Heidelberger Akademie der Wissenschaften — Mathematik

Hans Maaß     (17.6.1911 - 15.4.1992)
Nachruf von Peter Roquette

Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 1993, S. 88-89
Signatur UB Heidelberg: ZSA 889 B::1993


Hans Maaß stammt aus Hamburg, wo er aufwuchs und sein Mathematikstudium bis zur Promotion bei ERICH HECKE absolvierte. Seine Forschungsarbeiten gehören zu dem Grenzgebiet zwischen Funktionen- und Zahlentheorie. Wesentlich geprägt wurde sein mathematisches Denken durch die Verbindung mit CARL LUDWIG SIEGEL, der nach den eigenen Worten von Maaß „durch sein Werk und die Ausstrahlung seiner Persönlichkeit wie kein anderer Einfluß auf meine Entwicklung genommen hat“.

Als das wissenschaftliche Hauptwerk von Maaß ist die bahnbrechende Begründung der Theorie der nicht-analytischen Modulformen anzusehen. Diese Theorie, entstanden in der unmittelbaren Nachkriegszeit, schien ihm geeignet, eine Lücke in den früheren Untersuchungen von Hecke u.a. zur analytischen Zahlentheorie zu füllen. Darüberhinaus wissen wir heute, daß die Maaßsche Theorie als ein ganz wesentlicher Schritt auf jenem Wege anzusehen ist, der die Arithmetik und die Darstellungstheorie der Lieschen Gruppen (und ihrer diskreten Untergruppen) zu einem Brennpunkt in der Entwicklung der Mathematik hat werden lassen. Diese Forschungsrichtung befindet sich seitdem in lebhafter Entwicklung, an der Hans Maaß sein Leben lang in vorderster Linie mitgewirkt hat.

Maaß lehrte seit 1940 in Heidelberg, ab 1948 als a.o. Professor und ab 1958 als Ordinarius. Er gehörte der Heidelberger Akademie seit 1974 an. Sein bescheidenes aber sicheres Auftreten, verbunden mit einer durch Geradlinigkeit und Besonnenheit gekennzeichneten Haltung, haben ihm weithin Respekt und Achtung unter Kollegen, Freunden und Schülern eingebracht. Unter seinen zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen sei hier die Mitgliedschaft in der Indian National Science Academy hervorgehoben. Aus seinen mehrmaligen Aufenthalten am Tata Research Institute in Bombay resultierte wohl auch seine Liebe zur asiatischen Kunst und Musik.

Eine ausführliche Würdigung des mathematischen Werkes von Hans Maaß ist in dem Jahresbericht der Deutschen Mathematiker Vereinigung vorgesehen.


Herr Professor Peter Roquette gestattete freundlicherweise im Juli 2001 die Publikation des Nachrufes im Internet.


Letzte Änderung: 24.05.2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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