14. | Kornmarkt Hermann Schapira |
Hermann Schapira ca. 1870
Das Foto entstand vor 1872 in Berlin. Fräulein Clara Blan[c]k war seine spätere Frau. |
Hermann Schapira
(1840-1898) wurde in Russland als
Rabbiner ausgebildet. 1868 kam er zum Studium der Mathematik
nach Berlin; 1871 kehrte er — als er erkrankte und seine Finanzmittel
erschöpft waren — wieder nach Odessa zurück, um dort
als Bankkaufmann zu arbeiten.
1878 kam er mit neu erworbenen Mitteln als verheirateter Mann
nach Heidelberg, um bei Lazarus Fuchs sein Studium
1880 mit der Promotion abzuschließen. Seine Dissertation
„Lineare homogene Cofunktionen“ behandelte eine Verallgemeinerung
der Theorie der hyperbolischen Funktionen.
1880 — noch als Student — publizierte Hermann Schapira in dem vom
Heidelberger Mathematikhistoriker Moritz Cantor herausgegebenen Supplement zur
Zeitschrift für Physik und Mathematik eine kommentierte Übersetzung der
hebräischen Geometrieschrift
„Mischnath
ha-mmidoth = Lehre von den Maßen“.
Diese Schrift war 1864 von Moritz Steinschneider
entdeckt worden. Sie gilt als erste geometrische Schrift in hebräischer
Sprache. Schapira entdeckte eine große Ähnlichkeit mit der arabischen
Geometrie des Muhammed Ibn-Musa al-Hwarazmi (Von diesem Namen leitet sich
die Bezeichnung „Algorithmus“ ab.) (Mohammed ben Musa) aus dem 9.
Jahrhundert, die er in arabischer Sprache beifügte.
Hermann Schapira nahm vor allem
aus sprachlichen Gründen ein hohes
Alter der Schrift an.
1883 habilitierte er
sich in Heidelberg wiederum mit einer Arbeit über Cofunktionen:
„Darstellung der Wurzeln einer allgemeinen Gleichungen n-ten
Grades mit Hilfe von Cofunktionen aus Potenzreihen“.
Nach erfolgter Habilitation bezog er die Wohnung am Kornmarkt.
In den nächsten vier Jahren arbeitete Schapira als Privatdozent an der
Heidelberger Universität. Er kündigte zahlreiche Vorlesungen zur
Algebra, Zahlentheorie, Analysis und Geometrie an, konnte aber in der
Regel nur wenige Zuhörer gewinnen.
Literatur:
Letzte Änderung: Oktober 2017 Gabriele Dörflinger
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Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis
Univ.-Bibliothek — Karlsplatz
Moritz Steinschneider war in seiner
1893 erschienenen Monographie „Mathematik bei den Juden“
ganz anderer Ansicht.
Cantor, Moritz:
Necrologio Ermanno Schapira, 1898
[KERN], S. 95-100