Nachlass Rudolf Horn im Generallandesarchiv Karlsruhe

Der Nachlass von Rudolf Horn, dem Schwiegersohn Moritz Cantors, befindet sich im Generallandesarchiv Karlsruhe unter der Signatur N Horn. Er enthält u.a.

Hochzeitsalbum

Die Hochzeit zwischen Rudolf Horn und Claire Cantor fand am 13. August 1904 während des III. Internationalen Mathematiker-Kongresses in Heidelberg statt.

Das Hochzeitsalbum enthält:

Glückwünsche

Unterschriften von
Paul Tannery (franz. Mathematikhistoriker, Teilnehmer des Mathematiker-Kongresses)
Gino Loria (ital. Mathematikhistoriker, Teilnehmer des Mathematiker-Kongresses)
Prof. A. v. Braunmühl (Münchener Mathematikhistoriker, Teilnehmer des Mathematiker-Kongresses)
Prof. Dr. P. Stäckel (Kieler Mathematiker, Teilnehmer des Mathematiker-Kongresses)
Dr. Karl Bopp (Heidelberger Mathematikhistoriker)
Ani Koenigsberger (Tochter des Heidelberger Mathematikers Leo Koenigsberger)
F[elix] Klein (Göttinger Mathematiker, Teilnehmer des Mathematiker-Kongresses)
Adele [Cantor] (Schwiegertochter Moritz Cantors)
E[dward] Ullrich (Heidelberger Gymnasialprofessor, ältester Schüler Moritz Cantors): Mögen Ihre Herzen in allen Stücken stets kongruent sein.

Moritz Cantor, Heidelberg:
Moritz Cantor, Brautvater zum
ersten und letzten Mal,
denn man heiratet
nur einmal im Jahr.

Zeitungsausschnitte:

Eheaufgebote:
14. Juni
Lehramtspraktikant Dr. phil. Ludwig Rudolf Horn und Clara Jeanette Adelheide Cantor

Eheschließungen:
(vom 11. bis 13. August)
Lehramtspraktikant Dr. Phil Ludwig Horn mit Clara Jeanette Adelheide Cantor

Hochzeitstheaterstück: Schwester Straubinger

Depeschen zum 13. August 1904:

Frankfurt M.
Herzlichen Glückwunsch senden
  Bernhard und Anna Gerothwohl

Heidelberg
Herzliche Glückwünsche zur Hochzeitsfeier senden
  Professor Leser und Frau

Mannheim:
Glück und Segen immerdar
wünscht dem jung vermählten Paar
  Verband alter Herren des mathematischen Vereins Heidelberg

Gästebuch Weinheim

30. April 1908
Ich bin Euch, der ich immer war,
Weilt Ihr auch jetzt an andern Orten.
Drum schreib ich nur in kurzen Worten:
Behüte Gott Euch immerdar!
  Euer Euch innig liebender Vater
  Moritz Cantor

27.9.08 Dr. Otto Cantor — Adele Cantor — Hellmut Cantor

letzter Eintrag: 26.4.1909

Gästebuch Heidelberg

Zwei Eintragungen vom 10. Juli 1932 und vom 30. Juli - 10. August 1932.

Landtagswahl 1929

Rudolf Horn war von 1929 bis 1933 Abgeordneter des Badischen Landtags. Der Prospekt zur Landtagswahl enthält eine Photographie Rudolf Horns.

Bürgschaftsprozess Horn - Cantor

Hellmut Cantor, der Neffe Cläre Horns verwaltete mehrere Jahre das Haus in der Gaisbergstr. 15
Er hatte der Versicherung eine Bürgschaft Rudolf Horns vorgelegt; die Versicherung wollte auf Rudolf Horn zurückgreifen, der allerdings die Unterschrift für gefälscht erklärte.


Dr. Horn

Ettlingen, 18. Juni 1938.

Herrn
Helmut Cantor
Freiburg
Beiliegend eine Zuschrift von Herrn Hessler. Ich hoffe, dass diese Angelegenheit von Dir nun in kürzester Frist ins Reine gebracht wird. Du lässt den Mann ebenso ohne Antwort, wie Du mein Schreiben vom 13. VI. bis heute nicht beantwortet hast. Da Du kein Geld mehr von mir zu erwarten hast, ist dies ja selbstverständlich. Ich habe deshalb heute selbst an die Bürgerliche geschrieben.

Das Haus in Heidelberg habe ich mir vorgestern angesehen. Du hast es in einem Grade verwahrlosen lassen, der allein Zuchthaus verdient. Aber die Miete hast Du Lump eingesteckt und uns alle belogen und betrogen. Zu retten ist das Haus nicht mehr. Es ist restlos für uns verloren, da wir die Kosten zur Instandsetzung nicht mehr aufbringen können. Ich werde voraussichtlich in Kurzem den Hypothekengläubigern das Haus zur Verfügung stellen, da ich keinen Weg zu seiner Erhaltung sehe.

Ich erwarte von Dir umgehend Deine Zustimmung und die Vollmacht, in diesem Sinne zu handeln. Vorher muss aber die Sache mit Herrn Hessler geregelt werden. Aber Eile tut not, wenn wir die Angelegenheit ordnen wollen, bevor die Erklärungen über das jüdische Vermögen gemacht werden müssen.


18. Oktober 1938
Telly Cantor (Schwester Helmut Cantors) befindet sich in Mailand.
Der Aufenthalt von Helmut Cantor ist unbekannt.

Schreiben C. Hartwig vom 18.10.38
... dass die heutigen Besitzer des Hauses als Nichtarier gelten, da Herr Professor Cantor Jude war und seine beiden Kinder christlich taufen und erziehen liess.

23. März 1939
Telly Cantor in England

Urteil 27. April 1939
Klage der Versicherung wird abgewiesen. ... Helmut Cantor, dessen gegenwärtiger Aufenthalt unbekannt ist.


Heidelberg, 3.4.1941

Im Grundbuch von Heidelberg Band 67 Heft 9
wurde heute folgender Eigentumswechsel eingetragen:

Bisheriger Eigentümer: Erbengemeinschaft zwischen

  1. Dr. Rudolf Horn, Professor Ehefrau
    Cläre Jeanette Adelheide geb. Cantor in Heidelberg
  2. Helmut Paul Theodor Cantor, Kaufmann in Karlsruhe
  3. Telly Henriette Anna Jeanette Cantor, Laborantin in Karlsruhe

Neuer Eigentümer:

  1. Dr. Alois Boden, prakt. Arzt in Landstuhl/Pfalz
  2. Elise geb. Louis, Ehefrau des Dr. Alois Boden i. Landstuhl/Pfalz
    - Gesamtgut der allgemeinen Gütergemeinschaft -
Grundstück: Lgrb. Nr. 1451
Rechtsgrund: Durch Zuschlag in der Zwangsversteigerung erworben.

An Frau
Cläre Jeanette Adelheide
Horn geb. Cantor
in Karlsruhe


Wiedergutmachung Cläre Horn

Haftentschädigung in Höhe von 2.250,-DM für Haft in Theresienstadt vom 10.1.1944 bis 8.5.1945
Adressiert an
Cläre Horn, geb. Cantor
Moltkestr. 7, Pension Saam

Anmeldung von Rückerstattungsansprüchen - 29.12.48

Wohnsitz und Anschrift zur Zeit der Entziehung: Ettlingen. Lange Wingertstr. 9
Nicht erhaltene Pension: 7 Monate
Pensionskürzung vom 1. Juli 1939 bis 18. September 1944

Mein Mann, Professor Dr. Rudolf Horn wurde laut Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums bereits in seinem 58ten Lebensjahr zwangsweise pensioniert, wodurch sich sein Gehalt von monatlich RM 790,- auf RM 506,78, also um RM 283,22 kürzte. Diese Kürzung lief vom 1. Oktober 1937 bis zum 30. Juni 1939 also 21 Monate = zusammen RM 5.947,62, sodass mein Gesamtschaden sich auf RM 17.972,32 beläuft.

Ich selbst war in Theresienstadt interniert vom 9. Januar 1944 bis zum 27. Juni 1945.

Im Frühjahr 1939 nach dem Ableben meines Mannes musste ich meinen Haushalt in Ettlingen ganz schnell auflösen, da ich mit der mir gekürzten Pension die Miete nicht mehr aufbringen konnte.
So musste ich denn die Einrichtung von 3 Zimmer, Küche und Bad für ungefähr Rm. 350,- insgesamt verschleudern, da ich in Heidelberg, Moltkestr. 7 nur ein Zimmer behalten durfte.

Grab Cantor:

Lit Q, 1. Reihe Nr. 36, 37 und 38 erworben von Moritz Cantor am 10.9.1885 für 40 Jahre, verlängert am 12.4.1920 auf weitere 40 Jahre.


Cläre Sara Horn

Heidelberg, 16.12.40
Treitschkestr. 1

Das mir früher hälftig gehörende Grundstück, Gaisbergstr. 15 ist zur Zwangsversteigerung gekommen, der Erlös ist bis heute noch nicht verteilt …

Bei der kürzlichen Evakuierung, von welcher ich zunächst auch betroffen, aber nach Prüfung der Sachlage sofort wieder nach Hause entlassen wurde, sind mir meine beiden Koffer mit neuer Wäsche und guten Kleidern verloren gegangen. Nach Mitteilung der Geheimen Staatspolizei besteht keine Hoffnung auf Wiedererlangung des Koffers …


Cläre Sara Horn

Heidelberg, 25. Juli 1939
Moltkestr. 7
Familienpension Saam

… Ich bin, wie dortseits bekannt sein wird, Nichtarierin, da ich als Tochter des verstorbenen Geh. Hofrats Professor Dr. Cantor von einem jüdischen Vater abstamme, ich bin evangelisch getauft und erzogen.


Anmerkungen:
Rudolf Horn geb. 29. März 1878
geheiratet 13. August 1904
Otto-Hans geb. 3. Nov. 1906
geheiratet 3. Okt. 1931


Notizen von Gabriele Dörflinger, 2012   Kontakt

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