S. Kowalewsky in Heidelberg — autobiographische Skizze

S. 155 aus
Kovalevskaja, Sof'ja V.:
Sofia Wassiljewna Kowalewsky : autobiographische Rundschau / übersetzt von Sophie von Adelung
In: Deutsche Rundschau. - 108 (1901), S. 152-160
Im Jahre darauf verheiratete ich mich mit W. O. Kowalewsky und bald hiernach reisten wir ins Ausland, um dort verschiedene Wege einzuschlagen. Ich fuhr nach Heidelberg, um meine mathematischen Studien fortzusetzen, er an eine andere Universität, seines speziellen Studiums der Geologie wegen.

In Heidelberg verbrachte ich fast drei Jahre [Anm.: Der Aufenthalt in Heidelberg dauerte nur ein Jahr.] Dort hörte ich Vorlesungen über höhere Mathematik bei den Professoren Königsberger und Du Bois-Reymond, sowie andere Fächer: Chemie bei Bunsen und Physik bei Kirchhoff und Helmholtz. Von Heidelberg reiste ich nach Berlin, aber dort erwartete mich fürs Erste eine Enttäuschung. So liberal die Heidelberger Universität gewesen war, indem sie mich zugleich mit der männlichen akademischen Jugend zu den Vorlesungen zugelassen hatte, so veraltet erwies sich die preußische Hauptstadt in dieser Hinsicht. Trotz aller meiner Bitten und Bemühungen gelang es mir nicht, die Erlaubnis zum Besuche der Berliner Universität auszuwirken.


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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