William Threlfall

S. 193-194 aus

Klemperer, Viktor:
Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten : Tagebücher. - Berlin : Aufbauverlag
Bd. 1. - 1933-1941. - 1995. - 763 S.
ISBN 3-351-02340-5
UB-Signatur: 95 A 8580::1


April 1935

17. April
(...)
Neulich eine halbe Stunde auf der Hochschule mit einem Original zusammen, Kinotype, dem a.o. Mathematiker Threfall. Er wollte jemanden wissen, der ihm Geschäftsbriefe nach Frankreich korrigiere. Ich nannte die Papesch.

22. April, Ostermontag
(...)
Threfall, ein Mann in den Vierzigern, Kopf gesenkt, buschige Haare um eine Glatze herum. Gesicht rot, ziemlich alkoholisch. Von Geburt Engländer. »Ich könnte mit meinem Gelde in England gut leben und habe hier die Dachkammer.« (Gusti Wieghardt sagte, die Dachkammer sei ein eigenes Haus, er sei Junggeselle und trinke wahrscheinlich gern, sei aber sehr angesehener Mathematiker.) »Ich halte es nicht sechs Wochen unter Engländern aus, muß unter Deutschen leben. Nach dem Krieg hatte ich mit allem abgeschlossen, wollte mich auf dem Gut eines Onkels vergraben. Trefftz holte mich zur Hochschule. Ich war Stahlhelmer, überzeugter Nationalsozialist, war Antisemit ... « - »Würden Sie jetzt noch die NSDAP wählen?« - Pause. Grinsen, dann: »Es wird ja nicht mehr gewählt!«
(...)


Anm.: Viktor Klemperer schreibt Threfall statt Threlfall.


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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