard Wtw. 1969-1971 Passmann Irmgard Erben 1973- Stadt Heidelberg
Der Bauherr des ersten Hauses — von dem keine Abbildung überliefert ist,
der Apotheker
Ludwig Wilhelmy (1812-1864),
lehrte von 1849 bis 1854 als Privat-Dozent Physik an der Heidelberger Universität. Vom WS 50/51
bis zum WS 52/53 bot er Vorlesungen über Wärmelehre, Meteorologie, Elektrizitätslehre
und die Physik der Erde an. Dem Heidelberger Adressbuch von 1850 ist zu entnehmen, dass er vor dem Bau
seines Hauses in der Steingasse wohnte.
Er ist nicht verwandt mit dem langjährigen Direktor des Heidelberger Lyzeums Heinrich Friedrich Wilhelmi (1786-1860). In den Adressbüchern der Universität ist sowohl für Ludwig Wilhelmy als auch für Karl Ewald Hasse nicht die Nr. 83 1/2 sondern die Nr. 84 angegeben, die der heutigen Nr. 6 entspricht und damals Jakob Friedrich Werner gehörte. | |
Der Pavillon über dem Tunneleingang | Der Jurist Gustav Toepke (1841-1899) zog sich bereits 1871 aus gesundheitlichen Gründen ins Privatleben zurück und widmete sich historischen Studien. Zum 500-jährigen Heidelberger Universitätsjubiläum 1886 übernahm er die Bearbeitung und Herausgabe der Matrikel von 1386 bis 1870. Diese sind inzwischen digitalisiert verfügbar. |
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