31.   Neuenheimer Landstr. 2

Neuenheimer Landstr. 2

Karlsplatz — Univ.-Platz

Am anderen Ufer links von der Brücke sehen wir zunächst das 1832 gebaute Haus Neuenheimer Landstr. 2 (das helle Haus). Es diente von 1883 bis 1889 als Hotel; Viktor von Scheffel besuchte es bereits todkrank im Herbst/Winter 1885.

Von 1913 bis 1943 wurde es von Philipp Lenard (1862-1947), Physiker, Nobelpreisträger 1905 und Ober-Nazi der Universität bewohnt.


Philipp Lenard (1862-1947) war ein Schüler Heinrich Hertz' und lehrte als Professor an den Universitäten Breslau, Aachen, Kiel und Heidelberg. Es gelang ihm mit seiner Fensterröhre (Lenard-Fenster), Kathodenstrahlen als freie Elektronen zu untersuchen. 1905 erhielt er den Nobelpreis für Physik.

Philipp Lenard verpasste mehrere Entdeckungen um Haaresbreite: Er war kurz vor der Entdeckung des Elektrons (was J.J. Thomson gelang); Wilhelm Konrad Röntgen entdeckte mit einer von Lenard empfohlenen Röhre die Röntgenstrahlen; sein Atommodell war dem späteren Kernmodell schon sehr nahe.

Lenard war bereits Anfang der zwanziger Jahre ein begeisteter Anhänger Hitlers und übernahm begierig dessen Antisemitismus. So ließ er, als 1922 anläßlich der Beisetzung des ermordeten Rathenaus die Schließung der Universität angeordnet war, demonstrativ im Physikalischen Institut weiter arbeiten. „Wegen eines toten Juden unterbreche er die Arbeit nicht.“ Als sich Demonstranten vor dem Gebäude versammelten, versuchte er sie mit Wasser aus den Feuerlöschschläuchen vertreiben zu lassen.

Aber es gibt eine bemerkenswerte Ausnahme in seinem Antisemitismus: den Mathematiker Leo Koenigsberger (1837-1921), der ihn als Studenten und jungen Dozenten gefördert hatte, hielt er immer in hohen Ehren.

Philipp Lenard konnte von seinem Haus in der Neuenheimer Landstr. 2. durch den Garten seines Schwiegergroßvaters, des Ägyptologen August Eisenlohr, direkt ins Physikalische Institut gehen.


Letzte Änderung: Oktober 2017     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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