Leo Koenigsberger: Hermann von Helmholtz

Personenregister G

Galen, lateinisch Claudius Galenus
römischer Arzt griechischer Herkunft,
* Pergamon 129 (?), † Rom (?) 199 (?);
neben Hippokrates der bedeutendste Arzt der Antike; zunächst Gladiatorenarzt in Pergamon, ab 161 (mit Unterbrechungen) Arzt (v. a. der römischen Aristokratie sowie des Kaiserhauses) und Schriftsteller in Rom. In seinem riesigen, nur zum Teil erhaltenen Werk vereinigte er die Humoralpathologie und die diagnostisch-klinische Kunst der Hippokratiker mit der Anatomie und Physiologie des Aristoteles und der alexandrinischen Ärzte zu einem umfassenden System der Medizin, das über Jahrhunderte die Heilkunde beherrschte. Seine Schriften, die neben Empirie viel Theorie und Spekulation enthalten, galten besonders der Anatomie, Physiologie, Pharmakologie und Pathologie als Grundlagen der ärztlichen Ausbildung und Tätigkeit. Galens Lehre von der Blutbewegung (er nahm bereits eine Strömung vom Zentrum zur Peripherie an, ein Kreislauf war ihm jedoch unbekannt) blieb bis W. Harvey maßgebend. Zur Diagnose empfahl er, besonderen Wert auf die Puls- und Harnuntersuchung zu legen, zur Therapie, die Krankheitserscheinungen mit entgegengesetzt wirkenden Mitteln (später Allopathie genannt) zu bekämpfen. — Galen verfasste neben medizinischen auch mathematische und philosophische Schriften, wobei er die Lehren der Peripatetiker mit denen der Stoiker zu verbinden trachtete.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-03-05)
      //de.wikipedia.org/wiki/Galenos
⇒ I: 97.
⇒ II: 35.
⇒ III: 127.

Galilei, Galileo
italienischer Mathematiker, Physiker und Philosoph,
* 15.2.1564 in Pisa, † 8.1.1642 in Arcetri (heute zu Florenz), Sohn von Vincenzo Galilei;
neben J. Kepler der bedeutendste Physiker und Astronom seiner Zeit; trug grundlegend zur Entwicklung der exakten Naturwissenschaften bei.
Galilei studierte 1581–85 in Pisa, wurde an der Florentiner Accademia del Disegno mit den Schriften des Archimedes bekannt und baute daraufhin 1586 eine hydrostatische Waage; 1589 erhielt er die Professur für Mathematik in Pisa. Ob er dort am Schiefen Turm Fallversuche zur Bestätigung einer von ihm aufgestellten Falltheorie anstellte, ist nicht eindeutig erwiesen. Der besseren Bezahlung halber übernahm Galilei 1592 die Professur der Mathematik in Padua. Er erfand dort einen Proportionalzirkel, richtete sich in seinem Haus eine feinmechanische Werkstatt ein, fand die Gesetze für das Fadenpendel und leitete in reinen Gedankenexperimenten die Fallgesetze her; zur Bestätigung seiner Theorie entwickelte er die Fallrinne. Galilei baute das ein Jahr früher in Holland erfundene Fernrohr nach, benutzte es zu astronomischen Beobachtungen und veröffentlichte deren erste Ergebnisse 1610 in seinem »Sidereus Nuncius«, der »Sternenbotschaft«. Galilei entdeckte die bergige Natur des Mondes, den Sternenreichtum der Milchstraße, die Phasen der Venus, die vier größten Jupitermonde (7. 1. 1610, später als Galileische Monde bezeichnet) und die Saturnringe sowie 1611 nach J. Fabricius die Sonnenflecke. Diese Beobachtungen widersprachen zum Teil dem damaligen, an der aristotelischen Lehre ausgerichteten Weltbild.
Erst seit 1610 trat Galilei, der in diesem Jahr als Hofmathematiker und Hofphilosoph des Großherzogs nach Florenz zurückgekehrt war, öffentlich für das heliozentrische Weltsystem des N. Kopernikus ein. 1613 entwickelte er in einem Brief an den Benediktiner B. Castelli seine Vorstellungen über das Verhältnis der Bibel zur Naturerkenntnis und v. a. zum heliozentrischen System, die eine Neuinterpretation der Heiligen Schrift erforderten. Dies führte zu einer ersten Auseinandersetzung mit der römischen Kirche, die 1616 mit dem Verbot dieser Lehre durch den Papst antwortete. Galilei widmete sich nunmehr intensiv der Widerlegung der aristotelisch-scholastischen Physik. Im Rahmen eines Streites über das Wesen der Kometen von 1618, bei dem Galilei nicht in allen Punkten im Recht war, verfasste er als eine seiner geistvollsten Abhandlungen den »Saggiatore« (»Prüfer mit der Goldwaage«, 1623), eine Schrift, die Papst Urban VIII. gewidmet war. Da dieser als Kardinal ihm wohlgeneigt gewesen war, glaubte Galilei ihn für die Anerkennung der kopernikanischen Lehre gewinnen zu können. Er verfasste seinen »Dialogo sopra i due massimi sistemi«, den »Dialog über die beiden hauptsächlichsten Weltsysteme, das ptolemäische und das kopernikanische«, legte die Handschrift in Rom zur Prüfung vor und ließ sie 1632 in Florenz erscheinen; das Buch wurde noch im selben Jahr auf kirchlichen Befehl wieder eingezogen. Da er seine Parteinahme für Kopernikus zu deutlich gezeigt hatte, kam es zu einem Prozess gegen Galilei, der mit seiner Abschwörung und Verurteilung am 22. 6. 1633 endete. Galilei befand sich im Gebäude der Inquisition wenige Tage in Haft. Legende ist der Ausspruch: »Und sie (die Erde) bewegt sich doch« (»Eppur si muove«). Galilei wurde zu unbefristeter Haft verurteilt, die er (seit 1637 erblindet) mit kurzer Unterbrechung in seinem Landhaus zu Arcetri verbrachte. Dort verfasste er auch sein für die weitere Entwicklung der Physik wichtigstes Werk, die »Discorsi e dimostrazioni matematiche« (Leiden 1638), die »Unterredungen und mathematischen Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend«, wobei mit Mechanik hier die Festigkeitslehre gemeint ist. Im Rahmen einer Erklärung zur Beziehung von Religion und Wissenschaft, die Papst Johannes Paul II. im Oktober 1992 vor der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften abgab, wurde die Verurteilung Galileis als ungerechtfertigt charakterisiert und Galilei von der katholischen Kirche auch formell rehabilitiert.
Galileis Hauptleistung besteht in der neuen Auffassung von der Möglichkeit physikalischer Erkenntnisse. An die Stelle der Frage nach dem »Warum« setzte er die Frage nach dem »Wie« eines Prozesses; denn nur so könne die menschliche Ratio mithilfe der Mathematik Einblick in den göttlichen Schöpfungsplan gewinnen. Galilei begründete (wenn er auch Anreger hatte) — mit R. Descartes — ein neues Zeitalter der Wissenschaft, v. a. durch eine klare Methodenlehre (Mathematisierung der Natur); er war ein bedeutender philosophischer Denker und zugleich ein guter Beobachter. Als glänzender Redner und Schriftsteller hat er einer sich anbahnenden neuen Naturwissenschaft und ihren Methoden unter den Gebildeten seiner Zeit Freunde und Gönner geworben und sie zu weiteren Forschungen angeregt.

(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/Galileo_Galilei
⇒ II: 38, 39.

Gaugain, Jean-Mothée
Industrieller und Physiker,
* Sully (Calvados) 1810/1811, † Saint-Martin-des-Entrées (Bayeux) 1880;
erfand und verbesserte Messgeräte. 1853 publizierte er »Tangentenbussole nach einem neuen elektrodynamischen Princip« in: Annalen der Physik und Chemie, 3. Reihe, Bd. 88 = Bd. 164, S. 442-446. online
Anm.: Eine Tangentenbussole misst die Stromstärke durch die Ablenkung einer Magnetnadel.
⇒ I: 108, 191.

Gauß, Carl Friedrich
Mathematiker, Astronom und Physiker,
* Braunschweig 30.4.1777, † Göttingen 23.2.1855. Der ab 1807 als Prof. für Astronomie und Direktor der Sternwarte in Göttingen wirkende G., bereits zu Lebzeiten als »Princeps mathematicorum« bezeichnet, gehört zu den bedeutendsten Mathematikern aller Zeiten. In seinem Werk verbinden sich bedeutende Einzelleistungen mit großer Vielseitigkeit und vollkommener Form der Darstellung sowie einer oft bis in letzte Einzelheiten gehenden exakten Durchführung seiner Ideen; dabei zeigte er stets einen prakt. Sinn für die Anwendung und Messung.
...
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 196
      Gottwald S. 165-167
      Meschkowski S. 96-102
      ADB Bd. 8 S. 430-445
      NDB Bd. 6, S. 101-107
      Pogg. I. Sp. 854-857
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Gauss/
      //de.wikipedia.org/wiki/Carl_Friedrich_Gau%C3%9F
⇒ I: 50, 128, 178, 180, 182, 210, 252, 275.
⇒ II: 14, 139, 147, 149, 155, 194, 287, 288.
⇒ II: 139, 147, 149, 154, 155.

Gautier, Théophile
französischer Schriftsteller und Kritiker,
* Tarbes 30. 8. 1811, † Neuilly-sur-Seine 23. 10. 1872;
anfänglich Maler; als Schriftsteller schloss er sich zunächst der Romantik an, von deren subjektivistischer Ausrichtung er sich jedoch wieder abwandte. Seitdem versuchte er die plastisch-visuelle Darstellungsweise und den Formensinn des bildenden Künstlers auf die Dichtung zu übertragen und realisierte dies in seiner ausgefeilt-virtuosen Lyrik (»Émaux et camées«, 1852; deutsch »Emaillen und Kameen«), mit der er zum Vorläufer der Parnassiens wurde. Er nahm deren ästhetisches Ideal des L'art pour l'art, die Betonung der Autonomie und Zweckfreiheit der Kunst, vorweg (theoretisch begründet im Vorwort seines Romans »Mademoiselle de Maupin«, 1835; deutsch). Die Romane und Novellen sind meist in exotisch oder historisch entferntem Milieu angesiedelt. Gautier verfasste auch Reiseberichte sowie kultur-, kunst- und literaturkritische Arbeiten und war der erste Interpret der Werke C. Baudelaires.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-01)
      //de.wikipedia.org/wiki/Th%C3%A9ophile_Gautier
⇒ II: 271.

Gay-Lussac, Joseph Louis
französischer Physiker und Chemiker,
* Saint-Léonard-de-Noblat (bei Limoges) 6. 12. 1778, † Paris 9. 5. 1850;
1808–32 Professor für Physik an der Sorbonne, seit 1809 auch für Chemie an der École polytechnique und seit 1832 am Muséum national d'Histoire naturelle; erhielt 1839 den Ehrentitel Pair von Frankreich. — Gay-Lussac stellte 1802 das nach ihm benannte Gesetz der Wärmeausdehnung von Gasen (→ Gay-Lussac-Gesetz) auf, unternahm 1804, zuerst mit J.-B. Biot, dann allein, wissenschaftliche Ballonfahrten bis in Höhen von 7 000 m und zeigte 1805–08 in Zusammenarbeit mit A. von Humboldt die allgemeine Gültigkeit des von ihnen entdeckten Gasvolumengesetzes bei Reaktionen gasförmiger Stoffe (→ Gay-Lussac-Humboldt-Gesetz). 1820 entdeckte Gay-Lussac die Unabhängigkeit der spezifischen Wärme eines Gases vom Volumen. — Seine chemischen Untersuchungen, u. a. des Jods (1813/14) und der Cyanwasserstoffsäure (1815), führte Gay-Lussac teilweise zusammen mit seinem Kollegen L. J. Thenard durch. Er trug wesentlich zur Entwicklung der analytischen Chemie bei. Seine Arbeiten zur technischen Chemie betreffen u. a. das Steinkohlengas und die Schwefelsäurefabrikation (Einführung des Gay-Lussac-Turmes, 1835). Gay-Lussac war der Lehrer und Freund von J. Liebig.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-11)
      //de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Louis_Gay-Lussac
⇒ I: 52, 73.

Gehler, Johann Samuel Traugott
Mathematiker, Physiker und Jurist,
* Görlitz 1.11.1751, † Leipzig 16.10.1795; studierte Mathematik und Jura, habilitierte sich 1776 für Mathematik und wurde 1777 in den Rechtswissenschaften promoviert. 1783 wurde er Ratsherr in Leipzig. Bekannt wurde G. durch sein »Physikalisches Wörterbuch«, welches er von 1787 bis 1795 verfasste.
      Quellen:
      ADB Bd. 8, S. 498
      NDB Bd. 6, S. 134-135
      //de.wikipedia.org/wiki/Johann_Samuel_Traugott_Gehler
⇒ I: 265.

Geißler, Heinrich
Mechaniker und Instrumentenbauer,
* Igelshieb (heute zu Neuhaus am Rennweg) 26. 5. 1814, † Bonn 24. 1. 1879; gründete 1854 in Bonn eine Werkstatt, in der er verschiedene meteorologische Instrumente sowie ausgezeichnete physikalische und chemische Apparate herstellte, u. a. Thermometer mit Skalen bis 500oC und 1858 die für die Entwicklung der Vakuumtechnik bedeutsame Quecksilbervakuumpumpe; ebenfalls 1858 entwickelte er die Geißler-Röhren.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-07)
      NDB Bd. 6, S. 159
      //de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gei%C3%9Fler_(Glasbl%C3%A4ser)
⇒ III: 64.

Gerhardt, Carl
Mediziner,
* Speyer 5.5.1833, † Gamburg bei Mosbach (Baden) 21.7.1902. Nach dem Medizinstudium in Würzburg arbeitete er als Arzt an den Univ.-Kliniken in Tübingen, Würzburg, Jena und Berlin, wo er die II. Med. Klinik an der Charité gründete. Er diagnostizerte 1887 beim Kronprinzen Friedrich den Kehlkopfkrebs.
      Quellen:
      NDB Bd. 6, S. 284-285
      //de.wikipedia.org/wiki/Carl_Jakob_Christian_Adolf_Gerhardt
⇒ III: 122.

Gerlach, Joseph von
Anatom,
* Mainz 3.4.1820, † Müchen 17.12.1896;
studierte in Würzburg, Müchen Medizin; arbeite als Arzt in Paris, London, Dublin und Mainz. 1850 wurde er an die Universität Erlangen berufen und leitete das Institut für Anatomie bis 1891.
      Quellen:
      ADB Bd. 49, S. 303-307
      //de.wikipedia.org/wiki/Joseph_von_Gerlach
⇒ I: 229.

Gervinus, Georg (Gottfried)
Historiker, Literar.-historiker und Politiker,
* Darmstadt 20.5.1805, † Heidelberg 18.3.1871; urspr. Kaufmann, während seines Geschichtsstudiums (seit 1826) Schüler und Freund F. C. SCHLOSSERS; wurde 1835 Prof. in Heidelberg, 1836 in Göttingen, 1837 als einer der Göttinger Sieben amtsenthoben. 1844 Honorar-Prof. in Heidelberg, gehörte G. 1848 vorübergehend der Frankfurter Nationalversammlung an. Seine von demokrat. Idealen — nach dem Scheitern der bürgerlichen dt. Revolution ruhte seine Hoffnung v. a. auf dem vierten Stand — und dem Glauben an einen unaufhaltsamen Fortschritt der Völker zur Freiheit getragene Geschichtsauffassung trug ihm 1853 den Entzug der Lehrbefugnis und ein Hochverratsverfahren ein. Seitdem lebte er, politisch enttäuscht, in wachsender Verbitterung als Privatgelehrter in Heidelberg, in Opposition auch zu der späteren polit. Entwicklung in Dtl., die seiner liberalen Geschichtsauffassung nicht gemäß war. Das Werk L. VON RANKES kritisierte er scharf. — Als Literarhistoriker hat G. als Erster die dt. Literatur im Zusammenhang mit der geschichtl. Entwicklung unter Akzentuierung der polit. Bezüge dargestellt.
(aus Brockhaus)
Bildnis: ♦ Portrait von Carl Oesterley, 1837; sowie ♦ Bildausschnitt (Fotos: Helmut Dörflinger, 2009)
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 420
      HGL S. 83
      ADB Bd. 9 S. 77-297
      NDB Bd. 6, S. 335-338
      //de.wikipedia.org/wiki/Georg_Gottfried_Gervinus
      Müller, Leonhard: Georg Gottfried Gervinus : biograph. Unters. zur Entfaltung von Persönlichkeit und Weltbild. - Heidelberg, 1950. - VII, 303 Bl.
Heidelberg, Univ., Diss., 1950     (Signatur UB Heidelberg: W 7002)
      Georg Gottfried Gervinus 1805 - 1871 : Gelehrter - Politiker - Publizist / bearb. von Frank Engehausen ... - Heidelberg [u.a.], 2005. - 152 S.
ISBN 978-3-89735-445-6     (Signatur UB Heidelberg: 2006 A 307)
⇒ II: 47.

Gibbs, Josiah Willard
amerikan. Mathematiker und Physiker,
* New Haven (Conn.) 11.2.1839, † ebd. 28.4.1903; wirkte seit 1871 als Prof. für mathemat. Physik am Yale College in New Haven. G. gehört zu den Begründern der modernen Thermodynamik (u.a. Einführung versch. thermodynamischer Funktionen und der für sie geltenden Gleichungen) sowie der statist. Mechanik. Weitere Untersuchungen galten der Theorie des chem. Gleichgewichts. Er schuf den Begriff der Phase und stellte 1876 die gibbssche Phasenregel auf. In der Mathematik lieferte G. Beiträge zur Theorie der Fourier-Reihen. Aus den hamiltonschen Quaternionentheorie und der graßmannschen Ausdehnungslehre entwickelte er die Vektoranalysis, die durch ihn Eingang in die theoret. Physik fand.

Werk: Elementary principles in statistical mechanics ... (1902); dt. Elementare Grundlagen der statist. Mechanik ...).
Ausgaben: The collected works, hg. v. W. R. LONGLEY u.a., 2 Bde. (Neuausg. 1957); The scientific papers, 2 Bde. (1906, Nachdr. 1993-94).
L. P. WHEELER: J. W. G. The history of a great mind (Neuausg. New Haven, Conn., 1962, Nachdr. Hamden, Conn., 1970); R. J. SEEGER: J. W. G. (Oxford 1974). (aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 541
      //de.wikipedia.org/wiki/Josiah_Willard_Gibbs
      //histmath-heidelberg.de/homo-heid/gibbs.htm
⇒ II: 369.

Gladstone, William Ewart
britischer Staatsmann,
* Liverpool 29. 12. 1809, † Hawarden (Flintshire, Wales) 19. 5. 1898, Vater von Herbert John Gladstone;
Sohn eines Großkaufmanns schottischer Herkunft, in Eton und Oxford erzogen; seit 1832 konservatives Mitglied des Unterhauses, unter seinem Förderer R. Peel 1843–45 Handelsminister und 1845–46 Kolonialminister; 1852–55 Schatzkanzler. Als Anhänger des Freihandels wechselte Gladstone 1859 ins liberale Lager über und wurde unter Lord Palmerston erneut Schatzkanzler. Er setzte verschiedene Steuerreformen erfolgreich durch mit dem Ziel klassischer liberaler Politik, den Freihandel zu fördern und die Staatskosten drastisch zu senken; 1865 wurde er Sprecher des Unterhauses. Als die von ihm vertretene Wahlrechtsreform scheiterte, trat er 1866 zurück.
Der liberale Wahlsieg (1868) brachte Gladstone an die Spitze der Regierung. Seine erste Amtszeit war durch wegweisende Reformen gekennzeichnet: die Aufhebung der staatsrechtlichen Vorzugsstellung der anglikanischen Kirche in Irland, ein irisches Landgesetz (in der Praxis wenig wirkungsvoll), ferner die Einführung der Schulpflicht und der geheimen Wahl. Von dem Willen zu einer christlich-humanitären Staatsführung durchdrungen und jedem politischen Machiavellismus abgeneigt, formulierte er als Erster die Prinzipien einer liberalen Außenpolitik, die sich an der Idee des Friedens und der Freiheit gleichberechtigter Nationen orientierten und später besonders auf W. Wilson und die Idee des Völkerbundes einwirkten. Zugleich zog er sich den Vorwurf zu, seine auswärtige Politik sei zu schwächlich und friedliebend. 1874 verlor er die Wahlen gegen B. Disraeli, dessen imperiale Machtpolitik er in den nächsten Jahren heftig bekämpfte. Besonders griff er 1876/77 in leidenschaftlichen Schriften die — gegen die russischen Absichten auf dem Balkan gerichtete — politische Stützung des Osmanischen Reiches durch seinen Nachfolger an. Mit dem Sieg der Liberalen 1880 konnte Gladstone zum zweiten Mal Premierminister werden (bis 1885). Seine irische Politik verband strenge Maßnahmen gegen den Terrorismus der revolutionären Fenier mit einem neuen Landgesetz (1881); ferner setzte er eine weitere Wahlrechtsreform (1884/85) durch. In der auswärtigen Politik sah er sich — wiederholt gegen seine Ideale handelnd — in die imperialistische Expansion des Empire verstrickt (z. B. Besetzung Ägyptens 1882), z. T. mit spektakulären Misserfolgen (u. a. Niederlage gegen die Buren 1881, Scheitern der Sudanexpedition zum Entsatz C. G. Gordons in Khartum 1884/85). Die dritte Regierung Gladstone (1886) stürzte bei dem Versuch, Irland die Autonomie (Homerule) zu gewähren. 1892–94 stand Gladstone noch einmal an der Spitze der Regierung.
Der eindrucksvolle Redner war einer der Ersten, der auf Massenveranstaltungen auftrat und im Einklang mit der fortschreitenden Demokratisierung den politischen Stil moderner Wahlkämpfe entscheidend beeinflusste. Schließlich war Gladstone zugleich als Gelehrter Autor von mehr als 30 Büchern und Flugschriften sowie mehr als 200 Artikeln nicht nur zu politischen, sondern auch zu religiösen und humanistischen Themen.

(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/William_Ewart_Gladstone
⇒ II: 50, 198.

Glazebrook, Richard
Physiker,
* Liverpool 18.9.1854, † Limpsfield (Surrey) 15.12.1935. Nach dem Studium in Cambridge arbeitete er in Liverpool, Cambridge und London. Er befasste sich mit elektrischer Messtechnik.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Richard_Glazebrook
⇒ III: 52.

Gneist, Rudolf von (seit 1888)
Jurist und Politiker,
* Berlin 13. 8. 1816, † ebenda 22. 7. 1895;
wurde 1844 Professor in Berlin; 1859–93 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, 1867–84 auch des Reichstages. Gneist war einer der Führer der liberalen Opposition, seit 1870 der Nationalliberalen Partei. Aus dem englischen Verfassungs- und Verwaltungsrecht entwickelte er Grundsätze für eine preußische Verwaltungsreform. Gneist trat mit Nachdruck für die Schaffung einer selbstständigen Verwaltungsgerichtsbarkeit ein.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-31)
      ADB Bd. 49, S. 403-413
      NDB Bd. 6, S. 487-489
      //de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_von_Gneist
⇒ II: 309.

Goethe, Johann Wolfgang von (geadelt 1782)
Dichter,
* Frankfurt am Main 28.8.1749, † Weimar 22.3.1832

An Stelle einer Biographie sei hier an die 8 Besuche Goethes in Heidelberg erinnert:

  1. Mai 1775: Besuch des Großen Fasses auf der Reise in die Schweiz
  2. Auf der Rückfahrt von der Schweizreise ebenfalls in HD.
  3. Okt. 1775: Goethe wohnt mehrere Tage bei Dorothea Delph. Hier erreicht ihn die Einladung Carl Augusts nach Weimar.
  4. 1779: Auf der Reise mit Carl August in die Schweiz.
  5. 1793: Treffen mit seinem Schwager Joh. Georg Schlosser, zwecks Gründung einer gelehrten Gesellschaft.
  6. Aug. 1797: Aufenthalt bei der dritten Schweizreise.
  7. Sept./Okt. 1814: Aufenthalt bei den Brüdern Boiserée und Besichtigung ihrer Gemäldesammlung.
  8. Sept./Okt. 1815: Wiederum Gast bei den Brüdern Boiserée. Treffen mit Marianne Willemer.
Der Sohn August und der Enkel Wolfgang des Dichters studierten in Heidelberg.
      Quellen:
      Brockhaus 8, S. 669-673
      ADB Bd. 9, S. 413-448q
      NDB Bd. 6, S. 546-575
      Pogg. I. Sp. 922-923
      http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe
⇒ I: 29, 121, 122, 165, 166, 173, 174, 183, 184, 185, 186, 187, 188, 334, 339, 341.
⇒ II: 14, 30, 90, 196.
⇒ III: 51, 141.

Goldstein, Eugen
Physiker,
* Gleiwitz 5. 9. 1850, † Berlin 25. 12. 1930;
wirkte an der Universitätssternwarte in Berlin (1878–90) und an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, ab 1896 als Privatgelehrter; Forschungen auf dem Gebiet der elektrischen Entladungen in verdünnten Gasen. Goldstein wies 1876 die elektrische Ablenkbarkeit der (von ihm so benannten) Kathodenstrahlen nach und entdeckte 1886 die Kanalstrahlen. 1907 fand er auch die ersten Funkenspektren der einfach ionisierten Atome.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-01-31)
      NDB Bd. 6, S. 620-621
      //de.wikipedia.org/wiki/Eugen_Goldstein
⇒ II: 306, 307.

Gosshauer
(Prediger)
Helmholtz' Französisch-Lehrer 1838.
[Genauere Angaben konnten nicht ermittelt werden; kein Nachweis in den Berliner Adressbüchern.]
⇒ I: 27; 32.

Gossler, Gustav von
Minister,
* Naumburg 13.4.1838, † Danzig 29.9.1902; nach dem Jura-Studium in Berlin, Heidelberg (Hier wurde er Mitglied des Corps Saxo-Borussia.) und Königsberg wurde er in Halle promoviert. Er begann 1879 eine politische Laufbahn und leitete ab 1881 das preußische Unterrichtsministerium.
      Quellen:
      NDB Bd. 6, S. 650-651
      //de.wikipedia.org/wiki/Gustav_von_Go%C3%9Fler
⇒ II: ✉ 352.
⇒ III: ✉ 54.

Govi,, Gilberto
Italienischer Naturforscher und Schriftsteller,
geb. 1826 zu Mantua, gest. 1889 in Rom.
Professor der Physik in Florenz, Turin und Neapel. Vertreter Italiens in der Internationalen Meterkommission.
(aus Anna von Helmholtz - Register)
      Quellen:
      Meyer-Konv.
⇒ II: 286.

Graefe, Albrecht von
Augenarzt,
* Berlin 22. 5. 1828, † ebenda 20. 7. 1870, Sohn von Karl Ferdinand von Graefe ab 1857 Professor in Berlin. Seine Berliner Privatklinik wurde zur bedeutendsten ophthalmologischen Lehr- und Forschungsstätte des 19. Jahrhunderts. Er führte den von H. L. F. Helmholtz erfundenen Augenspiegel in die Praxis ein, verbesserte die Operation des Katarakts (grauer Star) durch Einführung des peripheren Längsschnitts und erkannte Zusammenhänge zwischen Augenkrankheiten und anderen Erkrankungen. Seine größte Leistung war die Erfindung der Iridektomie (1857) zur Behandlung des akuten Glaukoms. — 1854 begründete Graefe die Zeitschrift »Archiv für Ophthalmologie«, 1863 die »Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft«.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      ADB Bd. 9, S. 550-555
      NDB Bd. 6, S. 710
      //de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_von_Graefe
⇒ I: ✉ 136, 138, ✉ 138, 140, 191, 193.
⇒ II: 21, ✉ 41, 104, 105, 337, 339, 341.
⇒ III: 58.
Graefe's Archiv
Archiv für Ophthalmologie
Albrecht von Graefe gründete 1854 das »Archiv für Ophthalmologie«. Nach seinem Tod erschien die Zeitschrift unter dem Titel »Albrecht von Graefe's Archiv für Ophthalmologie« Sie wird noch heute —inzwischen unter dem Titel »Graefe's archive for clinical and experimental ophthalmology« — publiziert.
⇒ I: 236, 241.

Graham, Thomas
britischer Physiker und Chemiker,
* Glasgow 21. 12. 1805, † London 16. 9. 1869;
Professor in Glasgow (1830–37) und London; seit 1855 Direktor des britischen Münzwesens; wurde 1835 Mitglied der Royal Society und war 1840 Mitbegründer der London Chemical Society, 1846 der Cavendish Society; Pionier der physikalischen Chemie, u. a. durch seine Untersuchungen zur Absorption und Diffusion von Gasen (→ Graham-Gesetz) und Flüssigkeiten, und Begründer der Kolloidchemie. Aufgrund seiner Arbeiten zur Osmose und der von ihm entdeckten Dialyse unterschied er 1854 Kolloide von Kristalloiden und beschrieb sie als spezifischen Zustand der Materie.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Graham_(Chemiker)
⇒ II: 52.

Grandeau, Marie Henri
* Paris 1817, † Paris.
Präparator am Laboratorium des Hautes-Etudes der Ecole Normale Supeérieure
(aus Anna vonn Helmholtz - Register)
      Quellen:
      keine weiteren Quellen gefunden
⇒ II: 73, 75.

Graßmann, Hermann (Günther)
Mathematiker, Physiker und Sprachforscher,
* Stettin 15.4.1809, † ebd. 26.9.1877;
nach dem Studium der Theologie 1832 Gymnasiallehrer in Stettin, ab 1834 Mathematiklehrer in Berlin. In der Mathematik war G. Autodidakt. Sein Hauptwerk »:Die Wissenschaft der extensiven Größe, oder die Ausdehnungslehre...« (1844) — bekannt als »lineale Ausdehnungslehre« — war so originell und ungewöhnlich, dass es weitgehend unverstanden und darum unbeachtet blieb.     …
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus 9, S. 63
      Meschkowski S. 104
      ADB Bd. 9, S. 595-598
      NDB Bd. 7, S. 5-6
      Pogg. I. Sp. 942, III. S. 543-544, IV. S. 529
      //mathshistory.st-andrews.ac.uk/Biographies/Grassmann/
      //de.wikipedia.org/wiki/Hermann_Gra%C3%9Fmann
⇒ I: 192, 232, 360.

Green, George
britischer Mathematiker und Physiker,
getauft Nottingham 14. 7. 1793, † Sneinton (heute zu Nottingham) 31. 5. 1841;
Autodidakt. Sein Hauptwerk »An essay on the application of mathematical analysis to the theories of electricity and magnetism«, das 1828 als Privatdruck erschien und nur 48 Abnehmer fand, enthält eine auf dem von Green eingeführten Begriff der Potenzialfunktion beruhende Theorie der Elektrizität und des Magnetismus. Darin finden sich auch die Green-Integralsätze. Dieses Werk wurde nach seinem Tod von W. Thomson (dem späteren Lord Kelvin) wiederentdeckt und beeinflusste u. a. J. C. Maxwell. 1834–37 studierte Green in Cambridge, wo er 1839 zum Fellow gewählt wurde. In jener Zeit veröffentlichte er noch mehrere Abhandlungen zur mathematischen Physik.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/George_Green
⇒ I: 178, 179, 180, 182, 208, 210, 307, 326, 327, 328, 330.
⇒ II: 174.

Grimaldi, Francesco Maria
italienischer Physiker und Astronom,
* Bologna 2. 4. 1618, † ebenda 28. 12. 1663; Jesuit.
Grimaldi war Professor an der Universität in Bologna; lehrte u. a. Rhetorik, Philosophie und Mathematik. Mit seinem Werk »De lumine« (herausgegeben 1665) wurde Grimaldi zum Mitbegründer der Wellentheorie des Lichtes. Er untersuchte als Erster Beugungsphänomene und die Spektralzerlegung. In der Astronomie leistete Grimaldi mit G. B. Riccioli bedeutende Beiträge zur Erforschung des Mondes.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-02-10)
      //de.wikipedia.org/wiki/Francesco_Maria_Grimaldi
⇒ II: 56.

Grimm, Heinrich
Militärarzt,
* Sargstedt bei Halberstadt 21.6.1804; † Berlin 24.12.1884; 1831 Stabsarzt, 1835 Regimentsarzt in Potsdam, 1838 Oberstabsarzt, 1840 Leibarzt Friedrich Wilhelms IV., 1844 Generalarzt und 1851 erster Generalstabsarzt und Leiter des Militärmedizinalwesens.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Gottfried_Grimm
⇒ I: 22, 27, 62.

Gross, Clara
(Amerikareise)
[Genauere Angaben konnten nicht ermittelt werden.]
⇒ III: 82.

Groth, Klaus
niederdeutscher Schriftsteller,
* Heide 24. 4. 1819, † Kiel 1. 6. 1899;
verhalf mit seiner Gedichtsammlung »Quickborn, Volksleben in plattdeutschen Gedichten dithmarscher Mundart« (1852) der neuniederdeutschen Literatur zum Durchbruch und trat auch theoretisch für die Verwendung plattdeutscher Mundart ein (»Briefe über Hochdeutsch und Plattdeutsch«, 1858). 1866 wurde er Professor für deutsche Sprache und Literatur in Kiel. Er schrieb auch Erzählungen (»Vertelln«, 2 Bände, 1855–58) und Erinnerungen.
(aus Brockhaus)
      Quellen:
      Brockhaus online (aufgerufen am 2022-03-12)
      ADB Bd. 49, S. 562-575
      NDB Bd. 7, S. 166-167
      //de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Groth
⇒ I: 262.
⇒ II: 49.

Grove, William
Jurist und Physikochemiker,
* Swansea 11.7.1811, † London 1896; er erfand 1839 eine elektrische Batterie das Grovesche Element.
      Quellen:
      //de.wikipedia.org/wiki/William_Grove
⇒ I: 200.
⇒ II: 166.

Gurlt, Ernst Friedrich
Veterinärmediziner,
* Drentkau bei Grünberg 13.10.1794, † Berlin 13.8.1882; nach der Promotion in Breslau (1819) Repetitor an der Berliner Tierarzneischule. Er schuf dort die große Skelett- und Präparatesammlung (Gurltsche Sammlung).
      Quellen:
      ADB Bd. 49, S. 644-645
      NDB Bd. 7, S. 331-332
      //de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Friedrich_Gurlt
⇒ I: 41.

Letzte Änderung: April 2022     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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