3. Internationaler Mathematiker-Kongress
1904 in Heidelberg

Schlusswort von Heinrich Weber

Hierauf schloß Weber den Kongreß mit folgender Ansprache:

Wir nahen uns dem Schlusse des Kongresses und es liegt mir die angenehme Pflicht ob, allen denen zu danken, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben. Zunächst also allen, die hierher gekommen sind, um an dem Kongreß teilzunehmen, die zum Teil sehr weite Reisen nicht gescheut haben, um sich hier mit uns zu wissenschaftlicher Arbeit zu vereinigen; möchten sie alle befriedigt und mit schönen Eindrücken und Erinnerungen in ihre Heimat zurückkehren. Insbesondere habe ich aber auch aller derer zu gedenken, die uns durch materielle Unterstützung in den Stand gesetzt haben, Ihnen das zu bieten, was Sie hier gefunden haben.

Seitdem es feststand, daß der III. Internationale Mathematiker-Kongreß in Deutschland stattfinden sollte, hat sich der Vorstand unserer Vereinigung mit der Frage der Organisation beschäftigt. Es tauchte zuerst die Frage auf, in welcher Stadt des weiten Deutschen Reiches wir Sie empfangen sollten, und da hat die Erwägung, daß es in einer kleineren Stadt leichter sein würde, die Kollegen einander nahe zu bringen, als in der Großstadt, den Ausschlag gegeben, daß wir Sie nicht nach der Reichshauptstadt, sondern nach Heidelberg eingeladen haben, das für einen wissenschaftlichen Kongreß so außerordentlich günstige Bedingungen bietet.

Es beschäftigte uns sodann die Frage, die sich so leicht in irdischen Dingen dem kühnen Flug der Gedanken und Hoffnungen wie ein Bleigewicht anhaftet: woher nehmen wir die Mittel, um unsere Gäste würdig zu empfangen und ihnen alle die wissenschaftlichen und literarischen Gaben zu bieten, die wir im Sinne hatten. Aber auch hier blieben wir nicht lange in der Not stecken. Es hat uns auf die Kunde, daß sich der Kongreß in Heidelberg versammeln sollte, die badische Staatsregierung sofort einen Beitrag von 3000 M. zu ganz freier Verwendung in Aussicht gestellt, den der Landtag in dankenswerter Liberalität bewilligt hat. Es hat sodann Seine Majestät der Kaiser und König von Preußen aus seinem Dispositionsfond, mit besonderer Rücksicht auf die Jacobi-Feier und die damit im Zusammenhang stehende Publikation der Jacobi-Biographie, 5000 M. bewilligt, und die gleiche Summe ist von der Reichsregierung hinzugefügt worden. Ferner ist uns von der Teubnerschen Firma, der stets hilfsbereiten Freundin unserer Wissenschaft, ein Zuschuß von 2000 M. zu Teil geworden.

Mit so reichen Mitteln ausgestattet, konnten wir es wagen, ohne allzu ängstliche Sparsamkeit in die Vorbereitung einzutreten, und ich spreche allen, die in so freigebiger Weise dazu beigetragen haben, die finanzielle Grundlage des Kongresses zu sichern, den herzlichsten Dank aus. Es läßt sich natürlich in diesem Augenblick die finanzielle Lage noch nicht vollständig übersehen, aber wir können doch schon mit Sicherheit darauf rechnen, daß der Abschluß ein günstiger sein wird. Wir werden dem Vorstand der Deutschen Mathematiker-Vereinigung sobald als möglich genaue Rechnung ablegen.

Außerdem aber hat eine herzliche Gastfreundschaft dazu beigetragen, den Kongreß zu einem so schönen Feste zu gestalten. Mein Dank gilt in erster Linie Seiner Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden, der sein warmes Interesse an unserer Sache in so erhebender Weise zum Ausdruck gebracht hat, und Seinem durchlauchtigsten Sohne, dem Erbgroßherzog Friedrich, der uns in des Großherzogs Namen empfangen und das Ehren-Präsidium unserer Eröffnungs-Sitzung übernommen hat. Wir alle waren von der hinreißenden Liebenswürdigkeit des edlen Fürsten bezaubert.

Ich danke sodann auch der Stadt Heidelberg, die durch Entsendung von Vertretern zu den Vorarbeiten des Ausschusses von Anfang an ihr Interesse an unserer Versammlung betätigt und uns jetzt eine so gastliche Aufnahme bereitet hat.

Sodann danke ich Seiner Magnifizenz dem Prorektor der Universität, der uns in den Räumen der Universität ein Obdach gewährt und uns durch seine Gegenwart bei den Sitzungen geehrt hat. In dem schönen neuen Saale der Universität hat die so lehrreiche Ausstellung der mathematischen Literatur, der Modelle und Apparate, deren Gelingen wir dem opferwilligen Zusammenwirken der Aussteller und unseres Komitees verdanken, eine würdige Stätte gefunden.

Nicht zum wenigsten gilt aber mein Dank allen denen, die durch Vorträge in den allgemeinen und in den Sektionssitzungen oder durch Demonstrationen in der Ausstellung dem Kongresse seinen wissenschaftlichen Inhalt gegeben haben, endlich auch allen denen, die in verborgener und bescheidener Arbeit in den verschiedenen Ausschüssen das komplizierte Räderwerk im Gange erhalten haben.

Ihnen allen aber rufe ich ein herzliches Lebewohl zu. Behalten Sie die Heidelberger Tage in freundlicher Erinnerung!

Auf Wiedersehen in Rom!


S. 38-40 aus
Verhandlungen des III. Internationalen Mathematiker-Kongresses in Heidelberg 1904. - Leipzig : Teubner, 1905
Signatur UB Heidelberg: L 26 Folio::3


Letzte Änderung: 02.11.2009   Gabriele Dörflinger     Kontakt

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