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Günter Kern:
Die Entwicklung des Faches Mathematik an der Universität
Heidelberg
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Anmerkungen
II. Die Mathematik in Heidelberg im 19. Jahrhundert —
Fortsetzung
- 35.1
-
Im Engeren Senat waren die Dekane der vier Fakultäten vertreten; daher konnte es bei Abstimmungen auch oftmals zu
Stimmengleichbeit kommen.
- 35.2
-
Diese Probleme sprach die Phil. Fakultät in der Begründung ihres Antrages auf Trennung der Fakultät an, worauf im folgenden
noch eingegangen werden wird.
Zur Spezialisierung in den Naturwissenschaften vgl. auch Wolgast, Die Universität Heidelberg, S. 110f und Breger, Streifzug durch
die Geschichte, S. 39.
- 35.3
-
Der Antrag vom 4.3.1890, UAH Fak.-Akte H-IV-102/124, Nr. 42, fol. 250.
Demnach stellten diesen Antrag sämtliche Ordinarien der naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächer.
- 36.1
-
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 5.3.1890, ebda Nr. 42, fol. 240f.
Die Trennung in zwei Sektionen hatte die Universität Würzburg durchgeführt, während die Universität Straßburg inzwischen fünf
Fakultäten besaß. Von beiden Hochschulen hatte sich die Phil. Fakultät Heidelberg die Statuten zukommen lassen.
Vgl. ebda Nr. 11, fol. 40, die Würzburger Statuten, fol. 42 die Statuten Straßburgs.
- 36.2
-
Vgl. das Protokoll der Kommissionssitzung vom 14.3.1890, UAH Fak.-Akte H-IV-l02/126, Nr. 11, fol. 30, und das Protokoll
der Fakultätssitzung vom 30.4.1890, ebda Nr. 11, fol. 44.
Ausgeschlossen blieb lediglich das Problem, in welchem Raum die Sitzungen der neuen Fakultät stattfinden sollten.
Die Kommission drängte zudem darauf, daß die Trennung bis zum Beginn des nächsten Dekanatsjahres 1890/91 vollzogen sein
sollte.
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 23.4.1890, ebda Nr. 11, fol. 46.
- 36.3
-
Schreiben der Phil. Fakultät vom 10.5.1890 an den Engeren Senat, ebda Nr. 13, fol. 64f.
Die Trennung sollte auch für die Honorarprofessoren, a. o. Professoren, Privatdozenten und Studenten gelten.
- 36.4
-
Dabei sollten die von der anderen Fakultät zugezogenen Prüfer ein Mitspracherecht über die Zulassung des Kandidaten haben,
das Examen selbst sollte in der Fakultät stattfinden, der das Hauptfach des Prüflings angehörte. Die Promotionsgebühren sollten
unter allen Mitgliedern der jetzt noch bestehenden Philosophischen Fakultät aufgeteilt werden, und zwar bis zum Beginn des
Wintersemesters 1900. Damit sollten „Ungleichheiten in den Einkünften“ vermieden werden, zumal durch die überaus hohe Anzahl
an
Promotionen in der Chemie die Mitglieder der neuen Fakultät bei weitem mehr Einnahmen erzielt hätten als die Mitglieder der
Philosophischen Fakultät.
Vgl. ebda Nr. 13, fol. 64f.
- 37.1
-
Ebda im Schreiben an den Engeren Senat vom 10.5.1890, Nr. 13, fol. 65.
- 37.2
-
„Die Motive für den Antrag der Trennung der philosophischen Facultät“, ebda Nr. 13, fol. 66f.
Hier fol. 66.
- 37.3
-
Es würde „die Abgabe eines Urtheils, das dem der Sachverständigen widerspricht, stets etwas Mißliches haben und den
Gesamtinteressen der Facultät wenig förderlich sein.“
Vgl. ebda Nr. 13, fol. 66.
In ähnlicher Weise wurde beim Vorschlag zur Ernennung eines Extraordinarius verfahren.
- 37.4
-
In ähnlicher Weise müßten die „Nicht-Sachverständigen“ auch bei der Zulassung oder Zurückweisung von Promotions- und
Habilitationskandidaten ein Urteil ablegen.
Vgl. ebda Nr. 13, fol. 66f.
- 38.1
-
Ebda Nr. 13, fol. 67.
Hierauf wird die schon erwähnte Unterrepräsentation der Philosophischen Fakultät im Engeren Senat angesprochen.
- 38.2
-
Ebda Nr. 13, fol. 67.
Die Fakultät wies hierauf auf die „nach jeder Seite hin als äusserst zweckmäßig“ sich bewährte Trennung der Fakultäten in
Tübingen und Straßburg hin und daß durch die Teilung in zwei Sektionen mit nur einem Dekan in Leipzig und Würzburg die
genannten „Übelstände“ in nur „sehr geringem Grade gehoben“ worden seien.
- 38.3
-
Vgl. das Protokoll der Fakultätssitzung vom 4.8.1890, ebda Nr. 29, fol. 174, Pkt. III.
Die Genehmigung des Ministeriums mit Schreiben vom 22.7.1890, ebda Nr. 28, fol. 172.
Auch bei der Trennung der Fakultät hatte diesem Schreiben zufolge der Große Senat ein Mitspracherecht.
- 38.4
-
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 8.8.1890, ebda Nr. 31, fol. 186.
Breger, Streifzug durch die Geschichte, S. 39, vertritt hierzu die Ansicht, Heidelberg hätte „eine einzigartige Chance gehabt, der
Spaltung zwischen Natur- und Geisteswissenschaften entgegenzuwirken“.
Mit ihren beiden Vertretern der Wissenschaftsgeschichte — Moritz
Cantor für die Mathematik, Hermann Kopp für die Chemie — habe sich die
Heidelberger Universität gegen Ende des 19. Jahrhunderts als
„Hochburg der Wissenschaftsgeschichte“ etabliert und hätte die
erwähnte Spaltung durch die „Errichtung eines zentralen Instituts
für Geschichte und Philosophie der Mathematik und Naturwissenschaften“
entgegenwirken können.
Die gerade erwähnten Gründe der Fakultät für eine Trennung sprechen
dem jedoch entschieden entgegen.
- 39.1
-
Vgl. hierzu S. 90-100 dieser Arbeit.
- 39.2
-
Vgl. Abschrift des Schreibens des Ministeriums vom 31.12.1886, UAH Fak.-Akte H-IV-102/114, Nr. 23,
- 39.3
-
Vgl. den Entwurf eines Antwortschreibens der Phil. Fakultät an den großherzoglichen Oberschulrat vom
26.2.1879, UAH Fak.-Akte H-IV-102/89, Nr. 26, fol. 153-154, und das Schreiben der Phil. Fakultät an den
Engeren Senat vom 1.8.1881, UAH Fak.-Akte H-IV-102/95, Nr. 13, fol. 85f.
Schon damals drängte die Oberschulbehörde auf eine Ausweitung des
„graphischen Teils der Mathematik“,
d.h. der „Darstellenden Geometrie“. Der damalige Ordinarius für Mathematik Fuchs wehrte sich entschieden
dagegen und führte an, daß sowohl er als auch der a.o. Prof. Rummer regelmäßig Vorlesungen über „descriptive
Geometrie“ gehalten hätten und daß vor allem die Studierenden für die jetzigen Anforderungen im Fach
Mathematik schon ihren ganzen Fleiß aufwenden müßten.
Das jetzige Antwortschreiben an den Engeren Senat vom 11.2.1887: UAH Fak. -Akte H-IV-102/114, Nr. 27, fol.
131.
Zur Stellung der Darstellenden Geometrie an deutschen Universitäten am Ende des 19. Jahrhunderts und zu
Bestrebungen, dieses Fach durch besondere Lehraufträge zu fördern vgl. Lorey, Das Studium der Mathematik,
S. 246-250.
- 40.1
-
Vgl. das Gutachten Königsbergers [ohne Datum], UAH Fak.-Akte H-IV-102/114, Nr. 27, fol. 134f.
Königsberger antwortete in äußerst scharfen Worten: „(...)
ein Urteil darüber aber, wie diese Vorlesungen hier an
unserer Universität
zu halten sind, können wir nur uns, den Mathematikern an
unserer
Hochschule zugestehen, und aus diesem Grunde verzichte ich
auch darauf, diese Verhältnisse an anderen
großen
Universitäten, wo es ganz so gehandhabt wird, wie bei uns, einer weiteren
Besprechung zu unterziehen.“
Ebda Nr. 27, fol. 134, Pkt. 1).
- 40.2
-
Vgl. ebda Nr. 27, fol. 134, Pkt. 2).
Beinahe sarkastisch fuhr Königsberger fort: „(...) — mit demselben Rechte könnte gefordert werden, daß für die Studirenden der
Mathematik auch der praktische Zeichenunterricht eingeführt werden
solle,
weil dieselben als Lehrer an der Tafel Figuren zu zeichnen
haben.“
- 40.3
-
Seine Vorlesungen aufzählend verwies Königsberger darauf, daß die Mathematiker der Karlsruher Hochschule sich nur mit
einem speziellen Gegenstand beschäftigten, er aber würde in einem Zeitraum von 2-3 Jahren über Differential- und
Integralrechnung, Theorie der Linien und Flächen, synthetische Geometrie, Funktionentheorie, Theorie der elliptischen und
Abelschen Funktionen, analytische Mechanik, Theorie der Differentialgleichungen, höhere Algebra, Auflösung der numerischen
Gleichungen, Variationsrechnung und Zahlentheorie lesen.
Vgl. ebda Nr. 27, fol. 134.
Diese Angaben stimmen mit denen der Quästurakte Königsberger überein.
- 40.4
-
UAH Fak.-Akte H-IV-102/114, Nr. 27, fol. 134, Pkt. 2).
Königsberger ging noch auf die geringe Zahl der Lehramtskandidaten in Heidelberg ein, die auf einige wenige Badener beschränkt
bliebe, da die badische Staatsprüfung in Preußen nicht gültig sei, eine Staatsprüfung in Preußen wiederum ein dreisemestriges
Studium in Preußen voraussetzte. Um hier Gleichberechtigung zu erzielen,
müßte auch „eine gleichmäßige Werthschätzung all' der
großen mathematischen Disciplinen“ angestrebt werden.
- 41.1
-
Die genannten Habilitanden werden in Kap. IV., S. 100-115 dieser Arbeit näher erläutert.
- 41.2
-
Viktor Meyer, 1848-1897, ord. Prof. der Chemie in Zürich und Göttingen, seit Sommersemester 1889 in
Heidelberg.
Theodor Curtius, 1857-1928, ord. Prof. der Chemie in Kiel und Bonn, seit Sommersemester 1898 in
Heidelberg.
- 41.3
-
Vgl. Karl Freudenberg: Theodor Curtius 1857 - 1928. In: Chemische Berichte 96, Nr. 4, 1963, S. I-XXV.
Hier S. VIII.
- 41.4
-
Vgl. hierzu das Schreiben des Ministeriums vom 15.6.1902, UAH Akten der naturw.-mathem, Fak.
1901/02, Bd. 1, Nr. 9/7.
- 41.5
-
Vgl. den Beschluß der Fakultätssitzung vom 26.2.1898, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1897/98,
Nr. 23.
Philipp Lenard, 1862-1947, folgte 1898 einem Ruf als ord. Prof. der Physik nach Kiel, und kehrte 1907 als
Nachfolger Quinckes nach Heidelberg zurück.
- 42.1
-
Vgl. Wolgast, Die Universität Heidelberg, S. 110.
- 42.2
-
Vgl. das Protokoll der Sitzung vom 23.2.1900, Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Nr. 22, fol. 135.
Dabei schlug Königsberger vor, die Geldmittel zu gleichen Teilen an beide Seminare zu geben, während der Direktor des
physikalischen Seminars das Recht haben sollte, aus der Bibliothek beliebige Literatur physikalischen Inhalts auszuwählen.
Der Antrag ging am 25.1.1900 an den Engeren Senat.
Vgl. ebda Nr. 22, fol. 145.
In den Akten fehlt ein Hinweis auf die Genehmigung durch das Ministerium, doch wurde die Trennung im selben Jahr vollzogen.
Vgl. Wolgast, Die Universität Heidelberg, S. 114.
In die etatmäßige a. o. Professur für Physik, insbesondere theoretische bzw. mathematische Physik, wurde am 28.3.1900 der a. o.
Prof. an der TH Dresden Dr. Friedrich Pockels berufen.
Vgl. Schreiben des Engeren Senats vom 9.4.1900, Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Nr. 37, fol. 191.
- 42.3
-
Vgl. S. 102 dieser Arbeit.
Dabei fällt auf, daß Königsberger in seinem Antrag entgegen seinen Aussagen von 1886 argumentierte. „Durch die Tragweite ihrer
Anwendungen“ habe sich diese Disziplin an vielen deutschen Universitäten eingebürgert und sei vor allem für Lehramtskandidaten
sehr wichtig.
Vgl. das Schreiben an das Ministerium vom 24.1.1900, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1899/1900, Nr. 22, fol. 142.
- 42.4
-
Vgl. den Antrag Königsbergers vom 5.6.1901, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1900/01, Nr. 33, fol. 251.
Dabei sollte das durch den Tod Bunsens erledigte Ordinariat in zwei etatmäßige Extraordinarien umgewandelt werden. Für
Königsberger war diese zweite besoldete Stelle
„ein dringendes Bedürfnis“.
- 43.1
-
Die 10 Vorlesungsstunden setzten sich aus den sich im Turnus wiederholenden fünf vierstündigen
Vorlesungen über Differential- und Integralrechnung, Funktionentheorie, Mechanik, Theorie der Linien und
Flächen und höhere Algebra, sowie aus den vier zweistündigen Vorlesungen über Variationsrechnung,
Zahlentheorie, elliptische Funktionen und Theorie der Differentialgleichungen zusammen; dabei bildeten in der
überwiegenden Mehrzahl der Semester zwei 4stündige und eine 2stündige Vorlesung das
Lehrangebot Königsbergers. Daneben oblag ihm ja noch die Leitung des mathematischen Seminars.
Vgl. ebda Nr. 33, fol. 251.
- 43.2
-
Vgl. das Schreiben des Ministeriums vom 1.4.1902, UAH Akten der
naturw.-mathem. Fak. 1901/02, Nr. 13.
Das Ministerium erklärte sich aber bereit, Lehraufträge zu erteilen.
Den einstimmigen Beschluß der Fakultät vom 7.6.1901, vgl. UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1900/01, Nr. 33, fol, 250.
Der Antrag ging am 8.6.1901 an das Ministerium.
Vgl. ebda Nr. 33, fol. 253.
- 43.3
-
Vgl. den Antrag an das Ministerium vom 8.11.1902, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1902/03, Nr. 17/2,
und die Genehmigung mit Schreiben des Engeren Senates an die Fakultät vom 24.11.1902, ebda. Nr. 17/3.
Vgl.
zum zweiten Lehrauftrag für Landsberg auch S. 102 dieser Arbeit.
Auch ein erneuter Antrag für eine etatmäßige außerordentliche Professur für projektivische und analytische Geometrie wurde
vermutlich vom Ministerium nicht genehmigt.
Vgl. den Antrag Königsbergers vom 3.2.1903, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1902/03, Nr. 28.
- 43.4
-
Vgl. den Ministerialerlaß vom 18.5.1905, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1904/05, Bd. 1., Nr. 55/8, und
den Antrag der Fakultät in der Fakultätssitzung vom l1.7.1905, ebda Nr. 55/1, Pkt. 2.
Vgl. auch S. 93 dieser Arbeit.
- 43.5
-
Mit Ministerialerlaß vom 26.8.1905, abschriftlich im Schreiben des Engeren Senats vom 6.9.1905, UAH
Akten der naturw.-mathem. Fak. 1904/05, Bd. 1., Nr. 55/14.
- 44.1
-
Vgl. den Antrag Königsbergers vom 20.6.1906, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1905/06, Bd. 1., Nr. 47/5, und die
Genehmigung durch das Ministerium vom 11.7.1906 mit Schreiben des Engeren Senats vom 17.7.1906, ebda Nr. 60.
Vgl. auch S. 108 dieser Arbeit.
- 44.2
-
Königsberger erzählt in seinen Erinnerungen, S. 206, daß er schon während des III. Internationalen Mathematikerkongresses in
Heidelberg 1904 mit dem teilnehmenden Hilbert über die Übernahme der zweiten mathematischen Professur gesprochen habe.
Demnach wurde dieser Lehrstuhl „nach Rücksprache mit dem Vertreter der
Regierung“ in Aussicht gestellt.
In den Akten findet sich kein Hinweis darauf, auch nicht auf Rücksprachen mit dem Ministerium in Karlsruhe.
David Hilbert, 1862-1943, Prof. in Königsberg und Göttingen.
Schon in der Fakultätssitzung vom 29.1.1909 stellte Königsberger den Antrag, eine zweite ordentliche Professur für Mathematik in
Heidelberg zu errichten wie sie bei allen anderen Universitäten schon vorhanden sei.
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 29.1.1909, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1908/09, Bd. 1., Nr. 40/1. Eine Antwort des Ministeriums ist
nicht zu ermitteln.
- 44.3
-
Vgl. das Schreiben des Ministeriums vom 15.7.1912, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1911/12, Bd. 1.,
Nr. 67/3.
Die Fakultät beschloß, ihre Vorschläge erst im Wintersemester vorzulegen und sich bis dahin eingehend zu
beraten; Königsberger wollte mit Hilbert in Göttingen korrespondieren.
Vgl. das Sitzungsprotokoll vom 24.7.1912, ebda Nr. 67.
Das Budget für 1912/13 ebda Nr. 23.
- 44.4
-
Vgl. das Protokoll der Fakultätssitzung vom 9.11.1912, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1912/13, Bd. 1., Nr. 14.
Ludwig Schlesinger, 1864-1933, ord. Prof. an der Univ. Klausenburg/Rumänien und in Gießen.
In der gleichen Sitzung nannte Lenard noch den Prof. für angewandte Mathematik an der Univ. Kristiania/Schweden Axel Thue, 1863-1922,
sowie Gustav Herglotz, 1881-1953, Prof. in Göttingen, Wien und Leipzig.
- 45.1
-
Vgl. das Schreiben der Fakultät an das Ministerium vom 14.11.1912, ebda Nr. 14/1.
In einem Begleitschreiben über Laufbahn und wissenschaftliche Befähigung Landaus wurde auf dessen große
Bedeutung für die Zahlentheorie, besonders durch sein zweibändiges Werk „Handbuch der Lehre von der
Vertheilung der Primzahlen“ (1909), hingewiesen, womit er sich
„an die Spitze der Zahlentheoretiker“ gestellt
habe. Wie diese Untersuchungen zeigten auch seine Arbeiten auf funktionentheoretischem Gebiet „Genialität und
Scharfsinn“. Nach Meinung seiner Kollegen — genannt wird Hilbert — und seiner Schüler sei er ein „ganz
hervorragender Docent“.
Vgl. ebda Nr. 14/2.
- 45.2
-
Vgl. nochmals das Schreiben an das Ministerium vom 14.11.1912, ebda Nr. 14/1.
In Bezug auf Hensel bildeten dessen „umfassendes mathematisches
und mathem. physikalisches Wissen“,
dessen „werthvolle functionentheoretische Arbeiten über die Riemannschen
Flächen und Abel'schen Functionen“
und seine algebraischen und zahlentheoretischen Untersuchungen Gründe für eine mögliche Berufung. Auch
Hensel wurde als „ausgezeichneter Docent“ geschildert.
Paul Stäckel schließlich, der zuvor ord. Prof. in Kiel und an der Technischen Hochschule in Hannover war, hatte
die Nachlaßschriften von Gauß über Geometrie herausgegeben, forschte auf dem Gebiet der Geometrie und über
Differentialgleichungen und zählte nach Meinung der Fakultät zu
„den gelehrtesten Mathematikern“; seine
„hervorragende paedagogische Thätigkeit“ sei „überall anerkannt“.
Vgl. das eben genannte Begleitschreiben, ebda Nr. 14/2.
- 45.3
-
Vgl. das Schreiben des Engeren Senats vom 12.1.1913 mit Abschrift des Minsterialerlasses vom 3.1.1913,
ebda Nr. 14/6.
Stäckel sollte demnach ein Gehalt von 7300 Mark, ein gesetzliches Wohngeld von 1200 Mark, eine
Umzugskostenvergütung und den Ersatz eines „etwa doppelt zu zählenden
Mietzinses in dessen voller Höhe“
erhalten.
- 45.4
-
Vgl. die Abschrift des Briefes von Königsberger an Hilbert vom 22.9.1912, ebda Nr. 14/5.
Der Brief drückt auch eine vage Hoffnung aus, daß Hilbert für die zweite mathematische Professur zur Verfügung
stehen könnte. Königsberger wollte schon 1913 von seinem Amt zurücktreten, wenn Hilbert ihm andeuten würde, daß
er mit Landau nach Heidelberg käme.
In seinem Antwortschreiben vom 27.9.1912, ebda Nr. 14/4, teilte Hilbert mit, daß er den Ruf nach Heidelberg nicht
annehmen würde, aber vermutlich Landau.
- 46.1
-
Das Entlassungsgesuch Koehlers vom 17.11.1913, UAH Akten der naturw.-mathem. Fak. 1913/14, Bd.
1., Nr. 23.
Für die Nachfolge Koehlers im planmäßigen Ertraordinariat schlug Stäckel an erster Stelle Wolfgang Vogt, an
zweiter den Privatdozenten in Göttingen H. von Sanden, und als dritten F. Pfeiffer, Privatdozent in Halle a. S. vor.
Dabei war es ihm wichtig, jüngere Mathematiker zu nennen, die sich vor allem auch der Geometrie zuwenden
sollten.
Vgl. den Antrag Stäckels in der Fakultätssitzung vom 30.1.1914, ebda Nr. 44.
Schließlich wurde der Privatdozent an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Wolfgang Vogt nach
Heidelberg berufen.
Vgl. das Schreiben des Engeren Senats vom 6.3.1914 mit Abschrift des Ministerialerlasses vom 27.2.1914, ebda
Nr. 43/3.
- 46.2
-
Vgl. das Entlassungsgesuch an den Minister vom 6.10.1913, ebda Nr. 4/1.
- 46.3
-
So im Circular [ohne Datum], ebda Nr. 4/2.
- 46.4
-
Das Schreiben Königsbergers an den Dekan vom 6.10.1913, ebda Nr. 4.
Unter Ernennung zum „Wirklichen Geheimen Rath“ und zum
„ordentlichen Honorarprofessor“ wurde
Königsberger mit Erlaß vom 7.11.1913 und mit Wirkung vom 1.4.1914 aus dem badischen Staatsdienst
entlassen.
Vgl. das Schreiben des Ministeriums vom 13.11.1913, ebda Nr. 4/4.
Sein Ordinariat übernahm Stäckel, dessen Nachfolger im zweiten Ordinariat wurde Oskar Perron, etatm. a.o.
Prof. an der Univ. Tübingen. Mit ihm waren in erster Linie Dr. Hermann Weyl, ord. Prof. an der TH zu Zürich,
in zweiter Linie Dr. Rudolf Fueter, ord. Prof. an der TH in Karlsruhe, vorgeschlagen worden.
Vgl. das Schreiben an das Ministerium mit den Vorschlägen vom 13.11.1913, ebda Nr. 25.
Die Berufung für Perron mit Schreiben des Engeren Senats an die Fakultät vom 23.12.1913, das den Erlaß des
Ministeriums vom 13.12.1913 abschriftlich enthält, ebda Nr. 25/1.
Fortsetzung der Anmerkungen
Zur Inhaltsübersicht:
Historia Mathematica
Heidelberger Texte zur Mathematikgeschichte
Die Entwicklung des Faches Mathematik
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