Philipp Lenard: Bonn 1892-1894

Philipp Lenard berichtet in seinen Erinnerungen über seine Kathodenstrahlversuche, die ihm 1905 den Nobelpreis für Physik einbrachten, und seine Arbeit an der Hertz'schen Mechanik.

Leo Koenigsberger zitiert im 3. Band auf S. 64 seiner Helmholtz-Biographie einen Brief Heinrich Hertz' an Helmholtz, in dem er ihn über die Kathodenstrahlversuche Lenards berichtet. Auf S. 104-105 desselben Bandes berichtet er über die Anfrage Philipp Lenards bezüglich der Mechanik Heinrich Hertz' und die Antwort Hermann von Helmholtz'.


In Bonn

Sogleich nach Abschluß der Veröffentlichung über die Wasserfallversuche, zu Pfingsten 1892, wandte ich mich wieder den Kathodenstrahlen zu. An Quecksilberluftpumpen fehlte es in der Stadt Geissler's nicht; ich hatte mir eine ältere, fahrbare sehr gute Hahnluftpumpe ausbitten können, die schon von Clausius benutzt worden war. Gern hätte ich auch eine Wasserluftpumpe zur Verfügung gehabt, die aber im ganzen Institut nicht vorhanden war. Ich wollte dieses für so viele Zwecke unentbehrliche einfache Hilfsmittel doch einführen und dazu eine kleine Abzweigung an der Wasserleitung machen lassen. Die Erlaubnis dazu bat ich mir, da im Institut nicht Gelegenheit war, eines Abends im Hause von Hertz aus, als ich gerade einziger Gast war. Als aber am anderen Morgen der Hilfsdiener, der gelernter Klempnergeselle war, die Ausführung ins Werk gesetzt hatte, erschien Hertz unerwartet, um die Erlaubnis zurückzuziehen! Ich machte dann die Abzweigung von der Wasserleitung aus Glasröhren, allerdings nur zu meinem eigenen Gebrauch, am Wasserhahn meines Arbeitszimmers. Was das zu den Kathodenstrahlen nötige größere Induktorium anlangte, so hatte Hertz das einzige vorhandene damals in Benutzung und es wäre wohl nichts für mich zu machen gewesen, wenn mir nicht das einst mit Klatt von mir verfertigte Induktorium (Schlagweite bis zu 20 cm) hier und in aller Folge ausgeholfen hätte. Es waren allerdings noch die von Klatt ausgelegten Materialkosten aufzubringen. Um dies zu ermöglichen, entschloß ich mich nach längerem Bedenken an die Firma Hartmann & Braun zu schreiben. Ich hatte derselben vor 5 Jahren die Herstellung der von mir damals (Pfingsten 1887) für Magnetfeldmessungen gemachten Wismutspiralen samt der dazugehörigen elektrolytischen Wismut-Reinigung gezeigt, wozu ich besonders nach Frankfurt gekommen war, und es wurde damals von Herrn Eugen Hartmann vorgeschlagen, daß ich dafür „das zehnte hergestellte Stück“ der Spiralen als Eigentum erhalten sollte! So habe es die Firma mit Kohlrausch gehalten, dem sie so viele Apparat-Konstruktionen verdanke. Durch den Vergleich mit dem hochgeachteten Würzburger Professor mich — armes Assistentlein — gehoben fühlend, nahm ich das an, ohne recht zu wissen, was es bedeute. Später deutete ich es mir so, daß ich vielleicht den Preis jedes zehnten Stückes erhalten würde, und da diese Spiralen damals viel herumkamen, dachte ich, daß das wohl für die Materialkosten des Induktoriums reichen könnte, und so schrieb ich dann an die Firma. Diese klärte mich allerdings dahin auf, daß „das zehnte Stück“ nur eines sei, war aber so nett, der ich noch immer Assistent war, die verlangte Summe ohne weiteres zu senden. Damit ging also das für mich so sehr wertvolle Induktorium in meinen Besitz über. Den Unterbrecher für den Primärstrom verfertigte ich aus der alten Weckeruhr, die ich noch von der Schulzeit hatte, wo sie oft sehr früh hatte losgehen müssen. Damit konnte die Arbeit beginnen. Mißlich blieb nur — und dies gilt für meine ganze Bonner Zeit —, daß meine Arbeitszimmer nicht ordentlich zu verdunkeln war. Ich mußte eben die Hauptbeobachtungen auf die Nacht verschieben. Dabei habe ich es mir allerdings zur Regel gemacht, nicht wesentlich über Mitternacht hinaus zu arbeiten, um am anderen Morgen immer wieder frisch zu sein.

Eine der ersten Fragen, die ich nun zu lösen versuchte, war die nach der Äusbreitungsgeschwindigkeit der Kathodenstrahlen. Ich verfertigte eine Entladungsröhre, in welcher die Kathodenstrahlen bis zu 2,5 m Länge sich entwickeln konnten; die Anode war abseits angebracht. Mittels Drehspiegels wurden Phosphoreszenzsignale in der Röhre beobachtet. Dabei half mir, den von Hand aus mittels Schnurübertragung zu treibenden Drehspiegel bedienend, J. Precht, damals Praktikant bei Hertz (später Professor an der Techn. Hochschule Hannover). Es gelang aber nur einen Grenzwert für die Ausbreitungsgeschwindigkeit festzustellen, daß sie nämlich über 1000 km/Sek liege(24-1), wobei eine Strahllänge von nur 50 cm am günstigsten sich zeigte. Ich ging dann sogleich zur Anwendung elektrischer Schwingungen über, ganz in der Weise, wie es 3 Jahre später Des Coudres versucht und 6 Jahre später Wiechert wirklich durchgeführt hat. Diese Versuche habe ich noch im Juli 1892 abgebrochen, da etwas Besonderes eintrat; sie blieben unveröffentlicht(24-2).

Hertz hatte schon vorher gefunden, daß Kathodenstrahlen durch dünne Metallblätter gehen, und er hatte mich eines Tages sogar gerufen, um mir das zu zeigen. Es war das einzige Mal, daß ich ihn experimentieren sehen konnte. Einige Aluminiumblätter lagen auf Uranglas in einer Entladungsröhre; die Kathodenstrahlen trafen von oben auf, und man sah von unten deutlich die Fluoreszenz dieses Glases trotz der metallischen Bedeckung. Dieser Anblick erweckte mir, wie leicht zu denken, lebhafte Erinnerungen an meinen alten, vergeblich gewesenen Versuch, Kathodenstrahlen aus einer Entladungsrohre mit durchlässiger Wand in die freie Atmosphäre treten zu lassen. Freilich boten die zarten Metallblätter zunächst wenig Aussicht auf Verwendbarkeit in dieser Hinsicht; auch wäre es mir überhaupt nicht eingefallen — eingedenk jener Mahnung von Ouincke aus früherer Zeit — nun meinerseits Versuche aufzunehmen, die Hertz möglicherweise selbst vorhaben konnte. Um so mehr war ich aber hocherfreut, als Hertz selber nicht lange darauf, eben im Juli 1892, mich aufforderte, die Durchlässigkeit der Metallblätter zu reinen Versuchen mit Kathodenstrahlen zu benutzen, wenn auch nur innerhalb ausgepumpter Räume, da die Blätter wohl große einseitige Drucke nicht aushalten würden(24-3).

Ich ließ sofort die Messungen der Ausbreitungsgeschwindigkeit liegen und machte mich an die neue Arbeit. Noch vor Schluß des Semesters hatte ich die Überzeugung von der Möglichkeit, auch dickeres Aluminium zu verwenden, das wohl den Luftdruck aushallen könnte. Ich verwendete bei diesen ersten, orientierenden Versuchen sogleich eine geerdete metallische Wand, die 2 gesonderte evakuierbare Räume voneinander trennte und in deren Öffnung die zu prüfenden Aluminiumblätter als Fenster eingesetzt wurden. Da auch in dem Raum jenseits des Fensters Elektroden vorgesehen waren, konnte ich damals schon Versuche anstellen, die den 5 Jahre später von Perrin veröffentlichten gleichwertig waren, die ich aber, als unrein und nicht entscheidend für die wichtige Frage, ob Kathodenstrahlen negative Ladung tragen, nicht veröffentlichte(25-1). Ich verschob die entscheidende Durchführung auf später, um erst das auch hierfür wichtige Hilfsmittel eines gasdicht schließenden Fensters auszubilden. Dazu lenkte ich dann meine wie gewöhnlich nach Preßburg gerichtete Ferienreise über Nürnberg, um dort, wo Goldschlägerkunst zuhause war, geeignete Metallfolien aufzutreiben. Im Handel war damals nur das ganz dünn geschlagene Blatt-Aluminium für Buchbinderwerke (auch für Elektroskope benutzt); Aluminium war damals auch lange nicht so wohlfeil wie heute!

Gleich nach meiner Rückkehr nach Bonn, früh im beginnenden Wintersemester 1892/93 gelang dann die Herstellung des luftdichten, dem Atmosphärendruck standhaltenden Aluminiumfensters, zuerst mit der alten, vor 4 Jahren schon geblasenen Entladungsröhre und bald mit verbesserten Röhren, und es folgte dann schnell die Reihe der wohl denkwürdigen ersten reinen Versuche mit Kathodenstrahlen in freier Luft, in beliebigen Gasen und im äußersten Vakuum. Über alles dies, auch die damals schon begonnenen Absorptionsmessungen, die nachher das Massenproportionalitätsgesetz ergaben, habe ich in meinem Nobelvortrag schon berichtet. Man wird auch jetzt, nachdem Vieles allmählich fast selbstverständlich geworden ist, noch meine große Freude verstehen, nun durch Vermittelung des Aluminiumfensters soviel neuartige, nie vorher gesehene Vorgänge beobachten zu können, die zugleich neue Grundlagen abgeben mußten und dann auch wirklich abgaben zum Vordringen ins Unbekannte, sowohl was die Natur dieser Strahlen als auch die der Materie betrifft, 15 Jahre nachdem zum letzten Male Crookes wesentlich in diesen Richtungen vorgeschritten war. Die weiter fortgesetzte Arbeit führte dann auch zur wichtigen Erkenntnis und Sicherung der Elektronen, der vorgegebenen Teile der negativen Elektrizität, und zur Erforschung von deren Eigenschaften, womit auf die alte Frage nach dem Wesen der Elektrizität zum ersten Male eine positive Antwort erhalten wurde(25-2).

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Zu dieser Zeit, gegen Ende 1892, hatte ich auch Gelegenheit gefunden, Hertz mitzuteilen, daß ich Kathodenstrahlen in freier Luft beobachte. Er zeigte freudiges Erstaunen, und er riet mir sogleich, einen Bericht darüber an Helmholtz für die Berliner Akademie zu verfassen, sobald nur auch der Ausfall des nun möglich gewordenen Versuchs, Kathodenstrahlen ins vollständige Vakuum treten zu lassen, entschieden wäre. Gesehen hat er die Kathodenstrahlen in freier Luft erst etwa ein Jahr später (Anfang Wintersemester 1893/94); denn dazu war wegen der fehlenden Zimmerverdunkelung sein besonderes Kommen am Abend ins Institut nötig, und dies verschob er bis zu genügender Fertigstellung der „Mechanik“, der er damals fortdauernd seine ganze Kraft widmete. Den Akademiebericht, der schon viel wesentliche Beobachtungen enthält, machte ich bald fertig; er ging am 3. Januar 1893 an Helmholtz ab. Ich hatte die Erlaubnis, Hertz den Bericht vor der Absendung zu zeigen. Als ich damit, da es in den Weihnachtsferien war, an das Tor seiner Wohnung in der Quantiusstraße ging, erhielt ich den Bescheid, daß ich Hertz nur „in wichtiger Angelegenheit“ sprechen könnte. Ich sagte natürlich, da es keine Institutsangelegenheit war, daß es „nicht wichtig“ sei und zog ohne den Rat, den ich so gern gehabt hätte, wieder ab. Es war wieder die „Mechanik“, die Hertz festhielt; gesundheitlich ging es ihm damals gerade besser.

Ich wandte mich nun zu eingehenderen und vielfach variierten Beobachtungen an den durch das Aluminiumfenster von der erzeugenden Entladung abgesonderten Kathodenstrahlen; besonders suchte ich auch die Absorptionsmessungen an festen und gasförmigen Medien möglichst zu vermehren und zu verfeinern. Es entwickelte sich so aus der Beobachtung alles, was in meinen eingehenden Annalen-Veröffentlichungen von 1894 und 1895 zusammengestellt ist und was dann bald auch Andere, zunächst besonders W.C. Röntgen (1895) und J.J. Thomson (in ernsthafterer Weise von 1897 an) veranlaßte, dem in allen vorhergegangenen 14 Jahren seit Crookes unfruchtbar erschienenen Studium der Kathodenstrahlen sich zuzuwenden.

Es wäre mir damals gar sehr vorteilhaft gewesen, die vollen Hilfsmittel eines physikalischen Instituts zur Verfügung zu haben. Als Phosphoreszenzschirm zum Nachweis der Kathodenstrahlen benutzte ich meist mit Pentacerylparaelylketon überzogenes Papier, das dann auch sehr geeignet war; ich besaß dieses Keten in einigem Vorrat als Geschenk von seinem ersten Hersteller, Professor Krafft in Heidelberg. Sehr nützlich wäre mir — wie 2 Jahre später Röntgen — Baryumplatincyanür gewesen; doch fand ich das zu Vorlesungszwecken, zum Nachweis ultravioletten Lichtes, damals gebräuchliche, mit Platincyanür bemalte Papier in der Bonner Sammlung, wenigstens ohne ungehöriges Stöbern, nicht vor. Nur eine in feinem Pappgehäuse verwahrte Zusammenstellung von 30 Platincyanüren, meist schon krystallisiert, in kleinen, wohlverschlossenen Gläschen war zu sehen. Ich versäumte nicht, eine Gelegenheit abzupassen um sie mir auszubitten, was mit der Bedingung vollständigen Unversehrtbleibens der Präparate auch Erfolg hatte. Da ich schon wußte, daß Hertz irgendwelche Veränderungen an Institutsgegenständen geradezu tragisch nahm, beschränkte ich mich darauf, die Gläschen für kurze Zeit geöffnet ans Aluminiumfenster zu halten und sie nach beobachteter Fluoreszenz gleich wieder zu verschließen. Es entgingen mir dabei natürlich sonst vorhandene Beobachtungsmöglichkeiten. Es gibt in jedem Physikalischen Institut vermöge seiner Vorgeschichte eine große Zahl von Gebrauchsgegenständen, die dem eifrigen Experimentator von unschätzbaren Nutzen sind, weil sie, wenn zur Hand, seine Beobachtungsmöglichkeiten erweitern und so seiner Arbeit Ergiebigkeit sichern. Auch ist meist ein altgedienter Mechaniker da, der alles Vorhandene kennt und weiß wo es zu finden ist Ein solcher war in Bonn Herr Wirtz. Mechaniker, Hausmeister und zugleich Vorlesungsassistent; er hatte schon unter Clausius gedient, wohnte im Institut und bildete mit mir und einem neu eingestellten Hilfsdiener das gesamte Institutspersonal. Er bewachte die Apparaten-Sammlung, deren Räume neben seiner Werkstatt lagen und andererseits an Hertz' Arbeitszimmer grenzten, was sie gegen ungehörigen Zugriff gut sicherte. Herr Wirtz war ein sonst sehr guter Mann; er gestattete gern mein Arbeiten in der Werkstatt, half mir auch manchmal dabei, jedoch in Bezug auf Fragen über Sammlungsgegenstände bewahrte er äußerste Zurückhaltung, wozu er wohl Ursache haben mußte. Manchmal bot mir die Praktikums-Ausrüstung Hilfsmittel; sie war mir zugänglich, da ich das Praktikum ziemlich selbständig leitete. Einmal hatte ich eine zu optischen Übungsaufgaben bestimmte 1/2 mm dicke Quarzplatte von ihrer Glasunterlage abgenommen um sie auf Durchlässigkeit für Kathodenstrahlen zu prüfen und sie dann natürlich mit Kanadabalsam (von dem ich sogar einen kleinen Vorrat zu eigen besaß) wieder aufzukitten. Meiner Zuverlässigkeit hierin wurde — als Hertz das Fehlen der Quarzplatte entdeckte — ohne allen Grund kein Glauben geschenkt. Glücklicherweise war ich mit der Benutzung der Quarzplatte eben schon fertig geworden.

Die variierten Beobachtungen am Aluminiumfenster und ihre Verfeinerungen ins Quantitative beschäftigten mich durchs ganze Jahr 1893. Im Sommer dieses Jahres war ich allerdings durch die von Hertz gewünschte Herstellung einer druckfertigen Abschrift des größeren Teiles seiner damals nahe vollendeten „Mechanik“ sehr in Anspruch genommen. Ich war sehr erschrocken, als Hertz mir diesen Wunsch mitteilte; denn Schreiben, selbst eigener Arbeiten, war mir in jenen Jahren etwas höchst Peinliches, fast ein Greuel, und die „Mechanik“ war umfangreich. Doch sah ich es sofort einfach als Assistenten-Verpflichtung an, den Wunsch aufs beste zu erfüllen. Sehr begierig, als Erster vom Inhalt der „Mechanik“ Kenntnis zu nehmen, war ich natürlich auch. Bei Ablieferung der Abschrift wurde mir eine Vergütung eingehändigt (in dem für berufsmäßige Abschreiber wohl üblichen Betrage), die ich schließlich annahm. Ich war so unbefriedigt wie nur möglich ob des großen Zeitverlustes. Außerdem war das auch das erste Semester meiner Vorlesungs-Tätigkeit als Privatdozent. Einen anderen großen Aufenthalt brachte mir damals die Sommertemperatur. Die umfangreiche Kittung, welche die das Aluminiumfenster tragende Metallkapsel mit dem Glasteil des Kathodenstrahl-Rohres verband, gab stetig allzuviel Dämpfe ab, was bei Einsetzen der Entladungen immer schnell wieder das Vakuum verdarb, so daß viel Zeit mit Nachpumpen verloren ging und die erwünschten konstanten Erzeugungsbedingungen der Strahlen nur mit großer Mühe einzuhalten waren(28-1). Dies brachte mich dazu, mit Glasbläsern in Verhandlungen zu treten, die mir ein Platinröhrchen an die Entladungsröhre schmelzen sollten, das alle Kittungen außer der ganz unbedeutenden an der Fensterfolie überflüssig zu machen bestimmt war. Geissler in Bonn (Nachfolger Franz Müller) war unzugänglich für so absonderliche, wohl nicht rentierende Arbeit; nur eine kleinere auswärtige Firma, Müller-Unkel in Braunschweig, ließ sich nach längerem Briefwechsel und sehr ausführlichen Angaben darauf ein, das Platinröhrchen bei Heraeus machen zu lassen und einzuschmelzen.

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Die neue Entladungsröhre mit dem Platinansatz kam erst Ende Oktober des Jahres an(28-2). Sogleich nahm ich sie in Benutzung. Sie wirkte sehr gut, wenn sie das richtige Vakuum hatte, und hielt auch hohen Spannungen gut stand; sie zeigte außerdem eine besondere, merkwürdige Erscheinung (4. November 1893), die auf ganz Unbekanntes deutete. Es wurde nämlich die Luft in weit größerem Abstand vom Fenster leitend als bei meinen alten Röhren, ohne daß indessen in so großem Abstand Erleuchtung der von mir benutzten Phosphoreszenzschirme zu beobachten gewesen wäre(28-3). Leider aber sank das Vakuum in der Röhre nach wenig Entladungen stets stark, so daß noch mühsamer damit zu arbeiten war als mit meinen gekitteten Röhren. Als Ursache zeigte sich Unreinigkeit, die der Glasbläser am Kathodenstiel hatte sitzen lassen, und dies war ohne Eröffnung des Rohres nicht zu bessern. Ich schickte daher das Rohr mit genauer Anweisung zur Vermeidung des Fehlers wieder zurück. Gleichzeitig hoffte ich durch feste Bestellung eines sauber angefertigten Rohres für das Institut den Glasbläser zu schneller und guter Lieferung aneifern zu können. Ich bat daher Hertz nach kurzer Erläuterung um die Erlaubnis zu solcher Bestellung. Es geschah dies im Hörsaal, wo Hertz bei der Vorlesungs-Vorbereitung war (zu anderer Zeit war er zu unsicher erreichbar). Er stand zwischen Tafel und Experimentiertisch, ich zwischen letzterem und den Bänken; meine Erinnerung daran ist stark, weil das Ergebnis der Unterredung mich sehr erschütterte(29-1). Die Antwort auf meine Bitte war nämlich kurz, mit strenger Betonung: „Ja wenn es nicht soviel kostet!“ Da ich nur sagen konnte, daß der Preis noch unbestimmt ist und wegen des besonders angefertigten Platinröhrchens vielleicht nicht ganz niedrig sein dürfte, erfolgte keine weitere Antwort, so daß ich mich zurückzuziehen hatte. Ich hatte dies so nicht erwartet. Es mag sein, daß Hertz an diesem Tage gerade wenig wohl war (etwa 4 Wochen später hielt er seine letzte Vorlesung); sehr ungern gestört und auch sehr sparsam war er immer(29-2). Aber die Röhre sollte mir doch die Arbeit so sehr erleichtern, auch hatte ich ihrethalb schon soviel zeitraubende Briefe geschrieben und es war vor allem ihre gute Wirkung bei richtiger Ausführung sogar schon sichergestellt, und sie hatte außerdem jene besondere, weiter zu untersuchende Erscheinung der Wirkung auf große Abstände gezeigt. Ich fühlte mich wie aus dem Gleise geworfen und zerschlagen. Der Glasbläser, dem ich nun keine Aussicht auf Bestellung machen konnte, erlahmte danach in der Tat für längere Zeit in seinem Eifer.

Mein Vertrauen zu Hertz' überlegenem Urteil war damals noch ganz unerschüttert, ja es war sogar durch die geheimnisvolle „Mechanik“, die er selbst für sehr wichtig hielt, noch verstärkt. Ich fügte mich daher in den Gedanken, die billigeren, wenn auch mühsameren Mittel vorzuziehen, wie auch schon so oft vorher. Es war das aber ein Sieg zweifelhaften Verstandes über meinen besseren Instinkt(29-3), der mich das von mir geplante Rohr wünschen ließ. Später wunderte ich mich ganz besonders drüber, daß Hertz nicht schon aus einem Gefühl für den unschätzbaren Wert möglichster Variation der Versuchsbedingungen beim Vordringen ins ganz Unbekannte mir das Rohr bewilligt hat, das doch auch schon Neues zu zeigen versprach.

Ich machte nun Schluß mit den umfassenden Versuchsreihen und stellte alles bisher gut Gesicherte in der schon erwähnten ausführlichen Veröffentlichung zusammen, die im Dezember 1893 an die Annalen abging und in deren 51. Band im Februar 1894 als erster eingehender Bericht über die neu erlangten Kenntnisse erschien(29-4).

Nicht aufgenommen in diese Veröffentlichung wurden die damals schon durchgeführten Versuche über die magnetische Ablenkung der Kathodenstrahlen und die Absorptionsmessungen; sie wurden bald später gesondert veröffentlicht(29-5). Unerwähnt blieben auch die begonnenen Untersuchungen, die die Natur der Kathodenstrahlen nun mittels reiner Versuche weiter aufklären sollten, wozu die oben schon erwähnten Beobachtungen über Ladungsführung der Kathodenstrahlen, über ihre Ausbreitungsgeschwindigkeit und über ihr Verhalten in elektrischen Feldern gehörten. Auch alles dieses Angefangene ist noch fertig geworden und zwar trotz aller bald eintretender Verhinderungen großenteils und mit aller Sicherung doch durch mich, wie das Spätere zeigt(30-1).

Die Röhre mit dem Platinansatz habe ich in jener Veröffentlichung von 1939/40 in besonderer Fußnote erwähnt einerseits weil ich nichts versäumen wollte um Anderen zu helfen, andererseits mit dem kleinen Hintergedanken, daß der Glasbläser, wenn er mehrere Darstellungen auf die Röhre erhält, von Neuem mit deren besserer Herstellung sich bemühen und mir vielleicht dann auch ein Stück ohne weiteres abgeben würde. Dies traf später auch wirklich zu, für mich allerdings zu spät, wie das Weitere zeigen wird. Die Röhre hatte die schon erwähnte, ziemlich starke elektrische Leitfähigkeit der Luft in großen Abständen vom Aluminiumfenster gezeigt. Diese Leitfähigkeit war bemerkenswerterweise nicht verblasbar, d.h. sie blieb bestehen, wenn ein Ventilator-Luftstrom andauernd frische Luft an die betreffende Stelle brachte; sie war also nicht etwa vom Aluminiumfenster hergekommener Luft zuzuschreiben. Solche nicht verblasbare Wirkung war sonst nur in denjenigen viel kleineren Abständen vom Fenster zu beobachten gewesen, in welchen der Ketonschirm Strahlen anzeigte. Wegen dieser Eigentümlichkeit, die ich mit dem nun unbestellt gebliebenen Entladungsrohr noch weiter zu untersuchen wünschte, habe ich alle Versuche über Verblasbarkeit in der damaligen Veröffentlichung ganz weggelassen2, ebenso wie auch andere, teils ebenfalls absonderliche Beobachtungen, die ich alle sorgfältig notiert hielt, um sie später weiter zu verfolgen. Das Folgende wird die Widrigkeiten zeigen, die mich lange daran verhinderten. Es ist heute offenbar, daß die Luftleitungs- Beobachtung in großem Abstand mit dem Rohr mit Platinansatz zu den best erfaßbaren Zeichen gehörte, die ich vom Vorhandensein der nachher von Röntgen mittels dieser Röhre entdeckten Strahlen hatte. Dieselben entstehen reichlich an dem von den intensiven Kathodenstrahlen im Inneren der Röhre getroffenen Platin und machen, da sie wenig absorbierbar sind, die Luft in großem Abstände leitend(30-3). Die Verfolgung dieser Leitfähigkeit mit zuverlässig wirkender Röhre hätte mich zweifellos zur Entdeckung der neuen Strahlen führen müssen, beim Zurhandsein von Platincyanür-Papier, wie bei Röntgen, war die Entdeckung sogar unmittelbar zugänglich. So ist mein Vordringen ins Unbekannte trotz äußerer Mißgunst auch in dieser Richtung erfolgreich geworden, wenn auch nicht bei mir, und die Natur hat nicht verfehlt, ihren unerschöpflichen Reichtum an Überraschungen auch hierbei zu erweisen. Wir kommen in zeitlicher Reihenfolge noch auf die Entdeckung zurück.

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Gänzliche Unterbrechung der guten Arbeit

Man sieht aus dem Vorhergehenden, daß ich große Auswahl aussichtsreicher Anknüpfungspunkte zu weiteren Untersuchungen hatte. Wie auch sonst nach Abschluß einer Veröffentlichung überlegte ich etwa einen Tag lang, was nun am besten weiter in Angriff zu nehmen sei. Dabei war mir immer ein gewisses Gefühl für das was „schön“ sei entscheidend, d.h. was mir bei der Ausführung besonders Freude machte, möglichst durch Erfassen neuartiger Naturerscheinungen oder doch durch besseres Verstehen von schon Bekanntem. Ich entschied mich für die Ausführung reiner, quantitativer Versuche über elektrische und magnetische Ablenkung der Kathodenstrahlen, um nun vor allem in der Frage nach der Natur dieser Strahlen weiter voranzukommen. In zweifelhafter Form waren solche Versuche schon viel früher ausgeführt worden(31-4); jetzt stand einer entscheidenden Durchführung gar kein Hindernis mehr entgegen, und zwar genügten dazu sogar die bei mir schon vorhandenen Hilfsmittel, so daß ich meinte, zunächst am besten in dieser Richtung vorzugehen. Es kam nur auf das Einschmelzen der Platten für das nun — im Gegensatz zu den früheren Ausführungen — im vollständigen Vakuum herzustellende elektrische Feld an. Da dies nicht so schnell ausführbar war und ich in der bald bevorstehenden Neujahrsnacht(31-5) lieber etwas von der Natur sehen als Glas blasen wollte, versuchte ich es zunächst vereinfacht mit außen an das vollkommen evakuierte Rohr geklebten Staniolstreifen, mit allerdings noch nicht entscheidendem Ergebnis(31-6).

Die Fortsetzung am Neujahrstag von 1894 war jäh unterbrochen durch die Nachricht, daß Hertz in der Nacht verstorben sei. Es war selbstverständlich, daß ich Frau Hertz gern in jeder Beziehung zu Hilfe war, soweit sie es wünschen mochte. Sie war mir, wenn ich in Hertz' Hause in der Quantiussstraße war, was jedes Semester mindestens einmal vorkam, stets besonders freundlich gewesen; ja schon bei meinem allerersten Besuch dort, vor 4 Jahren, 1890, als ich mich um die Assistenstelle bewarb, die aber damals nicht frei war, erschien sie mir als guter Geist, indem sie — nicht so zurückhaltend wie Hertz — beim Abschied mit dem Worte „vielleicht doch noch“ mir die Hoffnung auf spätere Erfüllung meines damaligen großen Wunsches, der den Besuch veranlaßt hatte, ließ. Das war nun alles vorbei; jetzt wollte ich nicht Zeit sparen um Freundlichkeit zu erwidern. Eine noch viel weitergehende Aufgabe war mir aber aus dem Versprechen erwachsen, welches ich bei meiner letzten Unterredung mit Hertz, an seinem Krankenlager, ihm gegeben hatte: daß ich nötigenfalls mein Bestes für das tadellose Erscheinen seiner „Mechanik“ tun würde, deren Niederschrift er größerenteils eben damals noch selbst an den Verlag abgesandt hatte. Es trafen nun auch sogleich die ersten Korrekturbogen bei mir ein, und ich hatte zuzusehen, wie ich die doppelte Aufgabe bewältigte, einerseits ins Verständnis des Inhaltes zu meiner möglichsten Befriedigung einzudringen, um die nötigen kleinen Ergänzungen richtig vornehmen zu können, andererseits auch die Form gegenüber dem auffallend geringen Verständnis der Druckerei, besonders für den mathematischen Formel-Satz, in Ordnung zu bringen. Schon letzteres erwies sich als sehr zeitraubend. Der daran sich knüpfende umständliche Briefwechsel mit dem Verlag wurde diesem offenbar sogar noch mehr lästig als mir, so daß Klagen darüber bei Frau Hertz einliefen, bis endlich nach vielem Hin und Her der vollendete Formel- und Text-Satz durchgesetzt war, dem wohl niemand die Anerkennung versagt haben wird. Die ausreichende Vertiefung in den Inhalt der „Mechanik“ fiel mir sehr schwer, und doch mußte mit der Druckerei Schritt gehalten werden. Ich hielt es für nötig, Helmholtz' verwandte Arbeiten und manches Andere noch eingehend zu studieren. Einige Stellen vermochte ich dennoch nicht zu enträtseln, so daß ich schließlich brieflich an Helmholtz mich wandte, der alle letzten Korekturbögen zur Ansicht erhielt, um ein Vorwort zum Werke zu schreiben. Seine mehr tröstende als belehrende Antwort ist in Koenigsberger's Helmholtz-Biographie abgedruckt (Bd. III, S. 104). Noch mehr tröstete mich ob der für mich schweren Verdaulichkeit der „Mechanik“ ein Brief aus späterer Zeit von Oliver Heaviside, dem ausgezeichneten Kenner und Weiterbearbeiter von Maxwell's Theorie. Er schrieb in seiner trockenen Weise: Es wundere ihn gar nicht, daß Hertz bald verstorben ist, nachdem er diese Mechanik geschrieben hat.

Es dauerte bei meiner hohen Bewunderung für Hertz' Naturforscherleistung an den elektrischen Wellen lange, bis ich von den Bemühungen abkam, mit seiner „Mechanik“ zu denken. Verborgene Massen und Mechanismen im Äther, wie diese „Mechanik“ — wenn auch in möglichst abstrakter Weise — sie voraussetzt, habe ich lange vergeblich zu erfassen und etwa nachzuweisen gesucht(32-1). Sie haben sich nicht zufriedendstellend finden lassen. Dagegen häuften sich Erkenntnisse, die in gänzlich andere Richtungs wiesen. Schon in meiner Vorbemerkung zur 2. Auflage der „Mechanik“, die ich 1910 herausgeben hatte, habe ich auf den Beginn solcher Entwicklung hingewiesen; seither sind die neuen, aus Naturbeobachtung hervorgegangenen Erkenntnisse gänzlich über Hertz' „Mechanik“ hinweggeschritten. Liest man jetzt wieder die Einleitung zu diesem Werk, worin dessen Grundgedanken erläutert werden, so ist man erstaunt über Hertz' unzutreffende Auffassungen von Galilei's und Newton's Mechanik und von der Energie, und auch sonst erscheinen die Gedanken, die Hertz zur Begründung seiner Mechanik geführt haben, sonderbar. Man wußte damals — vor 50 Jahren — noch nichts davon, daß Masse und Energie Dasselbe sind, der Äther etwas ganz Anderes ist — nur Zubehör der Energie —, daß er nicht einheitlich ist; man wußte noch nichts vom Inneren der Atome, von deren sehr großen Energie-Inhalt, gegen den alle Gravitations-Energie fast verschwindet; man hatte noch nicht die Elektronen, die tatsächlich bestehende negative Elektrizität erfaßt. Alle diese neuen Erkenntnisse ergeben aber zusammen ein einheitliches Bild von der materiellen Welt und von deren Verhalten(32-2), das gänzlich verschieden ist von dieser „Mechanik“, die zu den neuen Fortschritten auch nicht beizutragen vermochte.


Anmerkungen:
24-1
J.J.Thomson veröffentlichte 2 Jahre später 200 km/sek als vom ihm beobachtete Ausbreitungsgeschwindigkeit. Die Abhängigkeit der Geschwindigkeit von der Kathodenspannung war damals unbekannt; es würde aber eine so geringe Geschwindigkeit, die auch unter der von mir beobachteten Grenze liegt, nach heutiger Kenntnis nur etwa 0.1 Volt Spannung entsprechen, einer Spannung, bei der man gar keine Kathodenstrahlung in der Entladungsröhre erhält. J. J. Thomsons Versuche müssen also höchst unrein gewesen sein (was oft bei ihm der Fall war). Merkwürdig waren zur Zeit meiner oben beschriebenen Versuche störende Besuche eines jungen Engländers, der sogar nachts in das Institut eindrang, das ich nicht eigenmächtig verschließen konnte; er hatte dabei einmal den Bruch der mühsam verfertigten Entladungsröhre verschuldet Seine Absichten waren nicht zu ergründen; er machte den Eindruck eines Spions.
24-2
Erst 1920, in der 2. Auflage meines Nobelvortrages „Über Kathodenstrahlen“ bin ich darauf eingegangen. Man findet dort nähere Angaben auch zum Folgenden.
24-3
Hertz war damals schon sehr mit seiner „Mechanik“ beschäftigt und so weit vorgeschritten, daß er nun vor allem diese große Arbeit zu Ende bringen wollte. Er sagte mir dies damals andeutungsweise, und die nach seinem Tode veröffentlichten „Erinnerungen, Briefe, Tagebücher“ ergaben dasselbe. Nachfolgende Erkrankung hat allerdings die Vollendung der „Mechanik“ dann doch verzögert.
25-1
Es ist dies eingehend in meinem Nobelvortrag (2. Aufl. S. 83) erörtert. Meine späteren, entscheidenden Versuche sind 1898 in den Annalen der Physik veröffentlicht („Wiss. Abh.“ Bd. III, Nr. 5).
25-2
Bd. III meiner „Wissenschaft. Abhandlungen“ gibt die Gesamtheit dieser Arbeiten.
28-1
Flüssige Luft zur Beseitigung von Dämpfen lag damals noch fern. Kohlensäure war auch nicht zur Verfügung. Überhaupt muß man wissen, daß Vakuumarbeiten damals noch etwas Ungebräuchliches waren, worauf man nur ausnahmsweise sich einrichtete.
28-2
Das Rohr ist abgebildet in meinem Nobel-Vortrag (Abb. 9 in der 1. und 2. Auflage); „Wiss. Abh.“, Bd. III Nr. 10.
28-3
Eine Probe mit dem (in der Sammlung befindlichen, mir aber — wie schon bemerkt — verwehrten) Baryumplatincyanür anstelle der mir zugänglichen Phosphoreszenzschirme, hätte schon bei diesem Versuche sofort die dann in dieser Weise von Röntgen leicht entdeckten Strahlen erkennen lassen. Wohl kein besseres Beispiel als dieses kann zeigen, wie sehr der ins Unbekannte vordringende Experimentator vom Vorhandensein äußerer Hilfsmittel abhängig ist.
29-1
Es war das, wie später sich zeigte, in der Tat in gewissem Sinne ein entscheidender Augenblick in der Geschichte der Physik. Das Rohr hat nachher, wie im Weiteren berichtet wird, Röntgen den Weg zu seiner Entdeckung gegeben; mir war es versagt
29-2
Es zeigte sich nach seinem Tode der größere Teil der ihm bei der Berufung nach Bonn besonders bewilligten Mittel noch unbenutzt übrig! Für seine eigenen Versuche hatte übrigens Hertz die Beanspruchung der Glasblasefirma Geissler keineswegs verschmäht.
29-3
Ich bin (zu viel späterer Lebenszeit, durch Konrad Guenthers Werk „Mutterliebe im Tierreich“) auf eine gute Definition von „Instinkt“ gekommen: „Ein unbegreifliches Sehnen, das dem Lebewesen die Wegrichtung zum unbekannten, ihm aufgegebenennen Ziel weist.“ Instinkt ist der große Lebenserhalter im Tierreich auf Erden. Der Mensch nimmt verzüglich den Verstand zu Hilfe, nicht immer aber mit Vorteil. Der Instinkt sitzt am Herzen, der Verstand im Gehirn.
29-4
Nr. 1 in Bd. III meiner „Wiss. Abhandlungen“.
29-5
Nr. 2 und 3 in Bd. III meiner „Wiss. Abhandlungen“.
30-1
Eine vollständige historische Darstellung hierzu habe ich im Anhang III der 2. Auflage meines Nobel-Vortrages (S. 77 - 98) gegeben (Ver. wiss. Verleger, Berlin 1920).
30-2
Erst 3 Jahre später, nach Vervollständigung, habe ich diese Beobachtungen veröffentlicht (Bd. 63 der „Annalen der Physik“, Nr. 4 in Bd. in meiner „Wiss. Abhandlungen“).
30-3
Eingehenderes hierzu habe ich in meinem Nobel Vortrag (1906) bemerkt, wo auch die Röhre abgebildet ist („Wiss. Abhandlungen“ Bd. III Nr. 10; dort auch Hinweis auf eine besondere Studie von F. Schmidt zum Entdeckungsvorgang bei Röntgen).
31-4
Ich habe hierüber eingehend historisch in meinen Nobelvortrag berichtet (2. Aufl., Anhang IIIb).
31-5
Es war schon die Regel bei mir geworden, den mitternächtlichen Beginn eines neuen Jahres bei irgend einer schönen, vorher gehörig vorbereiteten Beobachtung zu feiern.
31-6
Es berichtet darüber weiter die soeben angegebene Stelle im Nobelvortrag.
32-1
Nr. 9 in Bd. IV meiner „Wiss. Abh.“ zeigt dies.
32-2
Ich habe den Allzusammenhang der neuen Kenntnisse mit Galilei's und Newton's alter Mechanik und allem sonst gut Gesicherten in meiner „Deutschen Physik“ (seit 1935) eingehend dargelegt.

S. 23 - 32 aus:
Lenard, Philipp: Erinnerungen eines Naturwissenschaftlers, der Kaiserreich, Judenherrschaft und Hitler erlebt hat. - [Heidelberg], [ca. 1990].
Signatur UB Heidelberg: 93 X 8


Letzte Änderung: 24.05.2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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