3. Internationaler Mathematiker-Kongress |
Leo Koenigsberger berichtet in seiner Autobiographie Mein Leben:
Nachdem die Universität im Jahre 1903 die Zentenarfeier der Erneuerung derselben festlich begangen, rüstete sich Heidelberg schon im folgenden Jahre zum Empfang der Gäste des internationalen Mathematikerkongresses, der unter dem Präsidium von Heinrich Weber stattfand, dessen großzügige Eröffnungsrede dem Kongrß sogleich ein streng wissenschaftliches Gepräge gab. Mir selbst wurde die Ehre zuteil, im Auftrage der Deutschen Mathematiker-Vereinigung die Gedächtnisrede zum hundertsten Geburtstag von Jacobi zu halten. Viele alte Freunde sah ich bei dieser Gelegenheit wieder, mit denen ich jedoch mit Rücksicht auf meine Gesundheit nicht so oft zusammensein konnte, als ich gewünscht hätte. Die Berliner Akademie ehrte mich für Übernahme der Gedenkrede auf Jacobi dadurch, daß sie mir durch A. Schwarz, den Nachfolger von Weierstraß in Berlin, eine große Photographie des neu hergerichteten Grabes von Jacobi überreichen ließ, und der preußische Minister für meine Helmholtz- und Jacobi-Biographie durch Übersendung der silbernen Plaquette der Berliner Akademie.
Am Ende des II. Internationalen Mathematiker-Kongresses 1900 in Paris war der Deutschen Mathematiker-Vereiningung die Aufgabe übertragen worden, den III. Kongress 1904 auszurichten. In der Jahresversammlung der Vereinigung 1902 in Karlsbad war festgelegt worden, diesen Kongress in Heidelberg abzuhalten. Siehe Bericht über die Jahresversammlung in Karlsbad. (In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. - 12 (1903), S. 19.) Leider sind in diesem Bericht keine Gründe angegeben, warum Heidelberg gewählt wurde. — Im Mai 1904 wurden die Einladungen versandt und das Programm festgelegt. Siehe Mitteilungen und Nachrichten. (In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. - 13 (1904), S. 299-303.)
Das Ereignis ist in den 1905 in Leipzig erschienenen
Verhandlungen des dritten
Internationalen Mathematiker-Kongresses dokumentiert.
(Signatur UB Heidelberg: L 26 Folio::3.1904)
Zum Kongress gehörte eine
Literatur- und Modellausstellung.
[ HeiDOK-PDF: 1,3 MB, 22 S.]
In dieser wurden Mathematische Modelle
(vorwiegend von der Firma Martin Schilling in Halle)
und Instrumente/Apparate gezeigt.
Darunter befand sich
das Original der Leibniz'schen Rechenmaschine aus
Hannover.
Bericht von Martin Disteli (1862-1923) und August Gutzmer
(1860-1924).
[PDF]
Über die Leibnizsche Rechenmaschine (HeiDOK) / Referat
von Carl Runge (1856-1927)
[PDF]
Entwicklung geometrischer Formen (HeiDOK) / Hermann
Wiener (1857-1939)
Der Bericht von Friedrich Schilling (1868-1950):
Welche Vorteile gewährt die Benutzung des
Projektionsapparates im mathematischen Unterricht?
(S. 751-755 der Verhandlungen des 3. Internat. Mathematiker-Kongresses)
unterliegt noch dem Urheberrecht.
Der Kongress war für die Stadt Heidelberg sehr wichtig. Sie veanstaltete eigens für den Kongress eine Schlossbeleuchtung und bat die Einwohner ihre Häuser zu beflaggen.
Die verehrliche Einwohnerschaft hiesiger Stadt wird hiermit gebeten, zu Ehren des am Montag, den 8., bis Samstag, den 13. d. Mts., dahier tagenden |
III. internationalen Mathematiker-Kongresses |
ihre Häuser beflaggen zu wollen. |
Heidelberg, den 3. August 1904.
Der Stadtrat; Dr. Wilckens. |
(Heidelberger Zeitung, Freitag, den 5. Aug. 1904, S. 4) |
Letzte Änderung: 02.11.2009 Gabriele Dörflinger Kontakt
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