Autobiographische Notizen von Philipp von Jolly

Ich bin am 26. September 1809 in Mannheim geboren. Mein Vater hatte wenige Wochen zuvor seinen Abschied aus dem bayerischen Militärverband genommen. Ein schwerer Typhus, dessen nachtheilige Folgen sich lange hin bemerkbar machten, und die Bitten der Mutter hatten seinen Entschluß, den Dienst zu quittiren, zur Reife gebracht. Im Besitze eines für jene Zeit nicht unbedeutenden Vermögens, beabsichtigte er, mit einem in Mannheim lebenden Schwager in Geschäftsgemeinschaft einzutreten. Es war nun ein harter Schlag, als sein früherer Vormund gerade in dem Augenblicke den Bankrott erklärte, in welchem meine Eltern in Mannheim einzogen. Der Vormund war der Vermögensverwalter geblieben und durch seinen Bankrott war auch das Vermögen meines Vaters bis zum letzten Kreuzer verloren.

Ich erzähle dieß deshalb, weil dieses Erlebniß auf den Charakter meines Vaters von großem Eindrucke war, und weil ich selbst eben unter diesem Eindrucke aufwuchs. Meines Vaters Art war es nicht, sich zu beklagen. Eine Familie war gegründet, also verstand es sich von selbst, sie mußte durch Arbeit und Fleiß erhalten werden. Zum Militär zurückzugehen, war für den vermögenslos gewordenen Mann nicht rathsam. Er trat bei dem Schwager als Comptorist ein und brachte es in consequenter Sparsamkeit dahin, daß am Schlusse eines Lebens von 74 Jahren acht Kinder herangezogen und ein ziemlich beträchtliches Vermögen erworben war. Dabei war mein Vater stets freigebig, und nur sich selbst versagte er mit echtem Stoicismus Alles. Er war durchaus praktischer Philosoph: eine Wahrheit einmal erkannt, wurde sofort in einer Formel festgehalten und unverbrüchlich darnach gelebt. Wie früh schärfte er mir ein: je weniger Bedürfnisse, um so mehr Unabhängigkeit, aber nun wurde auch bis ins Kleinste herab alles darnach geprüft, ob es Bedürfniß sei oder nicht. Manches wurde als überflüssig in Abgang decretirt, was doch nicht so unbedingt überflüssig war. Ich ging im strengsten Winter ohne Weste und Halsbinde, weil ich glaubte, beides entbehren zu können. Erkältungen belehrten mich eines anderen. Aber im Großen habe ich doch dem Grundsatze des Vaters Vieles zu danken; ich war wirklich durch mein ganzes Leben hindurch unabhängiger, als viele meiner Freunde mit reicheren Mitteln.

Meine Kinderjahre sind nicht Jahre froher Erinnerungen. Ich war schwach von Körper, kränklich und mehr leidend als gesund, und es dauerte bis in mein zwölftes Jahr, bis ich all die zahllosen Kinderkrankheiten durchgemacht hatte. Von da an erinnere ich mich aber nicht einer wirklichen Krankheit, von der ich befallen worden wäre, und ich schreibe dieß in meinem einundsechszigsten Jahre.

Der Vater war immer sehr darauf bedacht, daß es mir und meinen Geschwistern nicht an Hülfsmitteln zum Lernen fehlte. Unter diesen Hülfsmitteln verstand man aber nur die Schreibrequisiten und Schulbücher. Ich kann mich durchaus nicht erinnern, durch wen ich Lesen, Schreiben und Rechnen lernte. Die Volksschule, die ich besuchte, war unter aller Kritik, der Vater war den ganzen Tag in Anspruch genommen, und die Mutter vom Kindersegen umschwärmt. Wahrscheinlich habe ich die förderndste Information meiner älteren Schwester zu danken.

Nach zurückgelegtem neunten Jahre wurde ich in die Lateinschule geschickt. Auch hier war für den Anfang die Wirkung sehr gering. Man muß sich vergegenwärtigen, einen pedantischen und wahrscheinlich unwissenden Lehrer und einen unvorbereiteten und dazu schwächlichen und kränklichen Schüler, um zu verstehen, daß die Erfolge Null waren. Indeß am Schlusse des Jahres erfolgte die Promotion in die folgende Classe. Ich war unglücklich über die Aufgaben, die mir dort vorgelegt wurden, denn ich wußte nicht, wie sie bewältigen, und wo ich mir Raths erholen sollte. Dazu kamen schwere Scrophelleiden, und ich kam mir zuletzt körperlich und geistig wie ein Lazarus vor. Monate lang mußte ich den Schulbesuch aussetzen und am Ende des Jahres war von dem Bestehen einer Prüfung nicht die Rede. Glücklicherweise trat aber dann eine körperliche Krisis ein; ich erlangte endlich das glückliche Gefühl körperlicher Gesundheit, und von nun an ging es mit aller Energie an die Schularbeiten, um das Versäumte nachzuholen.

Nach zurückgelegtem fünfzehnten Lebensjahre stellte mir mein Vater vor, wie es nöthig sei, sich über einen Lebensberuf schlüssig zu machen. Nach seiner Ansicht reichten die Mittel nicht, um den Weg der Studien zu betreten, ein praktischer Beruf erschien ihm rathsamer, denn er bringe bald einigen Erwerb. Da mir mathematische Arbeiten leicht von der Hand gingen, wurde das Ingenieurfach als ein geeignetes bezeichnet. Ingenieurcurse, wie sie unsere polytechnischen Schulen sie bieten, gab es damals noch nicht. Wer sich diesem Fache widmen wollte, sah sich nach einem passenden Lehrer in Mathematik und in geometrischem Zeichnen um, und wenn man glaubte, sich genügend theoretisch ausgebildet zu haben, so ging man in die Hauptstadt, um dort bei der Straßen- und Wasserbau-Behörde einen praktischen Kurs durchzumachen.

Ich gab also den Besuch des Lyceums in Mannheim auf und wandte mich mit aller Energie mathematischen Studien zu. Mein Lehrer und späterer Freund, Geheimer Rath Wilhelm Eisenlohr,*) hielt meine Fortschritte für günstiger, als er erwartet hatte, und legte sein Fürwort bei meinem Vater ein, mich doch nicht für den Straßen- und Brückenbau, beziehungsweise für Reparaturen solcher Bauten zu bestimmen. Er rieth entschieden zu Universitätsstudien. Der Familienrath stimmte bei; Mathematik nebst Cameralia wurden als Hauptstsudien bezeichnet, d. h. entweder das akademische Lehrfach oder der praktische Cameraldienst als Lebensberuf in Aussicht gestellt.

Im mathematischen Wissen hatte ich freilich schnell Fortschritte gemacht; ich war in dem einen Jahr weit über das Pensum gekommen, welches für das Lyceum im ganzen festgesetzt war. Dagegen war ich in den sprachlichen Studien zurückgeblieben. Griechisch und Lateinisch wurden von neuem aufgenommen, aber obschon ich alle Energie daran setzte, so war doch wieder ein Jahr eingebüßt, und erst mit nahezu 20 Jahren konnte ich das Gymnasialabsolutorium erwerben. Die Regel war, daß man mit 18 Jahren absolvirte. Im Grunde schadete aber die verspätete Promotion nicht, ich war entwickelter, als ich die Universität bezog und kam daher früher zum Abschluß, als die meisten meiner Altersgenossen.

Der Schule habe ich viele Anregung zu verdanken; namentlich verstand es einer der Lehrer, Nüßlin, die geistigen Anlagen der alten Griechen mit Feinheit und Geschmack zu beleuchten. Grammatische Studien wurden allerdings damit nicht gefördert. Ich habe es in späteren Jahren oft schwer empfunden und hart beklagt, daß von sämmtlichen Lehrern des Lyceums auch nicht einer es verstanden hatte, das Interesse hiefür zu erwecken. Eine Dressur nach Art der vielgerühmten Jesuitenschule war Alles, was angestrebt und erreicht wurde. Ich wurde am 17. September 1829 zur Universität entlassen mit einem Zeugniß, das einfach 'Reife an Urtheil und geistiger Entwicklung bei ganz vorzüglichen Leistungen in den mathematischen Wissenschaften' lautete.

Aus dem elterlichen Hause fiel mir Eines zu, was ich wie ein mütterliches Erbe mir anzueignen und auszubilden bemüht war. Meine Mutter hatte die glückliche Gabe, auch in oft recht drückenden Lebensverhältnissen, wie die knappen Einnahmen sie mit sich brachten, einen heiteren Sinn zu bewahren und die Lichtseiten um so emsiger aufzusuchen, je dunkler die Schattenseiten entgegentraten. Mit einem angeborenen Erzählertalent verstand sie es, allen Erlebnissen die heiteren Seiten abzugewinnen und sich und Andere damit zu erfreuen.

Die Universitätsjahre wirkten auf mich, wie auf Alle im gleichen Lebensalter. Meine Freudigkeit, vom Schulzwang befreit, meinem Wissensdurst folgen zu können, war freilich nur selten durch anregende Lehrer unterstützt. Mit Feuereifer suchte ich die Vorlesungen über mathematische Disciplinen auf, aber siehe da! — sie reichten kaum weiter, als ich bereits durch Selbststudium gekommen war. Es blieb nichts übrig, als den zeitraubenden Weg der Studien ohne Anleitung eines Lehrers zu betreten. Aus Eulers wunderbar klar geschriebenen Compendien lernte ich Analysis, Differential- und Integralrechnung und analytische Mechanik kennen und erst mit dieser Vorbereitung wurden mir die Werke eines Poisson, Lagrange, Laplace zugänglich.

Mit den naturwissenschaftlichen Vorlesungen ging es mir nicht besser. Außer denen von Löwig über Chemie weiß ich keine zu nennen, die mich gefördert hätte. Die Vorlesungen über Naturgeschichte, Mineralogie, Botanik und Zoologie, wie solche in damaliger Zeit gegeben wurden, erschienen mir als öde Nomenclaturen, die geradezu abschreckend wirkten.

War all dies niederschlagend, so habe ich dagegen einem anderen Ereigniß um so mehr zu verdanken. In Heidelberg werden, wie an anderen Universitäten, alljährlich Preisaufgaben für Studierende aufgestellt. Nachdem ich eben die Universität bezogen hatte, im November 1829, wurde als Preisfrage in der Mathematik eine Abhandlung „de Euleri meritis de functionibus circularibus“ verlangt. Der Werth der Preisaufgaben zur Förderung der Studien ist vielfach bestritten. Meist fällt dem Aufsteller der Aufgabe die größere Arbeit zu. Literarhistorische Aufgaben machen aber wohl eine Ausnahme. Für mich wenigstens und für meine Entwicklungsgeschichte war die gestellte Frage von entschieden förderndem Einflusse. Bis dahin nur mit dem engen Gebiete eines Theiles der Lehrbuchliteratur vertraut, wurde ich zu einer Art Quellenstudium veranlaßt. Durch die Geschichte der Mathematik von Kästner, von Bossut, von Montucla wurde ich nicht allein belehrt über den Entwicklungsgang in der Ausbildung mathematischer Wissenschaften, sondern es trat mir überall mehr und mehr die Ueberzeugung entgegen, daß ich in diesen Entwicklungen ebenso bestimmte Gesetze ausgedrückt sind, wie in den Naturerscheinungen. War mein erster Versuch,**) der mir den Preis eintrug, ein äußerst schwacher, so blieb doch die gewonnene Ueberzeugung in allen meinen Studien, durch ein langes Leben maßgebend. In jeder Untersuchung, die ich unternahm und ebenso in den reichen Forschungen Anderer, ist es mir Bedürfniß, nach dem Gesetz der Entwicklung, die sich manifestiert, zu suchen, und darnach den Werth der Arbeit festzustellen. Vielleicht wird dadurch zuweilen mein Urtheil hart, aber hoffentlich nicht ungerecht und jedenfalls über mich selbst am härtesten.

Die im ersten Jahre meiner Studienzeit mit dem Preis belohnte Arbeit wurde maßgebend für die Wahl meines Berufes. Die cameralistischen Vorlesungen gab ich auf, die akademische Laufbahn wurde als Lebensberuf festgesetzt und zunächst wurden mathematische Studien mit verdoppeltem Eifer aufgenommen.

Von den drei Universitäten Heidelberg, Wien und Berlin, die ich der Reihe nach besuchte, waren in dem Heidelberg damaliger Zeit die mathematisch-physikalischen Studien nur für den engeren Kreis der Cameralisten bemessen. Sogenannte höhere Mathematik wurde nicht gelehrt und ein physikalisches Laboratorium gab es nicht. Der Familienrath entschied zunächst für den Besuch von Wien. Das in Süddeutschland damals bestehende Vorurtheil gegen Berlin, als einem Orte eitler Streberei, gab den Ausschlag dafür, daß zuerst Wien und dann erst Berlin zu besuchen sei. Nichts habe ich in meinem Studiengang so sehr zu beklagen, als dieses Vorurtheil, Wien ist und bleibt die unverbesserliche Phäakenstadt, Feind aller anstrengenden Arbeit.

Indessen darf ich nicht ungerecht werden. Hatte ich von den Vorlesungen von Ettishausen, Baumgärtner und Mohs nur einen geringen Gewinn, so habe ich doch persöhnlichem Verkehr Vieles zu verdanken. Nicht gerade dem Verkehr mit den Lehrern, denn diese waren wenig zugänglich, aber dem Verkehr mit Altersgenossen. Mit Ferdinand Redtenbacher,***) damals Assistent im Maschinenfach am Polytechnikum, mit Joseph Redtenbacher,****) Assistent der Chemie an der Universität, Haller, Assistent im Krankenhaus, kam ich rasch in nähere Verbindung. Wir stimmten überein in der Negation der Wiener Lebensart, bildeten einen eng abgeschlossenen Club, der seine Wege und seine Ziele verfolgte. F. Redtenbacher war der anregendere, der vielfach den Anstoß gab zum Besuche von Fabriken, in welchen diese oder jene Neuerungen in Constructionen zur Anwendung gekommen waren.

Die kleineren Excursionen dehnten sich in den lang dauernden Herbstferien zu größeren, meist zu Fuß ausgeführten Reisen aus. In Ungarn wurden die Bergwerke, in Mähren die Tuchmanufacturen, in Steiermark und Oberösterreich die Stahl- und Eisenwerke und in der Lombardei die Seidenfilatorien besucht. Alles brachte die mannigfache Verwerthung der Principien der Mechanik und der Naturlehre zur Anschauung. Die Studien als solche wurden aber nicht gefördert, es war eben nichts als eine Ferienunterhaltung mit einiger Belehrung gewonnen.

Mit dem Besuch der Universität Berlin ging für mich eine neue Welt auf. Ich war mit dem damals im Süden herrschenden Vorurtheil eingetroffen, nach welchem eitel Streberei alles idealere Streben verdecken und alles auf den Schein berechnet sein sollte. Ich fand mich gründlich eines Besseren belehrt und angeregt und gefördert, wie an keinem anderen Orte. Nichts beklagte ich jetzt lebhafter, als die in Heidelberg und in Wien verbrachten Studienjahre; sie erschienen mir als vergeudete Zeit. Die süddeutsche Indolenz, die in Wien beinahe bis zur Apathie gegen ernstere Studien unter Lehrern und Studierenden ausgeartet war, erschwerte es im höchsten Grade, auch nur die literarischen Hülfsmittel ausfindig zu machen, welche zum Selbststudium erforderlich waren. In Berlin fand ich geradezu das Gegentheil. Hier war es eine Ueberfülle von Anregungen, die auf mich einstürmte, und die ich zu bewältigen hatte. Ich traf in eine äußerst günstige Periode des Aufschwungs der Universität in Berlin. Magnus, zu jener Zeit Privatdozent, und Dove, Extraordinarius, lehrten neben dem älteren, geistreichen Erman Physik, Mitscherlich, noch in frischen Jahren, Chemie, Hofmann physische Geographie und Geognosie, Ritter Erdkunde, Steiner Mathematik, und in einem wissenschaftlichen Club, Montagsgesellschaft genannt, war Gelegenheit gegeben, Leopold v. Buch und Alexander von Humboldt vorgestellt zu werden. Man muß sich erinnern, daß es die Zeit war des Kampfes zwischen Naturphilosophie und Naturforschung, ein Kampf, der gerade in Berlin durch die Hegel'sche Schule nur um so erregter von beiden Seiten geführt wurde.

Zunächst hatte ich eine schwere Krisis in mir selbst durchzukämpfen. Es stand nur fest, daß ich mich dem akademischen Berufe widmen werde, und daß mathematische Wissenschaften das Fach bilden sollten. In der Schule waren mir aber die mathematischen Disciplinen leicht geworden; Lehrer und Schüler sahen in mir den zukünftigen Mathematiker. Es ist aber ein Anderes, ob man die mathematische Sprache sich leicht aneigene, oder ob man sich dazu angethan fühle, die mathematische Sprache zu erweitern. Es erschien mir entscheidend, daß mir in mathematische Vorlesungen und im Studium mathematischer Werke die Auffassung zwar leicht wurde, daß ich mich aber nicht zur Eruirung neuer Lehrsätze angeregt oder befähigt fühlte. Ganz anders war es im Studium der Physik. Mit jedem Fortschritte traten mir neue Fragen, Zweifel und die Begierde, neue Untersuchungsmethoden anzuwenden, entgegen. Mit meiner Zweifelssucht muß ich den anderen zuweilen lästig gefallen sein. Mein früherer Lehrer und späterer Freund Ettingshausen in Wien gab mir gelegentlich eines Antrages auf eine neue Untersuchungsmethode charakteristisch den Bescheid: „über diese Frage haben schon so viele Gescheite ohne Erfolg nachgedacht; warum sollen wir uns denn auch den Kopf darüber zerbrechen?“ Für meine Auffassung waren gerade solche Fragen die reizenderen. Jedenfalls kam ich aus solchen Ueberlegungen zum Schlusse, mich in erster Linie physikalischen Studien zuzuwenden und mich dem Lehrfach der Physik zu widmen.

Die Schwierigkeiten, die der Ausführung entgegentraten, waren nicht gering. Es gab damals an keiner deutschen Universität ein Laboratorium für Physik. Magnus, in reichen äußeren Lebensverhältnissen, machte den Anfang, sich mit Privatmitteln ein Laboratorium herzustellen. Schüler nahm er nicht auf, nicht einmal für einen Assistenten war bei ihm Raum. Um einige praktische Uebung zu gewinnen war kein anderer Weg offen als der, bei einem Mechaniker als Volontär einzutreten. So mußte ich denn bei Mechanikern und Glasbläsern nach praktischer Anleitung suchen, die indeß, so zeitraubend es auch war, mir in den folgenden Jahren wesentlich zu statten kam.

Die Lehrjahre gingen zu Ende. Die Wanderjahre brachten zunächst den oft schweren, aber doch fröhlichen Kampf ums Dasein. Mein Vater schrieb mir an Ostern 1834 nach Berlin: „Du stehst nun im 25. Lebensjahre; ich habe Dich unterstützt so gut ich konnte, ich erwarte, daß Du Deine Studienzeit gut ausgenützt hast und im Stande bist, Dich von nun an selbst zu erhalten. Ich habe noch für Deine fünf Schwestern und Deinen jüngeren Bruder zu sorgen und kann Dir eine Unterstützung nicht weiter zukommen lassen.“ Obschon ich innerlich darauf vorbereitet war und schon beim Beginn der Studirzeit wußte, daß mir aller Aufwand für die Studienjahre an meinem zukünftigen Erbantheil abgeschrieben werden mußte, erfüllte mich doch der nun so nahe herangerückte Termin mit nicht geringen Sorgen.     ...


Anmerkungen:

*) Geboren 1799. Verfasser eines bekannten Lehrbuches der Physik. Später Professor der Physik am polytechnischen Institut zu Karlsruhe.

**) Das mir vorliegende Manuscript der Preisschrift ist als Nr. 5 am 13. October 1830 präsentirt worden und trägt das Motto: „Exercitatio vim promovet.“

***) Geb. 1809. Später Professor an der Industrieschule zu Zürich und an der polytechnischen Schule zu Karlsruhe.

****) Geb. 1810. Später Professor der Chemie an der Universität Wien.


Quelle:
Böhm, Gottfried (1845-1926): Philipp von Jolly : ein Lebens- und Charakterbild. - München : Fritsch, 1886
Signatur UB Heidelberg: Mays (Brosch.) 25,29 RES


Letzte Änderung: 18.04.2011     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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