Übersicht über Helmholtz Lebensdaten

S. 4-7 aus: Konen, Heinrich:
Hermann von Helmholtz : Reden, gehalten am 17. Dezember 1921 zum hundertsten Geburtstag / von Heinrich Konen und August Pütter. - Bonn, 1922. - 20 S. : Ill.
UB-Signatur: ZA 3356,13


Hermann Helmholtz
Photographie: Hoffmann, 1857 Bonn

Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz wurde geboren am 31. Aug. 1821 als ältester Sohn des Gymnasiallehrers Ferdinand Helmholtz und seiner Gattin Caroline, geborene Penne. Er hatte drei Geschwister, einen Bruder und zwei Schwestern. Nachdem Helmholtz die Volksschule des Potsdamer Lehrerseminars und das Gymnasium zu Potsdam besucht und sich ausgezeichnet hatte, trat er im Alter von 17 Jahren als Eleve des Königlichen medizinisch-chirurgischen Friedrich-Wilhelms-Instituts in die Armee ein mit einem Abiturientenzeugnis, das ihm nicht minder als dem Lehrerkollegium des Potsdamer Gymnasiums zum Ruhme gereicht. Auf der Pepinière wurde Helmholtz zugleich mit DuBois-Reymond, Brücke und Virchow bevorzugter Schüler von Johannes Müller, einst ebenfalls eine der Leuchten unserer Universität. Auf Grund einer anatomischen Dissertation über den Zusammenhang der Nerven der Wirbeltiere, der bald darauf schon weitere wichtige Arbeiten folgten, promovierte Helmholtz und wurde 1843 zum Eskadronschirurg im Gardehusarenregiment zu Potsdam ernannt. 1846 bestand er die Staatsprüfung nach einem halbjährigen Urlaub, den er zu weiteren physiologischen und physikalischen Studien benutzte. Im ersten Vierteljahr 1847, kurz vor seiner Ernennung zum Militärarzt im Regiment Gardes du Corps, verfaßte Helmholtz seine Abhandlung über die Erhaltung der Kraft, die schon damals von Du Bois als ,,ein historisches Dokument großer wissenschaftlicher Konzeption für alle Zeiten'' erkannt und bezeichnet wurde. Nach 10jähriger Zugehörigkeit zum Heere schied Helmholtz im Herbste 1848 aus, um die Stelle eines Lehrers der Anatomie an der Kunstakademie und Gehilfe der anatomischen Sammlung in Berlin zu übernehmen. Schon ein halbes Jahr später finden wir Helmholtz als außerordentlichen Professor der Physiologie in Königsberg. Als er auf Empfehlung von Brücke dorthin berufen wurde, gründete er zugleich seinen Hausstand mit Olga von Velten. In die Königsberger Zeit fallen eine Reihe berühmter physiologischer Arbeiten von Helmholtz, seine Erfindung des Augenspiegels, die Messung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Reizes im Nerv, Untersuchungen aus der Sinnesphysiologie, insbesondere der Farbenlehre.

In Königsberg wurden Helmholtz eine Tochter und ein Sohn geboren. Da das Klima in Königsberg für die Gesundheit von Frau Helmholtz sich als zu rauh erwies, so strebte Helmholtz etwa von 1854 ab von Königsberg fort und bemühte sich um einen vakanten Lehrstuhl in Bonn. Durch die Vermittlung Alexander von Humboldts glückte die Bewerbung, und so zog Helmholtz im Herbste 1855 als Professor der Anatomie und Physiologie bei uns ein, um drei Jahre zu verweilen. Hier in Bonn erschien der erste Teil des Handbuches der physiologischen Optik. Hier wurde die ,,,Lehre von den Tonempfindungen'', die die physikalischen Grundlagen der Musik entwickeln sollte, vorbereitet. Helmholtz hat hier in Bonn auch zwei Untersuchungen allerersten Ranges aus dem Gebiet der theoretischen Physik verfaßt, die sich mit der Bewegung von Flüssigkeiten befassen. Es ist der besondere Stolz der niederrheinischen Gesellschaft, daß Helmholtz ihr Vorsitzender war, daß er in ihren Sitzungen, vorgetragen hat, und daß die Berichte der Gesellschaft durch mehrere seiner Abhandlungen ausgezeichnet sind.

Bald schon, nachdem sich Helmholtz hier niedergelassen, begannen die auswärtigen Werbungen um den nunmehr schon weltberühmten Forscher. Heidelberg trug 1858 den Sieg davon, da Baden ein neues Institut und die Befreiung von der anatomischen Professur bieten konnte, während die Verhandlungen in Preußen sich zerschlugen. Zu spät hat man dann in Berlin im letzten Augenblick Helmholtz zu halten versucht, vergebens hat sich Bonn 10 Jahre später bemüht, Helmholtz als Professor der Physik wieder zu gewinnen.

In Heidelberg hat Helmholtz 13 Jahre lang, bis 1871, als Professor der Physiologie gewirkt. In diese Zeit fallen 60 Veröffentlichungen, die die verschiedensten Gegenstände der physiologischen Optik und Akustik, der Mechanik der Flüssigkeiten, die Grundlagen der Geometrie und die Elektrodynamik betreffen. Unter diesen Veröffentlichungen befinden sich auch drei Auflagen der klassischen Lehre von den Tonempfindungen. In Heidelberg war es, wo Helmholtz mit Bunsen, Kirchhoff und Kuno Fischer zusammen wirkte. In Heidelberg erlag 1861 Frau Olga Helmholtz ihrem langwierigen Leiden. Hier fand Helmholtz neues Lebensglück an der Seite seiner zweiten Gattin Anna von Mohl; hier wurden ihm zwei Söhne und eine Tochter Ellen geboren, von denen die letztere als Frau Arnold von Siemens noch unter den Lebenden weilt. Als 1871 der Lehrstuhl der Physik an der Berliner Universität, den bisher Magnus innegehabt, neu besetzt werden mußte, war der Physiologe Helmholtz der Berufenste. Es gereicht der Berliner philosophischen Fakultät zum Ruhme, daß sie einsichtig genug war, Helmholtz zusammen mit Kirchhoff auf ihre Liste zu setzen. Und das neue Reich zögerte nicht, diesem Vorschlage zu folgen und berief Helmholtz, der soeben einen Ruf nach Cambridge abgelehnt hatte, auf den ersten Lehrstuhl der Physik in Deutschland. Die reiche Tätigkeit, die Helmholtz in Berlin entfaltete und die sich auf die verschiedensten Teile der experimentellen wie theoretischen Physik erstreckte, läßt sich nicht an dieser Stelle auch nur einigermaßen kennzeichnen. Es entstand, das jetzige physikalische Institut. Talente aus aller Herren Länder strömten herbei, um als Schüler oder Assistenten des berühmten Mannes in die Wissenschaft eingeführt zu werden. Das Helmholtzsche Haus wurde zu einem Mittelpunkt des geistigen Lebens und gesellschaftlicher Beziehungen in Berlin. Von den großen Untersuchungen von Helmholtz seien besonders diejenigen genannt, die sich auf die theoretische Physik beziehen und darauf abzielten, eine innige Verschmelzung der beiden vielfach getrennt scheinenden Zweige der Physik herbeizuführen. Unter den fast 200 Veröffentlichungen der Berliner Zeit nenne ich Helmholtz Arbeiten über die Elektrodynamik, über die Anwendung des ersten und zweiten Hauptsatzes auf chemische Prozesse, über monozyklische Systeme, über die Theorie der Dispersion, die Grenzen der Leistungsfähigkeit des Mikroskopes, über die Mechanik der Atmosphäre, neben vielen anderen, ganz zu schweigen von allen den Ideen und Beiträgen, die in den Schriften der Schüler des Meisters ausgestreut sind.

Im Jahre 1888 wurde die Physikalisch-Technische Reichsanstalt gegründet, die durch eine Stiftung von Werner von Siemens angeregt und von Siemens begonnen, die Präzisionsmessungen und Bestimmungen. pflegen sollte, die die Technik zu ihrer Entwicklung braucht. Helmholtz wurde der erste Präsident und er hat diesem großen und wichtigen Institut, das unter seiner Leitung erbaut wurde, die Richtlinien seines Wirkens vor gezeichnet, die bis heute Geltung behalten haben. Am 8. September 1894 ist Hermann Helmholtz an den Folgen eines Schlaganfalles verschieden, den er zwei Monate vorher erlitten hatte. Seine letzten Veröffentlichungen kurz vor seinem Tode sind die Vorrede zu der berühmten Mechanik seines ihm im Tode vorangegangenen Schülers Heinrich Hertz und ein Aufsatz über die Anwendung des Prinzipes der kleinsten Aktion in der Elektrodynamik. Alle Ehren, die ein Gelehrter ersten Ranges erreichen kann, sind Helmholtz zugeflossen. Eine Reihe bedeutender Künstler haben gewetteifert, das Bild dessen, was sterblich an ihm war, in Stein und Farbe festzuhalten.


Letzte Änderung: Mai 2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

Zur Inhaltsübersicht     Historia Mathematica     Homo Heidelbergensis