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Heidelberg:
Bankhaus Köster |
Bank
Carl Heinrich Wilhelm Köster gründete 1856 das Bankhaus Köster & Co.
in Mannheim mit einer Filiale in Heidelberg. An der neuen Bank waren die Darmstädter Bank
und der Bankier David Oppenheim aus Köln beteiligt. Letzterer schied 1860 aus dem
Unternehmen aus und Ernst vom Rath, der älteste Sohn von Gustav vom Rath trat an
dessen Stelle. Die Bank firmierte dann als Köster, vom Rath & Co. Das Kapital der
Bank betrug zu diesem Zeitpunkt 575.000 Gulden (500.000 Gulden Darmstädter Bank, 50.000 Gulden
Wilhelm Köster als persönlich haftenden Gesellschafter und 25.000 Gulden Ernst vom Rath).
1868 war die Bank in der Lage die Einlage der Darmstädter Bank auszuzahlen, gleichzeitig schied
Ernst vom Rath aus persönlichen Gründen aus der Firma aus.
Das Bankhaus trug dann den Namen Köster & Co.
1870 entstand unter dem Namen
Köster & Cie eine weitere Filiale in Frankfurt/Main.
1883 wird das Bankhaus in
eine Aktiengesellschaft umgewandelt und der Name wird 1896 in
Oberrheinische Bank
geändert.
1904 wurde die Bank durch die
Rheinische Creditbank
übernommen, die ihrerseits 1929 in der
Deutschen Bank aufging.
Die Rheinische Creditbank war 1870 von Wilhelm Köster, dem Inhaber des Bankhauses
Köster & Co., dem Heidelberger Juraprofessor
Johann Caspar Bluntschli sowie vier weiteren
Personen als Aktiengesellschaft gegründet worden. Bluntschli war von 1879 bis 1881 Vorsitzender
des Aufsichtsrates der Rheinischen Creditbank.
Geschäftslokale des Bankhauses Köster in Heidelberg
1856 starb Heinrich Fries, der Inhaber des 1810 gegründeten Bankhauses Fries.
Wilhelm Köster konnte diese Bank und ihre Geschäftsräume in der Augustinergasse 5 übernehmen.
Bereits 1860 wechselt er in das repräsentative Haus Neukirch in der Hauptstr. 120, das 1724
von Johann Jakob Rischer
für den Stadtschultheiß Burkard Neukirch erbaut wurde.
In diesem Haus lebte von 1840-1846 der Physiker
Philipp Jolly und von 1858-1861 der namhafte Mathematikhistoriker
Moritz Cantor.
1872 bezog die Bank das Haus in der Hauptstr. 133, das eigens umgebaut wurde.
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1900/1901 baute das Heidelberger Architektenbüro
Henkenhaf & Ebert, dessen
bedeutendster Bau die Heidelberger Stadthalle (1901/1903) ist,
das neue Gebäude der Bank am Universitätsplatz.
Gleichzeitig entsteht in der
Leopoldstr. 29 der Neubau der Rheinischen Creditbank. Nach der Übernahme
des Bankhauses Kösters durch diese wird das
Haus in der Hauptstr. weiterhin als Depositenkasse genutzt. Auch die Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft, in der die
Rheinische Creditbank aufging, nutzt das Haus bis 1939. 1940 geht es in den Besitz des Unterländer Studienfonds Karlsruhe
über und wird seitdem für die Universität Heidelberg genutzt.
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Familie
Übersicht
Viele männliche Mitglieder der Familie Köster tragen den Vornamen Wilhelm.
Großvater: Wilhelm Jacob Köster (1750-1804)
Vater: Heinrich Wilhelm Köster (1800-1839) Luisa Susanna la Maire (1800-1848)
(Carl Heinrich) Wilhelm Köster (1825-1892) Henriette Katharina Adelheid Davidis
(1828-1918)
- Henriette * 1851
- Adele * 27.11.1853 Ernst Rudolf Gustav Böninger, * 24.10.1828 Duisburg,
† 4.5.1904 Duisburg
- Wilhelm August Hippolyt (1854-1902) Anthonia Maria Dyserinck (1858-1943)
- Wanda Anna Hermana (1881-1956), unverheiratet
- Roland Wilhelm Dietrich Helmut, * 1.6.1883 Mannheim, † 31.12.1935 Paris,
beerdigt in Heidelberg Theodora Angelika Hyacinthe Helene Maria geb. von
Liebieg (1902-1984)
- John * 1926 († nach 1947)
- Josef */† 1928
- Clara * 1860
- (Wilhelm Ludwig) Hermann (1868-1944) Henriette Johanna de Bary (1873-1945)
- Werner (1897-1925)
- Jeanrenaud (1899-1928)
(Carl Heinrich) Wilhelm Köster (1825-1892)
Sohn von Heinrich Wilhelm Köster (1800-1839) und Enkel von Wilhelm Jakob Köster,
der eine Schwester der Frau von Johann Jakob vom Rath geheiratet hatte.
Köster hatte seinen Wohnsitz — teilweise gleichzeitig — in Mannheim, Heidelberg und Frankfurt.
Mannheim
C. H. Wilhelm Köster war
von 1851 bis 1868 in Mannheim ansässig.
Er wird in den Mannheimer Adressbücherns zunächst als „Agent“, dann als Handelsmann
und ab 1858 als Bankier bezeichnet. Sein Name wird stets als Carl Heinrich Wilhelm Köster
angegeben.
Von 1869 bis 1873 ist er in Mannheim nicht nachgewiesen. Im Oktober 1873 meldet er sich wieder in
Mannheim an. (Siehe Familienbogen 0602 des Stadtarchivs Mannheim.) Das Mannheimer Adressbuch gibt dann
von 1874 bis 1888 Wilhelm Köster als Banquier bzw. ab 1884 als Consul mit der Adresse L 1.2 an.
Heidelberg
Das Bankhaus Köster residerte 1858/59 in der Augustinergasse 5, im Haus der Witwe des
Heidelberger Bankiers Fries.
Von 1860 bis 1870 finden wir die Bank in der Hauptstr. 120, dem 1724 erbauten Wohnhaus des
Stadtschultheiß Burkard Neukirch. Köster selbst war ab 1862 Heidelberger
Bürger. Hier
erwarb er 1864 das 1859/60 entstandene Wohn- und Verwaltungsgebäude der Badischen
Baudirektion in der Friedrich-Ebert-Anlage 4, das bis zu seinem Tod im Familienbesitz bleibt.
In den Heidelberger Adressbüchern wird er stets nur als Wilhelm Köster bezeichnet.
Frankfurt/Main
Ab 1870 mit der Gründung der Frankfurter Filiale wird Carl Heinrich Wilhelm Köster
im Frankfurter Adressbuch nachgewiesen. 1878 bezieht die Bank neue Räume in der Neuen
Mainzer Straße 11 (ab 1897 Nr. 27 wegen Neunummerierung der Häuser);
in der 2. Etage des Hauses befindet sich Kösters Wohnung.
1880/81 erhielt er den Titel Kommerzienrat. Ab 1890 war er General-Konsul der
Argentinischen Republik. 1892 zieht er in eine Wohnung in der Bockenheimer Landstr. 91 um.
Henriette Köster, geb. Davidis (1828-1918)
wurde am 14. Jan. 1828 in Duisburg geboren und heiratete C. H. Wilhelm Köster.
Sie wohnte als Witwe von 1893 bis 1901 in Frankfurt
(Bockenheimer Landstr. 91 und Niedenau 43) — in der ersten Zeit mit
den (mittlerweile erwachsenen) Kindern Clara und Hermann. Ab 1902 ist sie nicht mehr in Frankfurt nachgewiesen.
Von 1909 bis bis zu ihrem Tod am 24. Dez. 1918 wohnte
in Heidelberg (Blumenstr. und Sophienstr.). In den Adressbüchern der beiden Städte wird sie
als Kommerzienrat Witwe ausgewiesen.
Wilhelm August Hippolyt Köster (1854-1902)
war der ältere Sohn von C. H. Wilhelm Köster. Er heiratete
Anthonia Maria Dyserinck (1858-1943). Am 26. Nov. 1886 duellierte sich Wilhelm A. H.
Köster im Käfertaler Wald mit dem Liebhaber seiner Frau, der dabei getötet wurde.
Er wurde nach kurzer Festungshaft vom Kaiser begnadigt, ließ sich scheiden und erhielt das
Sorgerecht für seine Kinder.
Wir finden ihn im Frankfurter Adressbuch von 1880-1883 als Prokurist der Bank Köster & Cie.;
in Heidelberg taucht er 1891 in der Gaisbergstr. 68 auf und zieht 1893 in die Bergheimer Straße um.
Von 1897 bis 1899 findet man ihn in der Kaiserstr. 14 und seine letzte Adresse von 1900 bis 1902 ist die
Uferstraße im Stadtteil Neuenheim. In allen Bänden des Heidelberger Adressbuches wird
er als Konsul der Vereinigten Staaten von Venezuela geführt. Zusätzlich wird
er ab 1893 als Fabrikant bezeichnet. Ihm gehörte ab 1893 die Rheinische Gyps-Industrie,
deren Verwaltungssitz ab dem 1. April 1899 nach Mannheim verlagert wurde.
Bei der Reichstagswahl 1898 kandidierte Wilhelm A. H. Köster im Mannheimer Wahlkreis für
die Antisemiten-Partei. Er erreichte mit ca. 2000 Wählern nur den kleinsten Stimmenanteil; das
Mandat errang der Sozialdemokrat August Dreesbach.
Roland Köster (1883-1935)
war der Sohn Wilhelm A. H. Kösters. Er studierte vom Wintersemester 1905/06 bis zum
Sommersemester 1907 in Heidelberg Jura. Nach weiteren Studien in München wurde er 1911 in
Heidelberg promoviert und lebte dort bis 1914 als Rechtspraktikant
bei seiner Mutter, die ab 1908 bis 1915 in Heidelberg wohnte. Sie wurde in den Heidelberger Adressbüchern als
Konsul Witwe aufgeführt.
Danach trat er in den diplomatischen Dienst und wurde
1932 Deutscher Botschafter in Paris.
Als er Ende 1935 in Paris starb, wurde der Leichnam mit einem Staatsakt verabschiedet. Er wurde im Heidelberger
Krematorium eingeäschert und im Familiengrab am Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.
Seine Witwe heiratete 19xx den General Köstring. Sie ließ die Asche in ein Grab an ihren
Wohnort ??? transferieren. Dort wurde auch die Asche seiner Schwester Wanda, die 1956 starb, beigesetzt.
Sein Sohn John wurde 1947 vom Schwager seiner Mutter ??? adoptiert.
Sein Verwandter Eduard vom Rath
(ihre Großmütter waren Schwestern) trat ebenfalls in den diplomatischen Dienst und war seit 19xx
als Legationsrat in der Pariser Botschaft tätig. Seine Erschießung durch den polnischen Juden
Herschel Grynspan diente als Vorwand der Progrome der „Reichskristallnacht“.
Hermann Köster-de Bary (1868-1944)
Der jüngere Sohn C. H. Wilhelm Kösters
Wilhelm Ludwig Hermann Köster wurde am 4. Juni 1868 in Heidelberg geboren und starb dort
am 9. April 1944. Von 1893 bis 1896 finden wir ihn als Kaufmann mit seiner Mutter in Frankfurt in der
Bockenheimer Landstr. 91. In Frankfurt hatte er am 25. März 1896 Henriette Johanna de Bary
(1873 Frankfurt/Main - 1945 Heidelberg) geheiratet.
Ab 1909 wohnte er als Direktor der Rheinischen Creditbank-Filiale in Heidelberg. Die
Rheinische Creditbank befand sich zu dieser Zeit in der Leopoldstr. 29 (jetzt
Friedrich-Ebert-Anlage).
Literatur
- Eynern, Gert von:
- Die Unternehmungen der Familie vom Rath. — Bonn, 1930. —
S. 160-163
- Haas, Rudolf:
- Die Entwicklung des Bankwesens im deutschen Oberrheingebiet. — Mannheim, 1970
Redaktion:
Gabriele Dörflinger  : August 2018
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Friedrich-Ebert-Anlage in Heidelberg