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Hermann von Helmholtz und seine Familie

Helmholtz mit sreinem Resonator in den Händen
Foto: Universitätsarchiv Heidelberg, Scan-ID 1503

Bismarckplatz — Stadthalle

Im Mai 1861 hatte Hermann Helmholtz Anna von Mohl (1834-1899) geheiratet. Mit ihr, seinen zwei Kindern aus erster Ehe und dem kleinen Robert (1862-1889) aus der zweiten Ehe bezog er 1863 das neuerbaute Naturwiss. Institut. Dort wurden ihre weiteren Kinder Ellen (1864-1941) und Friedrich (1868-1901) geboren.

Hermann Helmholtz las weiterhin über Physiologie; dazu kam eine Vorlesung, die den Charakter eines Studiums Generale hatte: „Allgemeine Resultate der Naturwissenschaften“. Seine Forschungen und Publikationen bewegten sich weg von der Physiologie und hin zu der Physik. Ab 1868 widmete er sich erstmals Fragen der Geometrie. Im Naturhistorisch-medicinischen Verein zu Heidelberg, dessen Vorsitzender war, referierte er „Ueber die thatsächlichen Grundlagen der Geometrie“. Kurze Zeit darauf publizierte er in den Nachrichten von der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der Universität zu Göttingen den Aufsatz „Über die Tatsachen, die der Geometrie zu Grunde liegen“. 1870 sprach er im Heidelberger Dozentenverein „Über den Ursprung und die Bedeutung der geometrischen Axiome“.

1870 starb der Berliner Physiker Gustav Magnus und Helmholtz wurde als sein Nachfolger berufen. Obwohl Helmholtz sein Heidelberger Umfeld schätzte und die Landschaft um Heidelberg liebte, bekam er mit diesem Ruf die Möglichkeit, die ungeliebte Physiologie loszuwerden und in der wesentlich besser ausgestatteten Berliner Universität zu arbeiten. Leo Koenigsberger formulierte im zweiten Band (S. 188f) seiner Helmholtz-Biographie:

„Allen Teilnehmern werden die Worte, welche er und andere dort gesprochen, unvergeßlich bleiben — aber alle beherrschte auch das Gefühl, daß der größte Denker und Forscher Deutschlands dorthin gehöre, wo dem Gründer des Deutschen Reiches der gewaltigste Staatsmann und der genialste Feldherr zur Seite standen.“
1888 wurde Helmholtz an die Spitze der neugegründeten Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin-Charlottenburg berufen. Hier konnte er sich der Forschung ohne Lehrverpflichtungen widmen.


In seinem Familienleben musste Helmholtz viel Leid erfahren. Seine älteste Tochter Käthe starb 1877 mit 27 Jahren an Tuberkulose. Sein zweiter Sohn Robert erkrankte mit zwei Jahren an einem entzündlichen unheilbaren Hüftleiden. Er versprach ein ausgezeichneter Wissenschaftler zu werden, verstarb aber bereits 1889, keine 30 Jahre alt. Sein jüngster, 1868 geborener Sohn Fritz war kränklich und erwies sich in keiner Weise belastbar. Er studierte Landwirtschaft in Hohenheim, verließ jedoch die Hochschule ohne Abschluss und bewirtschaftete ein kleines Gut in der Nähe von Baden-Baden. 1901 verstarb er nach einer Magenkrebsoperation in Heidelberg.

Hermann von Helmholtz verstarb nach einem Schlaganfall 1894 in Berlin. Seine Witwe Anna sah ihre letzte Aufgabe in der Errichtung des Helmholtz-Denkmals vor der Berliner Universität. Als das auf Befehl des Kaisers von Ernst Herter (1846-1917) geschaffene Denkmal 1899 enthüllt wurde, sagte sie: „Jetzt ist die letzte große Stunde meines Lebens gekommen, nun habe ich nichts mehr zu tun.“ Im Dezember 1899 verstarb sie bei einem Besuch ihrer Schwester in Abbazia.

Literatur: siehe Kap. Friedrich-Ebert-Anlage 7.


Letzte Änderung: Oktober 2017     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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