Johannes Kepler

Publizierte  »Astronomia nova«  in Heidelberg; November 1607 und Frühjahr 1609 Aufenthalt in Heidelberg.
Kepler, Johannes    (1571 - 1630)
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Das Original des nebenstehenden Bildes ist im Besitz des Benediktinerstifts zu Kremsmünster. Es wurde 1864 durch den Abt Augustin Reslhuber erworben. Ludwig Günther publizierte es 1898 in seiner Übersetzung Keplers Traum vom Mond.

Lexika

Brockhaus - Die Enzyklopädie. - 20. Aufl. - Leipzig
Bd. 11. - 1996, S. 642-643

Kepler, Johannes, Astronom und Mathematiker,
* Weil (heute Weil der Stadt) 27.12.1571, † Regensburg 15.11.1630. K., der aus bescheidenen Verhältnissen stammte, besuchte die Lateinschule in Leonberg. 1583 legte er das >Landexamen< ab, was ihm die Berechtigung verschaffte, ein Theologiestudium als Stipendiat zu absolvieren. Er besuchte die Klosterschulen in Adelberg (1584) und Maulbronn (1586) und kam 1589 an die Univ. Tübingen, um dort ev. Theologie zu studieren. Sein wichtigster Lehrer war der Mathematiker und Astronom MICHAEL MÄSTLIN, der ihn mit dem kopernikan. Weltbild vertraut machte. 1594 ging K. als >Lehrer der Mathematik und der Moral< an die ev. Stiftsschule nach Graz. Zugleich wurde er Mathematiker der Landes-Reg. und erstellte in dieser Eigenschaft Kalender mit >Prognostica<. Da seine Voraussagen für das Jahr 1594 (kalter Winter, Türkeneinfall) weitgehend zutrafen, wurde K. als Astrologe schnell berühmt. 1596 erschien das >Mysterium cosmographicum< (>Das Weltgeheimnis<), in dem K. in spekulativer Weise das kopernikan. System mit den fünf platon. Körpern verknüpfte.

1600 wurde K. mit seiner Familie im Zuge der Gegenreformation aus Graz vertrieben und siedelte nach Prag über, wo er Assistent von T. BRAHE, nach dessen Tod (1601) sein Nachfolger als kaiserl. Mathematiker Kaiser RUDOLFS II. wurde. Bei der Auswertung des ihm von BRAHE überlassenen Beobachtungsmaterials erkannte K., dass nur die Annahme einer Ellipsenbahn für den Mars mit den Daten vereinbar war. Indem K. die Erfahrung in ihrem Aussagewert über die Autoritäten und über die Bibel stellte, vollzog er eine für die neuzeitl. Naturwiss. entscheidende Wendung. In der Folgezeit beschäftigte sich K. intensiv mit der antiken Kegelschnittlehre (APOLLONIOS VON PERGE) und erkannte, dass sich die Parabel als Grenzfall von Ellipse und Hyperbel auffassen lässt. Er stellte auch als Erster, Brennpunktsgleichungen für die Kegelschnitte auf. Seine Entdeckung des ersten und zweiten → keplerschen Gesetzes teilte er 1609 in der >Astronomia nova< (>Neue Astronomie<) mit. Das dritte keplersche Gesetz findet sich erst in >Harmonices mundi< (>Weltharmonik <) von 1619. Wichtig für die weitere Entwicklung der Physik war K.s These (1621), eine von der Sonne ausgehende Kraft (lat. >vis<) verursache die Planetenbewegung. Unter dem Eindruck zunehmender Repressionen nahm K. 1611 eine Anstellung als Mathematiker in Linz an. Im gleichen Jahr erschien seine >Dioptrice< (>Dioptrik<), die die geometr. Optik behandelt und in der er den Strahlengang in dem heute nach ihm benannten Fernrohr konstruierte.

K.s wichtigster Beitrag zur Mathematik ist die >Nova stereometria doliorum vinariorum< (>Neue Stereometrie der Fässer<) aus dem Jahre 1615, in der er Flächen und Volumina mithilfe von Indivisibilien berechnete (→ keplersche Fassregel). Der Umgang mit dem Unendlichen, den K. hier vorführte, hat entscheidend zur Entstehung der modernen Infinitesimalrechnung beigetragen. K.s Ansatz wurde u. a. von GALILEI und B. CAVALIERI aufgegriffen. Bereits seit 1601 arbeitete K. an der Erstellung eines Tafelwerkes mit Sonnen-, Mond- und Planetenörtern. Erst mithilfe der neu entdeckten Logarithmen (J. NAPIER, 1614) gelang es ihm schließlich, die aufwendigen Rechnungen, die hierfür erforderlich waren, durchzuführen. Die >Tabulae Rudolphinae< (→ Rudolfinische Tafeln) erschienen nach vielen Schwierigkeiten 1627 und bildeten von da an für 200 Jahre die Grundlage vieler astronom. Berechnungen. Mit seiner Einleitung in das Rechnen mit Logarithmen (>Chilias logarithmorum<, 1624) trug K. zur Verbreitung der neuen Rechenart in Dtl. bei.

Nachdem 1626 die Gegenreformation in Linz gesiegt hatte, verbrachte K. mehrere Jahre auf Reisen, v. a. auf der Suche nach einem Verleger für die >Rudolfin. Tafeln<. Ein vorteilhaftes Angebot des Kaisers, das an die Bedingung geknüpft war, katholisch zu werden, lehnte K. ab. 1628 trat er als Mathematiker in die Dienste von A. VON WALLENSTEIN und ließ sich in Sagan (Schlesien) nieder. K. starb auf einer Reise nach Linz in Regensburg. Sein letztes Werk war die utop. Beschreibung >Somnium seu astronomia lunaris< (>Traum oder Astronomie des Mondes<, 1634), in der er das Leben der Mondbewohner schilderte.

Ausgabe: Ges. Werke, hg. v. W. VON DYCK u.a., auf zahlr. Bde. her. (1939 ff.).

W. GERLACH u. M. LIST: J. K. Der Begründer der modernen Astronomie (1987); J. HOPPE: J. K. (Leipzig 1987).

Mathematiker-Lexikon / Herbert Meschkowski

Studium 1588-91 in Tübingen (Philosophie und evangelische Theologie); 1601 Hofastronom und Mathematiker bei Kaiser RUDOLPH II.; 1628 im Dienste WALLENSTEINS.

KEPLERS Forschungen liegen im wesentlichen auf astronomischem Gebiet ("Keplersche Gesetze"). Beim Studium der Planetenbahnen beschäftigte er sich aber eingehend mit der Theorie der Kegelschnitte und der Kegelschnittsysteme. er deutete die Parabel als Grenzfall zwischen Ellipse und Hyperbel und führte zur Beschreibung der Planetenbahnen die Fokalform der Kegelschnittgleichungen ein.

In seiner "Faßlehre" (1615-16) benutzt er heuristische Methoden, um die Ausmessung von gewissen Drehkörpern zu begründen. Die Schrift "Weltharmonik" (1619) enthält nicht nur das dritte der Keplerschen Gesetze, sondern auch Untersuchungen über regelmäßige Vielecke und Sternkörper.

Lexikon bedeutender Mathematiker / hrsg. von Siegfried Gottwald ... - Thun [u.a.], 1990. - S. 245-246

Kepler, Johannes: geb. 27. 12. 1571 Weil der Stadt (Württemberg), gest. 15. 11. 1630 Regensburg; Astronom, Mathematiker. — K., Sohn abenteuerlustiger und unsteter Eltern, besuchte die Klosterschule Adelberg, dann die höhere Klosterschule in Maulbronn. 1588 legte er die Bakkalaureatsprüfung in Tübingen ab und begann 1589, an dieser Univ. Theologie zu studieren. Daneben hörte er Mathematik und Astronomie bei M. MAESTLIN. Mit diesem blieb K. auch in den Jahren nach seinen Studien freundschaftlich verbunden. 1594 wurde er Landschaftsmathematiker in Graz. Dort lehrte K. u. a. Mathematik an der Stiftsschule, gab den Landeskalender mit Prognosen heraus und befaßte sich mit Astronomie. Ergebnis dieser Studien war das „Weltgeheimnis“. Die Grundidee dieses Werkes war, daß zwischen die 6 damals bekannten Planeten die 5 Platonischen Körper so gesetzt werden können, daß jeder dieser Körper von einer ein- und einer umbeschriebenen Planetensphäre berührt wird. Die Sonne steht im Mittelpunkt des gesamten Systems. Das „Weltgeheimnis“ führte 1597 zur ersten Einladung von T. BRAHE an K. In Graz verfaßte K. auch Schriften über das „Abendmahl“, über den „Magnet“, über die „Schiefe der Ekliptik“.

1600 wurde er BRAHES Gehilfe in Prag und nach dessen Tod (1601) selbst Kaiserlicher Mathematiker und beauftragt, BRAHES Nachlaß zu edieren. Durch Streitigkeiten mit Nachkommen und Verwandten BRAHES ist es jedoch nie zu einer solchen Edition durch K. gekommen.

1604 erschien K.s „Astronomiae pars Optica“, eine Darlegung der Prinzipien der Optik von für die Entwicklung dieser Disziplin grundlegender Bedeutung. Es folgten Arbeiten über Kometen und Sonnenflecken. Bereits 1609 erschien dann K.s Hauptwerk „Astronomia nova“, eines der bedeutendsten Werke der Wissenschaftsgeschichte. Mit diesem Werk wurde eine, auch methodisch, neue Epoche der Astronomie eingeleitet. K. hatte zur Abfassung des Werkes nach langen Auseinandersetzungen BRAHES Beobachtungen verwenden können. Auf induktivem Wege ermittelte K. daraus das 1. und 2. Keplersche Gesetz und die Keplersche Gleichung. Damit überwand er die bislang übliche einfache kinematische Beschreibung der Vorgänge am Himmel durch eine dynamische Erklärung mit Hilfe induktiver, auch mathematischer, Methoden. Das Werk begründete die Himmelsmechanik.

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Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Hans-Joachim Ilgauds


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Biographische Informationen


WWW-Biographien

Biographie vom St. Andrews Archiv
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Weitere WWW-Biographien

  Johannes Kepler.
Kupferstich von Jakob van der Heyden (1573-1645), um 1620.
Aus der Heidelberger Bilddatenbank   HeidICON

In der Bibliothek der Universität Straßburg befindet sich ein Portraitbild Keplers eines unbekannten Künstlers, das zwischen 1590 und 1620 datiert wird. Dieses Gemälde diente offensichtlich als Vorlage des Stiches.


Print-Biographien

Auf die Ermittlung der als Aufsatz erschienenen Sekundärliteratur wurde verzichtet; allein die Referenzliste vom St. Andrews Archiv umfasst 76 Artikel.

Brockhaus. - 20. Aufl. - Bd. 11, S. 642-643
UB-Signatur: LSN A-BE 001

Allgemeine Deutsche Biographie. - Leipzig
Bd. 15 (1882), S. 603-624     Volltext   (Artikel von Siegmund Günther)
UB-Signatur: LSN A-EH 002

Neue Deutsche Biographie. - Berlin
Bd. 11 (1977), S. 494-508
UB-Signatur: LSN A-EH 001

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Johannes Kepler. - Stuttgart, 1948
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Johannes Kepler und die Copernicanische Wende. - Halle/Saale, 1973. - (Nova Acta Leopoldina ; N.F. Bd 37,2)
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Johannes Kepler. - Reinbek bei Hamburg, 1995
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Johannes Kepler und Graz. - Graz, 1975
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Urban, Paul [Bearb.]
Johannes Kepler : 1571 - 1971 ; Gedenkschrift d. Universität Graz. - Graz, 1975
    UB: 76 K 782

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Werk

Werk im Internet

Astronomie

Kepler's proofs aus Plus Online Magazine / Issue 8 von J. V. Field

Kepler, Napier, and the Third Law aus Math Pages von Kevin Brown

Mathematik

Cannonballs and honeycombs PDF-Datei von Thomas C. Hales in den AMS Notices

Johannes Kepler's Polyhedra von George W. Hart

Weiteres zum Werk

Johannes Kepler: Gesammelte Werke

  Keplers Traum vom Mond
Ludwig Günther übersetzte und kommentierte 1898 die utopische Erzählung Johannes Keplers.

  Brief von Jakob Christmann an Johannes Kepler
Informationen zu Jakob Christmann findet man in
- Allgemeine Deutsche Biographie. - Bd. 16, S. 222   Volltext
- Dictionary of scientific biography. - Bd. 3, S. 262


In Heidelberg vorhandene Schriften

Suche nach Autor Johannes Kepler in HEIDI mit Buchausgabe in

Literatur über das Werk Johannes Keplers

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Das Verhätnis Musik - Mathematik bei Johannes Kepler : ein Beitrag zur Musiktheorie des frühen 17. Jahrhunderts. - 1970
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Eine doppelte Iterationsrechnung von Johannes Kepler und ihre Programmierung : zu einer Berechnung der scheinbaren Planetenbahn. - München, 1970. - (Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse ; N.F., 143)
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Bialas, Volker:
Die Rudolphinischen Tafeln von Johannes Kepler. - München, 1969. - (Abhandlungen / Bayerische Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse : Neue Folge ; 139)
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Bibliographia Kepleriana / hrsg. von Max Caspar. - 2. Aufl. / bes. durch Martha List. - München, 1968
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Der Musiktheoretiker Johannes Kepler. - Bern [u.a.], 1973
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Gotthard Vögelin : Verleger, Drucker, Buchhändler ; 1597 - 1631. - Frankfurt am Main, 1962
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Die Mechanik des Weltalls : eine volkstümliche Darstellung der Lebensarbeit Johannes Keplers, besonders seiner Gesetzte und Probleme. - Leipzig, 1909. - XVI, 156 S.
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Günther, Ludwig
Die Mechanik des Weltalls : eine volkstümliche Darstellung der Lebensarbeit Johannes Keplers, besonders seiner Gesetze und Probleme. - Leipzig, 1909
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Samsonow, Elisabeth von
Die Erzeugung des Sichtbaren : d. philos. Begründung naturwissenschaftlicher Wahrheit bei Johannes Kepler. - München, 1986
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Straker, Stephen:
Kepler, Tycho, and the 'Optical Part pf Astronomy' : the genesis of Kepler's theory of Pinhole Images
In: Archive for history of exact sciences. - 24 (1981), S. 267-293
    UB: ZSN 1378 B
Wieland, Hans
Keplers Elegie in obitum Tychonis Brahe / Uebertragung und Kommentar von Hans Wieland. - München, 1992
    UB: 92 X 62

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Bibliographien


Biographisch-literarisches Handwörterbuch / J. C. Poggendorff. - Leipzig
Bd. 1 (1863), Sp. 1243-1245
Bd. 3 (1898), S. 713
Bd. 6,2 (1937), S. 1305-1306
Bd. 7a,Suppl. (1971), S. 321-322
    UB-Signatur: LSN B-AE 002     und     LSA Nat-A 001

Bibliographia Kepleriana / hrsg. von Max Caspar. - München, 1936
Inhalt:
  • Vorwort
  • Daten aus Keplers Leben
  • Einleitung
  • Faksimile des „Grazer Katalogs“
  • I. Das gedruckte Schrifttum Keplers bis zum Erscheinen des Somnium 1634
  • II. Spätere Ausgaben, Veröffentlichungen aus dem Nachlaß, Briefe, Übersetzungen von 1635 bis zur Gegenwart
  • Anhang: Schriften über Kepler
  • Alphabetisches Verzeichnis der Werke Keplers
  • Verzeichnis der Bibliotheken, deren Bestände ermittelt wurden
  • Namensverzeichnis
  • Druck- oder Erscheinungsorte der im I. Teil aufgeführten Ausgaben der Werke Keplers
  • Faksimile der Titel zu den im I. Teil aufgeführten Drucken der Werke Keplers
    UB: F 6967-4-25 Folio

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Letzte Änderung: Nov. 2023     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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