76. Hauptstr. 47-51 — Friedrichsbau
Entwicklung des Mathematischen Instituts bis 1914

Fridrichsbau, Grundriss des Erdgeschosses, 1913
Bildquelle: [SEMPER], S. 300

Bismarckplatz — Stadthalle

Gemeinsam mit Gustav Robert Kirchhoff gründete Leo Koenigsberger 1869 das Mathematisch-Physikalische Seminar. In den Statuten wurde festgelegt:

Das mathematisch-physikalische Seminar in Heidelberg hat den Zweck, die Studierenden der Mathematik und Physik
  1. zu selbständigen und wissenschaftlichen Arbeiten anzuleiten und
  2. sie im Vortrage, sowie in der schulmäßigen Behandlung wissenschaftlicher Gegenstände aus den genannten Disciplinen zu üben.
Quelle: Univ.-Archiv Heidelberg, Fak.-Akte H-IV-102/71, Nr. 78, fol 75
In seinem zweiten Ordinariat ab 1884 versuchte Leo Koenigsberger die Position der Mathematik innerhalb der Universität zu stärken.

Sein erstes Ziel war die Loslösung der Naturwissenschaften und der Mathematik aus der Philosophischen Fakultät. Die Philosophie Fakultät in Heidelberg hatte Ende der achtziger Jahre die größte Vielfalt an Fächern und mit Abstand die meisten Lehrstühle. Leo Koenigsberger beantragte mit anderen Naturwissenschaftlern am 4. März 1890 die Gründung einer Kommission zur Abtrennung der naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächern. Die Abtrennung von der Philosophischen Fakultät wurde am 22. Juli 1890 vom Ministerium bewilligt.

Am 23. Januar 1900 trennte sich das Mathematisch-Physikalische Seminar in ein Mathematisches Seminar und ein Physikalisches Seminar auf.


Lange Zeit währte der Kampf um einen zweiten mathematischen Lehrstuhl. 1901 beantragte Koenigsberger ein etatmäßiges Extraordinariat. Zwar unterstützte die Fakultät diesen Antrag, aber das Ministerium lehnte ihn zunächst aus finanziellen Gründen ab. Erst 1905 wurde das planmäßige Extraordinariat bewilligt. Im Sommer 1912 erreichte Leo Koenigsberger sein Ziel, ein zweites Ordinariat für Mathematik zu etablieren. Seine Favoriten waren David Hilbert (bei seinem eigenem gleichzeitigen Ausscheiden) und Edmund Landau für den neuen Lehrstuhl. Hilbert lehnte den Ruf im September 1912 ab. Koenigsberger hatte Edmund Landau bereits 1911 zu einer Publikation „über einen zahlentheoretischen Satz und seine Anwendung auf die hypergeometrische Reihe“ in den Schriften der Heidelberger Akademie veranlasst, um ihn in Heidelberg bekannt zu machen. Da aber Landau wie Hilbert ablehnte, wurde Paul Stäckel berufen und Koenigsberger verschob seine Emeritierung.

Literatur: [KERN] S. 35-46.


Letzte Änderung: Oktober 2017     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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