Heinrich Liebmann

S. 36 aus

Faber, Georg: Mathematik
In: Geist und Gestalt : biographische Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vornehmlich im zweiten Jahrhundert ihres Bestehens. - München. - 2. Band. Naturwissenschaften. - 1959, S. 1 - 45
UB-Signatur: F 2049-4-10 Folio::2


Heinrich Liebmann (s. S. 5) hatte 1895 in Jena promoviert und sich 1899 in Leipzig habilitiert. Dort stand er in persönlichem und wissenschaftlichem Verkehr mit Carl Neumann (1832 - 1925; Akademiemitglied 1895), dem Sohne des Königsberger Professors Franz Neumann. Carl Neumann hat 1865 ein Buch über Riemanns Theorie der Abelschen Integrale herausgegeben, das sich durch strengere Beweisführung und leichtere Verständlichkeit vor dem im Jahre darauf erschienenen Werk von Clebsch und Gordan auszeichnet. Neumann hat mit großem Scharfsinn ein nicht ganz sicheres funktionentheoretisches Beweisverfahren Riemanns durch ein einwandfreies ersetzt. Die gleiche Leistung hat auf andere Weise Hermann Amandus Schwarz (1843 - 1921; Akademiemitglied 1912) vollbracht.

Liebmann war von 1910 bis 1920 Professor an der Technischen Hochschule München, 1920 wurde er Professor in Heidelberg. Als ihm die damalige verbrecherische Gewaltregierung die Ausübung seiner Lehraufgabe unmöglich machte, kehrte er 1936 nach München zurück, wo er, ohne dort wieder Vorlesungen halten zu können, nach drei Jahren starb. Pringsheim konnte nicht einmal seinen Lebensabend in Deutschland verbringen. Er starb in Zürich. Von den wissenschaftlichen Arbeiten Liebmanns sei, wie das im vorausgehenden auch bei anderen Mathematikern geschehen ist, als Beispiel nur eine erwähnt, die seinen Namen bekannt gemacht hat: Er hat bewiesen, daß eine konvexe geschlossene Oberfläche (z.B. die eines Ellipsoids) nicht verbogen werden kann. Auch durch ein Lehrbuch der Nichteuklidischen Geometrie hat Liebmann sich verdient gemacht.


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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