Max Müller

Quelle: Jung, Florian: Das Mathematische Institut der Universität Heidelberg im Dritten Reich. — Heidelberg, 1999. — S. 14–15, 30–32, 45, 47, 56–57, 70, 79

Einfügungen in geschweifter Klammer von Gabriele Dörflinger.


(Seite 14) {Hier befindet sich auch ein Foto von Max Müller.}
Max Friedrich Wilhelm Müller wurde am 09.05.1901 als Sohn des Prof. Dr. Max Müller (1862–1936) und seiner Ehefrau Johanna geb. Zachau (1867 – nach 1940) in Mannheim geboren(84), wo er, unter anderem auch von seinem Vater unterrichtet, 1919 sein Abitur am Realgymnasium I ablegte.(85) Sein Studium begann Max Müller 1919 in Heidelberg, dort promovierte er am 31.07.1925(86) und habilitierte sich am 17.10.1928(87) bei Prof. H. Liebmann. Seit 01.04.1925 hatte Max Müller die Hilfsassistentenstelle inne, auch noch, als er ab Wintersemester 1928/29, nach seiner Habilitation, pro Semester mehrere Vorlesungen, (Seite 15) Übungen und Seminare übernahm(88). Die Umwandlung der außerordentlichen Assistentenstelle in eine ordentliche wurde seit Herbst 1931 verschiedentlich beantragt und vom Ministerium vorgesehen(89). Eindringliche Anträge wurden im Nov. 1931, am 21.09.1932, 02.01.1934, 20.04.1934, 16.01.1935 u.s.w. gestellt. Liebmann schreibt beispielsweise am 21.09.1932: „Er hat sich in jeder Hinsicht ausgezeichnet bewährt. Ganz besondere Verdienste hat er sich erworben bei der größte Bereitschaft und volle Beherrschung eines vielseitigen Stoffes erfordernden vorbereitenden Durcharbeitung der Seminarvorträge mit den Studierenden.“(90) Die entsprechenden Ablehnungen verwiesen immer auf die knappen Mittel des Ministeriums. Außerdem mußte Müller jährlich um die Fortführung seiner Tätigkeit bangen, da die Zurückstellung vom Referendardienst immer wieder von Neuem genehmigt werden mußte.(91) Erst viel später, 1937, wurde Müller zum persönlichen ordentlichen Assistenten ernannt und ihm noch im selben Jahr ein Privatdozentenstipendium gewährt(92), er erhielt also erst neun Jahre nach seiner Habilitation eine Stellung, die für einen Dozenten mit so umfassendem Lehrauftrag üblich war!

Wie Prof. Wegner 1937 schreibt, litt Müllers wissenschaftliche Produktion stark unter seiner außerordentlichen anderweitigen Beanspruchung — seine wissenschaftlichen Arbeiten seien aber gediegen, wertvoll und bis auf das äußerste durchdacht. Im Übrigen werde Müller wegen seines Charakters von allen Studierenden und Kollegen und auch von dem Personal geschätzt.(93) Max Müller war lange Zeit unverheiratet und lebte zusammen mit seinen Eltern — bzw. nach dem Tod des Vaters 1936 mit seiner Mutter — in Heidelberg.(94)

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(Seite 30) Aber nicht nur Rosenthal und Liebmann, sondern auch Max Müller sollte in den Jahren 1934 und 1935 Probleme mit dem Nationalsozialismus bekommen. Ein Antrag der Fakultät vom 02.01.1934, die 1924 in Wegfall gekommene außerordentliche Professur wieder einzurichten(198), wurde vom Ministerium abgelehnt. Daher wurde von Liebmann und Rosenthal im August 1934 der Antrag gestellt, Max Müller zum außerordentlichen Professor zu ernennen. Dieser vom Dekan befürwortete Antrag wurde, versehen mit einem Lebenslauf, einem Verzeichnis der Veröffentlichungen und einer Frequenzbescheinigung über den Besuch der seit 1928 gehaltenen Lehrveranstaltungen ans Ministerium geschickt.(199) Das Gesuch ruhte zwei Monate lang in Karlsruhe. Erst ein vom Führer der Studentenschaft Scheel(200) und dem Amtsleiter für Wissenschaft und Mathematikstudenten Fritz Kubach{(196)} unterzeichnetes Gutachten vom 10.10.1934 brachte Bewegung in die Angelegenheit, da es unter anderem heißt:

„Dr. Müller verhält sich aber durchaus passiv gegenüber der Arbeit der Studentenschaft. Er bemüht sich auch nicht, in den neuen Geist an der Hochschule einzudringen. (Seite 31) Auch von der Dozentenschaft wird das gleiche berichtet, war doch Dr. Müller als Priv.Doz. noch nicht auf einem Lager der Dozentenschaft. Zudem scheinen die Bindungen Dr. Müllers an die beiden jüdischen Mathematikdozenten so stark, als dass er sich überhaupt davon lösen könnte. Wissenschaftlich und pädagogisch verkörpert Dr. M. mehr den Typ eines Lehrers an einer höheren Schule als einer Hochschule. .... Da [eine positive Haltung zum neuen Staat] bei Dr. M. nicht der Fall ist, da zudem auch keine überragenden wissenschaftlichen Leistungen bestehen, muss die Studentenschaft sich gegen die Ernennung zum a.o. Professor aussprechen, insbesondere auch um zu vermeiden, dass jetzt noch durch eine solche passive Kraft auf Jahrzehnte hinaus die Hoch schule belastet wird.“(201)

In einer vom Rektor veranlaßten Rücksprache des Dekans Erdmannsdörfer mit Müller am 09.11.1934 gab dieser zur Auskunft, daß er bereit sei, an Dozentenlagern teilzunehmen, sich aber bisher nicht aufdrängen wollte. Bei zwei im Vorjahr anberaumten Arbeitsgemeinschaften habe er sich zur Verfügung gestellt, diese seien aber nicht zustande gekommen. Auskunft über sein Verhältnis zu den Studenten könnten die früheren Fachschaftsleiter Scholl(202) und Fritsch, sowie der jetzige, Schmeiser, geben.(203) Erdmannsdörfer, der einer Ernennung Müllers nach wie vor zu unterstützen schien, machte Groh den Vorschlag, die Angelegenheit auf das Semesterende zu vertagen.(204) Die Zwischenzeit nutzte Erdmannsdörfer, um am 10.12.1934 den Antrag auf eine außerordentliche Professur zu wiederholen. Doch die eindringlichen Worte des Dekans fanden kein Gehör, der Antrag wird am 24.01.1935 abgelehnt.(205) In der Dekan-Beiratssitzung vom 05.02.1935, bei der auch Rektor Groh anwesend war, um über die Zukunft der Herren Liebmann und Rosenthal zu beraten, wurde unter anderem im Protokoll festgehalten:

„bei Priv.-Doz. Max Müller wird festgestellt, daß er nach wie vor eine akt. Einstellung zu den Aufgaben des neuen Staates vermissen läßt, eine Ernennung zum a. o. Prof. daher nicht in Frage kommt. Es ist zu erwägen, ob eine Verlängerung als Assistent künftighin zu erneuern ist.“(206)
Tatsächlich wurde dem Antrag der Herren Liebmann und Rosenthal vom 21.02.1935, die Assistenz von Müller urn ein weiteres Jahr zu verlängern, „da es im Interesse des Unterrichtes und vor allem des ausgedehnten und mannigfaltigen (Seite 32) Seminarbetriebes im höchsten Grade wünschenswert erscheint, eine so gewandte und tüchtige Persönlichkeit wie Herrn Dr. Müller beizubehalten“(207), nur unter Schwierigkeiten stattgegeben. Wieder waren es die Vertreter der nationalsozialistischen Studentenschaft, die am 19.03.1935 mit ihrem Vorschlag zur Neuordnung des Mathematischen Instituts versuchten, Müller zu schaden:
„Er [Müller] geht vollständig konform mit den beiden jüdischen Dozenten und ist insbesondere mit Prof. Rosenthal sehr eng verbunden. Seine politische Vergangenheit und sein derzeitiges Verhalten und Auftreten lassen keinerlei Zweifel an seiner Gesinnung. .... Müller, der schon seit einiger Zeit sich persönlich nach aussenhin als der kommende Mann des Mathematischen Institutes .... ausgibt,.... ist ebenfalls zu ersetzen. Die Regelung ist dadurch sehr einfach, als nach Ablauf der derzeitigen einjährigen Be- urlaubung von der Ableistung des Vorbereitungsjahres im Lehramt ein neuer Antrag von der Fakultät nicht mehr befürwortet wird, sodass Dr. M. zur Ableistung dieses Jahres verpflichtet ist.“(208)
Ein Gutachten des Leiters der Dozentenschaft vom 16.09.1935 fällt hingegen milder aus, da es bemerkt, „an seiner nationalen Haltung sei wohl nicht zu zweifeln.“ Trotzdem wird — unter Berücksichtigung seines Alters und seiner langjährigen Assistententätigkeit — darum gebeten, zuerst ein Übergangsstadium zu schaffen, Müller dann aber ins höhere Lehramt zu versetzen.(209)

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(Seite 45) Seifert schilderte in einem Brief vom 14.06.1945, wie er das Mathematische Institut im November 1935 vorfand:

„Herr Kubach, der damals seine Rolle noch in Heidelberg spielte, gab mir Ratschläge für die Verwaltung des Mathematischen Instituts. Dr. Max Müller ... sei politisch unzuverlässig und habe mit den Juden Liebmann und Rosenthal konspiriert. Er sei durch den Hilfsassistenten Dr. H. J. Fischer zu ersetzen. ... In Herrn Müller, den ich bisher noch nicht kannte, fand ich einen Mann, der mir durch seine sachliche kritische Art, Gewissenhaftigkeit und politische Uninteressiertheit und durch die Verehrung, mit der er von seinen Lehrern sprach, Vertrauen einflößte. Sein Rat war mir bei seiner genauen Kenntnis der Heidelberger Verhältnisse unschätzbar. Die politischen Angriffe, denen er vonseiten des Herrn Kubach ausgesetzt war, konnten bald abgewehrt werden. Eine Aussprache zwischen ihm und Herrn Dekan Seybold(308) ergab seine volle Rechtfertigung. - Weniger befriedigt war ich von Herrn Dr. Fischer. Er war noch sehr jung und zweifellos mathematisch begabt. Doch zeigte sich bald, daß er nicht die Fähigkeit hatte, sich durch eigene Studien in höhere mathematische Theorien einzuarbeiten. ... Dass Herr Fischer ein fanatischer Nazi war, bei der Sabotage seiner Lehrer Liebmann und Rosenthal mitgewirkt hatte und mit der Kubach-Clique konspirierte, machte ihn mir nicht sympatischer.“(309)

Wie aus Fischers Lebenserinnerungen hervorgeht, beruhte diese Antipathie auf Gegenseitigkeit:

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(Seite 47) Max Müller sah die Gründe für den Rückgang der Zahlen der Studienanfänger und für deren mangelnden Fleiß in der Aussichtslosigkeit, die für Mathematiker auf dem Arbeitsmarkt bestand. Mit der ungewöhnlich hohen Zahl an Mathematikern, die in den vorangegangenen Jahren die Universitäten verlassen hatten, sei der Bedarf in den Schulen gedeckt; andere Möglichkeiten, beispielsweise in der Versicherungsmathematik oder in der Industrie unterzukommen, seien äußerst gering.(318) Der Rückgang der Studentenzahlen in Mathematik war kein spezifisches Problem von Heidelberg. Die Gesamtzahl der Mathematikstudenten an den deutschen Hochschulen sank von 4245 im Sommer 1932 auf 1514 im Sommer 1936 und auf 306 im Sommer 1939. Das stellt zwischen 1932 und 1939 ein Rückgang auf 7,2% dar.(319) In Heidelberg war der Rückgang — laut Müller — nicht so stark wie an anderen Universitäten Deutschlands.(320)

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(Seite 56) Max Müller, der zum Zeitpunkt des Ausscheidens der beiden jüdischen Professoren nur im Amt belassen worden war, damit das Mathematische Institut in dieser Phase des Umbruchs nicht völlig verwaiste, konnte unter Seifert und Wegner in den Jahren 1935 bis 1938 seine Stellung sichern und den Grundstein für seine universitäre Karriere legen. Machte es im Frühjahr 1935 noch Schwierigkeiten, die Weiterbeschäftigung Müllers als außerordentlichen Assistenten 201 erreichen, so wurde diese am 19.02.1936(394) und am 01.03.1937(395) problemlos um jeweils ein weiteres Jahr genehmigt. Während Seifert und Wegner bei der Förderung Fischers konträrer Meinung waren, schien es in beider Interesse gelegen zu haben, Müller zu unterstützen. So gelang es (Seite 57) auf Antrag Wegners, daß Müller mit Wirkung vom 01.10.1937 mit einem bis zum 30.09.1939 datierten Dozentenstipendium von 400.– RM monatlich ausgestattet wurde.(396) Doch damit nicht genug, auch Müllers Ernennung zum außerordentlichen Professor wurde von Seifert und Wegner forciert. Wegner schrieb beispielsweise am 1.8.10.1937 in einem Gutachten über Müller:(397)

„Seine Vorlesungen und Vorträge sind außerordentlich klar, sehr systematisch und verständlich aufgebaut. ... Die wissenschaftlichen Arbeiten des Herrn Dr. Müller sind gediegen, wertvoll und bis auf das äußerste durchdacht. Wegen seines Charakters wird Dr. Müller von allen Studierenden und Kollegen und auch von dem Personal ... außerordentlich geschätzt, insbesondere besitzt er mein volles Vertrauen.“
Dieses Gutachten wurde zusammen mit einem Schreiben des Dozentenbundes, von dessen Seite „keine wesentlichen Bedenken“ mehr bestanden(398), von Dekan Becker am 25.11.1937 nach Karlsruhe geschickt.(399) Es scheint, daß man im Ministerium in Karlsruhe dieser Ernennung nicht ablehnend gegenüberstand.(400) Die Situation änderte sich jedoch im Frühjahr 1938 schlagartig, da Müller am 25.03.1938 vom Reichserziehungsministerium den Auftrag erhielt, die freie Planstelle des außerordentlichen Professors Erich Kamke(401) in Tübingen ab dem 01.04.1938 zu vertreten.(402) Mit Wirkung vom 01.10.1938 wurde Müller schließlich unter Berufung in das Beamtenverhältnis zum außerordentlichen Professor für angewandte Mathematik in Tübingen ernannt.(403)

Müllers Assistentenstelle, die bereits am 01.10.1937 durch die Vergabe des Dozentenstipendiums frei wurde, wurde von Dr. Otto Buggisch übernommen. Buggisch wurde am 28.06.1910 in Darmstadt geboren und studierte nach seinem Abitur 1928 zuerst am Pädagogischen Seminar und ab 1932 an der Technischen Hochschule Darmstadt. Vor Wegners Weggang nach Heidelberg promovierte und assistierte Buggisch bei Wegner.(404) Offensichtlich wurde Buggisch also von Wegner bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit nach Heidelberg nachgeholt.

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(Seite 70) Nachdem es Wegner mehrmals gelungen war, eine Einberufung Maaß' zu verhindern, wurde dieser im Mai 1942 überraschend zum Heersdienst eingezogen.(483) Daraufhin erklärte sich Prof. Max Müller aus Tübingen bereit, dessen Vorlesungen zu übernehmen(484). Müller, der die Dozententätigkeit in Heidelberg mit regelmäßigen Besuchen bei seiner alten Mutter verbinden konnte(485), führte diese Tätigkeit neben seiner Tübinger Professur bis zum Frühjahr 1945 fort(486).

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(Seite 79) Prof. Max Müller, der bis 1945 am Mathematischen Institut in Heidelberg vertretungsweise Vorlesungen gehalten hatte, kehrte dem Heidelberger Mathematischen Institut mit Kriegsende endgültig den Rücken. Er wirkte weiterhin in Tübingen und wurde dort 1961 zum ordentlichen Professor berufen.(564) Nach 1945 heiratete er und hatte einen Sohn.(565) Am 03.11.196 8 starb Prof. Max Müller in Tübingen.(566)

Anmerkungen

  1. Fragebogen vom 25.11.1937. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  2. Lebenslauf vom 02.07.1925. In: UAH, Promotionen der Naturwissenschaftlich-Mathematischen Fakultät (Im Folgenden: Promotionen). 1924/25.
  3. Müller, Max. Über das Fundamentaltheorem in der Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen. Vgl. UAH, Promotionen. 1924/25.
  4. Müller, Max. Neuere Untersuchungen über den Fundamentalsatz in der Theorie der gewöhnlichen Differentialgleichungen. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. Band 37 (1928). S. 33-48. Am 31.07.1928 hielt Müller zur Erlangung der Venia legendi einen Probevortrag über dieses Thema. Vgl. UAH, PA 5111, Max Müller.
  5. Frequenz-Bescheinigung über die Vorlesungen des Herrn Privatdozenten Dr. Max Müller vom 03.08.1934. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  6. Müller. Vertretung. S. 3ff. In: UAH, Rep. 64-9.
  7. Liebmann an das MKU am 21.09.1932. In: UAH, Rep. 64-1.
  8. UAH, Rep. 64-1.
  9. UAH, PA 5111, Max Müller.
  10. Gutachten über Müller, erstattet von Wegner am 18.10.1937. In: UAH, PA 5111, Max Müller. Neben seiner Lehrverpflichtung führte Müller nicht nur das Sekretariat des Mathematischen Instituts, sondern war mehrere Jahre hindurch Vorstandsmitglied des Heidelberger Akademischen Assistentenverbandes und der Nichtordinarienvereinigung, 1932-1934 Nichtordinarienvertreter seiner Fakultät, seit Herbst 1933 Beirat des Mathematischen Reichsverbandes und seit 1934 Schriftleiter der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Lebenslauf Müllers von 1937, ebda.
  11. Telefonische Auskunft von Frau T. Maak, Göttingen, am 22.08.1998.
  12. Fritz Kubach (l912-?) studierte nach seinem Abitur 1931 bis 1935 in Heidelberg. Kubach war Amtsleiter für Wissenschaft in der NS-Studentenschaft. UAH, Promotionen 1934/35.
  13. Schreiben des Dekans an das Ministerium vom 02.01.1934. In: UAH, Verhandlungen 1933/34, Nr. 141.
  14. UAH, Verhandlungen 1933/34, Nr. 121; UAH, PA 5111, Max Müller.
  15. Gustav Adolf Scheel (1907-1979), studierte Theologie und wechselte 1929 zum Medizinstudium. 1935 erfolgte seine Promotion in Heidelberg. Schon vor seiner Tätigkeit als Führer der Heidelberger Studentenschaft hatte er sich in der Gumbel-Affäre als Nationalsozialist profiliert. 1936 bis 1945 war Scheel Reichsstudentenführer, 1944 bis 1945 zugleich Reichsdozentenfuhrer. Nach 1945 wirkte Scheel als Arzt in Hamburg. In: Vezina. S. 79; Arnold, Birgit. „Deutscher Student, es ist nicht nötig, daß Du lebst, wohl aber, daß Du Deine Pflicht gegenüber Deinem Volk erfüllst.“ Gustav Adolf Scheel. In: Kißener, Michael, Scholtysek, Joachim (Hg.). NS-Biographien aus Baden und Württemberg. Konstanz 1997. S. 567-594.
  16. Schreiben der Studentenschaft an Rektor Groh am 10.10.1934. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  17. Lothar Scholl (1909-1998) studierte von 1929 bis 1933 Mathematik, Physik und Chemie in Heidelberg und wurde 1931 zum Schriftführer und am 25.02.1932 zum Vorsitzenden der mathematischen Fachschaft gewählt. Da Scholl im Februar 1933 in den Referendardienst wechselte, übergab er das Amt an Eugen Kruppke. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Scholl am Helmholtz-Gymnasium in Heidelberg, zuletzt als Studiendirektor, tätig. Tätigkeitsberichte. 1932. S. 24 und 1933. S. 20. Auskunft von Schoils Tochter, Frau Linde Steyer geb. Scholl, Heidelberg, am 12.01.1999.
  18. Gesprächsnotiz Erdmannsdörfers vom 09.11.1934. In: UAH, PA5111, Max Müller.
  19. Schreiben Erdmannsdörfers an Groh am 16.11.1934. In: UAH, PA5111, Max Müller.
  20. Schreiben Erdmannsdörfers an das Ministerium vom 10.12.1934. In: UAH, Verhandlungen der Nat.-Math. Fakultät 1934/35/11, Nr. 146 und 146a. Wie in der Fakultätsbeiratssitzung vom 08.12.1934 betont wurde, war dieser Antrag nötig, um einen durch die Neuordnung der Prüfungen im Mathematischen Instituts verminderten Zuzug an Mathematikstudenten zu verhindern. In: Protkoll der Beiratssitzung. In: UAH, Verhandlungen 1934/35/11, Nr. 70/2, Punkt 10.
  21. Protokoll der Dekanbeiratssitzung vom 05.02.1935. In: UAH, Verhandlungen 1934/35/1, Nr. 29.
  22. Schreiben Liebmanns und Rosenthals an Rektor Groh vom 21.02.1935. In: UAH, Rep. 64-1.
  23. Gutachten zur „Neuordnung am Mathematischen Institut der Universität Heidelberg.“ vom 19.03.1935. In: UAH, Verhandlungen 1934/35 II, Nr. 171. Autor war wahrscheinlich Kubach.
  24. Gutachten der Dozentenschaft der Universität Heidelberg über Dr. Müller vom 16.09.1935. In: UAH, Verhandlungen 1934/35/1, Nr. 18.
  25. August Seybold (1901-1965) war seit 1929 Privatdozent und seit 1934 ordentlicher Professor der Botanik in Heidelberg. Von November 1935 bis März 1936 war Seybold Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. 1945 wurde Seybold von der Militärregierung entlassen und 1947 wie der in sein Amt eingesetzt. In: Vezina. S. 148; Weisert, Hermann. Die Rektoren und die Dekane der Ruperta Carola zu Heidelberg 1386-1985. In: Doerr, Wilhelm u. a. Semper apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Umversität Heidelberg 1386-1986. Festschrift in sechs Bänden. Band IV. Berlin u. a. 1985. S. 400.
  26. Brief Seiferts an Freudenberg vom 14.06.1945. In: UAH, Rep. 14-313.
  27. Müller an Dr. W. Thoms, verwalrungstechnischer Verbindungsmann der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft an der Universität Heidelberg, am 05.07.1935. In: UAH, Rep. 25-1.
  28. Titze, H. Das Hochschulstudium in Preußen und Deutschland 1820-1944. Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte. Band l, I. Teil. Göttingen 1987. S. 147.
  29. Müller am 05.07.1935. In: UAH, Rep. 25-1.
  30. Schreiben des Rektors Nr. 2388 unter Bezugnahme auf den Erlaß Nr. W I i Nr. 374 vom Reichserziehungsministerium. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  31. Schreiben des Rektors Nr. 3183 unter Bezugnahme auf den Erlaß Nr. WE Nr. 524 vom Reichserziehungsministerium. In: UAH, Rep. 64-1.
  32. Erlaß des MKU Nr. A 16540 vom 08.10.1937. In: UAH, Rep. 64-1.
  33. Gutachten über Müller, erstattet von Wegner am 18.10.1937. In: UAH, PA 5111, Max Müller. Wegner verliert darin kein Wort über Müllers mangelhafte Begeisterung für den Nationalsozialismus.
  34. Gutachten des Führers der Dozentenschaft Heidelberg, Schmidhuber, vom 25.11.1937. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  35. Schreiben Beckers ans MKU vom 25.11.1937. In: UAH, PA 5111 Max Müller.
  36. Schon am 21.12.1937 kam von Fuhs im MKU ein Schreiben (Nr. A 20839), das Müllers Ernennung nicht ablehnte, sondern vielmehr um Ergänzung des Antrags durch verschiedene Papiere bat. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  37. Erich Kamke (1890-1961) promovierte 1919 und habilitierte sich 1922 in Münster. Von 1926 bis zu seiner zwangsweisen Emeritierung 1937 seiner jüdischer Frau Dora wegen hatte er eine außerordentliche Professur in Tübingen inne. 1945 wurde Kamke in Tübingen zum ordentlichen Professor berufen und widmete sich dem Wiederaufbau der Deutschen Mathematiker-Vereinigung. In: Pinl, Max, Furtmüller, Lux. Mathematicians under Hitler. In: Weltsch, Robert (Hg.). Leo Baeck Institute. Year Book XVTJI. London u.a. 1973. S. 148.
  38. Erlaß des Reichserziehungsministeriums Nr. WP 788 vom 25.03.1938. In: UAH, Rep. 64-5.
  39. Erlaß des Reichserziehungsministeriums Nr. WP 3156 vom 17.11.1938. In: UAH, PA 5111, Max Müller.
  40. UAH, Rep. 64-2; Telefonische Auskunft von Frau G. Buggisch, Darmstadt, Tochter des Dr. Otto Buggisch, im August 1998.
  41. Um zu zeigen, wie sehr sich Wegner für die Mitglieder seines Instituts einsetzte, soll hier beispielhaft sein Engagement für Maaß seit Kriegsbeginn näher betrachtet werden: Am 04.04.1940 und am 09.12.1940 wurde Maaß auf Antrag Wegners bis zum 31.03.1941 uk-gestellt. Am 19.01.1940 beantragte Wegner eine zusätzliche Dozentenbeihilfe von 150.- RM für Maaß, die am 23.05.1940 aus Mitteln der Beerschen Stiftung genehmigt wurde. Am 30.06.1941 konnte Wegner weitere 60.- RM aus Mitteln der Beerschen Stiftung an Maaß weitergeben. Als die Auszahlung von Maaß' Dozentenstipendium eine Verzögerung erfuhr, erreichte Wegner im September und im Oktober 1940, daß Maaß' Assistenzaversum vom November und Dezember schon vorzeitig an ihn ausbezahlt wurde, damit bei Maaß keine finanziellen Engpässe entstünden. Als sich kein geeigneter Nachfolger für Maaß' Assistenz fand, bat Wegner, Maaß die Hälfte des Assistenzaversums als Entschädigung für die Kontrolle der Übungsaufgaben weiterhin zur Verfügung zu stellen. Das MKU lehnte diesen Vorschlag jedoch am 18.11.1940 ab. Nach einem zweiten Anlauf Wegners vom 13.12.1940 wurde diese Regelung dann doch eingeführt. Obwohl Maaß' Einberufung im April 1941 unmittelbar bevorstand, konnte Wegner kurzfristig eine weitere uk-Stellung Maaß' erreichen. Bereits am 25.04.1941 beantragte Wegner eine Weiterführung von Maaß' zusätzlichem Dozentenstipendium in Höhe von 80.- RM. Maaß' Einberufung konnte noch an zwei weiteren Terminen, im Oktober 1941 und im März 1942, verhindert werden, wurde dann aber endgültig am 05.05.1942 vollzogen. Noch am 07.05.1942 beantragte Wegner unter dem Einverständnis Max Müllers, daß die für das begonnene Semester anfallenden Lehrauftragsvergütungen in Höhe von 1300.- RM ungekürzt an Maaß ausbezahlt werden sollten. Ein letzter Versuch Wegners vom 12.05.1942, für Maaß erneut einen Lehrauftrag zu erreichen, wurde abgelehnt. Um finanzielle Sicherheit für Maaß und seine Familie zu gewährleisten, versuchte Wegner allerdings vergeblich im Juli 1942 bei Dr. Ammann, Vorstand der Abteilung Familienunterhalt im-Heidelberger Rathaus, für Maaß auch weiterhin die bei der Beendigung seiner Dozententätigkeit in Wegfall gekommenen Lehraufragsvergütungen bzw. einen Ersatz dafür zu erhalten. Ebenfalls im Juli 1942 konnte Wegner vom Rektor eine schriftliche Erklärung erhalten, daß Maaß' Verwendungsdauer bis zu seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst bzw. bis auf drei Monate nach Kriegsende erstreckt werden würde. Im Juli 1944 gelang es Wegner, aus den der Gesellschaft der Freunde der Universität durch die Förderergemeinschaft der deutsche Industrie zur Förderung des Hochschullehrernachwuchses zur Verfügung gestellten Mitteln, 1500.–RM für Maaß zu erhalten. In: UAH, Rep. 64-1; UAH, Rep. 64-2; UAH, Rep. 64-3.
  42. Schreiben Müllers an Wegner vom 16.05.1942. In: UAH, Rep. 64-2.
  43. Telefonische Auskunft von Dr. Gerhard Betsch, Weil im Schönbuch, im August 1998. Aus diesem Grund wurden Müllers Vorlesungen in Heidelberg stets auf Freitag und Montag gelegt, so daß Müller das Wochenende in Heidelberg verbringen konnte. In: UAH, PA 5112, Max Müller.
  44. In UAH, PA 5112, Max Müller; Poggendorff VHa. Teil 3. S. 372.
  45. Schuder, Werner (Hg.). Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1966. Berlin 1966. Bd. 1. Sp. 1676.
  46. Telefonische Auskunft von Dr. Gerhard Betsch, Weil im Schönbuch, im August 1998.
  47. Schreiben der Universität Tübingen an die Universität Heidelberg vom 07. 1 1. 1968. In: UAH, PA 5111, Max Müller.


Redaktion:   Gabriele Dörflinger

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