Günter Kern:
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Am Anfang des 19. Jahrhunderts war die Mathematik in ganz Deutschland eher zurückgeblieben, das Zentrum mathematischer Forschung lag in der französischen Hauptstadt Paris, wo die berühmtesten Mathematiker lehrten, darunter Lagrange, Laplace, Legendre, Fourier, Poisson und Cauchy (1.2). Erst mit Carl Gustav Jacob Jacobi und der von ihm gegründeten Königsberger Schule trat ab dem zweiten Drittel des vergangenen Jahrhunderts die Wende an deutschen Hochschulen ein (1.3). Daher wird auch die Frage zu beantworten sein, welche Stellung die Heidelberger Mathematik innerhalb Deutschlands einnahm (1.4).
Den Ausgangspunkt sollen dabei die Ordinarien der Heidelberger (Seite 2) Mathematik bilden, besonderes Augenmerk wird jedoch den Habilitanden, deren Habilitationsthemen sowie deren Forschung und Lehre in Heidelberg gewidmet werden (2.1). Gerade ihre Zahl und ihr weiterer Werdegang, d.h. ihre Stellung in der Mathematik als Forscher und Lehrer evtl. sogar an anderen Universitäten, läßt Rückschlüsse auf den Bekanntheitsgrad des Ordinarius und damit auf die Stellung einer Universität zu. Eine Eingrenzung findet der zu betrachtende Zeitraum — von 1835 bis 1914 — dabei durch zwei zumindest für Heidelberg wichtige und bedeutende Persönlichkeiten. So steht am Beginn des Untersuchungszeitraumes das Ausscheiden Carl Christian Langsdorfs aus der Vorlesungstätigkeit an der Ruperto Carola im Jahr 1827 und dessen Tod im Jahr 1834, worauf Ferdinand Schweins das alleinige Ordinariat für Mathematik einnahm; das Ende dieses Zeitraums wird gekennzeichnet durch das Ausscheiden Leo Königsbergers als Ordinarius aus der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät im Frühjahr 1914 (2.2).
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