Otto Hesse

Dozent in Heidelberg 1856-1868

Leo Koenigsberger schrieb 1919 in seinen Erinnerungen   Mein Leben:

Nachdem ich noch, wie immer, die Ferien in meinem elterlichen Hause zugebracht, eilte ich nach Heidelberg, das ich bisher nur einmal auf meiner ersten Reise in die Schweiz in Gesellschaft von Usener gesehen — damals wollte ich Hesse besuchen, den ich jedoch nicht antraf, und auf der Neckarbrücke stehend, sagte ich mir, welch' ein glücklicher Mensch muß doch Hesse sein, dem es beschieden ist, in Heidelberg zu dozieren! nicht ahnend, daß ich einst sein Nachfolger sein werde.
Moritz Cantor formulierte ähnlich in seiner 1903 publizierten Schrift   Ferdinand Schweins und Otto Hesse:
Damals sah er Heidelberg und gab sich auf der Neckarbrücke süßen Träumen hin, wie glücklich er sein würde, wenn es ihm beschieden wäre, einmal an diesem Orte leben zu dürfen! Der Jugendtraum sollte sich nach 18 Jahren erfüllen! Kein Wunder, daß Hesse nicht zögerte, von der Möglichkeit dieser Erfüllung Gebrauch zu machen. Traf er doch in Heidelberg auch Kirchhoff, der in Königsberg zu seinen Schülern gehört hatte. Der Heidelberger Aufenthalt dauerte bis 1868.

Hesse, Ludwig Otto    (22.4.1811 - 4.8.1874)
Lexika
Biographische Informationen
    im Internet
    gedruckte Biographien
Werk
    im Internet
    in Heidelberg
    Literatur über das Werk
Bibliographien

Lexika

Meyers enzyklopädisches Lexikon. - 9. Aufl. - Mannheim [u.a.]
Bd. 11. - 1974, S. 795

Hesse, Ludwig Otto, * Königsberg (Pr) 22. April 1811, † München 4. Aug. 1874, dt. Mathematiker.
Professor in Königsberg (ab 1845), Heidelberg (1856-68) und anschließend am Polytechnikum in München; wandte (unter dem Einfluß von C. G. J, Jacobi) die Determinantentheorie auf die analyt. Geometrie an und untersuchte algebraische Transformationen und ihre Invarianten. H.s Lehrbücher und sonstige Schriften über die analyt. Geometrie der Ebene und des Raums waren zu seiner Zeit weit verbreitet.
Ausgabe: L. O. H. Ges. Werke. Mchn. 1897.
Literatur: Dictionary of scientific biography. Hg. v. Ch. C. Gillespie. Bd. 6. New York 1972. S. 356

Der grosse Brockhaus. - 18. Aufl. - Wiesbaden
Bd. 5. - 1979, S. 300

Hesse, Ludwig Otto, Mathematiker,
* Königsberg (Pr.) 22.4.1811, † München 4.8.1874, Prof. in Heidelberg und in München, machte sich verdient um die analyt. Geometrie, die Lehre von den Determinanten sowie durch invariantentheoretische Untersuchungen.

Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... - Thun [u.a.], 1990. - S. 201-202

Hesse, Ludwig Otto: geb. 22.4. 1811 Königsberg (Kaliningrad), gest. 4. 8. 1874 München. — H. wirkte 1838-1841 als Lehrer für Physik und Chemie an der Gewerbeschule in Königsberg, promovierte 1840 in Königsberg mit einer Arbeit über die 8 Schnittpunkte von 3 Flächen 2. Ordnung und war danach Privatdozent an der dortigen Univ. 1845 erfolgte die Berufung als a. o. Prof. Während seiner 16jährigen Lehr- und Forschungstätigkeit in Königsberg entstand die Mehrzahl seiner mathematischen Arbeiten. Trotz der Anerkennung, die H. für seine wissenschaftlichen Arbeiten zuteil wurde, erhielt er erst 1855 eine Berufung als o. Prof. an die Univ. Halle, ging aber schon 1856 nach Heidelberg, wo er bis 1868 lehrte. 1868 nahm H. einen Ruf an die neu gegründete Polytechnische Schule in München an, wo er den mathematischen Lehrstuhl bis zu seinem Tode innehatte. Hier beteiligte er sich maßgeblich an der Organisation des mathematischen Unterrichts und insbesondere an den neu eingerichteten Prüfungen für die Lehramtskandidaten.

H. arbeitete hauptsächlich auf den Gebieten Algebra, Analysis und analytische Geometrie. Während seiner Heidelberger Zeit schrieb er seine bekannten und weit verbreiteten Lehrbücher „Vorlesungen über analytische Geometrie des Raumes“ (1861) und „Vorlesungen über analytische Geometrie der geraden Linie, des Punktes und des Kreises in der Ebene“ (1865). Bedeutende Beiträge lieferte er zur Theorie der algebraischen Funktionen und zur Invariantentheorie, wobei viele Anregungen dazu auf seine gemeinsame Arbeit mit C. G. J. JACOBI zurückgingen. In seinen Untersuchungen über quadratische und kubische Kurven, in denen sich zuerst seine Bestrebungen um eine möglichst knappe Schreibweise und elegante Darstellung in der analytischen Geometrie durch die Verwendung von Determinanten und homogenen Koordinaten widerspiegelten, kommt auch die Hessesche Funktionaldeterminante vor, die von der 2. partiellen Ableitung einer homogenen Funktion f(x1, x2, x3) herrührt und in der algebraischen Geometrie zahlreiche Anwendungen gefunden hat. Außerdem sind die sog. Hessesche Normalform einer Geraden bzw. Ebene und die Hessesche Kurve bzw. Fläche einer ebenen Kurve bzw. Fläche n-ter Ordnung in der analytischen Geometrie als wichtige Resultate H.s bekannt. H. bemühte sich stets um die Verdeutlichung der Dualität zwischen algebraischen Sätzen und den entsprechenden geometrischen Eigenschaften, ein Konzept, das besonders von seinem Schüler A. CLEBSCH aufgegriffen und ausgebaut wurde.

Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Susann Hensel

Heidelberger Gelehrtenlexikon / Dagmar Drüll. - Heidelberg
Bd. 2. 1803-1932. - 1986, S. 111

Hesse, Ludwig Otto

1856-1868 Phil. Fak.

Mathematik

*   22. Apr. 1811 Königsberg (Pr)
†   4. Aug. 1874 München, Grab in Heidelberg (ev.)
V   Johann Gottlieb H. (†1829) Seifenfabrikant
M   Anna Karoline Reiter (1788-1865)
  1841 Marie Sophie Emilie Dulk (†1877) T von Friedrich Philipp D. (1788-1852) Prof. für Chemie Königsberg (Pr) s. NDB 4 (1959) S. 184 f. (unter D., Albert)
K   1 S, 5 T

Lb 1832 Stud. Königsberg; 1837 Lehramtsprüfung Königsberg; 1837-1838 Lehramtskandidat Königsberg; Sommer 1838 Studienreisen Deutschland, Italien; 1838-1841 Gewerbeschullehrer Königsberg; 1840 Dr. phil. Königsberg; 1841 Habilitation Königsberg; 1845 a.o. Prof. Königsberg; WS 1855/56 o. Prof. Halle/S.; 28. Apr. 1856 o. Prof. H als Nachf. von Ferdinand Schweins; 9. Sept. 1856 Vereidigung UH; WS 1868/69 - SS 1874 o. Prof. Polytechnikum München

1861/62 Mitgl. des Engeren Senats H; 1860 Dekan der Phil. Fak. H

E Mitgl. der Akad. der Wiss: 1856 Berlin, Göttingen, 1869 München; 1871 Ehrenmitglied der Mathematical Society London; 1872 Steiner-Preis
Qu UAH A-219/PA; GLA Abt. 205-Fasz. 285
W Über Kurven III. Kl. und Kurven III. Ordnung in: Journal für die reine und angewandte Mathematik 38 (1849). - Über die Doppeltangenten der Kurven IV. Ordnung in: ebd. 49 (1855).
L NDB 9 (1972) S. 21-22 (mit Werkverz.)
P graph. Slg. UBH; NDB

Abkürzungsverzeichnis


Top

Biographische Informationen


WWW-Biographien

Otto Hesse in Wikipedia, der freien Enzyklopädie     deutsch     englisch
Biographie vom St. Andrews Archiv

The Mathematics Genealogy Project

  Heidelberger Texte zur Mathematikgeschichte

Fotografien

  Bilder aus dem Universitätsarchiv Heidelberg

    Otto Hesse wohnte in Heidelberg in der Bergheimerstr. 3 (damals Nr. 58). Auf dem Stadtplan von 1851 ist zu sehen, dass die gegenüberliegende Straßenseite noch nicht bebaut war und der Blick vom Haus bis zum Neckar ging.

(Foto von H. Dörflinger, 2004)


Print-Biographien

Neue Deutsche Biographie. - Berlin
Bd. 9 (1972), S. 21-22     Volltext
UB-Signatur: LSN A-EH 001
1855 folgte er einem Ruf als o. Professor an die Univ. Halle, kurz darauf einem Ruf nach Heidelberg.

Allgemeine Deutsche Biographie. - Leipzig
Bd. 12 (1880), S. 306-307     Volltext
UB-Signatur: LSN A-EH 002

Nach Halle und fast gleichzeitig nach Heidelberg berufen, eröffnete er in letzterer Stadt seine Vorlesungen im Winter 1856-57.

Dictionary of Scientific Biography. - New York
Vol. 7, 1973, p. 621
UB-Signatur: LSN B-AE 014

Despite recognition of his scientific achievements, it was not until 1855 that Hesse received a call as ordinary professor to the University of Halle. Shortly thereafter he received an appointment to Heidelberg, which he gladly accepted, for Robert Bunsen and his former student Kirchhoff were there. From the winter of 1856 until 1868 Hesse taught in Heidelberg.

Otto Hesse's Lebenslauf
In: Ludwig Otto Hesse's gesammelte Werke. - München, 1897. - S. 711-722     Volltext
UB-Signatur: 2010 C 517

Cantor, Moritz: Ferdinand Schweins und Otto Hesse
In: Heidelberger Professoren aus dem 19. Jahrhundert. - 2 (1902), S. 221-242       Volltext
UB-Signatur: F 2145-4::2

Dem Dozentenverzeichnis Personalstand der Polytechnischen Schule zu München kann die Stellung Hessses am Polytechnikum und seine Privatwohnung entnommen werden.
UB-Signatur: SchaB 519::1869-77

Wintersemester 1869/70 — Hauptlehrer / Ordentliche Professoren:
Hesse, Dr. Otto, Carlsstrasse 1a/3 rechts
      - - -
Sommersemester 1873 — Ordentliche Professoren:
Hesse, Dr. Otto, Gabelsbergerstr. 20/3

Top

Werk


Beiträge im Internet

Göttinger Digitalisierungs-Zentrum / Beiträge von Otto Hesse

The Online Books Page Online Books by Ludwig Otto Hesse

  Heidelberger Texte zur Mathematikgeschichte


In Heidelberg vorhandene Monographien und Sonderdrucke Otto Hesses

Suche nach Autor Otto Hesse in HEIDI mit Buchausgabe in

Literatur über das Werk Otto Hesses

Bauer, Gustav:
Gedächtnissrede auf Otto Hesse / gehalten in der öffentlichen Sitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München zur Feier ihres 123. Stiftungstages am 28. März 1882 von Gustav Bauer. - München, 1882. - 36 S.
Mit Schriftenverzeichnis       HeiDOK   PDF-Image (34 S., 2.5 MB)
    UB: Z 12 Folio
Gundelfinger, Sigmund:
Otto Hesse: Ueber Sechsecke im Raume. - Erschienen im Journal für die reine und angewandte Mathematik. 85 (1878), S. 304-314
In: Repertorium der literarischen Arbeiten aus dem Gebiete der reinen und angewandten Mathematik. - 2 (1879), S. 365-366       HeiDOK   PDF-Image (3 S., 320 KB)
    UB: L 18::2
Hawkins, Thomas:
Hesse's principle of tranfer and the representation of Lie algebras
In: Archive for history of exact sciences. - 39 (1988/89), S. 41-73
    UB: ZSN 1378 B::39.1988/89
Klein, Felix
Otto Hesse
In: Bericht über die Königl. Polytechnische Schule zu München. - 1874/75 (1875), S. 46-50       HeiDOK   PDF-Image (6 S., 477 KB)
    UB: SchaB 522::1874-1875
Klein, Felix
Hesse
In: Vorlesungen über die Entwicklung der Mathematik im 19. Jahrhundert / Felix Klein. - 1 (1926), S. 159-161       PDF-Text (3 S., 76 KB)
    UB: L 234::24,1.1926
Noether, Max:
Otto Hesse
In Zeitschrift für Mathematik und Physik. - 20 (1875), S. 77-88       HeiDOK   PDF-Image (13 S., 1,4 MB)
    UB: L 6::20.1875

Verzeichnis der Bibliothekssigel
Top

Bibliographien


Biographisch-literarisches Handwörterbuch / J. C. Poggendorff. - Leipzig
Bd. 1 (1863), Sp. 1095-1096
Bd. 3 (1898), S. 625
Bd. 5 (1925), S. 532
    UB-Signatur: LSN B-AE 002     und     LSA Nat-A 001

Bauer, Gustav: Gedächtnissrede auf Otto Hesse / gehalten in der öffentlichen Sitzung der k. b. Akademie der Wissenschaften zu München zur Feier ihres 123. Stiftungstages am 28. März 1882 von Gustav Bauer. - München, 1882. - 36 S.
Schriftenverzeichnis S. 33-36       Volltext
UB-Signatur: Z 12 Folio

Anfrage an Zentralblatt MATH   zum Autor   Hesse, O*   oder zum Titel   Otto Hesse.


Letzte Änderung: 24.11.2023     Gabriele Dörflinger   Kontakt

Zur Inhaltsübersicht     Mathematik     Homo Heidelbergensis