Gutachten F.K. Schmidts zum Verhalten Theodor Schneiders während der NS-Zeit |
Münster (Westf.), den 9. August 1947
Mathematisches Institut
der Universität
Prof. Dr. F. K. Schmidt
Direktor des Mathematischen Institutes der
Universität Münster
Herr Doktor Theodor Schneider wurde im Jahr 1935 als ordentlicher Assistent am Mathematischen Institut der Universität Jena in Aussicht genommen. Entsprechend den damaligen Bestimmungen musste vor einer Anstellung ein politisches Gutachten von der NSDAP eingeholt werden. Dieses Gutachten habe ich als damaliger Direktor des Mathematischen Instituts eingesehen. Es war so ablehnend, dass die Anstellung daraufhin nicht durchgeführt werden konnte.
Der Kreisleiter von Frankfurt führte in diesem Gutachten aus, dass Herr Doktor Schneider als Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung anzusehen sei. Er vermeide es ostentativ, mit "Heil Hitler" zu grüssen, sondern verabschiede sich laut und deutlich "Grüss Gott", was auf seine früheren Beziehungen zum Zentrum zurückzuführen sei.
Das Gutachten der Kreisleitung Frankfurt entspricht in sachlicher Hinsicht den Eindruck, den ich dauernd von Herrn Doktor Schneider hatte und der sich dahin zusammenfassen lässt, dass er der NSDAP in deutlich erkennbarer Weise fernstand.
(gez.) F.K. Schmitt
Prof. Dr. F.K. Schmidt
Direktor des Math. Instituts der
Universität Münster
Entnommen aus S. 92 von
Zur Geschichte des mathematischen Seminars der Universität
Frankfurt am Main von 1914 bis 1970 / Wolfgang Schwarz ;
Jürgen Wolfart. - 11. Juni 2002
URL://www.math.uni-frankfurt.de/~steuding/schwarz/entwu_pc.pdf
Redaktion: Gabriele Dörflinger
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