Zu der fünfzigjährigen Wiederkehr des Tages Ihrer Doktorpromotion bringt die Akademie der Wissenschaften Ihnen, ihrem langjährigen verdienten Mitgliede, ihre Glückwünsche dar, indem sie dankend hervorhebt, was Sie in der langen Zeit Ihres Wirkens für die die Wissenschaft bewegenden Fragen und für das Verständnis der Männer geleistet haben, die vorbildlich gewirkt haben. Schon Ihre ersten Arbeiten über die Transformation der ABELschen Funktionen begannen mit einer Erweiterung der Ideen von ABEL und JACOBI, und zwar derjenigen Ideen, durch die ABEL und JACOBI zur Einführung der elliptischen Funktionen geführt waren. Durch die Entdeckung der ABELschen Funktionen, die in ihren ersten Anfängen auf JACOBI zurückzuführen ist, traten, wie auch Ihnen deutlich wurde, neue, weit größere algebraische Schwierigkeiten auf. Es ist schon jetzt klar, daß man derselben nicht Herr werden könnte, wenn man das von Ihnen behandelte Transformationsproblem aus den Augen verlöre. Ihre weiteren zahlreichen, umfangreichen Arbeiten über Differentialgleichungen, über hyperelliptische Funktionen, das ABELsche Theorem, die Grundgleichungen der Mechanik bezeugen, daß Sie stets Ihre Arbeitskraft solchen Fragen widmeten, die Sie als prinzipiell wichtig erachteten. Besonders aber ist die Akademie Ihnen dafür dankbar, daß Sie die Gestalten von JACOBI und HELMHOLTZ, zweier ihrer Mitglieder, die auf die neuere wissenschaftliche Epoche von bestimmendem Einfluß gewesen sind, durch sehr eingehende und zuverlässige Biographien der Nachwelt deutlich vorgeführt haben. Auch das Persönliche ist von Wert, das Sie aus dem Leben der beiden Forscher mitteilen, von denen der eine, HELMHOLTZ, einem Teil von uns noch in lebendiger Erinnerung ist. Den wissenschaftlichen Bestrebungen nach stand JACOBI Ihnen näher, aber HELMHOLTZ nicht fern. Denn dieser Gelehrte, der in das Wesen der Naturvorgänge eindrang, war zugleich ein Mathematiker von freiem Blick, der geometrische und analytische Probleme kühn durchzuführen unternahm, wenn seine Ideen dies erforderten; die Verwandtschaft seines Denkens mit dem von GREEN, RIEMANN und BELTRAMI hat auch auf diejenigen seiner Schüler eingewirkt, die der reinen Mathematik zugewandt waren. Es ist deshalb nicht bedeutungslos, daß gerade ein Mathematiker das Leben von HELMHOLTZ ausführlich, in starken Bänden, beschrieben hat, und Ihre biographischen Arbeiten sind, ebenso wie Ihre übrigen, als solche zu betrachten, durch die die mathematisch-naturwissenschaftliche Forschung gefördert wird. Ihr Ehrentag ist uns eine willkommene Gelegenheit, dies auszusprechen.
Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften.
Redaktion: Gabriele Dörflinger
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