Julius Bernstein: Hermann von Helmholtz

Kurzbiographien

Alembert, Jean Le Rond d'
frz. Philosoph, Mathematiker und Literat,
* Paris 16. 11. 1717, † ebenda 29. 10. 1783, Sohn der Marquise de Tencin und des Offiziers L. Destouches; von der Mutter auf den Stufen der Kirche Saint-Jean-Le-Rond ausgesetzt, daher sein Name, den er als Zwölfjähriger in d'Alembert änderte. Als Findelkind aufgezogen, später Schüler eines jansenist. Collège, wandte sich d'Alembert nach anfänglichen Studien der Theologie, der Rechte und der Medizin schließlich der Mathematik zu und wurde bereits 1741 Mitglied der Académie Royale des Sciences; 1744 errang er einen Preis der Berliner Akademie und wurde deren Mitglied; er folgte allerdings weder der Einladung Friedrichs d. Großen, als Nachfolger P. L. Maupertuis' Präsident der Akademie zu werden, noch der der Kaiserin Katharina II., die Erziehung ihres Sohnes zu übernehmen. 1754 wurde er in die Académie française gewählt, deren ständiger Sekretär er ab 1772 war.   …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 1, S. 349
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/DAlembert/
      //de.wikipedia.org/wiki/Jean-Baptiste_le_Rond_d'Alembert
    
Grimsley, Ronald: Jean d'Alembert : (1717 - 83)
Oxford, 1963. - 316 S.
Zugl. Oxford, Univ., Diss., 1948     (Signatur UB Heidelberg: 63 B 1437)

Ampère, André Marie
frz. Mathematiker und Physiker,
* Lyon 22. 1. 1775, † Marseille 10. 6. 1836; beschäftigte sich zunächst mit mathematischen Arbeiten und veröffentlichte 1802 seine Betrachtungen zur mathematischen Theorie des Spiels (»Considérations sur la théorie mathématique du jeu«), war Physiklehrer in Bourg und Lyon, später Prof. an der École polytechnique und am Collège de France sowie Generalinspekteur der Universitäten. Ausgehend von kristallograph. Vorstellungen stellte er theoretisch-chem. Überlegungen über den Molekülbau an und gelangte dabei — drei Jahre nach A. Avogadro — zu ähnl. Annahmen wie dieser. Nach der Entdeckung des Elektromagnetismus durch H. C. Ørsted wandte sich A. im Herbst 1820 diesem neuen Gebiet zu. Er entdeckte die Wechselwirkung zwischen stromdurchflossenen Leitern, die er als eine »elektrodynamische« bezeichnete (→ ampèresches Gesetz), stellte für die Ablenkung einer Magnetnadel durch den Strom die nach ihm benannte Schwimmerregel (→ ampèresche Regel) auf, führte die Erscheinungen des Magnetismus auf die Summationswirkung hypothet. → Molekularströme zurück und machte in der gemeinsam mit J. Babinet 1822 veröffentlichten Darstellung der neuen Entdeckungen über Elektrizität und Magnetismus (»Exposé des nouvelles découvertes sur le magnétisme et l'électricité«) den Vorschlag zu einen elektromagnet. Telegrafen statt des von S. T. Sömmerring vorgeschlagenen elektrochemischen. A.s grundlegende Abhandlung »Sur la théorie mathématique des phénomènes électrodynamiques«, die allen späteren gleichartigen Bemühungen zum Vorbild diente und elektrodynam. Erscheinungen als Fernwirkungen behandelte, erschien 1827. Danach wandte er sich philosoph. Arbeiten zu und veröffentlichte einen »Essai sur la philosophie des sciences ...« (2 Bände, 1834-43).
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 1, S. 527
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Ampere/
      //de.wikipedia.org/wiki/Andr%C3%A9-Marie_Amp%C3%A8re

Arnold, Friedrich
Anatom und Physiologe
* 9. Jan. 1803 in Edenkoben; † 4. Juli 1890 Heidelberg. Er studierte ab Sommer 1821 Medizin in Heidelberg und schloss das Studium im Sept. 1825 mit der Promotion ab. 1826 wurde er Hilfsprosektor und 1828 Prosektor der Heidelberger Anatomie. Hier wurde er im Nov. 1828 a.o. Professor. 1835 wechselte er als ord. Professor nach Zürich, 1840 nach Freiburg/Breisgau, 1844 nach Tübingen und kehrte 1852 als Direktor der Anatom. und Physiolog. Anstalt nach Heidelberg zurück. 1873 trat er in den Ruhestand.
U.a. publizierte er 1845-1851 ein vierbändiges »Lehrbuch der Physiologie des Menschen« und 1845-1851 ein dreibändiges »Handbuch der Anatomie des Menschen«.
„Arnold galt als hervorragender Präparator und stellte während seiner Heidelberger Zeit zahlreiche Unterrichtspräparate her, darunter auch einige Faserpräparate des Gehirns. Schwerpunkte seiner wissenschaftllichen Tätigkeit war das Hirn und die Sinnesorgane sowie das Nervensystem, vor allem der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv. So beschrieb er unter anderen dessen Ramus auricularis, der die Haut am Ohr, dem äußeren Gehörgang und Teile des Trommelfells sensibel innerviert. Das Ganglion oticum, eine makroskopisch sichtbare Ansammlung von Nervenzellen, wird nach ihm auch ‚Ganglion Arnoldi‘ genannt.‘
(aus »Hier freut sich der Tod ...«)
      Quellen:
      HGL S. 4-5
      Pagel, Sp. 47-49
      //de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Arnold_(Mediziner)
    
Hier freut sich der Tod, dem Leben zu helfen : Anatomie in Heidelberg gestern und heute / mit Beitr. von Sara Doll ... Hrsg. von Maria Effinger ... — Heidelberg, 2013     (Signatur UB Heidelberg: 2013 B 350)

Bach, Johann Sebastian
Komponist,
* 21.3.1685 in Eisenach, † 28.7.1750 in Leipzig.
Johann Sebastian Bach war der Sohn des Eisenacher Rats- und Stadtmusicus Johann Ambrosius Bach (* 1645, † 1695) und der Elisabeth Bach, geborene Lämmerhirt (* 1644, † 1694). Bach gehört zu den bedeutendsten Komponisten des Barock, der die protestantische Kirchenmusik seiner Zeit und der folgenden Jahrhunderte entscheidend prägte. Von seinen 20 Kindern aus zwei Ehen wurden vier Söhne bedeutende Komponisten: Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich und Johann Christian.

(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-15)
      NDB Bd. 1, S. 485-488
      //de.wikipedia.org/wiki/Johann_Sebastian_Bach

Bernoulli, Daniel
Mathematiker, Physiker und Mediziner,
* Groningen 8.2.1700, † Basel 17.3.1782, Sohn von [Bernoulli, Johann]; wurde 1725 Prof. der Mathematik an der Akad. der Wiss.en in Sankt Petersburg, 1733 der Anatomie und Botanik und 1750 für Physik in Basel. Seine mathemat. Untersuchungen waren eng mit physikal. Problemstellungen verbunden; er lieferte wesentliche Beiträge zur Theorie der Differenzialgleichungen, zur Reihenlehre, Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung sowie zur theoret. Mechanik. Mit seinem Hauptwerk »Hydrodynamica sive de viribus et motibus fluidorum commentarii« (1738; dt. »Hydrodynamik oder Komm. über die Kräfte u. Bewegungen der Flüssigkeiten«) wurde er zum Begründer der Hydrodynamik; er enwickelte hierin eine Vorform der heute nach ihm benannten hydrodyn. Druckgleichung sowie wesentl. Ansätze zu einer kinet. Gastheorie, ferner eine Ableitung des Boyle-Mariotte-Gesetzes.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus Bd. 3, S. 177
      ADB Bd. 2, S. 478-480
      Gottwald, S. 46-48
      //histmath-heidelberg.de/homo-heid/bernoulli-d.htm
      //de.wikipedia.org/wiki/Daniel_Bernoulli

Bernstein, Julius
* Berlin 1839, † Halle 1917. Er studierte Medizin in Breslau und Berlin und schloss das Studium 1862 mit der Promotion (Dissertation: „De animalium evertebratorum musculis nonnulla“) ab und arbeitete zunächst als praktischer Arzt in Berlin. Am 1. April 1865 wurde er Helmholtz' Assistent an der Universität Heidelberg und habilitierte sich dort bereits am 6. Juli 1865. Am 4. März 1869 wurde er a.o. Professor in Heidelberg. Hier wirkte er bis zum SS 1871; im Folgejahr finden wir ihn als a.o. Professor der Medizin in Berlin. Bereits zum WS 1872/73 wurde er ordentlicher Professor an der Universität Halle; dort verblieb er bis zu seiner Emeritierung 1911.
Koenigsberger zitiert aus dem Nachruf Helmholtz', den Bernstein für den 10. Band der Naturwissenschaftlichen Rundschau (1895), S. 73–79 verfasst hatte.
Bernstein war von der Gründung 1886 bis zu ihrer Einstellung 1912 Mitarbeiter der Naturwissenschaftlichen Rundschau, deren Herausgeber Wilhelm Sklarek (1836-1915) mit seiner Schwester Fanny (1838-1865) und nach deren Tod mit seiner zweiten Schwester Hulda verheiratet war.
Der bekannte Mathematiker Felix Bernstein (1878-1956), 1921-1934 ord. Prof. für Mathematik an der Universität Göttingen, war sein Sohn.
      Quellen:
      HGL, S. 18-19
      Tschermak von Seysenegg, Armin: Julius Bernsteins Lebensarbeit.
          In: Pflügers Archiv 174 (1919), S. 1-89
      //de.wikipedia.org/wiki/Julius_Bernstein

Brewster, Sir (seit 1831) David
brit. Physiker,
* Jedburgh (Borders Region) 11. 12. 1781, † Allerly (Borders Region) 10.2.1868; Privatgelehrter; ab 1815 Mitgl. der Royal Society. B. begann bereits 1799 mit experimentellen Untersuchungen zur physikal. und physiolog. Optik, die bes. die Reflexion, Absorption, Polarisation und Interferenz des Lichts sowie die Fluoreszenz betrafen; er entdeckte das → brewstersche Gesetz und bei Versuchen zur Doppelbrechung von Kristallen die chromat. Polarisation und den Pleochroismus. B. erfand außerdem das Kaleidoskop (1816) und das Spiegelstereoskop.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 3, S. 715
      //de.wikipedia.org/wiki/David_Brewster
    
Jenkins, Bill: David Brewster and the culture of science in Scotland, 1793-1843
Edinburgh, 2025. - viii, 240 Seiten.     (Signatur UB Heidelberg: 2025 A 5348)

Brücke, Ernst (Wilhelm) Ritter von
Physiologe,
* Berlin 6.6.1819, † Wien 7.1.1892; war ab 1848 Prof. in Königsberg, ab 1849 in Wien. Neben seinen Arbeiten über das Protoplasma, die Blutgerinnung, die Wirksamkeit des Pepsins, die Gallenfarbstoffe und zur physiolog. Optik erlangten v.a. seine klass. sinnesphysiolog. Studien über Reizbewegungen herausragende Geltung. B. ist Mitbegründer der neuzeit. Phonetik.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 4, S. 31-32
      DBE 2, S. 152
      DSB 2, S. 530-532
      ADB Bd. 47 S. 273-275
      NDB Bd. 2, S. 655
      Pagel  Sp. 258-262
      Mecenseffy  S. 32-38
      Pogg. I. Sp. 312, III. S. 204, IV. S. 191
      //de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Wilhelm_von_Br%C3%BCcke
      //www.aeiou.at/aeiou.encyclop.b/b800847.htm

Bunsen, Robert (Wilhelm)
Chemiker,
* Göttingen 30.3.1811, † Heidelberg 16.8.1899; Prof. in Marburg (1839-50), Breslau und Heidelberg (1852-89). B. war einer der bedeutendsten Naturforscher des 19. Jh. und Lehrer einer Generation von Chemikern.   …
(aus Brockhaus)
Das Grabmal am Heidelberger Bergfriedhof ist noch erhalten.
      Quellen:
      Brockhaus 4, S. 164
      DBE 2, S. 224-225
      DSB 2, S. 586-590
      HGL S. 35
      Ruuskanen S. 198-200
      ADB Bd. 47 S. 369-376
      NDB Bd. 3, S. 18-20
      Pogg. I. Sp. 340-341, III. S. 214-215, IV. S. 205
      //de.wikipedia.org/wiki/Robert_Wilhelm_Bunsen
      //www.uni-heidelberg.de/fakultaeten/chemgeo/fakultaet/hist_chem_hd.html
    
//www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/14697
Adolf Kußmaul (1902) Ein Dreigestirn großer Naturforscher an der Heidelberger Universität im 19. Jahrhundert
    
Hoß-Hitzel, Stephanie Brigitte: "Es lebt sich himmlisch in Heidelberg" : Robert Wilhelm Bunsen und seine Korrespondenz
Heidelberg, 2003. - 337 S..
Zugl. Heidelberg, Univ., Diss. 2003     (Signatur UB Heidelberg: 2003 T 5)

Corti, Alfonso
ital. Anatom und Histologe
* Gambarana 15. Juni 1822. † Corvino San Quirico 2. Okt. 1876;
studierte von 1841 bis 1847 Medizin in Pavia und Wien. Nach seiner Promotion arbeitete er zunächst in Wien und ab 1850 in Würzburg. Dort entdeckte er 1851 das Rezeptorgebiet im Innenohr, das später nach ihm benannte Cortische Organ.
1854 heiratete er eine italienische Gräfin und beendete seine Forschungstätigkeit.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Alfonso_Corti

Cramer, Antonie
Mediziner, Physiologe
* Winschoten 1822, † Jan. 1855;
reichte 1851 bei der Akademie von Haarlem eine preisgekrönte Arbeit über das Akkommodationsvermögen des Auges ein.
      Quellen:
      Pagel, Sp 353-354

Du Bois-Reymond, Emil
Physiologe,
* Berlin 7.11.1818, † ebd. 26.12.1896, Bruder von 2) [Paul Du Bois-Reymond]; Schüler von Johannes Müller, ab 1851 als dessen Nachfolger Prof. für Physiologie an der Univ. Berlin. D. führte grundlegende Untersuchungen über bioelektr. Erscheinungen in Muskeln und Nervensystemen durch. Er vertrat mit H. v. Helmholtz die physikal. Richtung der Physiologie und gilt als Begründer der neueren Elektrophysiologie. D. trat auch als Wissenschaftshistoriker hervor.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 5, S. 730
      DBE 2, S. 630-631
      DSB 4, S. 200-205
      ADB Bd. 48, S. 118-126
      NDB Bd. 4, S. 146-148
      Pagel  Sp. 207-210
      NDB Bd. 4, S. 146-148
      Pogg. I. Sp. 228, III. S. 152-153, IV. S. 150-151
      //de.wikipedia.org/wiki/Emil_Du_Bois-Reymond
    
Finkelstein, Gabriel: Emil du Bois-Reymond : neuroscience, self, and society in nineteenth-century Germany.
Cambridge, Mass. [u.a.], 2013. - XVIII, 362 S.     (Signatur UB Heidelberg: 2015 A 1542)

Esselbach, Ernst
Physiker,
* Schleswig 12.9.1832, † Pakistan 6.2.1864;
studierte in Kiel, war von 1855 bis zu seiner Rückkehr 1857 nach Kiel in Königsberg Assistent von Helmholtz. Er arbeitete ab 1858 für die Verbesserung von Seekabeln. 1864, als er in englischen Diensten an der Verlegung von Seekabeln nach Indien teilnahm, sprang er im Fieberwahn über Bord.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Esselbach

Euler, Leonhard
schweizer. Mathematiker,
* Basel 15.4.1707, † Sankt Petersburg 18.9.1783; Schüler von Johann Bernoulli; wurde bereits 1727 an die Petersburger Akademie berufen, wo er 1730 eine Physikprofessur übernahm und 1733 als Nachfolger von D. Bernoulli Prof. für Mathematik wurde. 1741 folgte er einem Ruf von Friedrich II. nach Berlin und war dort 1744-65 Direktor der mathemat. Klasse der Akademie der Wissenschaften; 1776 Rückkehr an die Petersburger Akademie. Auch als E. 1767 völlig erblindete, ließ seine Schaffenskraft nicht nach; er hinterließ fast 900 Arbeiten, die sowohl die reine und angewandte Mathematik als auch die Astronomie und Physik betrafen.   …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 6, S. 648-649
      Meschkowski, S. 80-83
      DSB 4, S. 467-484
      DBE Bd. 3, S. 192-194
      ADB Bd. 6, S. 422-431
      NDB Bd. 4, S. 688 f.
      Pogg. I. Sp. 689-703
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Euler/
      //de.wikipedia.org/wiki/Leonhard_Euler
    
Calinger, Ronald: Leonhard Euler : mathematical genius in the Enlightenment.
Princeton, 2016. - xvii, 669 Seiten.     (Signatur UB Heidelberg: 2018 A 8750)

Exner-Ewarten, Siegmund
Physiologe.
* Wien 5.4.1846. † Wien 5.2.1926; studierte in Wien und in Heidelberg unter Hermann Helmholtz Medizin. Er kehrte nach Wien zurück, wo er 1875 a.o. Professor wurde.
      Quellen:
      NDB Bd. 4, S. 701-702
      //de.wikipedia.org/wiki/Siegmund_Exner-Ewarten

Faraday, Michael
britischer Physiker und Chemiker,
* Newington (heute zu London) 22. 9. 1791, † Hampton Court (heute zu London) 25. 8. 1867; war zuerst Buchbinder; wurde 1813 Laborgehilfe von H. Davy an der Royal Institution in London, 1824 Mitglied der Royal Society und 1825 als Nachfolger von Davy Direktor des Laboratoriums der Royal Institution, 1827 auch Prof. der Chemie. Unter dem Einfluss Davys beschäftigte sich F. zunächst vorwiegend mit chem. Problemen, wandte sich aber später zunehmend der Elektrizität und v. a. dem Nachweis der gegenseitigen Umwandlung der Naturkräfte zu. 1823 gelang ihm bei Arbeiten über Gasverflüssigung die Darstellung von flüssigem Chlor unter Druck. Bei der Analyse von Ölen entdeckte er 1824 das Benzol. — Zuvor hatte er 1821 gezeigt, dass ein bewegl. Magnet um einen festen, stromdurchflossenen Leiter rotiert. 1831 gelang ihm mit dem Nachweis der elektromagnet. → Induktion seine wohl bedeutendste Entdeckung: F. konstruierte den ersten Dynamo. Die Arbeiten zum Nachweis der Gleichartigkeit der auf versch. Weise erzeugten Elektrizität führten ihn zu elektrochem. Problemen und 1833/34 zur Aufstellung der nach ihm benannten Gesetze der Elektrolyse Faraday führte dabei die Begriffe Elektrolyse, Elektrolyt, Elektrode, Kathode, Anode, Anion und Kation in die Elektrochemie ein. In seiner Bemühung um den Nachweis eines Zusammenhangs der Naturkräfte kam er 1839 der Formulierung des Energiesatzes sehr nahe. 1845 entdeckte er die Drehung der Polarisationsebene von Licht im magnetischen Feld (F.-Effekt) und den → Diamagnetismus.   …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 7, S. 110
      //de.wikipedia.org/wiki/Michael_Faraday
    
Lemmerich, Jost: Michael Faraday : 1791 - 1867 ; Erforscher der Elektrizität
München, 1991. - 255 S..     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 3160 L554)

Fechner, Gustav Theodor
Physiker, Psychologe und Philosoph,
* Groß Särchen (heute zu Knappensee; bei Hoyerswerda) 19. 4. 1801, † Leipzig 18. 11. 1887; 1834-39 Prof. für Physik, ab 1843 für Naturphilosophie und Anthropologie in Leipzig. F. führte wichtige Untersuchungen zur Gültigkeit des ohmschen Gesetzes in galvan. Elementen und zu opt. Problemen (bes. zur Farbenlehre) durch. Nach der durch ein Augenleiden bedingten Aufgabe seines Physiklehrstuhls (1839) galt sein Interesse zunehmend der Philosophie, der Psychophysik und der psycholog. Ästhetik. Die Welt betrachtete er als beseelt (»Tagesansicht« im Ggs. zur »Nachtansicht« des physikalisch-mathemat. Weltbildes), das Stoffliche nur als Außenseite des Daseins. Seinen Bemühungen, für psychische Phänomene ein physikal. Maß zu finden, entspringt die Erweiterung des von E. H. Weber aufgestellten Gesetzes zum → fechnerschen Gesetz (1860). Diese und spätere Untersuchungen machten ihn zu einem Begründer der experimentellen Psychologie. - F. publizierte unter dem Pseudonym Dr. Mises auch satirische Schriften.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 7, S. 157
      //de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Theodor_Fechner
    
Heidelberger, Michael: Gustav Theodor Fechners wissenschaftlich-philosophische Weltauffassung.
Frankfurt/M., 1993. - 457 S..     (Signatur UB Heidelberg: 93 A 3682)

Fraunhofer, Joseph von (seit 1824)
Physiker und Glastechniker,
* Straubing 6. 3. 1787, † München 7. 6. 1826. Nach einer Lehre als Spiegelmacher und Glasschleifer wurde F. 1806 Mitarbeiter und 1813 Leiter, wenig später auch Teilhaber des von J. von Utzschneider u.a. betriebenen mechanisch-opt. Instituts in München (1809-19 in Benediktbeuern). 1819 wurde er Prof., 1823 Konservator des Physikal. Kabinetts der Bayer. Akademie. — F. entwickelte mit dem Schweizer P. L. Guinand neue Verfahren des Glasschmelzens sowie neue Schleif-, Berechnungs- und Prüfungsmethoden für opt. Linsen. Seine opt. Geräte (Mikroskope, Refraktoren, Spektrometer u. a.) waren weit verbreitet. — 1814 entdeckte F., unabhängig von W. H. Wollaston, die nach ihm benannten Absorptionslinien im Sonnenspektrum, die F. genauer beschrieb. Etwa ab 1817 befasste sich F. mit dem Phänomen der Beugung und verhalf dabei, unabhängig von A. J. Fresnel, der Wellentheorie des Lichts zum endgültigen Durchbruch. Durch Einritzen von parallelen Furchen in Glas (300 Striche je mm) stellte er das erste Beugungsgitter her, mit dem es ihm gelang, die erste absolute Wellenlängenmessung von Spektrallinien durchzuführen.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 7, S. 644-645
      //de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Fraunhofer
    
Roth, Günter D.: Joseph von Fraunhofer : Handwerker, Forscher, Akademiemitglied ; 1787-1826
Stuttgart, 1976. - 166 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 3165 R845)

Friedreich, Nikolaus
Internist, Pathologe,
* Würzburg 31. 7. 1825, † Heidelberg 6. 7. 1882;
Professor in Würzburg und Heidelberg; wurde 1856 Nachfolger R. Virchows am Lehrstuhl für pathologische Anatomie in Würzburg und arbeitete seit 1858 an der Universität Heidelberg. Friedreich initiierte die Errichtung des Akademischen Krankenhauses in Heidelberg 1876. Er veröffentlichte u. a. »Ueber progressive Muskelatrophie, über wahre und falsche Muskelatrophie« (1873).
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      ADB Bd. 48, S. 785-786
      NDB Bd. 5, S. 458-459
      //de.wikipedia.org/wiki/Nicolaus_Friedreich

Dt. Reich: Friedrich, als Kronprinz Friedrich Wilhelm gen.
Kaiser (seit 9.3.1888) und König von Preußen (als F. III., seit 9.3.1888),
* Potsdam 18.10.1831, † ebd. 15.6.1888, Sohn Wilhelms I., Vater Wilhelms II.; ∞ 1858 in London mit der brit. Prinzessin Viktoria (»Kaiserin F.«), die starken Einfluss auf seine liberale Einstellung hatte. Im Dt. Krieg 1866 hatte er wesentl. Anteil am Sieg von Königgrätz, im Dt.-Frz. Krieg 1870/71 am Sieg von Sedan und der Einschließung von Paris. In der Frage der Reichsgründung 1870/71 wollte F. widerstrebende dt. Fürsten notfalls mit Gewalt in ein unitar. Reich zwingen. Dieses ausgeprägte monarch. Bewusstsein stand in Widerspruch zu seinen liberalen Neigungen, die ihn mehrfach in starken Ggs. zur Politik Otto von Bismarcks brachten. Der Regierungszeit F.s galten die Hoffnungen des liberalen und freisinnigen Bürgertums, doch starb F. nach nur 99 Tagen Reg. (»Neunundneunzig-Tage-Kaiser«) an Kehlkopfkrebs.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 7, S. 715
      //de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_III._(Deutsches_Reich)

Gervinus, Georg (Gottfried)
Historiker, Literar.-historiker und Politiker,
* Darmstadt 20.5.1805, † Heidelberg 18.3.1871; urspr. Kaufmann, während seines Geschichtsstudiums (seit 1826) Schüler und Freund F. C. SCHLOSSERS; wurde 1835 Prof. in Heidelberg, 1836 in Göttingen, 1837 als einer der Göttinger Sieben amtsenthoben. 1844 Honorar-Prof. in Heidelberg, gehörte G. 1848 vorübergehend der Frankfurter Nationalversammlung an. Seine von demokrat. Idealen — nach dem Scheitern der bürgerlichen dt. Revolution ruhte seine Hoffnung v. a. auf dem vierten Stand — und dem Glauben an einen unaufhaltsamen Fortschritt der Völker zur Freiheit getragene Geschichtsauffassung trug ihm 1853 den Entzug der Lehrbefugnis und ein Hochverratsverfahren ein. Seitdem lebte er, politisch enttäuscht, in wachsender Verbitterung als Privatgelehrter in Heidelberg, in Opposition auch zu der späteren polit. Entwicklung in Dtl., die seiner liberalen Geschichtsauffassung nicht gemäß war. Das Werk L. VON RANKES kritisierte er scharf. — Als Literarhistoriker hat G. als Erster die dt. Literatur im Zusammenhang mit der geschichtl. Entwicklung unter Akzentuierung der polit. Bezüge dargestellt.
(aus Brockhaus)
Der Mathematiker Leo Koenigsberger wohnte von 1870 bis 1873 in Heidelberg im Hause Gervinus' (Friedrich-Ebert-Anlage 5). Er berichtet in seinen Erinnerungen:
In den Kreis meiner näheren Freunde war nun auch Gervinus getreten, in dessen Hause ich wohnte, und mit dem ich sehr häufig nachmittags oder abends zusammenkam. Es war die Zeit des Krieges eine für den großen Gelehrten und vornehmen, aber unbeugsamen Charakter eine recht trübe — die Politik Bismarcks war ihm verhaßt gewesen in der Zeit des Militärkonflikts, und unsympathisch geblieben trotz aller Großtaten Deutschlands im österreichischen und französischen Kriege; als er zur Feier der Schlacht bei Sedan auf seinem Balkon die Lämpchen zur Illumination selbst anzündete, fragte ich ihn, weshalb er denn das nicht seinem Diener überlasse: „damit die Leute sehen, daß ich mich über den Sieg und wenigstens für jetzt erlangte Einheit Deutschlands freue,“ war seine wehmütige Antwort. All die widerstrebenden Gefühle zehrten an ihm, und ich zweifelte nicht daran, daß er, der einst, einer der „Göttinger Sieben“, für die Freiheit und Einheit Deutschlands seine Dozententätigkeit und Existenz eingesetzt hatte, und jetzt von all den politischen Schwätzern unter den Gebildeten und Ungebildeten verlacht und verspottet wurde, sehr bald daran zugrunde gehen würde. Schon im März 71 zeigte mir Kirchhoff den Tod von Gervinus nach Posen hin an: „Sie, Bunsen und Kopp werden durch diesen Trauerfall sehr erschreckt sein; freilich sagte mir Frau Gervinus, Sie hätten vor längerer Zeit schon zu einer Dame geäußert, Gervinus würde diesen Krieg nicht überleben.“
(aus  Koenigsberger, S. 63)
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 420
      HGL S. 83
      ADB Bd. 9 S. 77-297
      NDB Bd. 6, S. 335-338
      //de.wikipedia.org/wiki/Georg_Gottfried_Gervinus
    
Müller, Leonhard: Georg Gottfried Gervinus : biograph. Unters. zur Entfaltung von Persönlichkeit und Weltbild.
Heidelberg, 1950. - VII, 303 Bl.
Heidelberg, Univ., Diss., 1950     (Signatur UB Heidelberg: W 7002)
Georg Gottfried Gervinus 1805 - 1871 : Gelehrter - Politiker - Publizist / bearb. von Frank Engehausen ... - Heidelberg [u.a.], 2005. - 152 S.
ISBN 978-3-89735-445-6     (Signatur UB Heidelberg: 2006 A 307)
Koenigsberger, Leo: Mein Leben. - Digitale Ausgabe, 2015. - 510 S.
HeiDOK

Goethe, Johann Wolfgang von (geadelt 1782)
Dichter,
* Frankfurt am Main 28.8.1749, † Weimar 22.3.1832

An Stelle einer Biographie sei hier an die 8 Besuche Goethes in Heidelberg erinnert:

  1. Mai 1775: Besuch des Großen Fasses auf der Reise in die Schweiz
  2. Auf der Rückfahrt von der Schweizreise ebenfalls in HD.
  3. Okt. 1775: Goethe wohnt mehrere Tage bei Dorothea Delph. Hier erreicht ihn die Einladung Carl Augusts nach Weimar.
  4. 1779: Auf der Reise mit Carl August in die Schweiz.
  5. 1793: Treffen mit seinem Schwager Joh. Georg Schlosser, zwecks Gründung einer gelehrten Gesellschaft.
  6. Aug. 1797: Aufenthalt bei der dritten Schweizreise.
  7. Sept./Okt. 1814: Aufenthalt bei den Brüdern Boiserée und Besichtigung ihrer Gemäldesammlung.
  8. Sept./Okt. 1815: Wiederum Gast bei den Brüdern Boiserée. Treffen mit Marianne Willemer.
Der Sohn August und der Enkel Wolfgang des Dichters studierten in Heidelberg.
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 669-673
      ADB Bd. 9, S. 413-448q
      NDB Bd. 6, S. 546-575
      Pogg. I. Sp. 922-923
      http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe

Graefe, Albrecht von
Augenarzt,
* Berlin 22. 5. 1828, † ebenda 20. 7. 1870, Sohn von Karl Ferdinand von Graefe ab 1857 Professor in Berlin. Seine Berliner Privatklinik wurde zur bedeutendsten ophthalmologischen Lehr- und Forschungsstätte des 19. Jahrhunderts. Er führte den von H. L. F. Helmholtz erfundenen Augenspiegel in die Praxis ein, verbesserte die Operation des Katarakts (grauer Star) durch Einführung des peripheren Längsschnitts und erkannte Zusammenhänge zwischen Augenkrankheiten und anderen Erkrankungen. Seine größte Leistung war die Erfindung der Iridektomie (1857) zur Behandlung des akuten Glaukoms. — 1854 begründete Graefe die Zeitschrift »Archiv für Ophthalmologie«, 1863 die »Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft«.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      ADB Bd. 9, S. 550-555
      NDB Bd. 6, S. 710
      //de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_von_Graefe

Green, George
britischer Mathematiker und Physiker,
getauft Nottingham 14. 7. 1793, † Sneinton (heute zu Nottingham) 31. 5. 1841;
Autodidakt. Sein Hauptwerk »An essay on the application of mathematical analysis to the theories of electricity and magnetism«, das 1828 als Privatdruck erschien und nur 48 Abnehmer fand, enthält eine auf dem von Green eingeführten Begriff der Potenzialfunktion beruhende Theorie der Elektrizität und des Magnetismus. Darin finden sich auch die Green-Integralsätze. Dieses Werk wurde nach seinem Tod von W. Thomson (dem späteren Lord Kelvin) wiederentdeckt und beeinflusste u. a. J. C. Maxwell. 1834–37 studierte Green in Cambridge, wo er 1839 zum Fellow gewählt wurde. In jener Zeit veröffentlichte er noch mehrere Abhandlungen zur mathematischen Physik.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/George_Green

Häusser, Ludwig
Historiker,
* Kleeburg (Elsaß) 26.10.1818, † Heidelberg 17.3.1867. H. war ab 1845 Professor der Geschichte in Heidelberg. Er gehörte 1848 dem Vorparlament und der Badischen Kammer an. H. verfocht 1859 die preußisch-kleindeutsche Lösung.
Bildnis: ♦ Grabbüste, Heidelberger Bergfriedhof (Foto: Gabriele Dörflinger, 2005)
      Quellen:
      HGL S. 98
      ADB Bd. 11, S. 100-112
      NDB Bd. 7, S. 456-459
      DBE Bd. 4, S. 314
      //de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_H%C3%A4usser
    
Waibel, Lorenz: Ludwig Hässer (1818 - 1867) : kleindeutsche politische Geschichtsschreibung an der Universität Heidelberg
Hamburg, 2014. - 333 S.
Zugl. Heidelberg, Univ., Diss., 2011     (Signatur UB Heidelberg: 2013 A 10542)

Helmholtz, Anna von, geb. Mohl
2. Ehefrau von Hermann von Helmholtz.
* Tübingen 19.9.1834, † Volosca-Abbazia 1.12.1899; heiratete Hermann Helmholtz am 16. Mai 1861. Aus dieser Ehe stammen die Kinder Robert (1862-1889), Ellen (1864-1941) und Fritz (1868-1901).
      Quellen:
      Bad. Biogr. Bd. 5, S. 294-301
      Werner, S. 68-88
      //de.wikipedia.org/wiki/Anna_von_Helmholtz
    
Anna von Helmholtz : ein Lebensbild in Briefen / hrsg von Ellen Siemens-Helmholtz. - Berlin, 1929     (Signatur UB Heidelberg: F 6834-3-44)

Helmholtz, Caroline, geb. Penne
Mutter von Hermann Helmholtz,
*Breslau 22.5.1797, † Potsdam 30.9.1854; heiratete am 5.10.1820 Ferdinand Helmholtz. Sie war die Tochter des Artillerie-Hauptmanns Johann Carl Ferdinand Penne (1769.1812) und der Juliane Margarethe Moser (1768-1822).
      Quellen:
      Werner, S. 5 u. 7

Helmholtz, (August) Ferdinand Julius
Vater von Hermann Helmholtz.
* 1792, † Potsdam 1858; Ferdinand H. war Gymnasialprofessor in Potsdam. Er hatte in seinem Studium Vorlesungen bei Johann Gottlieb Fichte gehört, der ihn stark beeinflusste. Mit dessen Sohn Immanuel verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Dieser war auch der Taufpate seines Sohnes Hermann.
      Quellen:
     
Beneke S. 106
      Werner S. 4-11

Helmholtz, Olga, geb. von Velten
1. Ehefrau von Hermann von Helmholtz.
* Riesenburg 4.11.1826; † Heidelberg 28.12.1859; heiratete Hermann Helmholtz am 26.8.1849.
Ihre Mutter Julie zog 1828 nach dem Tod ihres Mannes Leopold von Velten nach Potsdam. Olga litt seit Geburt ihrer Tochter Käthe (1850) an chronischem Husten, der letztlich zu ihrem frühen Tod 1859 führte.
      Quellen:
      Werner, S. 57-64

Helmholtz, Robert Julius von
Sohn von Hermann Helmholtz.
* 3.3.1862, † 5.8.1889.
Untersuchungen über Dämpfe und Nebel, besonders über solche von Lösungen. 1887 Versuche mit einem Dampfstrahl. 1889 gemeinsam mit Prof. Dr. Richarz: Über die Einwirkung chemischer und elektrischer Prozesse auf den Dampfstrahl und über die Dissoziation der Gase, insbesondere des Sauerstoffs - 1888. Preisarbeit für den Elektrotechnischen Verein: Über Strahlungen. 1889 Assistent an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt zu Charlottenburg.
(aus Briefe von Anna von Helmholtz - Register)
      Quellen:
      Helmholtz-Anna, Bd. 1, S. 112-113 und 123-125
      Helmholtz-Anna, Bd. 2, Seite 12-15
     
Lr, O.: Robert von Helmholtz †   digital
In: Naturwissenschaftliche Rundschau. 4 (1889), S. 567-568.   (Signatur: UB Heidelberg: O 29-3 Folio)
Der Nachruf stammt vermutlich von Otto Lummer (1860-1925), der 1884 Assistent bei Hermann von Helmholtz und 1894 Professor der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt wurde.

Hensen, (Christian Andreas) Victor
Physiologe und Anatom,
* Schleswig 10. 2. 1835, † Kiel 5. 4. 1924;
Professor in Kiel; seine Hauptarbeitsgebiete waren Embryologie, Anatomie und Physiologie der Sinnesorgane. Unabhängig von C. Bernard entdeckte er 1857 das Glykogen. In die Meeresbiologie führte er den Begriff Plankton ein.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-24)
      NDB Bd. 8, S. 563-564
      //de.wikipedia.org/wiki/Victor_Hensen
    
Porep, Rüdiger: Der Physiologe und Planktonforscher Victor Hensen (1835 - 1924) : sein Leben und sein Werk
Neumünster, 1970. - 147 S.
Zugl. Kiel, Univ., Diss., 1969     (Signatur UB Heidelberg: 75 P 5023)

Hermite, Charles
frz. Mathematiker,
* Dieuze 24.12.1822, † Paris 14.1.1901; seit 1848 an der École Polytechnique (1869 Ernennung zum Prof.) zu Paris. H. löste als Erster Gleichungen fünften Grades mithilfe ellipt. Funktionen und bewies 1873 die Transzendenz der Zahl e nach einer Methode, die 1882 F. von Lindemann zum Beweis der Transzendenz der Kreiszahl π benutzen konnte. Bedeutendes leistete H. ferner auf dem Gebiet der Analysis (ellipt. Funktionen), in der Algebra (algebraische Gleichungen) sowie in der Zahlen- und Invariantentheorie. H. schrieb zahlreiche, auch im Ausland weit verbreitete Lehrbücher und war ein einflussreicher Wissenschaftsorganisator.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 9, S. 728
      Gottwald S. 200-201
      Meschkowski S. 117-119
      Pogg. I. Sp. 1084, III. S. 620-621, IV. S. 624
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Hermite/
      //de.wikipedia.org/wiki/Charles_Hermite

Hertz, Heinrich (Rudolf)
Physiker,
* Hamburg 22.2.1857, † Bonn 1.1.1894, Onkel von 1)[Hertz, Gustav]; Prof. der Physik in Karlsruhe (ab 1885) und Bonn (ab 1889), bestätigte durch seine Untersuchungen über die Ausbreitung elektromagn. Wellen 1887/88 die Voraussagen der maxwellschen Theorie, die er später in seinen theoret. Arbeiten vereinfachte und verbesserte. Die von ihm entdeckten hertzchen Wellen bilden eine der physikalischen Grundlagen der heutigen Funktechnnik.   …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 10, S. 14-15
      ADB Bd. 50, S. 256-259
      NDB Bd. 8, S. 713 f.
      Pogg. III. S. 623, IV. S. 626-627
      //de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hertz
    
Fölsing, Albrecht: Heinrich Hertz
Hamburg, 1997. - 605 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 3181 F654)

Hildebrand, Adolf von (seit 1904)
Bildhauer,
* Marburg 6. 10. 1847, † München 18. 1. 1921;
studierte in Nürnberg, dann in München bei C. von Zumbusch, den er 1867 nach Rom begleitete. Von entscheidender Bedeutung für seine Entwicklung zum führenden deutschen Bildhauer seiner Zeit waren die Begegnungen mit dem Maler H. von Marées in Rom und dem Kunsttheoretiker C. Fiedler in Berlin (1869). 1872–97 lebte er meist in Florenz, wo er sich intensiv mit der Plastik der italienischen Renaissance auseinandersetzte. Mithilfe genauer Naturstudien gelangte er zu einer neuen Klassizität freierer Prägung. Bei seinen Porträtbüsten orientierte er sich besonders an den Werken der Frührenaissance (v. a. an A. del Verrocchio); trat auch auf dem Gebiet der Brunnen und Denkmäler hervor, zu denen er selbst die Architektur schuf.
(aus Brockhaus)
Am Heidelberger Bergfriedhof findet man das von Hildebrand geschaffene Grabmal von Graf Georg Wilding von Königsbrück, Fürst von Radali, (1826-1898). Er war der Neffe Georg Wildings, der den Fürstentitel durch Heirat errang.Der schlichte Bau scheint auf dem ersten Blick eher ein Gerätehaus des Gärtners als ein Fürstengrab zu sein. Grab G. Wildings
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-24)
      NDB Bd. 9, S. 119-120
      //de.wikipedia.org/wiki/Adolf_von_Hildebrand
    
Esche-Braunfels, Sigrid: Adolf von Hildebrand : (1847 - 1921)
Berlin, 1993. - 671 S.     (Signatur UB Heidelberg: 93 B 567)

Huxley, Thomas Henry
britischer Zoologe,
* Ealing (heute zu London) 4. 5. 1825, † London 29. 6. 1895, Großvater von Aldous Leonard Huxley, Andrew Fielding Huxley und Julian Sorell Huxley;
ab 1855 Professor in London; Arbeiten zur vergleichenden Anatomie der Wirbellosen und der Wirbeltiere. Huxley war einer der ersten Anhänger des Darwinismus.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-24)
      //de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Henry_Huxley
    
Huxley, Thomas Henry: Life and letters of Thomas Henry Huxley. - 2. ed. - London, 1903.
  Bd. 1. - IX, 463 S.     (Signatur UB Heidelberg: F 6918-4::1 (2))
  Bd. 2. - 476 S.     (Signatur UB Heidelberg: F 6918-4::2 (2))
  Bd. 3. - 501 S.     (Signatur UB Heidelberg: F 6918-4::3 (2))

Kant, Immanuel
Philosoph,
* Königsberg (heute Kaliningrad) 22.4.1724, † ebd. 12.2.1804; Studium in Königsberg; 1746-55 Hauslehrer; 1755 Promotion und Habilitation, danach als Privatdozent und ab 1770 als Professor für Logik und Metaphysik in Königsberg tätig. Kant verbrachte sein ganzes Leben im Raum Königsberg.
      Quellen:
      Brockhaus 11, S. 449-451
      ADB Bd. 15, S. 81-97
      NDB Bd. 11, S. 110-125
      Pogg. I. Sp. 1222-1223
      //de.wikipedia.org/wiki/Immanuel_Kant
    
Kühn, Manfred: Kant : eine Biographie
München, 2024. - 639 S.     (Signatur UB Heidelberg: 2024 A 2094)

Kirchhoff, Gustav (Robert)
Physiker,
* Königsberg (heute Kaliningrad) 12.3.1824, † Berlin 17.10.1887. Bereits als Student in Königsberg (1845/46) entdeckte K. die Gesetze der Stromverzweigung. 1850 wurde K. nach Breslau berufen, wo er im folgenden Jahr R. Bunsen kennen lernte, dem er 1854 nach Heidelberg folgte. Zus. mit diesem entwickelte K. die Spektralanalyse (1859/60). In diesen Zeitraum fällt auch die Formulierung des kirchhoffschen Strahlungsgesetzes (1859) und die Definition des schwarzen Strahlers (1862). Mithilfe des von ihm entdeckten Gesetzes gelang es K., die fraunhoferschen Linien zu erklären. Andere Beiträge betrafen die Mechanik, die Akustik (Erklärung der Chladni-Figuren) und die Elektrozitätsleitung, wobei er erkannte, dass diese annähernd mit Lichtgeschwindigkeit erfolgt (1857). 1875-86 war K. Prof. in Berlin.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 12, S. 24
      DSB 7, 379-383
      HGL  S. 135
      ADB Bd. 51, S. 165-167
      NDB Bd. 11, S. 649-653
      Pogg. I. Sp. 1260-1261, III. S. 720-721, IV. S. 750-751
    
Hübner, Klaus: Gustav Robert Kirchhoff : das gewöhnliche Leben eines außergewöhnlichen Mannes. - Ubstadt-Weiher [u.a.] : Verlag Regionalkultur, 2010. - 311 S.
ISBN 978-3-89735-606-1       (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 3512 H887)
      //histmath-heidelberg.de/homo-heid/kirchhoff.htm
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Kirchhoff/
      //de.wikipedia.org/wiki/Gustav_Robert_Kirchhoff

Knapp, Hermann
Augenarzt,
* Dauborn bei Limburg/Lahr 17.3.1832, † Marmoroneck (New York, USA) 30.4.1911.
Er habilierte sich 1859/69 als Assistent von Hermann Helmholtz in Heidelberg. Dort richtete er 1862 in der Hauptstr. 35 eine private Augenklinik ein, für die er nach seiner Ernennung 1865 zum a.o. Prof. einen Zuschuss erhielt. Er strebte die Errichtung einer Universitätsaugenklinik an. Als sich dieser Plan verzögerte, wanderte er 1868 nach New York aus. Dort gründete er ein Krankenhaus mit Poliklnik und die Zeitschrift »Archives of Ophthalmology and Otology«.
      Quellen:
      NDB Bd. 12, S. 155

König, Arthur
Physiker,
* Krefeld 13.9.1856, † Berlin 26.10.1901
studierte in Bonn, Heiddelberg und Berlin, wo er 1879 Assistent von Hermann von Helmholtz wurde. Ab 1883 widmete er sich der physiologischen Optik und wurde 1890 Direktor der Physik-Abt. des Physiolog. Inst. der Berliner Universität. Mitherausgeber des literarischen Nachlasses von Helmholtz. Redigierte seit 1888 Verhandlungen der Physikalischen Gesellschaft.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Arthur_K%C3%B6nig_(Physiker)

Kopp, Hermann (Franz Moritz)
Chemiker, * Hanau 30.10.1817, † Heidelberg 20.2.1892; Prof. in Gießen (1843-63), danach in Heidelberg; arbeitete über den Zusammenhang der physikal. Eigenschaften (bes. Siedepunkt, Dampfdichte, spezif. Wärme) mit der Konstitution organ. Verbindungen und veröffentlichte wesentl. Beiträge zur Chemiegesch. (u.a. »Gesch. der Chemie«, 4 Bde., 1843-47).
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 12, S. 367
      HGL S. 145-146
      ADB Bd. 55, S. 820-826
      NDB Bd. 12, S. 567 f.
      Pogg. I. Sp. 1304-1305, III. S. 742, IV. S. 792
      //de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Kopp_(Chemiker)

Kühne, Wilhelm
* Hamburg 28.3.1837, † Heidelberg 10.1.1900, dt. Physiologe.
Ab 1871 Professor in Heidelberg; bed. myo- und neurophysiolog. sowie physiolog.-chem. Untersuchungen. K. entdeckte die motor. Endplatte (,„Über die peripheren Endorgane der motor. Nerven“, 1862) und isolierte das Trypsin. 1878 führte er den Begriff „Enzym“ ein, um damit extrazelluläre gegen intrazelluläre („Fermente“) Wirkstoffe abzugrenzen. Diese Unterscheidung wurde durch E. Buchners Entdeckung der zellfreien Gärung gegenstandslos.
(aus Meyer)
      Quellen:
      Meyer 14, S. 431
      HGL S. 151-152
      NDB Bd. 13, S. 202 f.
      Pagel  Sp. 922-923
      Chronik der Stadt Heidelberg. - 8.1900 (1901), S. 107
      Pogg. IV. S. 813
      //de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kühne

Lagrange, Joseph Louis de, eigtl. Giuseppe Ludovico Lagrangia
frz. Mathematiker und Physiker ital. Herkunft,
* Turin 25.1.1736, † Paris 10.4.1813. L. lehrte bereits mit 19 Jahren an der Königl. Artillerieschule in Turin. Von 1766 bis 1786 war er als Nachfolger Eulers Direktor der math. Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Berlin; danach lebte er in Paris.
      Quellen:
      Brockhaus 13, S. 5-6
      Meschkowski S. 151-152
      Pogg. I. Sp. 1343-1346
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/history/Biographies/Lagrange/
      //de.wikipedia.org/wiki/Joseph-Louis_Lagrange

Liebig, Justus Freiherr von (seit 1845)
Chemiker,
* Darmstadt 12.5.1803, † München 18.4.1873;
ab 1824 Prof. für Chemie in Gießen, ab 1852 in München. Neben Arbeiten zur techn. und zur analyt. Chemie sind bes. seine Forschungen auf dem Gebiet der organ. Chemie wichtig, das er u.a. durch die Entdeckung neuer Stoffe (Aldehyde, Chloral, Cloroform u.a.) erheblich erweiterte. Viele seiner Entdeckungen fanden industrielle Anwendung (u.a. Herstellung von Fleischextrakt). L. gilt auch als Begründer der modernen Düngelehre und der Agrikulturchemie.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 13, S. 403
      ADB Bd. 18 S. 589-605
      NDB Bd. 14, S. 497-501
      Pogg. I. Sp. 1455-1460, III. S. 811
      //de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig
    
Brock, William H.: Justus von Liebig : eine Biographie des großen Naturwissenschaftlers und Europäers
Braunschweig ; Wiesbaden, 1999. - XVI, 330 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/VB 3222 B864)

Listing, Johann Benedict
Mathematiker und Physiker,
* Frankfurt/Main 25.7.1808, † Göttingen 24.12.1882;
nach dem Studium der Mathematik und Architektur wurde er 1834 in Göttingen promoviert. Anschließend reiste er bis 1837 mit Wiolfgang Sartorius von Waltershausen um den Ätna zu untersuchen. 1839 wurde a.o. Prof. der Physik und 1849 Professor der Mathematik in Göttingen. Er verfasste 1847 ein Lehrbuch der Topologie.
Nach ihm ist das Listingsche Gesetz benannt, das die Drehbewegungen des Auges beschreibt.
      Quellen:
      NDB Bd. 14, S. 700-701
      //de.wikipedia.org/wiki/Johann_Benedict_Listing

Ludwig, Carl (Friedrich Wilhelm)
Physiologe,
* Witzenhausen 29.12.1816, † Leipzig 24.4.1895; Prof. in Marburg (1846-49), Zürich, Wien (1855-65) und Leipzig. Seine »Physiolog. Anstalt« in Leipzig erlangte Weltruf. L. verstand die Physiologie als Wiss. von der Physik und Chemie des lebenden Organismus. Mit seinen das gesamte Fach umspannenden Forschungen und seinem »Lehrbuch der Physiologie des Menschen« (1852-56, 2 Bde.) begründete er die quantitativ-exakte Richtung der Physiologie. L. befasste sich v.a. mit Kreislaufphysiologie (u.a. Hämodynamik, funktioneller Anatomie der Organkreisläufe), Physiologie der Atmung und des Stoffwechsels, Neurophysiologie und physiolog. Chemie. Darüber hinaus entwickelte er Methoden des physiolog. Experimentierens am isolierten Organ. Er erfand (1860-70) das Kymographion und führte die Autographie (Dermographismus) in die Experimentalphysiologie ein.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 13, S. 608
      ADB Bd. 52, S. 123-131
      NDB Bd. 15, S. 429 f.
      Pagel  Sp. 1055-1058
      Pogg. I. Sp. 1514-1516, III. S. 840
      //de.wikipedia.org/wiki/Carl_Ludwig_(Mediziner)

Magnus, (Heinrich) Gustav
Chemiker und Physiker,
* Berlin 2.5.1802, † ebd. 4.4.1870; seit 1834 Prof. in Berlin, wo er erstmals in Dtl. physikal. Kolloquien einführte. Seine physikal. Arbeiten galten u.a. der Wärmeausdehnung von Luft und Wasserdampf sowie den Strömungen von Gasen und Flüssigkeiten (1852 entdeckte er den Magnus-Effekt), seine chem. betrafen v.a. Tellus, Selen und Platin.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 14, S. 43
      ADB Bd. 20, S. 77-90
      NDB Bd. 15, S. 673-674
      Pogg. II. Sp. 14-15, III. S. 856
      //de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gustav_Magnus

Maxwell, James Clerk
brit. Physiker,
* Edinburgh 13.6.1831, † Cambridge 5.11.1879; Studium in Edinburgh und Cambridge, 1856-60 Prof. für Physik in Aberdeen, dann am King's College in London. 1871 folgte M. dem Ruf nach Cambridge, wo er das »Cavendish Laboratory« gründete. Seine Beiträge zur Physik beziehen sich v. a. auf drei Gebiete: die Theorie des Elektromagnetismus, die kinet. Gastheorie und die physiolog. Farbenlehre. Ausgehend von der durch M. FARADAY eingeführten Idee des elektr. Feldes formulierte M. die vier Grundgleichungen der Elektrodynamik ( → maxwellsche Gleichungen, → maxwellsche Theorie), aus denen sich die Existenz elektromagnet. Wellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten, ergibt. Hieraus schloss M., dass Licht eine elektromagnet. Strahlung darstelle. Diese Ideen regten zahlr. Forscher (u. a. H. HERTZ) zu eigenen Untersuchungen an. In der physiolog. Farbenlehre entwickelte M. die von T. YOUNG stammende Dreifarbenlehre weiter. Die heute übl. Vorstellungen der kinet. Gastheorie, insbesondere die Auffassung, Gase seien Ansammlungen von sich bewegenden Molekülen, wurde entscheidend von M. gefördert. Angeregt durch die Arbeiten von R. CLAUSIUS, begann er ab 1860, statist. Verfahren in die Gastheorie einzuführen. Das bekannteste Ergebnis dieser Bemühungen ist die → maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung. - M. wird in seiner Bedeutung für die Physik häufig mit I. NEWTON und A. EINSTEIN auf eine Stufe gestellt.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 14, S. 367
      DSB 9, S. 198-230
      Pogg. III. S. 889-890, IV. S. 977
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/history/Biographies/Maxwell/
      //de.wikipedia.org/wiki/James_Clerk_Maxwell
    
Hendry, John: James Clerk Maxwell and the theory of the electromagnetic field
Bristol [u.a.], 1986. - XIX, 305 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 2420 M465)

Mayer, (Julius) Robert von (seit 1867)
Arzt und Physiker,
* Heilbronn 25.11.1814, † ebd. 20.3.1878; nach Studium in Tübingen Schiffsarzt, danach Arzt in Heilbronn. M. begründete in seinem 1842 erschienenen Aufsatz »Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur« und ausführlicher in seiner 1845 erschienenen Schrift »Die organ. Bewegung in ihrem Zusammenhange mit dem Stoffwechsel« das Gesetz von der Erhaltung der Energie. M.s Prioritätsansprüche u.a. gegenüber J.P. Joule (1843) und H. von Helmholtz (1847) hinsichtlich der Entdeckung des Energieprinzips, wurden erst seit 1862 anerkannt.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 14, S. 373
      ADB Bd. 21, S. 126-128
      NDB Bd. 16, S. 546-548
      Pagel  Sp. 1110-1112
      Pogg. II. S. 94, Pogg. III. S. 890, IV. S. 977
      //de.wikipedia.org/wiki/Julius_Robert_von_Mayer
    
Friedlaender, Salomo: Julius Robert Mayer
Leipzig, 1905. - 210 S.     (Signatur UB Heidelberg: F 7100-12)
Schmolz, Helmut: Robert Mayer : sein Leben und Werk in Dokumenten / Helmut Schmolz ; Hubert Weckbach.
Weißenhorn : Konrad, 1964. - 186 S. - (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn ; 12)     (Signatur UB Heidelberg: 65 B 891)

Mayer, Siegmund
Physiologe
* 27. 12. 1842 in Bechtheim bei Worms; † 1. 9. 1910 in Amras bei Innsbruck.
Er studierte vom SS 1861 bis zum WS 1862/63 Medizin in Heidelberg, wechselte dann nach Gießen und Tübingen, wo er 1865 promoviert wurde. Er wanderte über mehrere Stationen nach Wien, wo er sich 1869 habilitierte. 1870 wurde er Assistent in Prag, 1872 dort a.o. Prof. und 1887 ord. Prof. Ab 1880 leitete er in Prag das neue Institut für Histologie.
      Quellen:
      ÖBL 1815-1950, Bd. 5 (Lfg. 25, 1972), S. 446f.
      //de/wikipedia.org/wiki/Siegmund_Mayer

Mohl, Julius von
Orientalist, Bruder von Robert von Mohl,
* Stuttgart 25.10.1800, † Paris 4.1.1876.
Studiert Theologie im Tübinger Stift, alsdann orientalische Sprachen in Paris. 1826 ernannt zum Professor der orientalischen Literatur in Tübingen. Nach anonymer Herausgabe von Fragmentenn der Religion des Zoroaster und des Konfuzius, von der französischen Regierung beauftragt mit Bearbeitung des Schah-Nameh von Firdusi. Die Ausgabe erschien 1838 bis 1878. Membre de l'Académie des Inscriptions et belles-lettres. 1845 Professor des Persischen am Collège de France. 1852 Inspektor der orientalischen Drucke in der Kaiserlichen Druckerei und 1852 Sekretär der Asiatischen Gesellschaft, 1867 deren Präsident. Verm. mit Mary, geb. Clarke, Tochter von Charles Clarke und Elizabeth Hay Clarke, geb. 22.2.1793 zu London, gest. 15.5.1883 in Paris.
(aus Anna von Helmholtz - Register)
      Quellen:
      ADB Bd. 22, S. 57-59
      //de.wikipedia.org/wiki/Julius_Mohl

Mohl, Robert
badischer Staatsrechtslehrer und Politiker,
* Stuttgart 17. 8. 1799, † Berlin 4. 11. 1875;
1824–45 Professor für Staatsrecht in Tübingen, seit 1847 in Heidelberg. 1846 wurde er in die zweite badische Kammer gewählt. Er gehörte 1848/49 dem linken Zentrum der Frankfurter Nationalversammlung an, zugleich fungierte er als Reichsjustizminister (9. 8. 1848–10 . 5. 1849). 1861 schied Mohl aus dem Universitätsdienst aus und vertrat Baden bis 1866 als Gesandter beim Deutschen Bund, 1867–71 war er badischer Gesandter in Bayern. 1874 wurde er, mittlerweile den Nationalliberalen zuneigend, in den Reichstag gewählt. — Mohls Verdienst liegt in seinen theoretischen Schriften zur Staatsrechtslehre. Seine Schrift »Das Staatsrecht des Königreichs Württemberg« (1829–31, 2 Bände) ist die erste Darstellung, die Verfassung und Verwaltung getrennt betrachtet. In »Die Polizei-Wissenschaft nach den Grundsätzen des Rechtsstaates« (1832–34, 3 Bände) entwickelte er unter Herausarbeitung eines materiellen Rechtsstaatsprinzips bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Verwaltungswirklichkeit und der ihr zugrunde liegenden Rechtssystematik eine eigene Rechtsstaatskonzeption. Werke wie »Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften« (1855–58, 3 Bände), »Encyclopädie der Staatswissenschaften« (1859) sowie die Aufsatzsammlung »Staatsrecht, Völkerrecht und Politik« (1860–69, 3 Bände) weisen ihn als einen Wegbereiter des modernen Rechtsstaats aus.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-20)
      ADB Bd. 22, S. 745-758
      NDB Bd. 17, S. 692-694
      //de.wikipedia.org/wiki/Robert_von_Mohl
    
Angermann, Erich: Robert von Mohl : 1799 - 1875 ; Leben und Werk eines altliberalen Staatsgelehrten
Neuwied [u.a.], 1962. - 470 S..     (Signatur UB Heidelberg: 62 A 1511)

Müller, Johannes (Peter)
Physiologe und Anatom,
* Koblenz 14.7.1801, † Berlin 28.4.1858; 1826 Prof. in Bonn, 1833 in Berlin; universaler Forscher auf anatom., embryolog. und physiolog. Gebiet, philosophisch in einer Goethe verwandten Denkart gebildet. In ihm vollzog sich der Umschwung von der an die dt. romantik anklingenden, naturphilosoph. Heilkunde zur modernen, naturwissenschaftlich fundierten Medizin. Aus seiner Schule gingen T. Schwann, R. Virchow, H. von Helmholtz, E. du Bois-Reymond, E.W. von Brücke u.a. Forscher hervor. Er gilt als Begründer der neuzeitl. Physiologie.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 15, S. 201
      ADB Bd. 22, S. 625-628
      NDB Bd. 18, S. 425 f.
      Pagel  Sp. 1166-1169
      Pogg. II. Sp. 227
      //de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Peter_Müller
    
Ebbecke, Ulrich; Müller, Johannes: Johannes Müller, der große rheinische Physiologe : mit einem Nachdruck von Johannes Müllers Schrift Über die phantastischen Gesichtserscheinungen.
Hannover, 1951. - 191 S.     (Signatur UB Heidelberg: P 229-13-27)
Haberling, Wilhelm: Johannes Müller : das Leben des rheinischen Naturforschers.
Leipzig, 1924. - 500 S.     (Signatur UB Heidelberg: F 2908-4::9)

Müller, Friedrich Max
britischer Indologe, Sprach- und Religionswissenschaftler deutscher Herkunft,
* Dessau 6. 12. 1823, † Oxford 28. 10. 1900, Sohn von Wilhelm Müller;
ab 1850 Professor in Oxford; förderte die Vedaforschung durch seine Ausgabe der »Rig-Veda-Sanhita« (1849–74, 6 Bände) und durch »A history of ancient Sanskrit literature« (1859); wandte sich der vergleichenden Religionsgeschichte zu und begründete die moderne Religionswissenschaft, für die er als Herausgeber der »Sacred books of the East« (1879–1910, 50 Bände) eine bedeutende Textgrundlage schuf.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-20)
      NDB Bd. 18, S. 322-323
      //de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Max_M%C3%BCller
    
Chaudhuri, Nirad C.: Friedrich Max Müller : ein außergewöhnliches Gelehrtenleben im 19. Jahrhundert
Heidelberg, 2008. - 398 S.     (Signatur Uni Heidelberg: ind 58 M 14/2321;;A)
Bosch, Lourens P. van den: Friedrich Max Müller : a life devoted to the humanities
Leiden [u.a.], 2002. - XXIV, 579 S.     (Signatur UB Heidelberg: 2002 A 6490)

Neumann, Franz Ernst
Physiker und Mineraloge,
* Joachimsthal (Landkreis Barnim) 11.9.1798, † Königsberg (heute Kaliningrad) 23.5.1895; Prof. in Königsberg; begründete nach dem Vorbild von J.B. Fourier die mathemat. Physik in Dtl., arbeitete über Wellenlehre des Lichtes, Elektrodynamik und Kristallographie (»Zonengesetz«). N. gelang es, die von C.G.J. Jacobi begründete bedeutende Stellung des Königsberger Mathemat. Seminars zu stärken und auszubauen.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 15, S. 538
      Meschkowski S. 190
      DSB 10, S. 26-29
      DMV  Bd. 4, S. 54-68
      ADB Bd. 52, S. 680-684
      NDB Bd. 19, S. 132-133
      Pogg. II. Sp. 275, III. S. 963, IV. S. 1066
      //de.wikipedia.org/wiki/Franz_Ernst_Neumann

Pasteur, Louis
französischer Chemiker und Mikrobiologe,
* Dole 27. 12. 1822, † Villeneuve-l'Étang (bei Paris) 28. 9. 1895;
entwickelte u. a. die ersten Schutzimpfungen gegen Tollwut und Milzbrand und ein Verfahren zur Haltbarmachung von Lebensmitteln. Der Sohn eines Gerbers war Schüler und Assistent von J. B. Dumas; wurde 1867 Professor der Chemie an der Sorbonne, gründete 1888 das Institut Pasteur. — Pasteur entdeckte bei seinen Untersuchungen der optischen Eigenschaften von Stoffen an Tartraten (Salze der Weinsäure) die optische Isomerie (1848) und schuf damit Voraussetzungen für die Entwicklung der Stereochemie und Polarimetrie. Probleme der französischen Getränkeindustrie führten Pasteur ab 1854 zur Beschäftigung mit der alkoholischen Gärung. Er entdeckte, dass diese durch von außen hinzukommende Mikroorganismen verursacht wird, und unterschied bei den Hefezellen solche, die die erwünschte alkoholische Gärung bewirken, und solche, die eine Milchsäuregärung hervorrufen. Er entdeckte auch, dass vorsichtiges Erhitzen zum Abtöten vieler Mikroorganismen führt (Pasteurisieren; Konservierung). — Eine in Südfrankreich ausgebrochene Epidemie unter den für die Seidenindustrie gezüchteten Raupen brachte Pasteur 1865 auf den für die Mikrobiologie (speziell die Bakteriologie) grundlegenden Gedanken, dass — wie bei der Gärung — auch bei Krankheiten Mikroorganismen die Ursache sein könnten. Beim Studium der Fleckenkrankheit (»Pebrine«) der Seidenraupen erkannte Pasteur erstmals Mikroben als Krankheitsursache, klärte den Übertragungsmechanismus und gab Anweisungen für Therapie und Prophylaxe. Ab 1877 beschäftigte sich Pasteur mit dem Milzbrand der Rinder. Er wies auf die Bedeutung der Sporen und die Antibiose hin, die er entdeckte. Pasteur erkannte Bakterien als Ursache von Sepsis und eitrigen Erkrankungen. Beim Studium der Geflügelcholera entdeckte er die Alterung und die damit verbundene Toxizitätsabschwächung von Bakterienkulturen. Ab 1881 griff er E. Jenners Idee von einer spezifischen Schutzimpfung auf und begann mit der Entwicklung von Impfstoffen (»Vakzine«) gegen Geflügelcholera, Milzbrand und Schweinerotlauf. Durch Austrocknen des Rückenmarks tollwütiger Hunde und Kaninchen gelang es ihm, einen Impfstoff gegen Tollwut zu gewinnen, den er 1885 erstmals erfolgreich erprobte.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-11)
      //de.wikipedia.org/wiki/Louis_Pasteur
    
Geison, Gerald L.: The private science of Louis Pasteur.
Princeton, NJ, 1995. - XIV, 378 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 3260 G313)

Piotrowski, Gustav von
Physiologe,
* Tarnów 1.3.1833, † Krakau 31.12.1884
studierte Medizin in Wien, Promotion bei Ernst W. von Brücke, arbeitete 1857 bei Wöhler in Göttingen und 1858/59 in Heidelberg bei Bunsen und Helmholtz. 1859 wurde er in Krakau a.o. Prof. und im Folgejahr ordentl. Professor.
1860 publizierte er gemeinsam mit Helmholtz den Aufsatz »Über Reibung tropfbarer Flüssigkeiten«.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Gustav_von_Piotrowski

Pouillet, Claude-Servais-Mathias
französischer Physiker,
* Cusance (Département Doubs) 16. 2. 1790, † Paris 13. 6. 1868;
Professor in Paris; erfand 1837 die Tangentenbussole zur Strommessung sowie ein Pyrheliometer und ein Aktinometer zur Messung der Sonnenstrahlung.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-03-02)
      //de.wikipedia.org/wiki/Claude_Servais_Mathias_Pouillet

Regnault, Henri Victor
französischer Chemiker und Physiker,
* Aachen 21. 7. 1810, † Paris 19. 1. 1878;
ab 1840 Professor der Physik an der École Polytechnique in Paris, 1854–70 Direktor der Porzellanmanufaktur in Sèvres. Regnault gelang die Darstellung von Vinylchlorid (1835), Acetylbromid u. a. Chlorkohlenwasserstoffe, z. B. Tetrachlorkohlenstoff, aus Chloroform und Chlor (1839). Außerdem nutzte er in der Porzellanmanufaktur erstmals das Vakuum zum Formen größerer Stücke; er untersuchte ferner die spezifische Wärme, Dichte und Kompressibilität von Gasen und hatte großen Anteil an der Einführung der Gasbeleuchtung in Paris. Regnault bestätigte 1839–43 die Dulong-Petit-Regel und wies später ihren Näherungscharakter nach.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-22)
      //de.wikipedia.org/wiki/Henri_Victor_Regnault

Remak, Ernst Julius
Neurologe
* 26. Mai 1849 in Berlin: † 24. Mai 1911 in Wiesbaden Er studierte ab 1867 Medizin in Breslau, Berlin, Würzburg, Straßburg und Heidelberg.
Ab 1873 arbeitete er an der Charité in Berlin. 1877 wurde er Privatdozent, 1895 Professor an der Berliner Universität.
      Quelle:
      //de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Julius_Remak

Riemann, (Georg Friedrich) Bernhard
Mathematiker,
* Breselenz (heute zu Jameln, Kr. Lüchow-Dannenberg) 17.9.1826, † Selasca (heute zu Verbania) 20.7.1866;
ab 1859 Prof. in Göttingen, zählt mit seinen Beiträgen v.a. zur Analysis, Funktionentheorie und Topologie, analyt. Zahlentheorie und mathemat. Physik zu den bedeutendsten Mathematikern des 19. Jh. Die Dissertation »Grundlagen für eine allgemeine Theorie der Functionen einer veränderl. komplexen Grösse« (1851) entwickelt die Funktionentheorie, ausgehend vom Begriff der komplexen Differenzierbarkeit und enthält in Gestalt der riemannschen Flächen eine fruchtbare Weiterentwicklung sowie mit dem riemannschen Abbildungssatz ein Ergebnis größter Bedeutung.   …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 18, S. 383-384
      Meschkowski S. 223-226
      DMV Bd. 4, S. 71-87
      ADB Bd. 28, S. 555-559
      NDB Bd. 21, S. 591-592
      Pogg. II. Sp. 641, III. S. 1122
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Riemann.html
      //www.ub.uni-heidelberg.de/archiv/13006
    
Laugwitz, Detlef: Bernhard Riemann : 1826 - 1866 ; Wendepunkte in der Auffassung der Mathematik
Basel [u.a.], 1996. - 346 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/SG 282 L374)

Sainte-Claire Deville, Henri Étienne
französischer Chemiker,
* auf Saint Thomas (Virgin Islands) 11. 3. 1818, † Boulogne-sur-Seine (heute Boulogne-Billancourt) 1. 7. 1881;
Professor in Besançon (1845–51), danach in Paris. Sainte-Claire Deville entwickelte 1854 eine erste Methode zur technischen Herstellung von Aluminium; er erforschte die Platinmetalle, entdeckte die kristallinen Formen von Bor und Silicium und lieferte bedeutende Arbeiten zur thermischen Dissoziation.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-22)
      //de.wikipedia.org/wiki/Henri_%C3%89tienne_Sainte-Claire_Deville

Siemens, (Ernst) Werner von (seit 1888)
Erfinder und Unternehmer, Mitbegründer der Elektrotechnik,
* Lenthe (heute zu Gehrden) 13. 12. 1816, † Berlin 6. 12. 1892, Vater von Wilhelm von Siemens, Bruder von August Friedrich Siemens, Carl von (seit 1895) Siemens und Carl Wilhelm Siemens;
erwarb sich während seiner Zeit bei der preußischen Artillerie technische und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Um nach dem frühen Tod der Eltern für seine jüngeren Geschwister sorgen zu können, suchte er erste erfolgreiche Erfindungen (galvanische Versilberung und Vergoldung 1842, Dampfregulator u. a.) mit seinem nach England gegangenen Bruder Carl Wilhelm finanziell auszuwerten. Zur Verwertung eines 1846 erfundenen elektrischen Zeigertelegrafen gründete er 1847 mit dem Mechaniker J. G. Halske die Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens & Halske, die Keimzelle des Unternehmens Siemens; in ihr wurde auch besonders isoliertes Leitungsmaterial hergestellt. Siemens führte seit 1847 für die Verlegung im Erdreich die nahtlos mit Guttapercha umkleideten Leitungen ein. Nach dem Bau mehrerer Telegrafenlinien (u. a. von Berlin nach Frankfurt am Main) schied er 1849 aus der Armee aus und widmete sich ganz seiner Firma und der wissenschaftlichen Weiterentwicklung der Telegrafie.
Vor allem Auseinandersetzungen mit der preußischen Telegrafenverwaltung gefährdeten die Existenz des Unternehmens, doch der Bau von Telegrafenlinien in Russland gab dem Geschäft neuen Auftrieb und führte 1853 zur Gründung einer Zweigniederlassung in Sankt Petersburg unter seinem Bruder Carl. Hinzu kamen weitere Erfindungen (Induktor mit Doppel-T-Anker, Alkoholometer) und die Beteiligung an der Verlegung von Tiefseekabeln, besonders durch das Londoner Zweiggeschäft. Mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips und der Entwicklung der Dynamomaschine (1866) leitete Siemens die Starkstromtechnik ein, die neben weiteren Erfindungen als neues Betätigungsfeld der Firma Siemens & Halske zu einem stetigen Aufstieg verhalf. Siemens führte 1879 die erste funktionstüchtige elektrische Lokomotive vor, baute 1880 den ersten elektrischen Aufzug und 1881 in Lichterfelde (heute zu Berlin) die erste elektrische Straßenbahn. 1890 zog er sich von der Firmenleitung zurück. Siemens verband hohe wissenschaftliche Begabung mit großem erfinderischem Geschick und geschäftlichem Weitblick und gehört damit zu den bedeutenden Persönlichkeiten in der Entwicklung der deutschen Industrie. Auch auf sozialem Gebiet gab er Anregungen und schuf grundlegende Einrichtungen. Er war maßgeblich daran beteiligt, ein wirkungsvolles deutsches Patentgesetz einzuführen, und setzte sich tatkräftig, u. a. mit einer Schenkung, für die Gründung der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt (1887) ein.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-11)
      NDB Bd. 24, S. 370-372
      //de.wikipedia.org/wiki/Werner_von_Siemens
    
Bähr, Johannes: Werner von Siemens : 1816-1892 ; eine Biografie
München, 2016. - 575 S.     (Signatur UB Heidelberg: 2016 A 11876)

Stahl, Georg Ernst
Arzt und Chemiker,
* Ansbach 21. 10. 1659, † Berlin 14. 5. 1734;
Professor in Halle (Saale), 1716 Leibarzt des preußischen Königs in Berlin. Stahl vertrat den Animismus und entwickelte, ausgehend von den Vorstellungen J. J. Bechers, die Phlogistontheorie.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-24)
      ADB Bd. 35, S. 780-786
      NDB Bd. 25, S. 33-35
      //de.wikipedia.org/wiki/Georg_Ernst_Stahl
    
Bieller, Udo: Von der Phantasie zur Wissenschaft : Georg Ernst Stahl und die Chemie im achtzehnten Jahrhundert
Bochum, 2007. - 87 S.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/VB 2360 B587)

Stokes, George Gabriel
britischer Mathematiker und Physiker,
* Skreen (County Sligo) 13. 8. 1819, † Cambridge 1. 2. 1903;
ab 1849 Professor in Cambridge, 1854–85 Sekretär und 1885–90 Präsident der Royal Society. Bedeutende Beiträge zur Analysis (→ stokesscher Integralsatz) und mathematischen Physik. Wichtig für die weitere Entwicklung der Analysis wurden seine Untersuchungen zur Reihenlehre, in denen er unabhängig von L. P. von Seidel den Begriff der gleichmäßigen Konvergenz erarbeitete. Seine physikalischen Forschungen betrafen u. a. die Hydrodynamik (→ Navier-Stokes-Gleichung, → stokessches Reibungsgesetz) und die Optik, wo er v. a. zur Wellentheorie des Lichts und über Fluoreszenz (→ stokessche Regel) arbeitete.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-22)
      //de.wikipedia.org/wiki/George_Gabriel_Stokes

Talbot, William Henry Fox
britischer Mathematiker und Fotochemiker
* Melbury House (County Dorset) 11. 2. 1800, † Lacock Abbey 17. 9. 1877;
erzielte einige grundlegende Ergebnisse zur Theorie elliptischer Integrale sowie zur Summierbarkeit von Integralen und wurde dafür in die Royal Society aufgenommen. Ab 1834 entwickelte er das erste fotografische Negativ-Positiv-Verfahren, das er 1839 unter der Bezeichnung Kalotypie bekannt gab. 1840 entdeckte er die Möglichkeit, das latente Bild mit Gallussäure zu entwickeln. Sein Verfahren erlaubte erstmals die Vervielfältigung fotographischer Bilder. Neben Sir Henry Rawlinson und E. Hicks (* 1792, † 1866) befasste sich Talbot auch als einer der Ersten mit der Entzifferung der Keilschrift.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2025-11-14)
    
Jammes, André: William H. Fox Talbot : ein großer Erfinder und Meister der Photographie
Luzern [u.a.],1972. - 96 S.     (Signatur UB Heidelberg: 77 C 1370)

Thoma, Richard
* 11. Dez. 1847 Bonndorf (Schwarzwald), † 26. Nov. 1923 Heidelberg
Er studierte von 1866 bis 1872 Medizin in Heidelberg und Berlin, wurde 1872 Assistent am Pathol.-Anatom. Institut in Heidelberg, habilitierte sich 1873, wurde 1877 a.o. Prof. Im Sommer 1884 wechselte er als ord. Professor an die Universität Dorpat (Estland). Er arbeitete von 1895 bis 1905 als Prosektor am Städt. Krankenhaus Sudenburg und Privatgelehrter in Magdeburg. 1906 kehrte er als Privatgelehrter nach Heidelberg zurück.
      Quelle:
      HGL, S. 268

Thomson, Sir (seit 1866) William, Lord Kelvin of Largs (seit 1892)
brit. Physiker,
* Belfast 26.6.1824, † Nethergall (bei Largs, Strathclyde Region) 17.12.1907; ab 1846 Prof. für theoret. Physik in Glasgow. Seine Hauptforschungsgebiete waren die Elektrophysik und die Thermodynamik; daneben leistete er bedeutsame Beiträge zur Elastizitätslehre, Hydrodynamik, Geophysik und förderte die beginnende Elektrotechnik, v. a. die Unterwassertelegrafie. 1848 gab T., ausgehend vom Carnot-Prozess, eine von der thermometr. Substanz unabhängige Definition der Temperatur und kam neben R. J. E. CLAUSIUS zu eigenen Formulierung der beiden Hauptsätze der Thermodynamik. Die absolute Temperatur wird heute in Kelvin angegeben. Mit J. P. JOULE entdeckte T. 1853 den Joule-Thomson-Effekt und 1856 den thermoelektr. Thomson-Effekt. T. erfand und verbesserte auch zahlr. Messverfahren und Geräte, u.a. die T.-Brücke.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 22, S. 46
      DSB 13, S. 374-388
      Pogg. III. S. 1341-1343
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Thomson.html
      //de.wikipedia.org/wiki/William_Thomson,_1._Baron_Kelvin
    
Wilson, David B.: Kelvin and Stokes : a comparative study in Victorian physics
Bristol, 1987. - XVI, 253 S.
Zugl. Oxford,     (Signatur UB Heidelberg: UBN/UB 2380 W 746)

Tyndall, John
irischer Physiker,
* Leighlin Bridge (bei Carlow) 2.8.1820, † Hindhead (Cty. Surrey) 4.12.1893;
Studium in Marburg und Berlin bei R. W. BUNSEN und G. H. MAGNUS, 1853 auf Betreiben M. FARADAYS als Prof. für Naturphilosophie an die Royal Institution berufen und 1867-87 als dessen Nachfolger Präsident dieser Einrichtung. …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 22, S. 477
      Pogg. II. S. ?, III. S. 1375-1376, IV. S. 1533
      //de.wikipedia.org/wiki/John_Tyndall
    
Jackson, Roland: The Ascent of John Tyndall : Victorian scientist, mountaineer, and public intellectual
Oxford, 2020.     (Signatur UB Heidelberg: UBN/TB 3339)

Valentin, Gabriel Gustav
Physiologe
* 8. Juli 1810 in Breslau; † 24. Mai 1883 in Bern.
Er studierte Medizin in Breslau von 1828 bis 1833 und arbeitete als Arzt in Breslau. 1836 wurde er an die Berner Hochschule berufen.
      Quelle:
      //de.wikipedia.org/wiki/Gabriel_Gustav_Valentin

Virchow, Rudolf
Pathologe,
* Schivelbein 13.10.1821, † Berlin 5.9.1902; Schüler von J. L. Schoenlein und Johannes Müller; ab 1849 Prof. in Würzburg und ab 1856 in Berlin, wo er das neu errichtete pathol. Institut leitete; grundlegende Untersuchungen v.a. zur patholog. Anatomie. Als Begründer der Zellularpathologie stand er der aufkommenden Bakteriologie zunächst skeptisch gegenüber. V. war ein Vorkämpfer und Förderer der Hygiene.   . . .   1862 wurde V. in das preuß. Abgeordnetenhaus gewählt. Bereits 1848 unterbreitete er Vorschläge zu einschneidenden sozialpolit. Reformen. V. war einer der Begründer der Dt. Fortschrittspartei (1861) und Gegner Bismarcks im preuß. Verf.-Konflikt.
(aus Brockhaus)
Einer Legende nach soll der streibare Politiker Virchow, von Otto von Bismarck zum Duell gefordert, zwei Würste als Waffen mitgebracht haben — eine mit und eine ohne Trichinen; Bismarck soll daraufhin seine Forderung zurückgezogen haben.
(FAZ, 17.10.2009, S. 3)
      Quellen:
      Brockhaus 23, S. 338-339
      Lebensläufe aus Franken. - 2 (1922), S. 465-475
      Pagel  Sp. 1774-1777
      //de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Virchow
     Goschler, Constantin: Rudolf Virchow : Mediziner, Anthropologe, Politker. - Köln [u.a.] : Böhlau, 2002. - 556 S.
ISBN 3-412-09102-2       (Signatur UB Heidelberg: UBN/NP 3703 G676)

Weber, Eduard Friedrich
Anatom,
* Wittenberg 10.3.1806, † Leipzig 18.3.1871, jüngerer Bruder von Ernst Heinrich Weber. Nach dem Studium der Medizin wurde er 1836 Prosector der Leipziger Anatomie, 1838 Privatdozent und 1847 a.o. Professor.
Auf S. 98 als Ed. Weber bezeichnet.
      Quellen:
      ADB Bd. 41, S. 287
      //de.wikipedia.org/wiki/Eduard_Friedrich_Weber_(Mediziner)

Weber, Karl Otto
Chirurg,
* Frankfurt/Main 29.12.1827, † Heidelberg 11.6.1867;
wurde 1852 Assistenzarzt an der Chirurgischen Klinik in Bonn und habilitierte sich 1853. 1857 wurde er a.o. Professor und 1862 ord. Prof. der Pathologischen Anatomie. 1865 wechselte er als ord. Professor für Chirurgie an die Heidelberger Universität und initierte dort den Neubau der Klinik in Heidelberg-Bergheim.
      Quellen:
      ADB Bd. 41, S. 343-345
      HGL S. 287
      //de.wikipedia.org/wiki/Karl_Otto_Weber

Weber, Wilhelm Eduard
Physiker,
* Wittenberg 24. 10. 1804, † Göttingen 23. 6. 1891, Bruder von Ernst Heinrich Weber; 1831–37 Professor in Göttingen, 1837 als einer der Göttinger Sieben des Amtes enthoben, ab 1844 als akademischer Lehrer in Leipzig und ab 1849 wieder als Professor in Göttingen tätig. Weber leistete bedeutende Arbeiten zur Wellenlehre und zum Elektromagnetismus. Mit seinem Bruder Ernst Heinrich veröffentlichte er 1825 die Arbeit »Wellenlehre auf Experimente gegründet«, mit C. F. Gauß verfeinerte er elektromagnetische Messmethoden und Instrumente für Untersuchungen zum Erdmagnetismus und an der Göttinger Sternwarte, deren Leitung er 1855–68 als Nachfolger von Gauß innehatte. Beide konstruierten u. a. 1833 den ersten elektromagnetischen Telegrafen zur Koordinierung der Messungen in der Sternwarte und im physikalischen Labor. Weber schuf in der Folgezeit ein elektrostatisches und elektromagnetisches Maßsystem, formulierte 1846 sein auf Fernwirkungsvorstellungen beruhendes Grundgesetz der elektrischen Wirkung, fand bei der Verifikation dieses Gesetzes Ansatzpunkte für ein Elektronenmodell der elektrischen Leitungsmechanismen und bestimmte 1856 mit R. Kohlrausch aus elektrischen Messungen die Lichtgeschwindigkeit. — 1935 wurde für die Einheit des magnetischen Flusses die Bezeichnung Weber (Wb) festgelegt.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-11)
      ADB Bd. 41, S. 358-361
      //de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Eduard_Weber
    
Wiederkehr, Karl Heinrich: Wilhelm Eduard Weber : Erforscher der Wellenbewegung und der Elektrizität ; 1804 - 1891
Stuttgart, 1967. - 227 S.     (Signatur UB Heidelberg: 67 A 725)
Webersches Gesetz,
ein Gesetz, das die elektrostatischen und elektrodynamischen Kräfte bewegter Elektrizitätsteilchen (Elektronen) unter Annahme ihrer direkten Fernwirkung durch eine einzige Formel auszudrücken suchte. Nachdem durch die Untersuchungen von Hertz bewiesen worden ist, daß eine direkte Fernwirkung nicht existiert, ist es hinfällig geworden, besitzt aber große historische Bedeutung, indem durch seine weitere Ausarbeitung, insbes. durch Wilhelm Weber, das heutige elektromagnetische Maßsystem entstanden und die Entwickelung der Elektrotechnik vorbereitet worden ist.
(aus Meyers-Konv.)
Das Gesetz lautet:
k = e1 e2
r2
( 1 - g2
2c2
+ rb
c2
)
e1, e2 = elektr. Ladungen
g = ihre Geschwindigkeit gegeneinander
b = ihre Beschleunigung gegeneinander
c = Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Wirkung
      Quellen:
      Meyers-Konv., Bd. 20, S. 446
      Auerbach, Felix: Entwicklungsgeschichte der Modernen Physik. — S. 83

Wundt, Wilhelm Max
Philosoph und Psychologe,
* Neckarau (heute zu Mannheim) 16. 8. 1832, † Großbothen (bei Grimma) 31. 8. 1920, Vater von Max Wundt; studierte Medizin in Tübingen und Heidelberg; 1858–62 Assistent am Institut für Physiologie bei H. von Helmholtz in Heidelberg, ab 1864 Professor für Anthropologie und medizinische Psychologie ebenda; 1864–68 Abgeordneter in der 2. Kammer des badischen Landtags; ab 1874 Professor für induktive Philosophie in Zürich, ab 1875 für Philosophie in Leipzig, wo er 1879 das erste Institut für experimentelle Psychologie gründete, das schon bald internationales Ansehen genoss. — 1881 begründete er die »Philosophischen Studien«, eine frühe psychologische Fachzeitschrift. Wundt baute die Psychologie nach naturwissenschaftlichem Vorbild auf, wobei die psychologische Forschung auf Experiment und Introspektion fußen sollte. Als Vertreter einer Bewusstseinspsychologie sah er die Hauptaufgabe der Psychologie in der Herausarbeitung der kleinsten, nicht weiter zerlegbaren Elemente des Bewusstseins (Elementenpsychologie), ihrer Verbindungen und der Verbindungsgesetze. Die Apperzeption ist nach Wundt eine innere Willenshandlung und Prototyp aller psychischen Prozesse, die er in solche des Willens, des Intellekts und des Gefühls untergliederte. Erlebnisse sind für ihn das Ergebnis von Willenshandlungen (psychologischer Voluntarismus). Bekannt wurde u. a. Wundts Klassifikation der Gefühle in drei Dimensionen (Lust – Unlust, Spannung – Lösung, Erregung – Beruhigung). Den substanziellen Seelenbegriff gab er zugunsten der Aktualitätstheorie auf; die Seele ist nichts anderes als unmittelbar erlebte Wirklichkeit. Von sinnesphysiologischen Untersuchungen ausgehend, vertrat er in der Frage des Leib-Seele-Problems im Anschluss an G. W. Leibniz einen psychophysischen Parallelismus, die Annahme einer durchgängigen Verbundenheit seelischer und körperlicher Vorgänge. Als Ergänzung zur experimentellen Psychologie, die nur individuelle Vorgänge beschreiben könne, fasste er die Völkerpsychologie auf, die durch Betrachtung von Sprache, Mythos oder Sitte Aufschluss über die %raquo;höheren psychischen Vorgänge und Entwicklungen« geben sollte. Über die Psychologie hinausgehend, die Wundt als Grundwissenschaft aller Geisteswissenschaften verstand, beschäftigte er sich mit erkenntnistheoretischen, metaphysischen und logischen Überlegungen.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-11)
      //de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Wundt
    
Lamberti, Georg: Wilhelm Maximilian Wundt (1832 - 1920) : Leben, Werk und Persönlichkeit in Bildern und Texten
Bonn, 1995. - 175 S.     (Signatur UB Heidelberg: 95 A 6106)

Young, Thomas
britischer Physiker und Arzt,
* Milverton (County Somerset) 13. 6. 1773, † London 10. 5. 1829;
1801–04 »Professor of Natural Philosophy« an der Royal Institution in London, ab 1811 als Internist am Saint George's Hospital tätig, von 1804 an auch Foreign Secretary der Royal Society und ab 1818 Sekretär der Board of Longitude und Superintendent des »Nautical Almanac«. Young leistete grundlegende Beiträge zur Entwicklung der Optik. 1793 führte er die Akkommodation des Auges auf Krümmungsänderungen der Augenlinse zurück, und 1801 erklärte er die Farbempfindung mit der Hypothese dreier farbempfindlicher Elemente im Auge, die später von H. von Helmholtz und J. Maxwell zur Dreifarbentheorie (Young-Helmholtz-Theorie) weiterentwickelt wurde (Farbensehen). In seiner 1802 erschienenen Schrift »On the theory of light and colours« beschäftigte sich Young mit physikalischer Optik. Er fasste Licht als eine sich im Äther fortpflanzende Wellenbewegung auf, belegte dies durch seine Beobachtungen von Interferenzen und formulierte ein Interferenzprinzip, mit dessen Hilfe er Wellenlängen bestimmte und Beugungserscheinungen wie die newtonschen Ringe und die Farben dünner Plättchen erklärte. 1807 beschrieb er seinen berühmten Interferenzversuch am Doppelspalt (youngscher Doppelspalt) und schlug 1817 zur Erklärung aller Interferenzphänomene einen transversalen Wellencharakter des Lichts vor. Young leistete auch wichtige Beiträge zur Mechanik von Festkörpern (Elastizitätsmodul) und Flüssigkeiten (Kontaktwinkel) und arbeitete u. a. an einer Theorie der Gezeiten; darüber hinaus beteiligte er sich an der Entzifferung der Hieroglyphen.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-11)
      //de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Young_(Mediziner)
    
Kline, Daniel L.: Thomas Young, forgotten genius : an annotated narrative biography
Cincinnati (Ohio), 1993. - 213 S.     (Signatur UB Heidelberg: 94 C 680)

Zahn, Friedrich Wilhelm
Pathologe
* 14. Feb. 1845 Germersheim, † 16. Aug. 1904 Weingarten.
Studium der Medizin in Erlangen, Heidelberg (SS 1868), Bonn und Bern. Promotion 1870 in Bern und Assistent. 1871-1875 Assistent am anatomisch-pathologischen Institut in Strassburg. 1876 wurde er als Prof. an die Universität Genf berufen.
      Quelle:
      Historisches Lexikon der Schweiz Online
  Quellen zu den Kurzbiographien

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