63. Friedrich-Ebert-Anlage 14
Das weitere Leben der Familie Koenigsberger

Grab Koenigsbergers am Bergfriedhof

Univ.-Platz — Bismarckplatz

Koenigsbergers Tochter Ani besuchte in Heidelberg ab 1884 die Höhere Töchterschule (Vgl. Kap. 54) und schloss sie 1892 mit der Prima ab. Eine weitergehende Ausbildung ließ sich nicht ermitteln, insbesondere besuchte sie nicht das Lehrerinnenseminar dieser Schule.

Johann Koenigsberger besuchte von 1884 bis 1892 das Heidelberger Gymnasium, das sich damals noch in der Ecke Grabengasse 5 / Seminarstr. 1 befand. Danach studierte er Physik in Heidelberg, Freiburg und Berlin. 1897 erwarb er den Doktorgrad in Berlin.

Am 12. Dezember 1919 heiratete Leo Koenigsbergers Tochter Ani den Arzt Max Pfister. Dieser wurde am 2. März 1874 in Schopfheim geboren. Nach dem Medizinstudium war er von 1904-1909 Assistenzarzt am Akademischen Krankenhaus in Heidelberg. Als der König von Siam 1907 Deutschland und speziell auch Heidelberg besuchte, zählte Max Pfister zu dessen ärztlichen Beratern. Zwischen 1909 und 1919 — der Zeitpunkt lässt sich nicht genauer ermitteln — absolvierte Max Pfister eine Chirurgenausbildung in England. Nach der Heirat wohnte er bei seinem Schwiegervater und hatte dort auch seine Arztpraxis.

Das Ehepaar Pfister übersiedelte am 25. März 1921 nach Shanghai. Max Pfister wurde Ordinarius für Innere Medizin an der Medizinschule in Shanghai.

Am 15. Dezember 1921 starb Leo Koenigsberger in Heidelberg und wurde am 17. Dezember auf dem Heidelberger Bergfriedhof begraben. Die Universität vermeldete sein Ableben:

Wir machen trauernd die Anzeige, dass Seine Exzellenz der Wirkliche Geheimerat Professor emerit. und ordentliche Honorarprofessor Dr. Leo Koenigsberger am 15. lfd Mts. verschieden ist.
Die Beerdigung findet am Samstag, den 17. Dezember, nachmittags 14 Uhr von der Friedhofskapelle aus statt.
Heidelberg, den 16. Dezember 1921.

Signatur UB Heidelberg: A 2737 Folio RES::18.1921-27

Er hatte 14 Tage vorher seine letzte Abhandlung „Über vollständige Integrale partieller Differentialgleichungen erster Ordnung“ für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften verfasst.

Im Folgejahr zog seine Witwe nach Freiburg, um in der Nähe ihres Sohnes zu leben. Johann Koenigsberger lehrte dort seit 1904 als Professor der Physik. Er übergab den Briefnachlass seines Vaters der Universitätsbibliothek Göttingen.

Max Pfister publizierte regelmäßig bis 1936 in der Münchener Medizinischen Wochenschrift „Briefe aus China“ ( Digitale Ausgabe) in denen er wenig Privates einfließen ließ.

In Shanghai begegnete er 1922 Albert Einstein. Dieser wollte bei seiner Japan-Reise 1922 auch einige wissenschaftliche Vorträge in China halten und bat Max Pfister um Vorschläge. In Shanghai war der Terminkalender so voll, dass für die anvisierten Vorträge keine Zeit mehr blieb und nur ein kurzer Besuch in Pfisters Landhaus möglich war.
(Quelle: http://einsteinpapers.press.princeton.edu)

1923 zog das Ehepaar Pfister nach Peking um, wo Max Pfister als Nervenarzt Abt.-Vorsteher am Rockefeller Union College wurde.
Er übersiedelte Ende 1925 nach Honkong und publizierte im November 1938 einen letzten Artikel „New antigonorrhoeal drug“ im Chinese Medical Journal, 54 (1938), S. 416-420. Leo Loveday, der Enkel Johann Koenigsbergers und Urenkel Leo Koenigsbergers, machte die Mitteilung, dass Max Pfister Ende der 30er Jahre in China ermordet wurde. Seine Witwe Ani verließ daraufhin China und lebte bis zu ihrem Tode Anfang der 60er Jahre in der Schweiz.

Ani Koenigsberger lived in Switzerland (during and after the war) and died there in the early 1960s. My mother [Gretel] lost total contact with her aunt after she left for England in 1936 and they never communicated again. But I remember when I was a young child in London that my mother got notification of her aunt's death by post. I am sorry but I can't remember the exact year in the 1960s nor the place in Switzerland but I remember hearing that she passed away in a sanatorium run by Greek Orthodox monks. I was also told by my mother that her uncle (Max) was murdered by the Chinese (he was a missionary there) upon which Ani left that country.
Leo Loveday, Doshisha University, Japan, 26.10.2015

Sophie Koenigsberger starb im Jahr 1938 in Freiburg.

Der Sohn Johann Koenigsberger verlor als Halbjude 1936 sein Amt und schickte seine Tochter Margarethe [Gretel] nach England. Er überlebte den Nationalsozialismus und den 2. Weltkrieg. Am 3. Dezember 1946 starb er in Freiburg.

Im Grab Leo Koenigsbergers und seiner Frau fand auch seine Enkelin Käte Heckmann (1901-1990), die sich nach Übersiedlung der Tochter Ani nach China um ihn und seine Frau kümmerte, ihre letzte Ruhestätte.


Letzte Änderung: Oktober 2017     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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