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Jakob Steiner und Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius) |
Aus einer Kleinbauernfamilie in Utzenstorf stammte der genial veranlagte Jakob
Steiner, der nur ein Jahr älter war als Bitzius. Gegen den Willen seiner Eltern zog er 1814 zu
Pestalozzi nach Yverdon, wo er bald als Mathematiklehrer wirkte. Nach Studien in
Heidelberg und Berlin wurde er Professor an der Universität Berlin. Julius Springer,
Gotthelfs Berliner Verleger, ließ sich von ihm bei den Illustrationen der Werke beraten.
Am 10. Juli 1849 schrieb er an den Dichter: «Ja, à propos Professor Steiner. Ich
kam aus Anlaß der Zeichnungen zu Uli mit ihm zusammen und das Gespräch natürlich
sehr bald auf Sie! Er ist sehr außer sich, wie Sie ihn behandelt hätten, zumal bei seinem
letzten
Besuche in Bern. Dabei ist er Ihrer Schriften des Lobes voll, und ich darf sagen, daß er
der Erste war, der dieselben hier im Norden in einige höhere Kreise verbreitete. Herr
Steiner weiß nicht, Sie gekränkt zu haben, wenn er auch, namentlich was die religiösen
Fragen betrifft, auf einem von dem Ihrigen sehr entfernten Standpunkt steht und dies
Ihnen nie verschwiegen hat. Er hängt an Ihrer Freundschaft, der ihm angeblich von
Ihnen widerfahrenen schlechten Behandlung ungeachtet, und wenn er über seinen
‹Bitzi› auch schimpft, ist er des Jeremias Gotthelf doch des kräftigsten Lobes
voll!» Ein paar Wochen später heißt es dann: «Steiner habe ich seither
nicht gesprochen noch gesehen. Es ist vieles sehr treffend, was Sie von ihm sagen, er ist
ein Mensch, bei dem die allgemeine Bildung weder mit seinem
Verstande noch der Wissenschaft, welcher er sich gewidmet, parallel geht,
und wohl hieraus entspringt fürnehmlich die Abnormité vielfacher seiner
Handlungen! Er liebt Sie aber doch
— das darf und muß ich
wiederholen — und spricht von Ihnen, wenn auch mit Derbheit und Hieben,
doch mit einem gewissen landsmännischen Stolz»
[Gotthelf, Jeremias: Sämtliche Werke, Erg. Bd. 7, S. 218 u. 223].
Redaktion:
Gabriele Dörflinger
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Historia Mathematica Heidelbergensis
Homo Heidelbergensis