Biograph. Lexikon hervorragender Ärzte des 19. Jhd.
hrsg. von Julius Pagel, 1901


Sp. 922-923

Kuehne, Willy, zu Heidelberg, zu Hamburg 28. März 1837 geb., studierte in Göttingen, Jena, Berlin, Paris, Wien unter WOEHLER, R. WAGNER, WEBER, HENLE, LEHMANN, VIRCHOW, CLAUDE BERNARD, LUDWIG, BRUECKE, DU BOIS-REYMOND, wurde 1856 Dr. phil., 1862 Dr. med. hon, war 1861 ehem. Assistent im. pathol. Institute zu Berlin, wurde 1868 ord. Prof. der Physiologie in Amsterdam, 1871 ord. Prof. derselben, in Heidelberg und Direktor des physiol. Instituts. Von seinen Schriften sind anzuführen: „Myologische Untersuchungen“ (Leipzig 1860, m. 1. Taf.) - „Über die peripherischen Endorgane der motorischen Nerven“ (Ib. 1862, m. 8 Kpft.) - „Untersuchungen über das Protoplasma und die Contractilität“ (Ib. 1864, m. 8 Kpft.) - „Lehrbuch der physiologischen Chemie“ (Ib. 1866 bis 68). Zus. mit A. FICK und E. HERING bearbeitete er für L. HERMANN's Handb. der Physiologie die „Physiologie des Gesichtssinnes“ (1879). Dazu zahlreiche Abhandl. in den Compt. rend., MUELLER's Archiv, VIRCHOW's Archiv, SCHULTZE's Archiv etc., in den „Untersuchungen aus dem physiologischen Institute zu Heidelberg“ (4 Bde., Heidelberg 1877 bis 82), deren Herausgeber und in der Zeitschrift für Biologie, deren Mitherausgeber er ist.


Sp. 969 - 970

Leber, Theodor, in Karlsruhe 29. Febr. 1840 geb., als Schüler von HELMHOLTZ, C. LUDWIG und A. V. GRAEFE in Heidelberg, Wien und Berlin ausgebildet, wirkte seit 1871 als Prof. der Ophthalmologie und Direktor der Univ.-Augenklinik in Göttingen, seit 1890 in gleicher Stellung in Heidelberg. Neben einer grossen Zahl kleinerer Arbeiten physiol. und patholog. Inhalts veröffentlichte er:: „Anatomische Untersuchungen über die Blutgefässe des menschlichen Auges“ (Denkschr. der Wien. Akad. 1865) - „Untersuchungen über die Caries der Zähne“ (mit ROTTENSTEIN, Berlin 1867) - „Die Circulations-und Ernährungsverhältnisse des Auges“ (GRAEFE-SAEMISCH's Handb. der ges. Augenheilk., 1876) - „Die Krankheiten der Netzhaut und des Sehnerven“ (Ib. 1877) - „Die Entstehung der Entzündung und die Wirkung der entzündungerregenden Schädlichkeiten“ (4. Leipzig 1891). Seit 1871 ist er Mitherausgeber und geschäftsführender Redakteur von V. GRAEFE's Archiv für Ophthalmologie.


Sp. 1055-1058

Ludwig, Karl Friedr. Wilhelm, der berühmte Physiolog, 29. Dez. 1816 zu Witzenhausen geb., studierte in Marburg und Erlangen, wurde 1839 in Marburg Doktor, 1841 zum 2. Prosektor an der dortigen anat. Anstalt ernannt, habilitierte sich 1842 daselbst für Physiologie, wurde 1846 Prof. e.o. für vergl. Anatomie, 1849 als ord. Prof. der Anatomie und Physiologie nach Zürich berufen, folgte 1855 einem Rufe nach Wien als Prof. der Physiologie, und Zoologie amJosephinum und übernahm schliesslich 1865 an der Univ. Leipzig die Professur der Physiologie gleichzeitig mit der Leitung der physiol. Anstalt, die durch ihn und seine zahlreichen Schüler aus allen Teilen der Welt zu so grosser Berühmtheit gelangt ist. Er starb 24. April 1895. - Unter den Physiologen der Neuzeit steht L. neben JOH. MÜLLER und dessen Schülern in vorderster Reihe. Es giebt kaum ein Gebiet der Physiologie, das von L. nicht mit wichtigen Untersuchungen und Entdeckungen bereichert worden ist. Wenn es ein Hauptverdienst der Medizin in der 2. Hälfte des 19. Jahrh. ist, mit .der Inaugurierung der exakten Untersuchungsmethoden glleichzeitig: die ältere hypothetische Lehre vom Vitalismus definitiv beseitigt zu haben, so gebührt ein umfassender Anteil hieran gerade L. Was BRÜCKE, DU BOIS-REYMOND, HELMHOLTZ und Genossen für das Gebiet der Muskel- und Nervenphysiologie versucht und geleistet haben, den Nachweis nämlich, dass alle Phänomene lediglich auf physik. u. chem. Vorgänge zurückzuführen und mit denselben Methoden wie diese zu erforschen seien, das hat L. zunächst an den Vorgängen der Harnabsonderung gezeigt. Schon in seiner Habilitationsschrift: „Beiträge zur Lehre vom Mechanismus der Harnabsonderung“ (Marburg 1842) begründete er eine rein physik. Theorie, die er in einer weiteren, aus exakten physik. Untersuchungen hervorgegangenen Arbeit „Über endosmotische Aequivalente u. endosmotische Theorie“ (Ztschr. f. rat. Med. VIII, POGGENDORFF's Annalen 1849) näher entwickelte und welche er auch in einer unter seiner Leitung von CLOËTTA (1851) erfolgten Veröffentlichung später erhärtete. - Andere, nicht minder bahnbrechende Arbeiten L.'s betreffen die Lehre von der Blutbewegung. Auf diesem Gebiete wurde L. der Schöpfer der graph. Methoden in der Physiologie. Er erfand und beschrieb 1847 in JOH. MÜLLER's Arch. das Kymographion, führte in der zus. mit J. STEFAN veröffentl. Schrift: „Über den Druck, den das fliessende Wasser senkrecht zu einer Stromrichtung ausübt“ (Sitzungsberichte d. Wien. Akad. d. Wiss. 1858) die Vorgänge der Cirkulation auf die Gesetze der Hydrodynamik zurück und stellte im Verein mit mehreren Schülern (THIRY u. a.) namentlich den Einfluss fest, den die Athmung und das Nervensystem auf den Blutstrom im Tierkörper besitzen. Die Ergebnisse dieser Forschungen fasste er in der Abhandlung: „Über den Einfluss des Halsmarks auf den Blutstrom“ (zus. mit THIRY, Ib. 1864), sowie in der beim Antritt seiner Professur in Leipzig gehaltenen Rede: „Die physiolog. Leistungen des Blutdrucks“ zusammen. Auch diese Arbeiten, die in späteren Untersuchungen von L.'s Schülern, von DITTMAR über den Sitz des Gefässnervenzentrums in dem verlängerten Mark, 1873, von Mosso, welcher selbständige Bewegungen peripherer Blutgefässbezirke in der Niere plethysmographisch registrierte, 1874, von E. CYON, mit dem zus. L. den N. depressor beim Kaninchen entdeckte, ihre Ergänzung fanden, wurden für die Beseitigung des Vitalismus massgebend. Mit Hilfe einer von L. bereits 1865 in der oben erwähnten Antrittsrede angedeuteten Methode zur Untersuchung „überlebender Organe“, d. h. durch künstliche Cirkulation vom Tiere getrennte Teile funktionsfähig zu erhalten, entdeckte er wichtige Eigenschaften der Herzmuskulatur, von Leber, Darm, Niere etc. Aus einer früheren Schaffenszeit L.'s rühren noch seine höchst wichtigen Untersuchungen über die Drüsenthätigkeit her, besonders diejenige der Speicheldrüsen, von denen er im Verein mit mehreren Schülern den Beweis erbrachte, dass die Absonderung selbständig ohne Hilfe des Blutdrucks stattfindet. Die bezügliche grundlegende Publikation L.'s erfolgte bereits 1851 in der Ztschr. f. rat. Med. und ist betitelt: „Neue Versuche über die Beihülfe der Nerven zur Speichelabsonderung“. Von den Leistungen L.'s und seiner Schüler auf den übrigen Teilgebieten der Physiologie giebt KRONECKER im älteren Biogr. Lex. eine treffliche Zusammenstellung. Danach verdankte auch die allg. Muskel-, sowie Nervenphysiologie L.'s Schülern wichtige Aufschlüsse; in der Physiologie des Gesichtssinnes, des Gehörs und des Tastgefühls sind, unter seiner Teilnahme und Anregung, wertvolle Arbeiten entstanden. Aus dem Gebiete der physiol. Chemie bestimmte unter seiner Leitung CLOËTTA das Vorkommen von Inosit, Harnsäure etc. im tierischen Körper (1856); Kalk und Phosphorsäure im Blutserum liess L. nach einer neuen Methode messen (1871), Zusammensetzung und Schicksal der in das Blut eingetretenen Nährfette untersuchen (1874), den Unterschied der Harnstoffausscheidung beim Hunde nach Fütterung und nach Transfusion von Blut bestimmen (1874), das Verhältnis der mit Eiweiss verzehrten Schwefelmenge zu der durch die Galle ausgeschiedenen eruieren (1875), den Fettstrom durch den Brustgang nach Fettgenuss messen (1876); er liess nachweisen, dass das verdaute Eiweiss nicht durch den Brustgang in das Blut zu gelangen braucht u.s w. Die zahlreichen Publikationen L.'s und seiner Schule sind in den verschied. Zeitschriften erfolgt, von denen KRONECKER (l. c.) eine Übersicht gegeben hat. In seinem Hauptwerk: „Lehrbuch der Physiologie des Menschen“ (Leipz. 1852 bis 56, 2 Bde., 2. Aun. Leipz. u. Heidelberg 1858 bis 61) hat L. bereits mit programmam. Schärfe als Grundsatz, der ihn bei seinen wissenschaftl. Arbeiten leitete, die Notwendigkeit und Möglichkeit betont, alle biol. Phänomene mit den Methoden exakter Forschung klar zu. legen und auf dieselben Gesetze zurückzuführen, welche auch für die chem. und physik. Vorgänge massgebend sind, d. h. mit einem Wort, die Physiologie als die Wissenschaft von der Physik und Chemie des tier. Organismus zu begründen.


Sp. 1110-1112

Mayer, Julius Robert von, der berühmte Begründer der Lehre von der Konstanz der Kraft, geb. 25. Nov. 1814 m Heilbronn, studierte von 1832 an in Tübingen und München, promovierte hier 1838 mit der Diss.: „Ueber das Santonin“ und liess sich in Heilbronn nieder, wo er neben seiner Praxis eifrig Sprachstudien oblag. 1839 ging er auf Reisen, wurde Schiffsarzt auf einem holländischen Schiff u. wurde schon in dieser Stellung während einer Reise nach Java durch die Beobachtung des hellroten Venenblutes bei Gelegenheit der zahlreich an der Schiffsmannschaft gemachten Aderlässe auf den Gedanken geführt, dass dieses Phänomen eine Wirkung der veränderten Wärmeökonomie des Körpers sei. 1841 zurückgekehrt, beschäftigte er sich zunächst fast ausschliesslich in den Mussestunden mit weiteren Forschungen über diesen Gedanken, deren Resultate er in verschiedenen Schriften veröffentlichte: „Bemerkungen über die Kräfte der unbelebten Natur“ (WOEHLER's u. LIEBIG's Annalen der Chemie, 1842) - „Die organische Bewegung in ihrem Zusammenhang mit dem Stoffwechsel“ (Heilbronn 1845) - „Beiträge zur Dynamik des Himmels“ (Ib. 1848) - „Ueber die Herzkraft“ (VIERORDT's Archiv für physiol. Heilk., 1851) - „Ueber das Fieber“ (WUNDERLICH's Archiv der Heilk., 1862) - „Bemerkungen über das mechanische Aequivalent der Wärme“ (Heilbronn 1851), letztere Schrift ist speziell zur Wahrung seiner Priorität geschrieben. In allen diesen Schriften, von denen er die ersten, da er mit seinen Ansichten nicht zur Geltung kommen konnte, auf eigene Kosten drucken lassen musste, betont M. das Gesetz der Unzerstörbarkeit der Kraft. Mit voller Klarheit findet sich zum ersten Male der Begriff der Aequivalenz von Arbeit und Wärme ausgesprochen und dieses Prinzip wird von M. mit grossem Scharfsinn auch auf die Astronomie, die Physiologie des Menschen übertragen und die Richtigkeit überzeugend nachgewiesen. M. war später als Oberamtswundarzt und Stadtarzt seiner Vaterstadt angestellt, wurde aber infolge unglücklicher Familienverhältnisse durch die politischen Ereignisse von 1848 u. 49 und am meisten, weil seine Arbeiten nicht die verdiente Anerkennung fanden geisteskrank und musste 1852 bis 54 in der Irrenanstalt zu Göppingen zubringen wo er übrigens noch nach der alten Methode mit Zwangsstuhl und Zwangsjacke behandelt wurde. 1854 geheilt entlassen, erlebte er allmählich die Genugtuung, dass seine Entdeckung in allen massgebenden Kreisen gebührend gewürdigt wurde. Er erhielt zahlreiche Ehrenpreise von Akademien und Univ., den persönlichen Adel, eine ehrenvolle Einladung zur Naturforscher-Versammlung in Innsbruck 1869, wo er „Ueber die nothwendigen Consequenzen und Inconsequenzen der Wärmemechanik“ einen Vortrag hielt, der später, zusammen mit anderen in der Heimat gehaltenen Vorträgen, u. d. T.: „Naturwissenschaftliche Vorträge“ (Stuttgart 1872) erschien. Ausserdem veröffentlichte M. noch: „Mechanik der Wärme, gesammelte Schriften“ (Stuttg. 1867; 2. Aufl. 1874) und „Die Toricellische Leere und über Auslösung“ (Ib. 1876). M. starb 20. März 1878.


Sp. 1166-1169

Mueller, Johannes, der bekannte geniale Biolog, eines der Häupter der neueren Physiologie, 14. Juli 1801 zu Coblenz als Sohn eines Schuhmachers geb., schon als Knabe ungewöhnlich veranlagt und von dem derzeitigen Leiter der Schulen in den Rheinlanden, dem späteren vortragenden Rat im preuss. Unterrichtsministerium JOH. SCHULZE auf alle Weise gefördert, studierte seit 1819 in Bonn und erwarb bereits als Student einen Fakultätspreis mit der Arbeit: „Über die Respiration des Fötus“, die er 1 Jahr nach seiner 1822 erfolgten Promotion in Leipzig als selbständige Schrift veröffentlichte. Zum Zweck der Ablegung des med. Staatsexamens begab er sich nach Berlin und trat hier während eines 1 ½ jähr. Aufenthaltes zu RUDOLPHI in nähere Beziehungen was für M.'s Ausbildung von wohlthätigem Einfluss insofern war, als M. nach eigenem Geständnis von RUDOLPHI der naturphilos. Richtung entfremdet und der unbefangenen Naturbetrachtung, speziell den anat. Studien, zugeführt wurde. Nach seiner Rückkehr aus Berlin habilitierte M. sich 1824 in Bonn als Privatdozent, wurde 1826 a. o., 1830 ord. Prof. und 1833 als ord. Prof. der Anatomie und Physiologie, sowie als Direktor des anat. Theaters und anat.-zootom. Museums an RUDOLPHI's Stelle berufen. Hier wirkte er als eine der Zierden der Berliner Fakultät und Univ. bis zu seinem 28. April 1858 ziemlich plötzlich an Herzleiden erfolgten Tode. M. wird mit Recht als glorreiches Haupt und anerkannter Führer einer biol. Schule verehrt. Als Forscher und Lehrer vielseitig und bahnbrechend wie selten jemand; hat er in beiden Beziehungen namentlich auf den Gebieten der vergl. Anatomie u. Physiologie ene geradezu überwältigende Thätigkeit entwickelt und diese Disziplinen mit zahllosen Neuerungen bereichert. Am populärsten sind M.'s physiolog. Arbeiten, die er allmählich seinem klassischen „Handbuch der Physiologie des Menschen“ (Coblenz 1833 bis 44, II) einverleibt hat, einem Werke, das noch heute zu den Zierden der deutsch-med. Litteratur gehört und obwohl die Thatsachen längst durch die neueren Ergebnisse überholt sind, wegen seiner klaren und lebendigen, durch Beispiele aus der Litteratur und Geschichte gewürzten Darstellung und wegen der darin entwickelten Methodik und Auffassung für alle Zeiten seinen Wert behalten wird. Den riesigen Umfang von M.'s Leistungen und seine geradezu titanenhafte Arbeitskraft bezeugt am besten die Zahl seiner Veröffentlichungen, die sich nach einer Feststellung seines grossen Schülers und Nachfolgers DU BOIS-REYMOND für einen Zeitraum von 34 Jahren auf 267 Nummern und 950 Druckbogen beläuft. Erwägt man dazu die vielumfassende Lehrthätigkeit M.'s, der eine Zeit lang an der Berliner Univ. deskriptive, vergleichende Anat., Physiologie, Embryologie, pathol. Anat., alles in seiner einen Person vertrat, ferner die Thatsache, dass er als Verwalter des Berliner anatom Museums, dessen Inhalt von 7000 Nummern in 25 Jahren auf 12380 Stück brachte so wird man sich daraus ungefähr ein Bild. von M.'s Schaffen machen können. Nach WALDEYER's schöner Biographie im älteren Lexikon ist M. vor allem die erste genaue Darstellung der Lehre von den Reflexbewegungen, von den Mitempfindungen und vom Gesetz der exzentr. Empfindung-zu verdanken, ferner der erste exakte Beweis des BELL'schen Lehrsatzes durch Experimente am Frosch, Studien über die sogen, phantast. Gesichtserscheinungen die Aufdeckung der Analogie der menschl. Tonbildung im Kehlkopf mit derjenigen in häutigen Zungenpfeifen, die Entdeckung des Chondrins, der Nachweis der Arteriae helicinae u.s.w. M. muss als der Begründer der heutigen Lehre vom feineren Bau der Geschwülste angesehen werden, er hat die Bedeutung und Notwendigkeit histol. Untersuchung in nachhaltigster Weise betont und in seiner berühmten Monographie: „De glandularum secernentium structura penitiori eorumque prima formatione“ (Leipzig 1830) bewiesen. Über die Struktur des Knochen-u. Knorpelgewebes, über das Fett, über das „Bindegewebe“, wie er es statt „Zellgewebe“ nannte, hat er wichtige und ergebnisreiche Studien gemacht; er hat unabhängig von W. BOWMAN die Harnkanalkapseln entdeckt, die Embryol. („MÜLLER-sche Gang“) und vor allem auch die vergl. Anatomie mit zahlreichen Einzelthatsachen erweitert. Bezüglich dieser müssen wir jedoch auf das ältere Lexikon verweisen, ebenso bezüglich der Titel der übrigen Publikationen M.'s. Als Lehrer war M. von faszinierender Gewalt. „Obgleich ihm die Gabe der eigentl. Unterweisung fehlte und es schwer war, ihm näher zu treten“ (WALDEYER), wirkte M. doch. ungemein anregend und fesselnd. Zu seinen Füssen sassen eine Reihe von Männern, die später selbst als ruhmreiche Forscher und Pfadfinder in den biolog. Wissenschaften hervorgetreten sind, SCWANN, HENLE, BRÜCKE, E. DU BOIS-REYMOND, VIRCHOW, HELMHOLTZ. Am 7. Okt. 1899 wurde das Denkmal von M. in seiner Vaterstadt Coblenz feierlich enthüllt.


Sp. 1177-1178

Munk, Hermann, zu Berlin, geb. in Posen 3. Feb. 1839, studierte in Berlin und Göttingen als Schüler von JOH. MUELLER, DU BOIS-REYMOND, VIRCHOW, TRAUBE, wurde 1859 Doktor, 1862 Privatdozent, 1869 Prof. e. o. an der Univ. Berlin, 1876 Lehrer der Physiologie und Vorstand des physiol. Laboratoriums an der Tierarzneischule daselbst, 1880 ord. Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften, 1897 ord. Honorar-Prof. a. d. Univ. Er .schrieb: „Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei den Nematoden“ (Z. f. wiss. Zool., IX, 1859) - „Abhandlungen zur allgemeinen Nervenphysiologie“ (A. f. Anat. und Physiol., 1860 ff.) - „Untersuchungen über das Wesen der Nervenerregung“ (I, Leipzig 1868) - „Die elektrischen und Bewegungserscheinungen am Blatte der Dionaea muscipula“ (Ib. 1876) - „Ueber die Functionen der Grosshirnrinde. Gesammelte Mittheilungen aus den Jahren 1877-80“ (Berlin 1881) - „Weitere Abhandlungen zur Physiologie der Grosshirnrinde“ (A. f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abt., 1894 bis 95 und Sitzungsber. der Berl. Akad. der Wiss., 1892 ff.; Festschr. für VIRCHOW 1891); ferner „Ueber Kataphorie und galvanische Einführung in den Organismus“ (A. f. Anat. und Physiol. 1873) - „Ueber Herz- und Kehlkopfnerven“ (Ib. 1878 bis 94) - „Ueber Bewegung und Milchsecretion“ (Ib. 1883) - „Ueber die Schilddrüse“ (Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1887 u. 88; VIRCHOW's Archiv, CL, 1897 u. ff.) - „Ueber die Functionen der Grosshirnrinde“ (2. Aufl., gesammelte Mitteilungen a. d. J. 1877 bis , 89 (Berlin 1890).


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