Lazarus Fuchs

Dozent in Heidelberg 1875-1884

Lazarus Fuchs schrieb im Jahre 1886 aus Berlin an Leo Koenigsberger:

„Ich kann Dir die Versicherung geben, daß ich noch jetzt fast täglich mit einem gewissen Heimweh an Heidelberg zurückdenke. Wo ist die schöne Zeit hin, wo ich noch in der Lage war, ruhig zu arbeiten, ruhig einen Gedankenfaden für längere Zeit abzuspinnen! Wo soll ich jetzt meine Grillen lassen, die ich sonst in alle Winde zerstreuen konnte, wenn ich die ersten 1000 Fuß Höhe passirt hatte!“

Fuchs, Immanuel Lazarus (5.5.1833 - 16.4.1902)
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Mathematiker-Lexikon / Herbert Meschkowski. - Mannheim (1964), S. 92

Studium in Berlin. Lehrtätigkeit an Schulen, 1866 a.o. Professor, 1869 Ordinarius in Greifswald, 1874 Göttingen, 1875 Heidelberg, 1884 Berlin.

Grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Differentialgleichungen und der Funktionentheorie.

Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... - Thun [u.a.], 1990. - S. 159-160

Fuchs, Immanuel Lazarus: geb. 5.5.1833 Moschin bei Posen (Poznan, VR Polen), gest. 26.4.1902 Berlin. — F. studierte in Berlin, u.a. bei K. WEIERSTRASS und E. E. KUMMER, und promovierte dort 1858. 1860-1867 war er zunächst als Lehrer an verschiedenen höheren Schulen Berlins und zuletzt am Friedrich-Werderschen Gymnasium tätig. 1867-1869 hielt er an der Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin Vorlesungen, gleichzeitig war er 1865 als Privatdozent, ab 1866 als a.o. Prof. an der Berliner Univ. tätig. 1869 wurde er o. Prof. an der Univ. Greifswald, zugleich erhielt er eine Dozentur für die Landwirtschaftliche Akademie in Eldena. 1874 ging er als o. Prof. an die Univ. Göttingen, 1875 nach Heidelberg. Ab 1884 war er an der Berliner Univ. 1884-1892 leitete er zusammen mit L. KRONECKER das Berliner Mathematische Seminar. 1899 war er Rektor der Berliner Univ.

F. leistete bedeutende Arbeiten zur Analysis, besonders zur Theorie der Differentialgleichungen und entwickelte die Mathematik in der Tradition von WEIERSTRASS weiter. F. untersuchte ausgiebig lineare Differentialgleichungen. Er studierte Eigenschaften der hypergeometrischen Reihe, untersuchte hyperelliptische und abelsche Integrale. Er widmete sich dem Problem, die durch abelsche oder elliptische Funktionen integrierbaren Differentialgleichungen zu untersuchen. Eine Reihe von Arbeiten verfaßte er zur Theorie der Systeme linearer partieller Differentialgleichungen, der Theorie der assoziierten Differentialgleichungen und einer allgemeinen Theorie der linearen Differentialgleichungen. Mit seinen Forschungen wurde F. ein Bindeglied zwischen den fundamentalen Arbeiten von A. L. Cauchy, B. RIEMANN, N. H. ABEL und C. F. GAUSS und der modernen Theorie der Differentialgleichungen, wie sie in den Arbeiten von H. POINCARÉ, P. PAINLEVÉ und E. PICARD entwickelt wurde.

Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Annette Vogt

Brockhaus - Die Enzyklopädie. - 20. Aufl. - Leipzig
Bd. 8 (1996), S. 29

Fuchs, Immanuel Lazarus, Mathematiker,
* Moschin (poln. Mosina, bei Posen) 5.5.1833, † Berlin 26.4.1902; Prof. in Greifswald (1869-74), Göttingen, Heidelberg (1875-84) und Berlin. F. behandelte v.a. algebraische und funktionentheoret. Probleme sowie bes. die Theorie der homogenen linearen Differenzialgleichungen n-ter Ordnung im Komplexen mit analyt. Koeffizientenfunktionen (fuchssche Differenzialgleichungen).

Deutsche biographische Enzyklopädie. - 2. Ausgabe. - München
Bd. 3 (2006), S. 610

Fuchs, (Immanuel) Lazarus, Mathematiker, * 5.5.1833 Moschin (Posen), † 26.4.1902 Berlin.
F., Sohn eines Lehrers, studierte in Berlin, wurde 1858 mit der Dissertation De superficierum lineis curvaturae promoviert und unterrichtete an verschiedenen höheren Schulen. 1865 habilitierte er sich mit der Arbeit Zur Theorie der linearen Differenzialgleichungen mit veränderlichen Coefficienten in Berlin, war seit 1866 a.o. Prof. und hielt 1867-69 Vorlesungen an der Artillerie- und Ingenieurschule. 1869 wurde er o. Prof. in Greifswald, 1874 in Göttingen, 1875 in Heidelberg, 1884 Nachfolger von Karl Weierstraß in Berlin und war 1899 Rektor der Universität. F. gilt als der Begründer der modernen Theorie der linearen Differentialgleichungen (u.a. Theorie der Abel'schen Function, 1897/98). Nach dem Tod Leopold Kroneckers 1891 übernahm er die Redaktion des ,,Journals für die reine und angewandte Mathematik''. Seit 1883 war F. Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Zu seinen Veröffentlichungen gehören ferner Über den Zusammenhang zwischen Cometen und Sternschnuppen (1873), Über Functionen zweier Variabeln (1881) und Über das Verhältnis der exacten Naturwissenschaft zur Praxis (1899). Sein Sohn Richard F. gab mit seinem Schwager Ludwig Schlesinger F.s Gesammelte mathematische Werke (3 Bde., 1904-09) heraus.

Heidelberger Gelehrtenlexikon / Dagmar Drüll. - Heidelberg
Bd. 2. 1803-1932. - 1986, S. 75-76

Fuchs, Immanuel Lazarus

1875-1884 Phil. Fak.

Mathematik
*   5. Mai 1832 Moschin (Provinz Posen)
†   28. Apr. 1902 Berlin (mosaisch, seit 1860 ev.)
V   Rafael F., Lehrer
M   Caecilie Katz († vor 1860)
ca. 1869 Marie Anders
K   4 S, 2 T u.a. Richard F. (1873-1945) Prof. für Mathematik TH Berlin s. NDB 5 (1961) S. 675 f.

Lb  SS 1854 Stud. Berlin; 2. Aug. 1858 Dr. phil. Berlin; 19. März 1859 Prüfung für höheres Lehramt Berlin; 1860 Hilfslehrer Berlin; 26. März 1864 - 23. Mai 1867 Lehrer Berlin; Aug. 1865 Habilitation Berlin; 7. Dez. 1866 a.o. Prof. Berlin; 23. Mai 1867 Lehrer an Artillerie- und Ingenieurschule Berlin; 3. Febr. 1869 o. Prof. Greifswald; 22. März 1869 Dozent an Landwirtschaftl. Akad. Eldena (bei Rostock); 23. Jan. 1874 o. Prof. Göttingen; 8. Jan. 1875 o. Prof. und Mitdirektor des Math-Physikal. Seminars H als Nachf. von Leo Koenigsberger; SS 1884 o. Prof. Berlin

1876/77 Mitgl. des Engeren Senats und Dekan der Phil. Fak. H

Geh. Rat

E   Mitgl. der Akad. der Wiss.; 1874 Göttingen, 1884 Berlin, 1898 München; 1883 Ritterkreuz 1. Kl. des Ordens vom Zähringer Löwen
QU  UAH A-219/PA; GLA Abt. 76, Fasz. 9922; Bf. UBH
W  Über Funktionen zweier Variabeln, welche durch Umkehrung der Integrale zweier gegebener Funktionen entstehen. Göttingen 1881. - Zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. Berlin 1901. - Gesammelte Werke. Hrsg. von Richard Fuchs und Ludwig Schlesinger. 3 Bde. Berlin 1904-1909.
HG  1891-1902 Crelles Journal für die reine und angewandte Mathematik
L  NDB 5 (1961) S. 675
P  Bildersammlung UAH; graph. Slg. UBH; NDB

Abkürzungsverzeichnis

Anm.: Im Heidelberger Gelehrtenlexikon ist als Rufname Immanuel (Fettdruck) angegeben. Fuchs selbst scheint in der Regel Lazarus verwendet zu haben.


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Biographische Informationen


WWW-Biographien

  Tabellarischer Lebenslauf Lazarus Fuchs'

  Der Mathematiker Lazarus Fuchs : eine biographische Anthologie / zusammengestellt von Gabriele Dörflinger [PDF, 388 KB, 51 S.]

Lazarus Immanuel Fuchs aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Biographie vom St. Andrews Archiv

  Lebenslauf aus der Dissertation Lazarus Fuchs'
  Der Mathematiker Lazarus Fuchs in Berlin / Gabriele Dörflinger 2013
Antrittsrede von L. Fuchs bei der königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften, 1884
Antwort von Arthur Auwers auf die Antrittsrede von Fuchs
www.sammlungen.hu-berlin.de/ Biografie, Lazarus Fuchs (mit Foto)
  Leo Koenigsberger in seiner Autobiographie Mein Leben über Lazarus Fuchs

Nachrufe
  Gedächtnisrede auf Immanuel Lazarus Fuchs / von Meyer Hamburger
  Königl. Bayerische Akademie der Wissenschaften / Carl von Voit
  Lazarus Fuchs † / von Georg Wallenberg
  Lazarus Fuchs / von Ernst Julius Wilczynski
  Nature vom 12. Juni 1902
  Accademia dei Lincei
  Nachruf in den Acta Mathematica
Kurzer Nachruf des Journals für die reine und angewandte Mathematik / von Kurt Hensel

The Mathematics Genealogy Project

Fotografien

Weierstraß-Institut; Berlin: Kollegen und Schüler von Karl Weierstraß / Foto von Lazarus Fuchs
Journal für die reine und angewandte Mathematik. - Bd. 157 (1927), S. 59 / Fotos von Lazarus Fuchs und anderen Herausgebern der Zeitschrift

  Bilder aus dem Universitätsarchiv Heidelberg
  Foto aus den Gesammelten mathematischen Werken von Lazarus Fuchs, Bd. 1, 1904. Das Foto wurde 1898 im Atelier Schaarwächter in Berlin angefertigt.

 Hauptstr. 23 — Fuchs' Domizil in Heidelberg


Print-Biographien

Neue Deutsche Biographie. - Berlin
Bd. 5 (1971), S. 675
UB-Signatur: LSN A-EH 001

1869 wurde F. als o. Professor nach Greifswald, 1874 nach Göttingen und 1875 nach Heidelberg berufen. 1884 kehrte er als Nachfolger von Weierstraß nach Berlin zurück.

Dictionary of Scientific Biography. - New York
Vol. 5 (1972), p. 203-204
UB-Signatur: LSN B-AE 014

He remained there [Greifswald] five years, spent one year at Göttingen and then, in 1875, went to Heidelberg. In 1882 [sic!] Fuchs returned to Berlin.

Berühmte israelitische Männer und Frauen / von Adolph Kohut. - Leipzig
Bd. 2. ([1900]), S. 245
UB-Signatur: F 2906::2

Die Theorie der linearen Differentialgleichungen verdankt viel dem 5. Mai 1833 zu Moschin in Posen geborenen Mathematiker Geheimen Rath Immanuel Lazarus Fuchs, seit 1884 Professor der Mathematik in Berlin und seit 1891 Redacteur des ,,Journals für die reine und angewandte Mathematik''. Seine meisten Arbeiten sind algebraischen und funktionentheoretischen Inhalts.
Hamburger, Meyer:
Gedächtnisrede auf Immanuel Lazarus Fuchs     Volltext
In: Archiv für Mathematik und Physik. - 3. Reihe, Bd. 3 (1902), S. 177-186
UB-Signatur: L 5::3:3
Wallenberg, Georg
Lazarus Fuchs †     Volltext
In: Naturwissenschaftliche Rundschau. - 17 (1902), S. 293-296
UB-Signatur: O 29-3 Folio::17.1902
Wilcynski, Ernest J.:
Lazarus Fuchs     Volltext
In: Bulletin of the American Mathematical Society. - NS. 9 (1902/03), S. 46-49
UB-Signatur: L 21-1-4::2: 9.1902-03

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Werk


Digitalisierte Publikationen

Göttinger Digitalisierungs-Zentrum / Beiträge von Lazarus Fuchs

Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften / Digitale Bibliothek

  Heidelberger Digitale Bibliothek Mathematik


In Heidelberg vorhandene Schriften

Suche nach Autor Lazarus Fuchs in HEIDI mit Buchausgabe in

Literatur über das Werk Immanuel Lazarus Fuchs'

Fuchs, Lazarus:
Antrittsrede bei der Preußischen Akademie der Wissenschaften [gehalten am 3.7.1884]
In: Sitzungsberichte der Preußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin. - 1884, 2. Halbband, S. 744-747   Volltext mit der Antwort von Arthur von Auwers
    UB: H 64::1884,Juli-Dez
Gray, J. J.:
Fuchs and the theory of differential equations
In: Bulletin of the American Mathematical Society. - N.S. 10 (1984), S. 1-26
    UB: ZSN 316 B::NS:10.1984
Gray, J. J.:
Erratum : Fuchs and the theory of differential equations
In: Bulletin of the American Mathematical Society. - N.S. 12 (1985), S. 182
    UB: ZSN 316 B::NS:12.1985
Schlesinger, Ludwig:
Bericht über die Herausgabe der gesammelten Werke von L. Fuchs
In: Verhandlungen des dritten internationalen Mathematiker-Kongresses in Heidelberg vom 8. bis 13. August 1904. - Leipzig (1905), S. 543-545   Volltext (HeiDOK)
    UB: L 26 Folio::3.1904

Verzeichnis der Bibliothekssigel

Mathematics Subject Classification: Fuchs

Der Begriff der Fuchsschen Gruppe (Wikipedia) wurde von Henri Poincaré geprägt. Er wird auch in der Mathematics Subject Classification verwendet, wie der unten stehende Auszug zeigt. (Die Links führen unmittelbar auf den Bestand in HEIDI.)

20-XX   Group theory and generalizations
   20Hxx   Other groups of matrices
      20H10   Fuchsian groups and their generalizations
30-XX   Functions of a complex variable
   30Fxx   Riemann surfaces
      30F35   Fuchsian groups and automorphic functions
37-XX   Dynamical systems and ergodic theory
   37Fxx   Complex dynamical systems
      37F30   Quasiconformal methods and Teichmüller theory; Fuchsian and Kleinian groups as dynamical systems


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Bibliographien


Biographisch-literarisches Handwörterbuch / J. C. Poggendorff. - Leipzig
Bd. 3 (1898), S. 483-484
Bd. 4 (1904), S. 466-467
    UB-Signatur: LSN B-AE 002     und     LSA Nat-A 001

Schriftenverzeichnis mit Bestandsnachweis Heidelberger Bibliotheken und Direktlinks zu digitalisierten Aufsätzen / zusammengestellt von Gabriele Dörflinger.

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