Heidelberg:
5. Botanischer Garten

Vor den Toren der Stadt befand sich im Geviert Rohrbacher Str. - Bismarckplatz - Sophienstr. - Adenauerplatz/Leopoldstr. bis 1830 eine große Sandgrube, wie es der unten stehende gesüdete Stadtplan von 1812 zeigt.


(Ausschnitt)   Hoffmeister, Friedrich Ludwig: Plan von Heidelberg. - Heidelberg : Engelmann, [ca. 1813]. - 1 Kt, 1 Erl.-Bl.
Signatur UB Heidelberg: A 2738-9 Gross RES
Enthalten im Almanach der Universität Heidelberg für das Jahr 1812

Die Sandgrube wird von der Stadt Heidelberg 1829/30 aufgefüllt und 1835 an die Universität verkauft. Hier entsteht der 5. Botanische Garten der Universität nach den Plänen des Gartenbauinspektors Johann Metzger. Gleichzeitig wird südlich der Leopoldstr. von Johann Metzger der ökonomische Garten des Heidelberger Landwirtschaftlichen Vereins angelegt. Etwa in der Mitte dieses Gartens wird das Vereinshaus gebaut. Der Landwirtschaftliche Garten wird von der Universität mitgenutzt und geht 1866 ganz in ihr Eigentum über.


Plan von Heidelberg und Umgebung. - Heidelberg : Meder, [1869]
Enthalten in: Oncken, Wilhelm: Festschrift für den Achten Deutschen Juristentag in Heidelberg. - Heidelberg : Mohr, 1869
Signatur UB Heidelberg: I 3331 D

Die beiden Gärten wurden im obigen Stadtplan von 1869 zartgrün markiert.

Der nur aufgeschüttete Boden des Gartens erweist sich als ungünstig für die Pflanzen. Die Nähe zum 1840 eröffneten Bahnhof ist störend und das Areal wäre für Hotel- und Wohnbauten in Bahnhofsnähe ideal. Die Universität verkauft 1874 den südlichen Teil des Botanischen Gartens und legt vom Erlös den 6. Botanischen Garten in der Bergheimer Straße an. Zur gleichen Zeit wird die Straße Plöck quer durch den Garten bis zur Rohrbacher Straße verlängert.

Die Bebauung des ehemaligen Botanischen Gartens verläuft zögerlich. Der bekannte Arzt Nikolaus Friedreich lässt zwar bereits 1877/79 seine Villa von Heinrich Lang in der Süd-Ost-Ecke des Gartens erbauen, aber erst 1928 ist die Bebauung des Gevierts südlich der Plöck abgeschlossen.
1882 entsteht gegenüber dem Bahnhof das Kaiserliche Postamt in der Rohrbacher Str. 3 (im nebenstehenden Plan mit der Nr. 1 bezeichnet) durch den rührigen Heidelberger Architekten und Bauunternehmer Johann Remler. 1888 folgen die anderen Bauten an der Rohrbacher Straße. Das Doppelhaus Nr. 5 und 7 wird vom Architekten Hermann Lender für die Hoteliers Adam Ellmer (Besitzer von Prinz Karl am Kornmarkt) und August Lang (ehem. Besitzer des Privathotels Lang in der Rohrbacher Str. 13) errichtet. Das Eckhaus in der Rohrbacher Str. 9 lässt sich der Fabrikant Albert Reis erbauen. Dieses Haus wird 1929 durch einen Neubau ersetzt.
1894 entsteht in der Nord-Ost-Ecke des Gevierts (Sophienstr. 6) das Zoologische Institut der Universität (im nebenstehenden Plan mit der Nr. 30 bezeichnet) und daneben in der Sophienstr. 8-10 als letzter Bau 1928 die Post- und Telegraphenverwaltung.
Franz Sales Kuhn errichtet 1923 das Bankgebäude an der Südseite.
Ehemaliger Botanischer Garten. Zustand 1897
In: Heidelberg und Umgebung / von Karl Pfaff. (Planausschnitt)

Der Landwirtschaftliche Garten wird 1874 der Stadt als Eigentum zurückgegeben und in einen öffentlichen Park verwandelt.

Literatur
Schroeter, Eva-Maria: Der Botanische Garten und das Botanische Institut.
In: Die Gebäude der Universität Heidelberg. - Textband. - 1987, S. 475-497


Redaktion:   Gabriele Dörflinger   Juni 2018

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