ANNA KOENIGSBERGER und MAX PFISTER

Informationen zu Leo Koenigsbergers Tochter Ani waren nur rudimentär zu ermitteln. Ausgehend von der Todesanzeige der Familie Leo Koenigsbergers, die sie als Anna Pfister und ihren Ehemann Max Pfister aufführt, konnten über Max Pfister doch noch einige Fakten ermittelt werden. Koenigsbergers Urenkel Leo Loveday in Japan sind die Informationen zum Tod von Max und Ani Pfister zu verdanken.

In der Universitätsbibliothek Heidelberg befinden sich im Nachlass Max Wolfs einige Postkarten Max Pfisters, die die Identifizierung Max Pfisters als Ehemann Ani Koenigsbergers ermöglichen.
Dem Stadtarchiv Heidelbergs ist das Hochzeitsdatum und das Datum des Umzugs nach Shanghai zu verdanken.
Max Pfister schrieb für die Münchener Medizinische Wochenschrift (MMW) zahlreiche „Briefe aus China“, die an einigen Stellen auch persönliche Informationen enthalten.

a) Anna Pfister, geb. Koenigsberger

* 18.7.1876 in Dresden
Frühjahr 1877:
Umzug nach Wien. Die Familie Koenigsberger wohnt in der Universitätsstraße. Das ist gleich um die Ecke bei der damals noch im Bau befindlichen Votivkirche.
(Adressbuch der Univ. Wien)
April 1884:
Umzug nach Heidelberg. Die Koenigsbergers wohnen bis 1889 in der Leopoldstr. 12 (jetzt Ebert-Anlage 14). Dann beziehen sie ihre eigene, von Henkenhaf und Ebert erbaute Villa in der Kaiserstr. 2a.
(Adressbücher der Stadt Heidelberg)
August 1904:
Bei der III. Internat. Mathematikertagung in Heidelberg ist mit L. Koenigsberger noch Frau Koenigsberger und Frl. Koenigsberger (Nebenkarten) erwähnt.
(Verhandlungen des III. Internat. Math.-Kongresses)
Juli 1911:
Leo Koenigsberger verkauft seine Villa an seinen Nachbarn Emanuel Leser und bezieht eine Hälfte der ebenfalls von Henkenhaf und Ebert erbauten Doppelvilla in der Kronprinzenstr. 18 (jetzt Datenstr. 18). Beide Villen stehen noch.
12.12.1919:
Eheschließung mit Max Pfister. Die Eheleute wohnen in der Villa von Leo Koenigsberger.
(Stadtarchiv Heidelberg und Heidelberger Adressbuch)
25.3.1921:
Umzug nach Shanghai.
(Stadtarchiv Heidelberg)
Frühjahr 1923:
Umzug nach Peking. Eine Postkarte ihres Mannes an Max Wolf (Astronom in Heidelberg) ergänzt sie mit den Worten:
Liebe Gisela, jetzt sind wir erst
2 Jahre von H. weg und haben
schon so viel erlebt, daß es
mir ein halbes Leben scheint
& Ihr in Deutschland nicht minder.

Viele herzliche Grüße Deine
  Ani Pfister

Die Namensform „Ani“ gebraucht auch Leo Koenigsberger in seinen Memoiren „Mein Leben“.
(UB Heidelberg)
23.7.1924
Postkarte aus Korea an Max Wolf. Von „Ani Pfister“ mitunterschrieben.
(UB Heidelberg)
12.1.1928
Postkarte aus Kambodscha an Max Wolf. von „M. Pfister u. Frau“ unterschrieben.
(UB Heidelberg)
1938/39
Ermordung ihres Ehemannes. Sie verlässt China und zieht in die Schweiz.
ca. 1960
Ani Pfister stirbt in der Schweiz.

b) Maximilian Pfister

* 2.3.1874 in Schopfheim
1893-1901:
Studium der Medizin in Heidelberg (mit Unterbrechungen)
(Adressbuch der Univ. HD)
1902:
Medizinische Doktorarbeit in Heidelberg
1904-1909:
Assistenzarzt am Akademischen Krankenhaus in Heidelberg
(Adressbuch der Univ. HD)
1907:
Max Pfister war ärztlicher Berater des Königs von Siam bei dessen Deutschlandbesuch. Ob nur in Heidelberg oder auch in anderen Städten konnte ich nicht ermitteln.
(MMW 1935, S. 1408-1410)
1914:
Im Reichs-Medizinal-Kalender, der neben den Ärzten in Deutschland auch die im Ausland tätigen Ärzte auflistet, ist kein Max Pfister erwähnt.
Zwischen 1909 und 1920:
Chirurgenausbildung in England
(MMW 1934 S. 1470-1471)
12.12.1919:
Eheschließung mit Anni Koenigsberger.
Wohnung und Praxis im Haus seines Schwiegervaters Kronprinzenstr. 18 (jetzt Datenstr. 18).
(Stadtarchiv Heidelberg und Heidelberger Adressbuch)
25.3.1921:
Umzug nach Shanghai. Dort Ordinarius für Innere Medizin an der Medizinschule in Shanghai.
Frühjahr 1923:
Umzug nach Peking. Nervenarzt, Abt.-Vorsteher am Rockefeller Union College in Peking.
(Kürschner 1935, Sp. 1028)
1932:
Jetzt in Hongkong. 2 1/2 Monate Reise durch das Innere Chinas. Irgendeinen Reisebegleiter erwähnt er nicht.
(MMW 1932, S. 1161-1163)
1933:
Europa-Urlaub am Landweg durch Nordindien, Irak, Syrien. Deutschland wird nicht erwähnt.
(MMW 1934, S. 900-901)
Nov. 1938:
Für das Chinese Medical Journal schreibt er: New antigonorrhoeal drug (Bd. 54, S. 416-420).

Dies ist die letzte Nachricht von M. Pfister. Kurz darauf wurde er ermordet. Ein Nachruf war im Index Medicus (bzw. dessen Vorgängern) nicht zu ermitteln.


Letzte Änderung: Juli 2016     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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