Leo Koenigsberger: Hermann von Helmholtz
Helmholtz als Professor der Physiologie in Heidelberg
von Michaelis 1858 bis Ostern 1871.
Letzter Brief Ferdinand Helmholtz' vom 8.5.1858
„Zuvörderst danke ich Dir für die Uebersendung des
(Seite 334)
Heyne'schen
[i.e. Haym'schen]
Werkes über
Hegel
und seine Zeit(*)
durch
den alten Weber,
das ist ein sehr tüchtiges und
geistreiches Werk, dem ich allerdings mehr Einsicht über
Hegel, den Werth seines Systems und seinen
Einfluss verdanke, als allem bisher darüber Gelesenen, weil es
historisch und psychologisch das System entstehen und sich
entwickeln lässt und Hegel immer im
Zusammenhange mit seiner Zeit und seiner Umgebung
betrachtet. Ueber die
Auffassung des Einzelnen und deren Richtigkeit habe ich kein
Urtheil, da ich dazu das System zu wenig kenne; aus dem
Ganzen geht mir aber überzeugend hervor, dass
Hegel durchaus kein Seher, kein Genie, kein
über seine Zeit
hinausblickender Prophet, sondern nur ein grosses Denktalent
war, welches die vielfachen geistigen Errungenschaften und
Ansichten seiner Zeit scharfsinnig zu combiniren und mit
einander zu einem Begriffssystem zu vereinigen verstand; und
weil er sich allseitig und mit gründlichem Fleisse der
Resultate der zeitgemässen und treibenden Ideen über Kunst
und Wissenschaft und Leben der so höchst erregten und
vorschreitenden Zeit zu bemächtigen wusste, und in sie
einging, zugleich auch durch die sogenannte durch
Schiller und
Goethe
angehobene, durch die
Schlegel,
Tieck und
Schelling
zu ihrer höchsten Glorie ausgebildete
göttliche Grobheit und Unverschämtheit der
Genialitätsperiode zu imponiren wusste, so gewann er trotz der
mangelhaften Sprachgewandtheit, und der Unschönheit seines
Styls und seines Vortrages durch Accommodation an den
Zeitgeist einen grossen gewaltigen Ruf und Einfluss. Der
Hauptirrthum jener ganzen naturphilosophischen Schule
besteht in der von ihr behaupteten Identität des Geistes und
der Natur. Es ist durchaus unwahr, dass das Geistige nur eine
andere Form desselben Gehaltes als der der Materie sei. Wer
wird die Abhängigkeit und Wechselwirkung beider von
einander leugnen? aber sich bestimmend ist nicht das
Identische, sondern gerade das Entgegengesetzte. Der Geist
(Seite 335)
ist in seiner Verwirklichung, in seinem
Zeitlichlebendigwerden allerdings davon abhängig, dass ihm
die Natur seinen Körper erbaut, der Körper gehört zu seinem
Leben, ist aber nicht eher, weder nach seinem
Inhalte, noch nach seiner Form. Der kräftige Geist beherrscht
nach seinen individuellen Zwecken den schwächlichsten Körper
ganz anders als der schwächliche Geist den gesundesten und
harmonischsten; und könnte man verschiedenen Individuen
dieselben Leiber geben, man würde sich bald überzeugen, wie
verschieden trotzdem das Leben sich nach der geistigen
Individualität gestaltet. Ebenso üben Klima,
Bodenverhältnisse und Naturproducte ihren nicht zu
leugnenden Einfluss auf die Entwickelung des Lebens und der
Bestrebungen der Völker, aber in denselben Ländern haben
sich ja nach ihrer ursprünglichen Anlage die
verschiedenartigsten Völker entwickelt. Man denke an
Griechenland, Vorderasien, Syrien, Nordafrika u. s. w.; die
Natur bietet dem erwachenden Geist zwar Stoff, Werkzeug und
Form; was er aber daraus macht, und wie weit er es benutzt,
das hängt allein von ihm ab, wenn er gleich ohne jene Gaben
nicht wirklich leben kann. Schafft doch jeder individuelle
Organismus aus demselben Stoffe ganz etwas anderes, als der
andere. Ebenso wenig wie der Geist die Entwickelung der
Natur aus sich, z. B. der Weltkörper und Kräfte
beherrscht, ebenso wenig
beherrscht die Natur den Geist oder fällt
auch nur mit ihm zusammen; es besteht vielmehr die ganze
Entwickelung des Lebens in der Loslösung des Geistes, in dem
Erwachen desselben, in der Vollziehung der Möglichkeit des
eigenen, immer selbständigeren Lebens, welche ihm durch
seinen natürlichen Leib geboten ist. Der Leib bedingt das
Leben des Geistes als eines ganz anderen, der, sowie er seine
Bedingung zum Leben benutzt hat, nun wieder umgekehrt den
Leib bestimmt und innerhalb einer gewissen Grenze bedingt;
ja, mit dem Aufgeben dieser Bestimmung hört auch sein Leib
auf, ein selbständiges und individuelles
(Seite 336)
Lebendiges zu sein, obgleich er auch nach seinem eigenen
natürlichen Gesetze durch sich selbst seinen Kreislauf
vollendet, und damit dies zeitliche Leben des Geistes in dieser
Körperlichkeit aufhebt, weil er aufhört, Werkzeug und Stoff
desselben zu sein; so weit reicht die natürliche Beobachtung,
dies ist das Phänomen, aus welchem das Gesetz des
Irdischen, d. h. des durch diese Körperlichkeit bedingten
Lebens zu erforschen ist. Das weitere kann nur der Geist durch
Erforschung seiner selbst, seines von aller irdischen
Erscheinung unabhängigen Wesens erfahren und erkennen.
Diese Erkenntniss des Geistes an sich und durch sich muss
daher eine ganz andere sein als die sinnliche Beobachtung und
die auf ihr beruhende Erkenntniss der Sinnlichkeit und ihrer
Welt. Hier hat sich der Geist selbst in seinem nicht natürlichen,
sondern geistigen Wesen, in seinem nicht zeitlichen und
räumlichen, sondern in seinem Ansichleben zu beobachten und
zu erkennen, indem er sich lebendig in sich versenkt, und sich
aus sich genetisch erzeugend, also a priori, seinen inneren
geistigen Organismus, seine Kräfte, seine Ideale anschaut und
erfrischt, ihren Ursprung und ihren Anfang suchend, und so
seines göttlichen Wesens sich vergewissernd; und dies hat nach
Kant
am schärfsten und vollständigsten der ältere
Fichte
versucht, der noch immer nicht gehörig
gewürdigt wird, weil er die höchste Energie des Sich selbst
Anschauens, die grösste Schärfe des Durchschauens, Grund
und Wesen der Erscheinung im Schauen verlangt, und erst in
seiner letzten Zeit es zu einiger Selbstzufriedenheit mit der
Klarheit seiner
Darstellungsform gebracht hat, während die Meinungen über
ihn aus seinen älteren Schriften geschöpft sind und
traditionsweise sich fortgepflanzt haben. Er hatte mit dieser
Erforschung des reinen Geistes so viel zu thun, und das
Interesse der staatlichen, sittlichen und religiösen Ideen
beherrschte ihn so ganz, dass er, so oft er sich vornahm, auch
das Gebiet der Natur in seine Speculation zu ziehen,
(Seite 337)
wenigstens insofern es im Verhältnisse zum Geiste steht, er
wohl das Fremdartige fühlte, und einsah, dass er hier mit
seinem Forschen von ganz anderem Wissen und
Forschen abhängig sei, und es nur zu ganz allgemeinen
Postulaten, die der Geist aus sich an die Natur stellte, brachte,
übrigens aber die a priorische Construction einer bestimmten
wirklichen Natur vom Wesen aus für unmöglich erklärte, weil
es für die Entwickelung des Geistes zum
Selbstbewusstsein, zur Familie, zum Staate und zur sittlichen
Gemeinde ganz gleichgültig sei, ob eine so oder anders
bestimmte Natur das Erwachen des geistigen Lebens
bedinge, wenn nur überhaupt eine zum Werkzeuge des Geistes
geeignete Natur vorhanden ist, ebenso wie der rechte Mensch
jedes äussere Schicksal, mag's beschaffen sein wie es wolle,
für eine göttliche Aufgabe nimmt, an deren Lösung und
Bewältigung er in geistiger Kraft und Einsicht sich fördern
soll. Auf diesen Standpunkt der Beobachtung des Geistes als
eines sich durch sich, aus sich bestimmenden gründet sich nun
der Vorwurf geistigen Stolzes, dass Fichte das Ich
zum Schöpfer der Welt, ja zum Absoluten mache,
obgleich er an die Spitze der Wissenschaftslehre den Satz
stellt: Das Wesen mit seinem ganzen Inhalte ist
Erscheinung, Bild eines in ihm in der Form des
Selbstbewusstseins dargestellten absoluten Seins; aber dieses
Sein, dessen Bild es seinem Inhalte nach ist, ist nicht das
sinnlich
wahrnehmbare der objectiven Welt, diese ist selbst nur eine
andere Seite der Erscheinung des absoluten Seins, und die
Bedingung, dass es zu jener ersten Erscheinung komme.
Uebrigens leitet er die Ichform, das Selbstbewusstsein selbst ab
aus dem Begriffe der Erscheinung, hinzufügend, dass alles in
der Form der Erscheinung liegende, also durch sie
begründete und aus ihr stammende von dem absoluten weg zu
denken sei, von dem wir in formeller Hinsicht also nur
Negatives, nichts Positives wissen können, während sein
Inhalt, sein Wesen, die ganze unendliche Herrlichkeit der
(Seite 338)
Ideale in der sich selbst erkennenden Erscheinung zum
Bewusstsein und Leben kommen; damit sie das können, dazu
gehört ein strenges Erkennen des rein formellen in der
Erscheinung, und nicht in Gott gegründeten, also alles
Relativen, Zeitlichen, Räumlichen und Ichlichen. Durch sie
allein kann es zu einem reinen Gott-Schauen und
Gott-Leben kommen; denn ein Gott-Begreifen ist nicht
möglich, weil jedes Begreifen das Begriffene als in einem
anderen enthalten und durch dasselbe bedingt setzt, also die
Absolutheit negirt. In dieser Ueberzeugung, dass in jedem
Menschen das göttliche Wesen lebendig werden solle und
könne, so bald er sich nur zur sittlichen Freiheit entwickele, zu
einem reinen, nicht mehr von der unverstandenen, ihm
fremdartigen Natur beherrschten Leben in sich und aus sich,
wurzelt die moralische Grösse und Energie
Fichte's, seine zermalmende Consequenz, sein
prophetischer Blick (denn wenn man seine frühesten
historischen Werke liest, so kann man es kaum glauben, dass
sie so lange vor den darin vorher verkündeten Erscheinungen
geschrieben sind), seine Consequenz, und dass er sich durchaus
durch keine noch so drohende Lebenslage in seiner
Grundansicht von Recht, Pflicht, Sittlichkeit und Religion
bestimmen lässt. Wie erhaben und gross steht er in dieser
Beziehung Hegel gegenüber, der in allen seinen
historischen Voraussagungen sich getäuscht, und seine Ansicht
von Staat und Kirche so vielfach nach den Umständen
gemodelt hat, dessen
unglücklicher Satz: alles Wirkliche ist vernünftig und alles
Vernünftige ist wirklich, zwar von der Einheit der ganzen
unendlichen geistigen und materiellen Welt aus es für einen
göttlichen Standpunkt halten mag, der die Unendlichkeit in
ihrem Totalbilde erblickt, gewiss aber die schädlichsten Folgen
haben muss, wenn er für irgend ein einzelnes
zeitliches Individuum oder System der Zeit gelten soll, für
welches der Satz nur heissen kann: alles Wirkliche soll
vernünftig werden, und alles Vernünftige ist noch nicht
(Seite 339)
wirklich, soll es aber werden. Das letztere ist die Ansicht des
lebendigen, göttlichen Werdens und unendlichen
Strebens, das erstere dagegen die des mit aller
Unvollkommenheit Sichbefriedigens. Eben so unheilvoll ist
seine Auffassung des privaten und öffentlichen, socialen,
künstlerischen und religiösen Lebens der Griechen, zu der er
sich wahrscheinlich durch Goethe verführen
liess, dem der Kant'sche Imperativ zu wenig die
individuelle
Freiheit zu beachten schien. Wie war ein solcher Rückschritt
nach den gerade hierin so grossen Leistungen
Kant's und Fichte's für den
ernsteren und tieferen
Wahrheitsforscher möglich! Daher kann man sich nicht
verwundern über das begeisterungslose, genusssüchtige,
sophistische Leben so mancher seiner Schüler, die, weil sie alle
positiven Ideale verloren hatten, zuletzt in den krassesten
Materialismus verfielen.
Gegenüber dieser Erkenntniss des Geistes in und durch sich,
welche durch Kant und Fichte einen
so grossen, die übrige Einsicht überholenden Fortschritt
gewonnen hat, und die gewissermaassen als der Schlussstein
des
christlichen Mittelalters zu betrachten ist, welches eben nur
das Leben in und aus dem Geiste anstrebt, und das Leben in
und aus dem Fleische als das böse, teuflische und zu
vernichtende ansah, dem darum die ganze Natur und alle
Erkenntniss derselben Teufelswerk war, und der Körper nach
indischer Ansicht eine Fessel der Seele, die ihr zur Strafe
angelegt und zur Prüfung, scheint mir die nächste Forderung
der Zeit, wie sie auch der Trieb der Gegenwart
ausspricht, ebenso die Natur fürs erste aus sich, in sich und
durch sich zu erkennen, indem man sich selbst als Geistiges
fürs erste liegen lässt und aus sich herausschaut, wie das
Nicht-Ich beschaffen sei. Das giebt fürs erste den Standpunkt
des Materialismus, der berechtigt ist zu der Aufgabe, das
Gesetz und Leben der Natur in uns aus sich zu
erforschen, und diese so weit selbständig zu lösen versuchen
(Seite 340)
mag, als er's vermag: nur bedenke er seine Aufgabe und die
Grenzen seines Gebietes und greife nicht in das rein Geistige
des Staates, der Moral und Religion hinüber, denn dies sind
keine Producte und Erscheinungen der Natur, sondern des
Geistes, und wer sie aus der materiellen Welt ableiten wollte,
der zerstörte ihr höheres Wesen, der
zerstörte den menschlichen Stolz und profanirte unsere
heiligsten Güter, welches eben die ewigen, rein geistigen sind.
Freilich verlangt Erkenntniss rücksichtslose Hingabe an ihr
Object; und wie schwer es sei, bei diesem Gerechtwerden der
Natur als einer Macht und einem Leben aus und für sich das
Bewusstsein seiner Geistigkeit und ihrer Wahrheit und seines
Werthes nicht zu verlieren, das zeigt leider zu sehr die
Gegenwart mit ihrem Versinken in die
Sinnlichkeit, im Erkennen, Wissen, Leben und Kunst: selbst
das Erkenntnissvermögen des Geistigen, weil nicht geübt,
scheint verloren, während das des Materiellen so gewaltig an
Kunst und Ausbildung zunimmt. Wohin aber ein solches
Aufgeben der geistigen Güter und ein solches sich versenken in
die Sinnlichkeit führt, davon ist ein entsetzliches Beispiel die
römische Kaiserzeit, beginnend mit den Triumviraten, die
freilich auch zeigt, welche ungeheure Verschleuderung aller
sinnlichen Kräfte dazu gehörte, um römische Geisteskraft
endlich zu überwinden und zu vernichten: unsere
schwächlichen Charaktere würden der Vernichtung viel leichter
anheimfallen. Deshalb ist es vielleicht historisch
nothwendig, selbst wenn die Erkenntniss der Natur dazu noch
nicht ausreicht, und die Lösung der Aufgabe darum eine
mangelhafte bleiben muss, doch immer vorläufig zu
versuchen, das Verhältniss von Natur und Geist, die Einheit
der Pole, den Indifferenzpunkt des Allgemeinen wie des
Individuellen, des geistigen wie des natürlichen Lebens zu
erkennen, also in den Quell und Mittelpunkt beider Welten sich
zu versetzen, und zu versuchen, ob man sich seiner noch nicht
bemächtigen kann, wenn man auch das Bewusstsein
(Seite 341)
hat, noch nicht vollkommen dazu ausgerüstet zu sein; denn der
Fortschritt des Geistes in sich darf und soll nicht stille stehen,
weder in den Individuen noch in den Völkern, wenn sie nicht zu
Grunde gehen sollen. Ein Schutzmittel gegen das Verlieren der
höheren Geistigkeit ist freilich das Gefühl für die Schönheit der
sinnlichen Form, weil sie eben das unbewusste Durchdringen des
Natürlichen mit dem Geiste ist (denn an sich ist das Materielle
nicht schön, erst durch den beseelenden Gedanken wird es dazu,
und gerade das Ergriffenwerden des Geistes von der Schönheit
der materiellen Form zeigt, wie durchaus die letztere in ihrer
höheren Bedeutung und Qualität von dem geistigen
durchdrungen erst ihre Bedeutung und Bestimmung erhält).
Möchten darum wenigstens Poesie und Kunst überhaupt das
Bewusstsein des höheren Geistigen für den natürlichen
Menschen immer mehr beleben, in denen die Harmonie und
Einheit zwischen Geist und Natur wenigstens für das Gefühl
dargestellt ist, was auch für die Erkenntniss und das ganze
Leben zu erreichen, das höchste Ziel, das ewige Soll des
individuellen Lebens ist. Das war es am Ende, was
Goethe fühlte; der kategorische Imperativ soll mit
dem Gesetze des Schönen, welches freilich ein individuelles ist,
ja erst in der vollkommensten Individualisirung der allgemeinen
Idee erreicht wird, sich aussöhnen; die Sittlichkeit soll keine
einseitig überspannt geistige, für alle gleiche, sondern
zugleich in natürlich schöner Form eine individuelle sein ... .
Kurz die höchste dermaleinstige Aufgabe ist die Versöhnung
des christlichen mit dem griechischen Ideale des Menschen,
aber nicht die Aufopferung des einen für das andere, wie bei
Hegel. Daher stammt denn auch jene unsinnige
Wuth der Hegelianer gegen den christlichen Staat, christliche
Kunst und Wissenschaft, weil sie immer in ihrer religiösen
Blindheit christlich und kirchlich verwechseln. In dieser
Versenkung der Zeit in den Materialismus gründet sich denn
auch der Irrthum, dass sie nicht bloss die Natur, sondern auch
(Seite 342)
den Geist als ein Seiendes, und nicht als ein ins Unendliche
Werdendes betrachten. Selbst die Natur ist ein Werdendes, sich
Entwickelndes, denn auch sie ist ein Lebendiges, wenn auch
kein Beseeltes, das zeigt ja vor allem die Geologie; und sie
muss es sein, wenn sie fortwährend die lebendige und
lebensfähige Materie und Form des Geisteslebens bleiben soll,
und sie muss es aus sich sein, nicht bloss durch den
fortwährenden Einfluss des Menschengeistes gemodelt. Hier ist
das Feld der Wunder, d. h. nach der ewigen
Vorherbestimmung Gottes fallen gewisse Naturbegebenheiten
mit gewissen geistigen Revolutionen und Begebnissen, die
durch jene erst ermöglicht werden, zusammen. Dass aber der
Geist ein ins Unendliche Werdendes ist, das zeigt die mit jeder
errungenen Stufe ins Unendliche sich erweiternde Aufgabe der
Erkenntniss, das nie erreichte Ideal.
So viel ich nun auch noch im Einzelnen über das Buch zu
sagen hätte, so würde mein Brief ein Buch werden, und Deine
Zeit, die durch Deine bestimmte Aufgabe so sehr in Anspruch
genommen ist, zu sehr, beanspruchen, weshalb ich hiermit
diese Betrachtungen schliesse . . . .“
S. 334 - 342 aus:
Koenigsberger, Leo: Hermann von Helmholtz. - Braunschweig : Vieweg
Band 1. - 1902
Anmerkung (Gabriele Dörflinger):
(*) Haym, Rudolf: Hegel und seine Zeit
: Vorlesungen über Entstehung und Entwickelung, Wesen und
Werth der Hegel'schen Philosophie. - Berlin, 1857. - VIII, 512 S.
Letzte Änderung: Mai 2014 Gabriele Dörflinger
Kontakt
Zur Inhaltsübersicht
Historia Mathematica
Homo Heidelbergensis
Hermann Helmholtz / Leo Koenigsberger