Der oben wiedergegebene Kupferstich aus der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Heidelberg stellt entgegen der Beschriftung nicht den Heidelberger Orientalisten und Astronom Jakob Christmann dar, sondern den Augsburger Theologen Wolfgang Jakob Christmann.
Zwar ist der Kupferstich im Portraitkatalog unter folgenden Angaben geführt:
Christmann, Jakob I c K41 18
* 1544 Johannesberg † 1613 Heidelberg
Orientalist des 16. Jhdts., in Heidel-
berg von 1584 bis 1603
= Meyer's Konversat. Lex. Bd. 11. S. 556
= Heid. Prof. Verz.Halbfigur, Schrift abgeschnitten,Sign: Lucas Kilian sc.
aufgeklebt - handschriftliche
Ober- und Unterschrift
Bildgröße: 126 x 101 mm Kupferstich
Der Hinweis auf Meyer's Konversationslexikon bezieht sich nicht auf Jakob Christmann sondern auf den Kupferstecher Lukas Kilian. Die untere Beschriftung verweist als Quelle auf „Adam, Melchior: Vitae Germanorum philosophorum“.
Zwei Details wecken Zweifel, dass der Heidelberger Professor Jakob Christmann die dargestellte Person ist.
Der Allgemeine Bildniskatalog von Hans Wolfgang Singer liefert auf Seite 237 des 2. Bandes den entscheidenden Hinweis, dass L. Kilian einen Kupferstich des Augsburger Theologen Wolfgang Jakob Christmann angefertigt hat. Der Heidelberger Jakob Christmann ist dort nicht erwähnt.
Singer, Hans Wolfgang:
Allgemeiner Bildniskatalog. - Leipzig : Hiersemann
2. Bode-Coligny. - 1930
UB-Signatur: IZA Biog-E 003
In der Allgemeinen Deutschen Biographie, Bd. 4 (1876), S. 224 findet man zu Wolfgang Jakob Christmann folgende Angaben.
Christmann: Wolfgang Jakob Ch., evangelischer Theolog, geb. 1. Oct. 1597 zu Neuburg a. d. Donau als Sohn des pfalz-neuburgischen Raths und Propstes Wolfgang Ch. und einer Tochter des bekannten Theologen Jakob Heilbrunner, gestorben zu Tübingen 8. Juli 1631. Ch. studirte zu Lauingen, Tübingen und Straßburg, wurde 1619 Diaconus an der Barfüßerkirche in Augsburg, 1629 mit sämmtlichen evangelischen Geistlichen, die nicht Augsburger Bürger waren, aus der Stadt vertrieben, 1631 Pfarrer in Kirchentellinsfurt bei Tübingen, starb aber schon im Sommer desselben Jahres, als er krank vor den Kaiserlichen nach Tübingen fliehen mußte. Er schrieb eine „Handpostille“, „Biblische Theologie“, „Tractat von der Rechtfertigung“ u. a.Vgl. Fischlin, Mem. Theol. Wirt. 2, 179 ss
J. Hartmann
Zum Kupferstecher Lukas Kilian liefert der Brockhaus, Band 11 (1997) auf S. 720 die Informationen.
Kilian, Lukas, Kupferstecher und Zeichner, * Augsburg 1579, + ebd. 1637; bedeutendster Vertreter einer Augsburger Familie von Kupferstechern und Verlegern. 1601-04 hielt er sich in Italien auf. Seine Ornamentstiche behandeln mit viel Fantasie die Maureske und das Knorpelwerk. Mit seinen Porträtstichen beeinflusste er die Entwicklung dieser Gattung in Dtl. und in den Niederlanden.
Letzte Änderung: 21.08.2003 Gabriele Dörflinger Kontakt
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