Zum Tod des Physiologen und Physikers
Hermann von Helmholtz

von Franz Werner

Anmerkungen

  1. Der deutsche Kaiser Friedrich Wilhelm I. (1797-1888; Kaiser seit 1871) verlieh am 27. Januar 1883 Helmholtz den erblichen preußischen Briefadel; siehe Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: I. HA Rep. 176 VI H Nr. 144, Bl. 15-16v (Königliches Herolds-Amt. Berlin, 27. Januar 1883, Adels-Brief).
  2. Der Mathematiker Ludwig Boltzmann, ein Mitarbeiter von Helmholtz in Berlin, apostrophierte ihn als „einen Leitstern in der theoretischen Physik“. In: Ansprachen und Reden, gehalten bei der am 2. November 1891 zu Ehren von Hermann von Helmholtz veranstalteten Feier. Nebst einem Verzeichnis der überreichten Diplome und Ernennungen sowie Adressen und Glückwunschschreiben (Berlin 1892) S. 37.
  3. Generallandesarchiv Karlsruhe: 235/29872, Bl. 22v (vom 28. Mai 1857). In diesem Gutachten listet Bunsen Helmholtzens Arbeiten bis zum Jahre 1857 auf — also bis zu dessen Berufung nach Heidelberg (ebd. Bl. 26/26v). Darunter befinden sich so grundlegende Arbeiten wie „Über das Wesen der Fäulniss und Gährung“ (1843), „Über die Erhaltung der Kraft“ (1847), „Messungen der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung der Nerven“ (1852), u. a. Auch den Augenspiegel, mit dem Helmholtz in weiten Kreisen bekannt wurde, hatte er bereits 1850 erfunden.
  4. Dies empfand Helmholtz ebenso. Zu Helmholtzens Heidelberger Zeit siehe Franz Werner, Hermann Helmholtz' Heidelberger Jahre (1858-1871) (Berlin, Heidelberg, New York 1997).
  5. Olga von Velten (4.11.1826-28.12.1859) litt seit der Geburt ihres ersten Kindes an Lungenschwindsucht. Nachdem sie sich von einer in Heidelberg grassierenden Grippe angesteckt hatte, starb sie nach monatelangem Siechtum nach nur zehnjähriger Ehe. Beigesetzt wurde sie auf dem Bergfriedhof in Heidelberg. Die Grabstätte ist weder erhalten noch deren Stelle bekannt. Mit Olga hatte Helmholtz eine Tochter, Käthe, und einen Sohn, Richard. Richard von Helmholtz konnte sich als Lokomotivkonstrukteur einen Namen machen.
  6. In Heidelberg stellte Helmholtz das umfangreiche, lange Zeit „als Bibel des wissenschaftlichen Augenarztes“ geltende „Handbuch der physiologischen Optik“ (3 Bde.: 1856, 1860,1867; 2. Aufl. bereits 1885) fertig. Ebenfalls umfangreiche und nicht weniger bedeutsam gewordene Untersuchungen zur Akustik und deren Ergebnisse legte er nach insgesamt fast acht Jahren Arbeit in „Die Lehre von den Tonempfindungen, als physiologische Grundlage für die Theorie der Musik“ (1863; 3. umgearbeitete Auflage 1870) vor. In Heidelberg veröffentlichte Helmholtz u. a. auch die Arbeiten „Über die Form des Horopters“ (1862, 1864), „Versuche über das Muskelgeräusch“ (1864), „Eis und Gletscher“ (1865), „Über das Heufieber“ (1869). In Heidelberg trug Helmholtz zudem im Naturhistorisch-Medizinischen Verein etwa 30 weitere Forschungsergebnisse vor. Die Mehrzahl davon war unpubliziert. Helmholtz stand dieser Vereinigung seit seiner Ankunft in Heidelberg bis zu seinem Umzug nach Berlin vor.
  7. So z. B. Großherzoglich Badischer Hofrat (28. Dezember 1861), Ritterkreuz des Großherzoglichen Badischen Ordens vom Zähringer Löwen (1861), Prorektor der Universität Heidelberg (1862-1863), Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg (1865), Großherzoglich Badischer Geheimer Rat III. Klasse (28. Oktober 1865), Großherzoglich Badischer Geheimer Rat II. Klasse (16. September 1868), Kommandeurkreuz II. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen (16. September 1868), Ehrenbürgerschaft der Stadt Heidelberg (21. Januar 1869). Noch nach seinem Weggang nach Berlin ernannte ihn der „Naturhistorisch-Medizinische Verein zu Heidelberg“ 1872 zum Ehrenmitglied, und am 24. August 1891 bekam er das Großkreuz des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Sein Anfangsgehalt belief sich auf 3600 Gulden (Universitätsarchiv Heidelberg: PA 1700, Bl. 7/8) und steigerte sich bis zu seinem Weggang im Jahre 1871 auf fürstliche 5200 Gulden (z. B. GLAK 76/9939, Bl. 15; Nr. 10).
  8. Das Großherzogtum Baden genehmigte für diesen Neubau die stolze Summe von 165 000 Gulden (siehe GLAK 233/33 510; ebd. 235/352, Bl. 90). In diesem Gebäude hatte Helmholtz auch seine Dienstwohnung. Er und seine Familie lebten hier von 1863, dem Zeitpunkt der Fertigstellung, bis zum Wegzug nach Berlin 1871 im Mittelgeschoß. Die Familie Kirchhoff wohnte ein Stockwerk höher. Der unter Denkmalschutz stehende Friedrichsbau befindet sich in der Hauptstraße 47-51.
  9. Vom November 1865 an bekam er 1000 Gulden für sein Institut (GLAK 76/9939, Bl. 6; E.Nr. 7607/8179; Nr. 428; vom 2. Juni 1865). In Königsberg mußte er noch mit bescheidenen 100 Talern auskommen.
  10. Zitat nach Leo Koenigsberger, Hermann von Helmholtz. 2. Bd. (Braunschweig 1903), S. 339.
  11. Siehe Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: Rep. 76Va Sekt. 2 Tit. IV, Nr. 47, Bd. 11, Bl. 78/78v.; abgedruckt in: Franz Werner (wie Anm. 4) S. 206.
  12. Anna, geb. von Mohl (19. September 1834 Tübingen bis 1. Dezember 1899 Volosca-Abbazia, Istrien), zweite Ehefrau von Helmholtz.
  13. Dazu gehörten u. a. Felix Klein (Mathematiker), Hugo Kronecker (Physiologe), Ferdinand Kurlbaum (Physiker), Otto Richard Lummer (Physiker).
  14. Siehe hierzu die Briefe von Anna vom 9. August bis zum 15. Oktober 1893; in: Anna von Helmholtz, Ein Lebensbild in Briefen. Hrsg. von Ellen von Siemens- Helmholtz, Bd. 2 (Berlin 1929), S. 57-77. Stationen auf dieser Reise waren u. a. New York, Chicago, Denver, Glenwood Springs, Rocky Mountains, Canada, Niagara Falls, Boston, New Jersey.
  15. Der Physiker und Ingenieur Michael Pupin schrieb: „Die ganze wissenschaftliche Welt Deutschlands, nein die ganze intellektuelle Welt Deutschlands, erstarrte in Ehrfurcht, wenn der Name der Exzellenz Helmholtz ausgesprochen wurde.“ Michael Pupin, Vom Hirten zum Erfinder. (Leipzig 1929) S. 229.
  16. Stephen Grover Cleveland (geboren 1837 zu Caldwell, New Jersey, gestorben 1908 in Princeton), 22. und 24. Präsident der Vereinigten Staaten. Sohn eines presbyterianischen Geistlichen. In seiner zweiten Amtsperiode eröffnete er 1893 die Weltausstellung in Chicago, zu der Helmholtz eingeladen war.
  17. Anna (wie Anm. 14) S. 55; Brief an ihre Tochter Ellen vom 22. Juni 1893.
  18. Anna S. 56; Brief vom 2. August 1893.
  19. Anna S. 57; Brief vom 9. August 1893 „An Bord der Lahn“ an ihre Tochter Ellen.
    Die „Lahn“, auf der Helmholtz mit seiner Frau am 5. August 1893 seine Reise in die USA antrat.
    Bildnachweis: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Fotoarchiv 93-2 (Urheber: Slg. Dr. H. Hückstädt Leverkusen; 52/77)
  20. Zitat nach Leo Koenigsberger, Hermann von Helmholtz. 3. Bd. (wie Anm. 10) S. 94. Vgl. auch den Brief von Anna an ihre Tochter Ellen vom 14. Oktober 1893; in: Anna S. 75 f.
  21. Auf seinen mehrfachen Reisen nach England, hielt sich Helmholtz gerne bei dem Mathematiker und Physiker Lord Kelvin of Largs (Sir William Thomson), bzw. dessen Familie auf. Dies hatte er auch auf dieser Reise vor. Doch wegen des Unfalls ging Helmholtz schon in Bremen statt in Southampton von Bord. Lord Kelvin und Helmholtz waren seit 1855 befreundet. 1870 versuchte Lord Kelvin, Helmholtz als Direktor für das renommierte Cavendish-Laboratorium in Cambridge zu gewinnen.
  22. Anna S. 77; Brief vom 15. Oktober 1893 „An Bord der Saale“ an ihre Tochter Ellen.
    Die „Saale“, auf der Helmholtz während seiner Rückfahrt von seinem Amerikabesuch am 12. Oktober 1893 seinen verhängnisvollen Sturz erlebte.
    Bildnachweis: Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven, Fotoarchiv 93-2 (Urheber: Slg. Dr. H. Hückstädt Leverkusen; 52/77).
  23. Anna S. 77; Brief von Anna vom 26. Oktober an ihre Tochter Ellen.
  24. Vossische Zeitung (Berlin) vom 10. September 1894.
  25. Wilhelm II. (27. Januar 1859 bis 4. Juni 1941), König von Preußen und deutscher Kaiser (seit 1888), war verheiratet in erster Ehe (27. Februar 1881) mit Prinzessin Auguste Victoria zu Schleswig-Holstein (22.Oktober 1858 bis 11. September 1921) und in zweiter Ehe (5. November 1922) mit Prinzessin Hermine Reuß ä.L. (17. Dezember 1887 bis 7. August 1947), verwitwete Prinzessin von Schönaich-Carolath. Wilhelm II. erhielt eine überstrenge, freudlose Erziehung, die seinen körperlichen Mangel — er war mit kraftlosem, stark verkürztem linken Arm geboren — überwinden sollte. Seine Eltern waren der König von Preußen und Kaiser von Deutschland Friedrich III. (1831-1861) und Victoria von Großbritannien (1840-1901).
  26. Dr. jur. Daniel Christian Friedrich Krüger (22.9.1819 Lübeck bis 17.1.1896 Berlin): Sohn des Senators Krüger; Ehefrau: Elisabeth Donnenberg (10.9.1831 Hamburg bis 23.12.1889 Berlin; aus dieser Ehe entsprangen sechs Töchter und drei Söhne); Krüger besuchte das Katharineum in Lübeck, studierte 1839-1843 Jura in Bonn, Berlin, Göttingen, dort Promotion; Examen am Oberappellationsgericht in Lübeck, nach Niederlassung in Lübeck als Notar Berufung zum Prokurator am Oberappellationsgericht; 1850 lübischer Abgeordneter im Volkshaus des Erfurter Parlamentes, 1856 von den Senaten der freien Hansestädten zum ständigen Vertreter auf der Zollkonferenz in Kopenhagen ernannt (1857 Abschaffung des dänischen Sundzolls); 1856 ernannten ihn die Hansestädte zum Hanseatischen Minister-Residenten und General-Konsul in Kopenhagen, Ämter, die er bis 1864 inne hatte. 1864 mit Beginn des deutsch-dänischen Kriegs Bundestagsgesandter in Frankfurt, 1866 hanseatischer Minister-Resident in Berlin, zunächst als Vertreter bei der Krone Preußens, später beim Reichsrat. 1874 stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrat, 1888 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister. Siehe den Artikel von Hedwig Seebacher in: Biographisches Lexikon für Schleswig-Holstein und Lübeck, Bd. 6 (Neumünster 1982) S. 154-157.
  27. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: I. HA Rep. 89 (ehemals 2.2.1.), Geheimes Zivilkabinett, Nr. 21324, Bl. 124r-125v.
  28. Das Zivilkabinett war eine Staatsbehörde, die dem Monarchen unmittelbar zur Unterstützung seiner Regierungstätigkeit und zur Vermittlung seines Verkehrs mit den zivilen Ministern zugeordnet war.
  29. Laut Erlaß war Helmholtz seit dem 23. Juli 1887 designierter Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin im Rang eines Rates zweiter Klasse. Sein offizieller Amtsantritt erfolgte März 1888.
  30. Helmholtz war sein Leben lang nicht mit einer kräftigen Gesundheit gesegnet. Seit seiner Kindheit litt er an Migräne und Schwindelanfällen, was ihn nach eigener Aussage einen Arbeitstag pro Woche kostete.
  31. Z. B. Dr. Ernst Victor von Leyden (1832-1910; seit 1885 Direktor der I. Medizinischen Klinik an der Charité), Dr. Ernst Kirchhoff (geb. 1859 in Heidelberg; Sohn des Physikers Gustav R. Kirchhoff, mit dem Helmholtz im Friedrichsbau wohnte), Dr. Georg Bein (1864-1896; Oberarzt auf der Inneren Station der Kgl. Charité zu Berlin von 1889-1896, Assistenzarzt Ernst von Leydens).
  32. Koenigsberger (wie Anna. 20) S. 123.
  33. Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz: HA I. (2.2.1.), Nr. 21324, Bl. 141.
  34. Lenin, Wladimir I., Materialismus und Empiriokritizismus. Kritische Bemerkungen über eine reaktionäre Philosophie (1909). In: ders., Werke. Bd. 14 (Berlin 1964) S. 231.
  35. Siemens Forum München (Siemens-Archiv in München): NL Helmholtz, 6Lc589: Ulk (=Zeitschrift), Berlin, vom 14. September 1894.

Quelle:
Werner, Franz:
Zum Tod des Physiologen und Physikers Hermann von Helmholtz
In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. - 146 = N.F. 107 (1998), S. 544-551

Dr. Franz Werner gestattete freundlicherweise die Neupublikation des Aufsatzes im Internet.
19.4.2010   Gabriele Dörflinger


Letzte Änderung: Mai 2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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