Brief von Gustav Robert Kirchhoff an Eduard Zeller

Heidelberg, 12. Dec. 1872

Verehrter Freund und College!
für zwei Dinge, durch die Sie mich herzlich erfreut haben, sage ich Ihnen meinen wärmsten Dank, für den Brief, der mir Ihre Glückwünsche zu meiner Verlobung brachte, und für Ihr Buch, das nicht allein als Geschenk von Ihnen, sondern auch an sich für mich von dem größesten Werthe ist.

Die Zeit meines Brautstandes ist bereits vorüber; vorigen Samstag fand die Trauung statt. Auch die Hochzeitsreise ist vorbei. In der Länge entsprach sie ganz dem Brautstande; obwohl wir bei ihr unter Palmen gewandelt sind, konnten wir sie doch auf Retourbillets machen. Wir fuhren nach Frankfurt, kehrten aber schon Sonntag wieder hierher zurück, und Montag nahm ich wieder meine Vorlesungen auf, die ich nur Samstag ausgesetzt hatte.

Aufrichtig freue ich mich darauf, Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin meine Frau vorzustellen, und werde eine Gelegenheit, die sich mir dazu darbietet, gewiß nicht unbenutzt lassen.

Mit der Bitte, meine Frau u. mich Ihrer Frau Gemahlin bestens zu empfehlen

Ihr
G. Kirchhoff



Quelle: Universitätsbibliothek Tübingen Md 747-373


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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