Tor zum Wohnhaus S. Kowalewkajas |
Die russische Mathematikerin
Sofja Kowalewskaja (1850-1891),
die von 1869 bis 1870
in Heidelberg als Gasthörerin studierte,
wohnte in der
Unteren Neckarstraße 13 bei Professor Schliephake, wie
Leo Koenigsberger in seinen Erinnerungen Mein Leben im
Kapitel
Heidelberg 1869-75
ausführt.
Das Wohnhaus von Professor Schliephake wich in den siebziger
Jahren einem Neubau; nur das alte Tor ist noch
erhalten.
W. O. Kowalewski führte ein sehr bewegtes Leben. Er studierte
in der Juristischen Lehranstalt von Petersburg, war ab 1858 als Übersetzer
tätig, 1861 als Erzieher in London. 1863 kehrte er nach Petersburg zurück
und arbeitete als Verleger und Übersetzer. 1866 war er Kriegsberichterstatter
in Italien. 1867 übersetzte er Darwin, war aber wegen mangelnden
Absatzes hoch verschuldet. 1868 Heirat, dann Aufenthalt in Wien, Heidelberg,
Paris, Jena (Promotion 1872), Odessa und 1874 zurück in Petersburg und
dort 1875 promoviert. Er versuchte sich in Immobilienspekulationen
(1879 bankrott). 1880 wurde er ordentl. Professor für Geologie und
Paläontologie in Moskau. Er engagierte sich stark in einer
Ölfirma (totaler Misserfolg). 1883 vergiftete er sich in Moskau.
Das Paar reiste über Wien nach Heidelberg. Hier konnte sie als
Gasthörerin Vorlesungen besuchen.
Literatur:
Letzte Änderung: Februar 2025 Gabriele Dörflinger
Zur Inhaltsübersicht
Bismarckplatz — Stadthalle
S. Kowalewskaja wuchs auf dem Gut ihres Vaters, eines pensionierten
russischen Generals auf. Erste Mathematikkenntnisse erwarb sie bei einem
Onkel; später erhielt sie in St. Petersburg Privatunterricht. Zu ihrer
Zeit war ein Frauenstudium in Russland nicht erlaubt und eine
Auslandsreise nur in Begleitung des Vaters oder Ehemannes gestattet.
Deshalb ging sie mit Wladimir O. Kowalewski (1842-1883)
eine Scheinehe ein. Über die Motive ihres Gatten kann man nur spekulieren.
War er ein Idealist, liebte er sie und hoffte auf den Vollzug der Ehe oder
war er vor allem auf eine „gute Partie“ aus?
Walther, Nicola:
S.V. Kovalevskaja und V.O. Kovalevskij in Heidelberg :
1869 - 1870. — Heidelberg, 1993
Signatur UB Heidelberg: 99 C 2164
Kontakt
Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis