Günter Kern:
Die Entwicklung des Faches Mathematik
an der Universität Heidelberg

Anmerkungen

IV.   Habilitationen im Fach Mathematik

(Karl Boehm — Karl Friedrich Bopp — Paul Hertz)
104.1
Vgl. den Lebenslauf Boehms vom Mai 1896, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. von 1895/96, Bd. 2, Nr. 45, fol. 413, sowie die Standesliste UAH A-219/PA Karl Boehm.
Weiterhin auch den Lebenslauf vom 28.4.1900, den Boehm anläßlich seiner Habilitation der Fakultät vorlegte, demzufolge Boehm auch physikalische, chemische und philosophische Studien betrieb.
UAH A-219/PA
104.2
Allgemeine Untersuchungen über die Reduktion partieller Differentialgleichungen auf gewöhnliche Differentialgleichungen mit einer Anwendung auf die Theorie der Potentialgleichung. Inauguraldissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg vorgelegt von Karl Böhm aus Mannheim. Leipzig 1896.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1895/96, Bd. 4, Nr. 57, fol. 227.
Das Gesuch vom 6.5.1896 ebda Bd. 2, Nr. 45, fol. 412.
104.3
Vgl. hierzu das Gutachten Köniqsbergers in Anschluß an das Circular vom 6.6.1896.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1895/96, Bd. 2, Nr. 45, fol. 410.
Die Abhandlung ging dabei von einer Untersuchung Albert Wangerins, 1844 - 1933, o. Prof. an der Univ. Halle, aus, die sich mit Integralen der Potentialgleichung beschäftigte.
104.4
Jean Gaston Darboux, 1842 - 1917, Prof. f. höhere Geometrie an der Univ. Paris.
105.1
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. von 1895/96, Bd. 2, Nr. 45, fol. 410.
105.2
Vgl. das Prüfungsprotokoll vom 10.6.1896, ebda Bd. 2, Nr. 45, fol. 411.
105.3
Vgl. das Diplom vom 1.8.1896.
Ebda Bd. 4, Nr. 57, fol. 226.
105.4
Dies geht aus dem Lebenslauf Boehms vom 28.4.1900 hervor.
UAH A-219/PA.
Weiterhin bestand er im März 1897 das Staatsexamen für den höheren Schuldienst, womit er sich die Lehrberechtigung für alle Klassen der Mittelschulen in Mathematik, Physik, Chemie und philosophischer Propädeutik erwarb, doch trat er nie in den Schuldienst ein.
Vgl. neben dem genannten Lebenslauf vom 28.4.1900 auch die Standesliste, UAH A-219/PA.
105.5
Zur Integration partieller Differentialsysteme. Mathematische Abhandlung der hohen naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg als Habilitationsschrift vorgelegt von Dr. Karl Boehm. Leipzig 1900. (Titel geändert)
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Bd. 2, Nr. 56, fol. 241.
Die beiden anderen Arbeiten waren zum einen die Dissertation, vgl. oben FN 2, S. 104 dieser Arbeit, und „Die Existenzbedingungen eines von den ersten und zweiten Differentialquotienten der Coordinaten abhängigen kinetischen Potentials“. In: Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd. 121, Berlin 1900, S. 124-140.
106.1
Vgl. hierzu das Gutachten Königsbergers von 16.5.1900.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Bd. 2, Nr. 56, fol. 229f.
106.2
Ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 229.
106.3
Boehm strebte an, von „der Beschaffenheit der partiellen Differentialgleichungen auf die Existenz ihrer Integrale, auf die Anzahl der willkürlichen Funktionen, welche in die allgemeinen Integrale eintreten, und auf die Convergenz der diese Integrale darstellenden Reihen“ zu schließen. Damit setzte er die Reihe der Mathematiker fort, die sich schon mit diesen Gegenständen beschäftigt hatten: die schon genannten Sofia Wasiljewna Kowalewskaja und Darboux.
Vgl. zu Sofia Kowalewskaja FN 4, S. 28 dieser Arbeit, zu Darboux FN 4, S. 104 dieser Arbeit.
106.4
Gutachten Königsbergers, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Bd. 2, Nr. 56, fol. 230.
106.5
Zur Annahme der Arbeit durch die Fakultät vgl. ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 231.
Die drei von Boehm vorgeschlagenen Themen ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 233:
„1. Über die Grundgesetze der Bewegung.
  2. Über eine Differenz zwischen v. Helnholtz und Hertz in Ansehung der Prinzipien der Mechanik.
  3. Über einige Untersuchungen, durch welche die Theorie der partiellen Differentialsysteme in der neuesten Zeit gefördert worden ist.“
107.1
Das Protokoll der Probevorlesung und des Kolloquiums vom 28.5.1900, ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 238.
Die Genehmigung durch das Ministerium am 7.6.1900, ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 240.
107.2
Zum Thema der öffentlichen Probevorlesung vgl. ebda Bd. 2, Nr. 56, fol. 243.
Zur erfolgten Habilitation vgl. das Schreiben der Fakultät an den Engeren Senat von 7.7.1900.
UAH A-219/PA.
107.3
Vgl. die Quästurakte Karl Boehm, UAH, ohne Signatur.
Nur bei zwei Vorlesungen — über elliptische Funktionen und Elementar-Mathematik I — letztere ist evtl. mit den heutigen Grundvorlesungen zu vergleichen, erreichte Boehm eine Hörerzahl von 12 bzw. 15. Ansonsten schwankte sie zwischen 1 und 6 Hörern.
Königsberger führte dies auch auf die geringe Zahl derer zurück, die sich für speziellere und schwierigere Themen der Mathematik interessierten.
Vgl. den Antrag Königsbergers um Beförderung Boehms zum a.o. Prof. vom 22.10.1904, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1904/05, Bd. I, Nr. 11/1. Seit Sommersemester 1905 steigerte sich die Zahl der Hörer durchschnittlich auf 10 bis 20, wobei die Vorlesung „Theorie der Wirbelbewegungen von Helmholtz“ in jenem Semester sogar von 44 Interessierten verfolgt wurde.
107.4
Vgl. den Antrag Königsbergers von 22.10.1904 um Beförderung Boehms zum a.o. Prof.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1904/05, Bd. I., Nr. 11/1.
107.5
Ebda Bd. I., Nr. 11/1.
108.1
Die Ernennung erfolgte am 25.11.1904 durch das Ministerium.
Vgl. ebda Bd. I., Nr. 11/4.
Der Antrag Königsbergers vom 22.10.1904 wurde schon erwähnt, FN 4, S. 107 dieser Arbeit.
108.2
Vgl. den Antrag Königsbergers vom 20.6.1906, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1905/06, Bd. I., Nr. 47/5.
Auch die Begründung für den Antrag läßt darauf schließen, daß sowohl die wissenschaftliche als auch die Lehrtätigkeit Boehms vortrefflich waren. Durch diesen Lehrauftrag sollte eine Gewähr geschaffen werden, daß „solche Vorlesungen in regelmäßiger Folge und von Dozenten gehalten werden, welche wissenschaftlich besonders dazu befähigt sind, und deren akademisches Lehrtalent mit einer gewissen Sicherheit erwarten läßt, daß eine fördernde und anregende Einwirkung auf die Studierenden ausgeübt werde“.
Der Lehrauftrag galt ab dem WS 1906/07 und wurde mit 400 Mark pro Semester honoriert.
Vgl. das Schreiben des Engeren Senats vom 17.7.1906, ebda Bd. 1., Nr. 60.
108.3
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 26.11.1908.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1908/09, Bd. I., Nr. 24/l.
Das Honorar wurde mit Erlaß des Ministeriums vom 21.12.1908 auf 800 Mark erhöht.
Vgl. ebda Bd. I., Nr. 24/14.
108.4
Vgl. zum erneuten Lehrauftrag den Antrag Königsbergers und Stäckels vom Frühjahr 1913, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1912/13, Bd. I., Nr. 51/3, und den Ministerialerlaß vom 30.6.1913, ebda Bd. 1., Nr. 51/5. Die Akten geben keinen Hinweis, daß der erste Lehrauftrag von 1906 aufgehoben worden wäre.
Die Austrittserklärung Boehms vom 28.9.1913, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1913/14, Bd. I., Nr. 8.
108.5
Das Schreiben der Fakultät vom 3.10.1913, ebda Bd. I., Nr. 8.
108.6
Vgl. hierzu Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 24.
109.1
So kennzeichnet Lorey in seinem Artikel über Bopp, S. 116, den Heidelberger Mathematiker.
109.2
Vgl. auch zum folgenden den Lebenslauf Karl Bopps vom 29.11.1905.
UAH B-3099/PA Karl Fr. Bopp.
109.3
Vgl. hierzu das Circular vom 1.2.1902, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1901/02, Bd. I., Nr. 71/1.
109.4
Karl Fr. Bopp: Antoine Arnauld, der große Arnauld, als Mathematiker. In: Abhandlungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften. Heft 14, Leipzig 1902, S. 187-337.
So betitelt in seinem Gesuch um Zulassung zur Habilitation vom 29.11.1905.
UAH B-3099/PA.
109.5
Vgl. den Antrag im Anschluß an das Circular vom 1.2.1902.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1901/02, Bd. I., Nr. 71/1.
110.1
Vgl. das Gutachten Cantors vom 17.2.1902, ebda Bd. I., Nr. 17/2.
110.2
Vgl. das Prüfungsprotokoll vom 4.3.1902, ebda Bd. I., Nr. 71/1.
110.3
Vgl. wiederum den Lebenslauf Bopps vom 29.11.1905.
UAH B-3099/PA.
110.4
Dies geht aus den „Verhandlungen des Dritten Internationalen Mathematiker-Kongresses in Heidelberg vom 8. bis 13. August 1904“, hrsg. von A. Krazer, Leipzig 1905, S. 46, hervor.
Bopp leitete die Sektion „Geschichte der Mathematik“.
110.5
Karl Bopp: Die Kegelschnitte des Gregorius a St. Vincentio in vergleichender Bearbeitung. Leipzig 1906. In: Abhandlungen zur Geschichte der mathematischen Wissenschaften. Heft 20, Leipzig 1905, S. 87-314. (Da das Titelblatt fehlt, ist der Herausgeber nicht festzustellen.)
Siehe auch UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. von 1905/06, Bd. I., Nr. 24/14.
110.6
Das Gesuch Karl Bopps mit seinem Lebenslauf vom 29.11.1905.
UAH B-3099/PA.
110.7
Dies geht aus dem Gutachten Königsbergers vom 16.12.1905 über die Arbeit Bopps hervor.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1905/06, Bd. 1., Nr. 24.
111.1
Ebda Bd. I., Nr. 24.
111.2
Die drei vorgeschlagenen Themen siehe ebda Bd. I., Nr. 24/7.
„2. Über den Zusammenhang der elliptischen Funktionen mit der Zahlentheorie.
3. Elliptische und Abel'sche Transzendenten.“
Das Protokoll der Probevorlesung und des sich anschließenden Kolloquiums vom 21.2.1906 ebda Bd. I., Nr. 24.
In der Probevorlesung gab er eine „in formeller und inhaltlicher Beziehung befriedigende Darstellung der ersten Entwicklung der elliptischen Funktionen“. Im Kolloquium zeigte Bopp, daß „er sich auch weiter in dieser Disziplin umgesehen“ habe.
111.3
Vgl. das Schreiben des Engeren Senats vom 10.3.1906, ebda Bd. I., Nr. 24/2.
111.4
Vgl. das Schreiben der naturw.-mathem. Fak. vom 23.7.1906.
UAH B-3099/PA.
111.5
Vgl. die Quästurakte Karl Fr. Bopp, UAH.
Daneben las Bopp auch über „bestimmte Integrale“ und über „Potentialtheorie“.
112.1
Zur Ernennung zum a.o. Prof. vgl. den Ministerialerlaß vom 5.7.1915.
UAH B-3099/PA.
Zur Erteilung des Lehrauftrages vgl. das Schreiben des Ministeriums vom 17.3.1919, ebda.
112.2
Vgl. das Schreiben der Fakultät an das Ministerium vom 28.3.1927.
Ebda.
112.3
Hinsichtlich der Forschertätigkeit sei auf den Aufsatz von Wilhelm Lorey über Karl Bopp hingewiesen, der die wichtigsten Veröffentlichungen auflistet.
112.4
Vgl. hierzu den Lebenslauf von Paul Hertz.
UAH A-219/PA Paul Hertz.
113.1
Die Akten geben keine Auskunft über die Prüfungsfächer und über das Thema der Dissertation.
Nach Poggendorff, Bd. V. (1904 - 1922), 1926, war die Dissertation betitelt: Untersuchungen über unstetige Bewegungen eines Elektrons. Göttingen 1904.
113.2
Otto Blumenthal, 1876 - 1944, Prof. in Göttingen und Aachen.
David Hilbert, 1862 - 1943, o. Prof. in Königsberg und Göttingen.
Christian Felix Klein, 1849 - 1925, o. Prof. in Erlangen, München, Leipzig und Göttingen.
Hermann Minkowski, 1864 - 1909, o. Prof. in Königsberg, Zürich und Göttingen.
Ludwig Boltzmann, 1844 - 1906, Physiker, Prof. in Graz, Wien, München und Leipzig.
Felix Hausdorff, 1868 - 1942, o. Prof. in Greifswald und Bonn.
Ludwig Otto Hölder, 1859 - 1937, o. Prof. in Königsberg und Leipzig.
Vgl. „Lexikon bedeutender Mathematiker“.
Damit zählten zu den Lehrern von Paul Hertz eine Reihe von Mathematikern, die sich einen Namen in der Wissenschaft erworben hatten.
113.3
Vgl. das Gesuch von Paul Hertz vom 1.12.1908.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1908/09, Bd. I., Nr. 31/3.
113.4
Paul Hertz: Zur Theorie des Saitengalvanometers. Leipzig 1909.
Vgl. ebda Bd. I., Nr. 31/10.
113.5
Vgl. das Circular vom 23.11.1908 mit dem Gutachten Königsbergers.
Ebda Bd. I., Nr. 31.
113.6
Ebda Bd. I., Nr. 31.
114.1
Vgl. das Protokoll vom 17.12.1908, ebda Bd. I., Nr. 31.
Die beiden anderen Themen waren ebenfalls physikalischer Natur.
„1. Neuere Anschauungen über die Dynamik der Elektronen und der materiellen Systeme.
  3. Entropie und Wahrscheinlichkeit.“
Vgl. ebda Bd. 1., Nr. 31/4.
114.2
Mit Schreiben vom 29.12.1908.
UAH A-219/PA.
114.3
Die öffentliche Probevorlesung fand am 27.2.1909 statt, worauf Hertz die Venia legendi für mathematische Physik erteilt wurde.
UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1908/09, Bd. I., Nr. 31/5.
114.4
Vgl. die Quästurakte Paul Hertz, UAH.
Die Vorlesungen behandelten die Potentialtheorie, die kinetische Gastheorie und die Grundlagen der theoretischen Physik. Nur im Sommersemester 1910 las Hertz über Mengenlehre als rein mathematischem Gebiet.
114.5
Vgl. das Schreiben von Hertz vom 20.7.1912, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1911/12, Bd. I., Nr. 68.
Ebda der Kommentar von Lenard.
114.6
Vgl. zum weiteren Werdegang des Paul Hertz den Artikel von Paul Bernays, in: NDB 8, 1969, S. 711f., auf den sich auch die weiteren Angaben beziehen.
115.1
Auf diesem Gebiet erschien neben verschiedenen anderen Abhandlungen auch sein erstes größeres Werk „Statistische Mechanik“ im „Repertorium der Physik“, hrsg. von Rudolf H. Weber und Richard Gans. Bd. 1: Mechanik und Wärme. 2. Teil: Kapillarität, Wärme, Wärmeleitung, Kinetische Gastheorie und Statistische Mechanik. Leipzig und Berlin 1916. S. 436-600 ( = 8. Buch).
115.2
Hertz publizierte u.a. 1923 das Buch „Das Denken und seine Beziehung zur Anschauung“.
115.3
So für G. Gentzens Sequenzenkalkül.
115.4
Darunter fällt die Abhandlung „Gibb's theory, its foundations and applications“, die erst nach Hertz' Tod im Jahr 1956 in den „Dialectica“ publiziert wurde.
Vgl. nochmals NDB 8, 1969, S. 712.
115.5
Ebda S. 712.

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