Lexikon bedeutender Mathematiker — Ludwig Schlesinger

Quelle: Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... — Thun [u.a.], 1990. — S. 414


Schlesinger, Ludwig: geb. 1. 11. 1864 Tyrnau (Ungarn), gest. 15.12. 1933 Gießen. — S. studierte in Heidelberg und Berlin, wo er 1887 bei L. FUCHS mit der Dissertation „Über lineare homogene Differentialgleichungen, zwischen deren Integralen homogene Relationen höheren als ersten Grades bestehen“, promovierte. S. habilitierte sich 1889 in Berlin, wurde 1897 a. o. Prof. in Bonn, 1897 Ordinarius an der Univ. Klausenburg (Cluj, Rumänien) und wirkte 1911-1930 in Gießen. 1933 wurde er ein Opfer der faschistischen Rassenpolitik, zwangspensioniert und starb kurze Zeit danach.

Angeregt durch L. FUCHS, dessen gesammelte Werke S. 1904-1909 gemeinsam mit R. FUCHS (1873-1945) herausgab, befaßte sich S. in erster Linie mit Untersuchungen zur Theorie der linearen Differentialgleichungen. Er schuf ein Handbuch der Theorie der linearen Differentialgleichungen (1895-1898), publizierte „Vorlesungen über lineare Differentialgleichungen“ (1908) und lieferte 1909 den Bericht der Deutschen Mathematikervereinigung über die Entwicklung der Theorie der linearen Differentialgleichungen seit 1865. Neben einer Reihe weiterer Beiträge zur Theorie der Fuchsschen Funktionen, der automorphen Funktionen u. a. nahm S. aktiven Anteil an der Herausgabe der wissenschaftlichen Biographie von C. F. GAUSS und befaßte sich in den 20er Jahren mit geometrischen Problemen der allgemeinen Relativitätstheorie, deren Erkenntnisse er zu verbreiten half.

Poggendorff — Renate Tobies

Lit.: Jahresber. DMV 71 (1969), 224-228


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