Mathematiker-Lexikon

Auszug

Quelle:
Meschkowski, Herbert:
Mathematiker-Lexikon. - Mannheim [u.a.] : Bibliograph. Institut, 1964. - 309 S. - (B.I.-Hochschultaschenbücher ; 414/414a)
Signatur UB Heidelberg: 69 A 464


DU BOIS-REYMOND, PAUL     (2.12.1831 - 7.4.1889)

Studium in Zürich und Königsberg, Oberlehrer in Berlin, 1870 o. Prof. in Freiburg, 1874 in Tübingen, 1884 an der TH Berlin.

Arbeiten über partielle Differentialgleichungen.

(Seite 32)


CANTOR, MORITZ     (23.8.1829 - 10.4.1920)

Professor in Heidelberg. Führender Historiker der Mathematik.

Behandelte in seinen ,,Vorlesungen über die Geschichte der Mathematik'' [C 1] die Entwicklung von den Anfängen bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts.

(Seite 48)


CRELLE, AUGUST LEOPOLD     (11.3.1780 - 6.10.1856)

Die mathematischen Arbeiten des Oberbaurates C. sind heute vergessen. Es bleiben seine Verdienste um die Förderung der Mathematik vor allem durch die Gründung der bedeutendsten mathematischen Zeitschrift deutscher Sprache im 19. Jahrhundert. »Crelle's Journal« brachte in seinen ersten Heften wichtige Arbeiten von jungen Mathematikern, u.a. von ABEL, STEINER und JACOBI. C. hatte auch gute Beziehung zum preußischen Kultusministerium und versuchte, begabten Mathematikern zu helfen. Er erreichte die Berufung ABELS nach Berlin, leider erst wenige Tage vor dessen Tod.

(Seite 60)


FUCHS, IMMANUEL LAZARUS     (5.5.1833 - 16,4,1902)

Studium in Berlin. Lehrtätigkeit an Schulen, 1866 a.o. Professor, 1869 Ordinarius in Greiswald, 1874 Göttingen, 1875 Heidelberg, 1884 Berlin.

Grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der Differentialgleichungen und der Funktionentheorie. [A].

(Seite 92)


KOWALEWSKY, SONJA WASSILJEWNA     (15.1.1850 - 10.2.1891)

S. K. ist eine Tochter des russischen Generals KORVIN-KRUKOWSKY. Ihre mathematische Ausbildung erhielt sie durch Privatunterricht, von 1870-74 durch WEIERSTRASS in Berlin. Promotion in Göttingen mit einer Arbeit über partielle Differentialgleichungen. Später erhielt sie eine Professur in Stockholm.

Die Generalstochter erhielt ihre ersten Anregungen zur Beschäftigung mit der Mathematik durch die Tapete ihres Kinderzimmers: Diese war eine Zeitlang mit Druckbogen eines Lehrbuchs der Infinitesimalrechnung beklebt (bevor die "richtigen" Tapeten eintrafen). Als sie sich 1870 als Privatschülerin bei WEISERSTRASS meldete, konnte sie sich schon durch Lösung schwieriger Aufgaben ausweisen. WEIERSTRASS erreichte für sie nicht die Erlaubnis, Vorlesungen an der Universität zu hören. So blieb es beim Privatunterricht. S. K. blieb WEIERSTRASS auch später in Freundschaft verbunden. Ihre Arbeiten zur Theorie der partiellen Differentialgleichungen und zur Kreiseltheorie sichern ihr einen Platz unter den Forschern des 19. Jahrhunderts. Sie ist zweifellos die begabteste Mathematikerin dieser Epoche. Für ihre Arbeit "Über einen besonderen Fall des Problems der Rotation eines schweren Körpers um einen festen Punkt" erhielt sie in Paris den "Prix Bordin", der "wegen der außerordentlichen Leistung" von 3000 auf 5000 Franc erhöht wurde. Die Stockholmer Universität ernannte sie daraufhin zum Professor auf Lebenszeit.

(Seite 146-147)


PLÜCKER, JULIUS     (16.8.1801 - 22.5.1868)

Studium in Bonn und Paris, 1828 a.o. Professor in Bonn, 1832 in Berlin. Hier war er auch Lehrer am Friedrich-Wilhelms-Gymnasium tätig. 1834 Ordinarius in Halle, 1836 in Bonn.

P. leistete wichtige Beiträge zur analytischen Geometrie und zur Theorie der algebraischen Kurven. Er führte verblüffend einfache Beweise, indem er ganze Linearformen durch Buchstaben ersetzte und sie durch unbestimmte Faktoren ("Plückersche µs") kombinierte.

In seinen frühen Jahren hat er sich auch noch durch wichtige Entdeckungen auf dem Gebiet der Experimentalphysik (Magnetismus, Entladung in Gasen) ausgezeichnet. [A]


PRINGSHEIM, ALFRED     (2.9.1850 - 25.6.1941)

Studium und Promotion (1872) in Heidelberg; 1877 Habilitation in München, 1886 a.p. Professor, 1901 Ordinarius in München. Schon vorher war er Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften geworden.

P. arbeitete über Kettenbrüche, über die Theorie der Fourier'schen Reihen und der analytischen Funktionen. Obwohl kein Schüler von Weierstrass war er doch einer der eifrigsten Anhänger der Funktionentheorie Weierstraßscher Richtung.

(Seite 215-216)


STÄCKEL, PAUL     (20.8.1862 - 11.12.1919)

Studium und Promotion (1885) in Berlin. Habilitation 1891 in Halle. Professor in Kiel, Karlsruhe, Hannover und Heidelberg.

Arbeiten zur Funktionentheorie, Differentialgeometrie, Zahlentheorie und zur Geschichte der nichteuklidischen Geometrie.

(Seite 241)


STEINER, JAKOB     (18.3.1796 - 1.4.1863)

Der aus dem Berner Oberland stammende Autodidakt hatte an der Schule PESTALOZZIS den ersten mathematischen Unterricht, vor allem in der Geometrie. Er hörte einige Vorlesungen in Heidelberg und ging dann nach Berlin. Dort galt er bald als der beste Privatlehrer in Mathematik. Er veröffentlichte mehrere Arbeiten über geometrische Probleme in CRELLES neu gegründetem Journal, wurde 1827 Oberlehrer am Gewerbeinstitut, 1834 a.o. Professor und Mitglied der Berliner Akademie.

St. war ein großer Geometer, dem das Erfassen räumlicher Zusammenhänge mehr lag als irgendein Kalkül. Er schrieb oft mit JACOBI zusammen, der ihm manchmal (mit analytischen Methoden) die Beweise lieferte, die St. nicht finden konnte. Eine besonders schöne Leistung STEINERS ist seine Lösung des isoperimetrischen Problems. Er zeigte mit einfachen und anschaulichen Mitteln, daß keine vom Kreis verschiedene Kurve das isoperimetrische Extremalproblem lösen kann. Erst WEIERSTRASS hat später darauf hingewiesen, daß damit die gestellte Aufgabe noch nicht gelöst ist: Man muß beweisen, daß das Problem überhaupt lösbar ist. Erst dann kann man mit St. behaupten, daß der Kreis unter allen einfach geschlossenen stetigen Kurven von gegebenen Umfang den größten Inhalt einschließt. WEIERSTRASS hat diese Ergänzung des Steinerschen Beweises geliefert.

Aus der Fülle von STEINERS geometrischen Untersuchungen wollen wir noch eine nennen: Die Sätze über die Möglichkeiten der Konstruktion mit dem Lineal und einem vorgegebenen Kreis. [A].

(Seite 242-243)


WEBER, HEINRICH     (5.3.1842 - 17.5.1913)

Studium in Heidelberg, 1873 - 83 Dozent in Königsberg, 1892 Ordinarius in Göttingen, 1895 in Straßburg.

Arbeiten auf dem Gebiet der Algebra, der Zahlentheorie und der mathematischen Physik. Mitarbeiter an umfassenden Lehrbüchern (WEBER-WELLSTEIN).

(Seite 263)


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