18. | Akademie der Wissenschaften Werkausgabe Nicolaus Cusanus |
Andrea Bregno (1418-1506): |
Zu den Langzeitaufgaben der Akademie gehörte die
kritische Neuausgabe der Werke
Nicolaus Cusanus
(1401-1464).
Dieser Theologe und Philosoph an der Schwelle der Neuzeit
verwendete geometrische Grenzwertbetrachtungen, um die
Eigenschaften Gottes zu erklären.
Die Herausgabe der Cusanus-Werke begann 1927/28 und
wurde im Jahr 2005 abgeschlossen.
Raymond Klibansky (1905-2005) — damals noch
als Student unter dem Initiator Ernst Hoffmann tätig — erlebte
gerade noch die Vollendung dieses Opus Magnum.
Literatur:
Nicolaus Cusanus schrieb sich Ende 1415 an der
Universität Heidelberg ein. Er verließ
Heidelberg im Jahr 1417. Nach weiteren Studien in Padua wurde er 1430 zum
Priester geweiht. Er nahm 1432 am Konzil in Basel teil, wo er (vergeblich) eine
Kalenderreform forderte. Er wurde 1448 Kardinal, 1450 Bischof von Brixen und
wirkte als päpstlicher Legat.
In den Kapiteln 11 bis 17 seines zentralen Werkes De docta ignorantia
beschäftigte sich Cusanus mit geometrischen
Grenzwertüberlegungen, der Art
So schrieb er im 13. Kapitel (Von den möglichen Veränderungen (de
passionibus) der größten und unendlichen
Linie):
Fürs erste erhellt, dass die unendliche Linie eine gerade ist. Denn der
Durchmesser eines Kreises ist eine gerade Linie, die Peripherie eine
krumme, größer als der Durchmesser. Wenn nun dieses krumme Linie
kleiner wird, je größer der Kreis ist, so ist die Peripherie des
größtmöglichsten Kreises gar nicht krumm, folglich ganz gerade; es
koinzidiert also das Kleinste mit dem Größten, wie aus der hier
stehenden Figur erhellt.“
Dt. Übersetzung von Franz Anton Scharpff
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
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Alle diese geometrischen Überlegungen illustrieren seinen
philosophisch-theologischen Grundgedanken, den Zusammenfall der Gegensätze,
der im Unendlichen stattfindet.
„Ich sage also: Gäbe es eine unendliche Linie, so wäre sie ein Dreieck,
Kreis und Kugel; ebenso, gäbe es eine unendliche Kugel, so wäre sie
Dreieck, Kreis und Linie; das gleiche gilt vom unendlichen Dreieck
und Kreise.
Im 14. Kapitel (Die unendliche Linie ist Dreieck) argumentierte er:
„Denkt man sich den einen der drei Winkel [des Dreiecks] bis zu
2 R[echten Winkeln] erweitert, so jedoch, dass das Dreieck bleibt,
so fällt das Dreieck zu einer Linie zusammen.“