65. | Friedrich-Ebert-Anlage 5 Wilhelm Wattenbach und Leo Koenigsberger |
Wilhelm Wattenbach |
An diesen kleinen
Wanderungen beteiligte sich oft
Hermann Helmholtz,
zu dem Koenigsberger
mit großer Verehrung aufsah. Zu dieser Zeit beschäftigte sich
Helmholtz mit geometrischen Fragen.
Koenigsberger schrieb in seinen Erinnerungen:
Quelle: KOENIGSB, S. 87f
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
Kontakt
Zur Inhaltsübersicht
Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis
Univ.-Platz — Bismarckplatz
Wilhelm Wattenbach
Das zweite Obergeschoss hatte Gervinus an den Historiker
Wilhelm Wattenbach (1819-1897) vermietet.
Wattenbach lebte hier vom SS 1864 bis zum
SS 1873. Dann folgte er einen Ruf der Berliner Universität.
Leo Koenigsberger
Im Herbst 1869 bezog
Leo Koenigsberger
die Wohnung im Erdgeschoss.
Er kam häufig nachmittags oder abends mit dem Ehepaar
Gervinus zusammen. Auch er zog 1873 aus; er folgte nicht einem
Ruf einer anderen Universität, sondern dem des Herzens.
Nach seiner Heirat bezog er eine größere Wohnung.
Koenigsberger befreundete sich mit dem Physiker
Gustav R. Kirchhoff
und mit dem Chemiker Robert W. Bunsen.
Kirchhoffs erste Frau war am Tag vor Koenigsbergers Ankunft gestorben und
Bunsen war wie Koenigsberger Junggeselle.
Die drei Herren spielten
gemeinsam Karten und unternahmen Spaziergänge.
Helmholtz beteiligte sich sehr oft an
unsern gemeinschaftlichen Spaziergängen, hatte aber
zuerst durch seine erdrückende geistige Potenz für
mich etwas beängstigendes, er schien mir unnahbar;
seine Auseinandersetzungen über den mehrdimensionalen
Raum
auf einem Spaziergange mit ihm
gleich in den ersten Tagen meines Heidelberger
Aufenthaltes sind mir durch die Tiefe der Gedanken
und die dunkle Form, in die er diese kleidete,
lange Jahre in Erinnerung geblieben. Ein Spaziergang
mit ihm war für den Mathematiker nie
eine Erholung, die Unterhaltung meist eine wissenschaftliche
und anstrengende; beständig warf er
Fragen auf, die ihn gerade beschäftigten, und sehr
häufig wollte er wissen, wo er das eine oder andere
zu seiner Orientierung nachlesen könnte; gab ich
ihm aber Nachmittags ein Buch an, in welchem die
ihm aufgestoßenen Schwierigkeiten behandelt waren, so teilte
er mir meist schon an demselben Abend mit,
zu welchen Resultaten er, ohne das Buch noch angesehen
zu haben, durch eigene Überlegungen gekommen war. [...]
Allmählich gewöhnte ich mich aber an
den wissenschaftlichen Verkehr mit Helmholtz, der,
wenn er sah, daß seine Auseinandersetzungen dem
Zuhörer nicht zum vollem Verständnis gelangt
waren, von selbst und gern seine Deduktionen, womöglich
in etwas veränderter Form, wiederholte,
wodurch die wissenschaftliche Unterhaltung mit ihm
stets in hohem Grade lehrreich und anregend war. [...]
Er war eben ein überlegener Geist, dessen Umfang und Tiefe mit
dem gewöhnlichen Maßstab nicht ergründet werden konnte.