76. | Hauptstr. 47-51 — Friedrichsbau 50jähriges Dozentenjubiläum Leo Koenigsbergers 1914 |
Leo Koenigsberger 1914 |
Koenigsberger erhielt seine
Ernennungsurkunde am 28. Nov. 1863
(vgl. Heidelberger Gelehrtenlexikon)
zur Anstellung Ostern 1864. Die Jubiläumsfeier
fand entsprechend dem Dienstantritt im April 1914 statt.
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
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Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis
Bismarckplatz — Stadthalle
Anlässlich der Jubiläumsfeier entstand ein Foto Koenigsbergers
im Hörsaal des Naturwissenschaftlichen Instituts, das im Nachlass des Physikers
Hans Falkenhagen gefunden wurde mit der Bezeichnung:
Excellenz Geh. Regierungsrat Prof. Dr. L. Koenigsberger zu
seinem 50ten Professoren-Jubiläum, Heidelberg 1913.
Foto:
(Die Jahresangabe bezieht sich auf die Ernennung.)
Nachlass des Physikers Hans Falkenhagen
(1895-1971) / Harzbücherei Wernigerode, Klint 10,
38855 Wernigerode
Leo Koenigsberger berichtet von seinem Jubiläum in seinen Erinnerungen
Mein Leben:
Ich hoffte meine akademische Tätigkeit mit
meinem 50jährigen Professorenjubiläum
Ostern
1914 beschließen zu können, das Dank der
Liebe und dem Wohlwollen meiner Freunde,
Schüler und Kollegen, an deren Spitze Lenard
und Staeckel, die mir ein gütiges Schicksal
noch am Ende meines langen Lebens als Kollegen
zugeführt, durch Überreichung einer von
dem hervorragenden Künstler Volz in Karlsruhe
angefertigten Plaquette
eine besondere Weihe erhielt.
Als ich die große Zahl derer, die mir ihre
Anhänglichkeit an diesem Festtage bezeugen wollten,
um mich versammelt sah, und mehrere ihrer Redner
meine Gemeinschaft mit Helmholtz, Bunsen und
Kirchhoff betonten, da kam mir wieder die Richtigkeit
des Ausspruches von Helmholtz zum Bewußtsein,
den er im Hinblick auf seinen verehrten Lehrer
Johannes Müller getan: „Es gibt kein größeres
Glück als auf seinem Lebenswege einem wirklich
großen Menschen zu begegnen und des Umganges
mit ihm gewürdigt zu werden,“ und als meine
Freunde und Fachgenossen in ihren Anreden nicht
nur meine ausgedehnte Dozententätigkeit betonten,
sondern auch viel zu nachsichtige und wohlwollende
Worte meinen wissenschaftlichen Leistungen zuteil
werden ließen, die ich wahr und aufrichtig während
meines ganzen Lebens gegenüber den Forschungen
so vieler meiner lebenden Fachgenossen als gering
und unbedeutend eingeschätzt habe, da fielen mir
die Worte des großen französischen Mathematikers
Henri Poincaré ein, der kurz zuvor in seiner
letzten Rede in Wien den schönen und wahren Ausspruch getan:
„Der Mathematiker muß etwas vom
Dichter haben“, und in prüfender Selbsterkenntnis
meinen Blick auf die Plaquette gerichtet, welche wegen
der Ähnlichkeit mein ästhetisches Empfinden stark
herausforderte, schloß ich, der mäßige Mathematiker
und schlechte Dichter, meine Antwort auf all die Anreden,
welche Liebe, Anhänglichkeit und Wohlwollen
meinen Freunden eingegeben, mit den Worten:
Die von Hermann Volz (1847-1941)
geschaffene Bronzeplakette
wurde in die Wand des Friedrichbaus, des
damaligen Naturwissenschaftlichen Instituts, eingelassen.
Dort verblieb sie bis 1936.
Durfte auch ohne Plaquette in's Jenseits gehen.