79. | Untere Str. 11 Sofja Kowalewskaja |
S. Kowalewskaja (Quelle unbekannt) |
Der Mathematiker
Leo Koenigsberger berichtete im
Kapitel
Heidelberg 1869-75
seiner Autobiographie Mein Leben über die
erste Begegnung mit
S. Kowalewskaja:
Leider waren die Bemühungen Weierstraß' vergeblich.
Er erteilte ihr dann drei Jahre Privatunterricht. Im Sommer 1874
kontaktierte er seinen ehemaligen Schüler
Lazarus Fuchs,
der zu dieser Zeit Professor in Göttingen war, um S.
Kowalewskaja eine Promotion in absentia zu ermöglichen.
S. Kowalewskaja kehrte nach Russland zurück, um wieder mit ihrem Mann
zusammenzuleben; 1878 wurde ihre Tochter geboren. Die Ehe scheiterte 1881
endgültig und sie verließ Russland.
Ende 1883 erhielt sie durch die Vermittlung von
Gösta Mittag-Leffler
in Stockholm eine Privatdozentur, die 1884 in einen Lehrstuhl umgewandelt wurde.
Am 10. Februar 1891 starb sie mit 41 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
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Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis
Bismarckplatz — Stadthalle
Von großem Interesse war für mich, wie für
die ganze naturwissenschaftliche Fakultät Heidelbergs
das Erscheinen der Frau
v. Kowalevsky unter den
Studierenden unserer Hochschule. Als ich mich eines
Tages im Direktorzimmer des mathematischen Instituts
befand in Gesellschaft des Physikers
Tyndall
und des Geometers
Hirst, die einigen meiner Vorlesungen
beiwohnen wollten, trat eine junge, äußerst
anmutige Dame ein wenig schüchtern in das Zimmer,
stellte sich mir als Frau Sophie v. Kowalevsky
vor und bat mich um die Erlaubnis, meine Vorlesungen
hören zu dürfen. Damals war ein solches
Gesuch ein unerhörtes novum; auf meine Frage,
ob sie denn schon Mathematik getrieben habe, orientierte
sie mich ein wenig über ihre Privatstudien.
Als ich nun einen Augenblick unschlüssig dastand, da
ich nicht wußte, wie Fakultät und Senat über diese
Frage denken würden, nahm mich Tyndall, ein
Freund weiblicher Schönheit, bei Seite, und meinte,
über meinen philiströsen Rigorismus spottend, „wie
kann man denn einer so schönen Dame etwas abschlagen
wollen?“ Dies genügte mir momentan, um
ihr die erbetene Erlaubnis zu erteilen.
Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870
verließ S. Kowalewskaja Heidelberg und ging nach Berlin.
Carl Weierstraß versuchte für sie die
Erlaubnis zu erwirken, an der Berliner Universität wie in
Heidelberg Vorlesungen zu hören.