> 

Erklärung der deutschen Hochschullehrer im Oktober 1914

Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches. - Berlin, 1914. - 28 S.
UB-Signatur: B 2529-187 A

Berlin, den 16. Oktober 1914.

Erklärung
der Hochschullehrer des Deutschen Reiches.

Wir Lehrer an Deutschland Universitäten und Hochschulen dienen der Wissenschaft und treiben ein Werk des Friedens. Aber es erfüllt uns mit Entrüstung, daß die Feinde Deutschlands, England an der Spitze, angeblich zu unseren Gunsten einen Gegensatz machen wollen zwischen dem Geiste der deutschen Wissenschaft und dem, was sie den preußischen Militarismus nennen. In dem deutschen Heere ist kein anderer Geist als in dem deutschen Volke, denn beide sind eins, und wir gehören auch dazu. Unser Heer pflegt auch die Wissenschaft und dankt ihr nicht zum wenigsten seine Leistungen. Der Dienst im Heere macht unsere Jugend tüchtig auch für alle Werke des Friedens, auch für die Wissenschaft. Denn er erzieht sie zu selbstentsagender Pflichttreue und verleiht ihr das Selbstbewußtsein und das Ehrgefühl des wahrhaft freien Mannes, der sich willig dem Ganzen unterordnet. Dieser Geist lebt nicht nur in Preußen, sondern ist derselbe in allen Landen des Deutschen Reiches. Er ist der gleiche in Krieg und Frieden. Jetzt steht unser Heer im Kampfe für Deutschlands Freiheit und damit für alle Güter des Friedens und der Gesittung nicht nur in Deutschland. Unser Glaube ist, daß für die ganze Kultur Europas das Heil an dem Siege hängt, den der deutsche ,,Militarismus'' erkämpfen wird, die Manneszucht, die Treue, der Opfermut des einträchtigen freien deutschen Volkes.

Es folgen nach Städten geordnet, die Namensliste der Unterzeichnes. Darunter finden wir eine Reihe Heidelberger und ehemaliger Heidelberger Mathematiker

Universität Breslau
Prof. Dr. Adolf Kneser
Technische Hochschule Dresden
Prof. Dr. Martin Krause
Universität Erlangen
Prof. Dr. Max Noether
Universität Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Ernst Hellinger
Universität Freiburg i. Br.
Prof. Dr. Lothar Heffter
Universität Göttingen
Dr. Max Born
Prof. Dr. David Hilbert
Universität Heidelberg
Prof. Dr. Moritz Cantor
Prof. Dr. Carl Koehler
Prof. Dr. Leo Koenigsberger
Prof. Dr. Oskar Perron
Prof. Dr. Paul Stäckel
Universität München
Dr. Artur Rosenthal
Technische Hochschule München
Prof. Dr. Siegmund Günther
Nur Heinrich Liebmann und Alfred Pringsheim haben — aus dem Kreis der in Frage kommenden (im weiteren Sinn) Heidelberger Mathematiker — den Aufruf nicht unterstützt.

Die Gesamtliste der Heidelberger Unterzeichner ist untenstehend wiedergegeben.

Im Nachtrag folgen noch die Namen:
Dr. Eugen Fehrle
Dr. Karl Franke
Prof. Dr. Hermann Wätjen
Prof. Dr. M. Wilms


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

Zur Inhaltsübersicht      Historia Mathematica Heidelbergensis      Homo Heidelbergensis