Hermann von Helmholtz:

Antwortrede
gehalten beim Empfang der Graefe-Medaille zu Heidelberg am 9. August 1886

Hochgeehrte Herren!

Sie haben durch die besondere Ehre, die Sie mir erwiesen haben, eine Last des Dankes auf meine Schultern gelegt, von der ich nicht weiss, ob ich sie tragen kann. Als ich vor einem Jahre von Ihrem Beschluss Kenntniss erhielt, dass ich als Erster gewählt wäre, um die neue durch das Andenken an den unvergesslichen Meister geweihte Ehrengabe zu empfangen, war ich freudig überrascht, aber auch in Zweifel geworfen. Freudig überrascht natürlich, dass Sie der Hülfe, die ich der Ophthalmologie einst zu leisten im Stande war, noch so lebhaft gedenken, nachdem in unserer schnell vorschreitenden Zeit fünfzehn Jahre darüber hingegangen sind, die ich anderen Studien widmen musste; um so freudiger, da inzwischen bei der bewundernswerth schnellen Entwickelung der Ophthalmologie, was ich dazugebracht, den eingehendsten und mannigfaltigsten Prüfungen unterworfen, durch neuere Erfindungen und Untersuchungen zum Theil umgestaltet und überholt worden ist. Schliesslich besteht ja doch der edelste und stolzeste Lohn, den ein Jünger der Wissenschaft erwerben kann, darin, dass die sachkundigsten Männer ihm ihre Werthschätzung für die Früchte seiner Arbeit zu erkennen geben, und zugleich bereit sind es in so feierlicher und öffentlicher Form auszusprechen, wie dies heute mir gegenüber hier geschieht, auch unter Theilnahme der Universitätsbehörden, in Zeit und Ort sich anschliessend der eben beendeten glänzenden Erinnerungsfeier der halb tausendjährigen wissenschaftlichen Wirksamkeit dieser Universität. In der That habe auch ich ihr als Mitwirkender angehört gerade in der Zeit, wo ich meine physiologisch-optischen Arbeiten abgeschlossen habe, und deren Folgen für die empiristische Theorie der Wahrnehmung zu entwickeln suchte. Insofern fügt sich unser heutiger Act wie eine auf die jüngste Geschichte der Universität bezügliche Episode der Jubelfeier an.

Ich muss diese mir zu Theil werdende ehrenvolle und entgegenkommende Anerkennung um so mehr als ein Glück ansehen, als ein solches durchaus nicht allen Denen zu Theil wird, welche langjährige Arbeit an die Erreichung fern ihnen vorschwebender idealer Ziele gesetzt haben. Ja vielleicht liegt es in der Natur menschlicher Verhältnisse, dass neue ursprüngliche Gedanken sich um so schwerer Anerkennung erringen, je wahrhaft ursprünglicher, je fruchtbarer und je werthvoller sie sind.

Und da beginnt nun meine Verlegenheit. Wenn ich selbst die innere Geschichte gerade meiner ophthalmologischen Funde durchlaufe, so muss ich mir sagen: Einiges war Glück und das Andere war nur die Arbeit eines geschulten Arbeiters, der die von seinen Vorgängern bereit gemachten Mittel und Kenntnisse richtig zu verwenden gelernt hat. Ich habe schon einmal bei der ersten Gedächtnissfeier Graefe's, als wir seine Statue in Berlin enthüllt hatten, denselben Gedanken in einer Tischrede vor Ihnen so ausgedrückt: ,,Der Augenspiegel war mehr eine Entdeckung, als eine Erfindung'', d. h. wenn ein gut geschulter Physiker kam und die Wichtigkeit eines solchen Instruments begriff, so waren die optischen Mittel erprobt, und alle Kenntnisse entwickelt, die nöthig waren, um dasselbe zu verfertigen.

Was zunächst das Glück betrifft, so hat es mich begünstigt, indem es mich in eine Lage zwang, die ich zur Zeit, als ich mich darin befand, durchaus nicht als ein Glück betrachtet habe. Meine Neigung und mein Interesse waren von früher Jugend an der Physik zugewendet. Mein Vater, ein in recht knappen Verhältnissen lebender Gymnasiallehrer, aber ein Mann, der die hochfliegende wissenschaftliche Begeisterung der Fichte'schen Philosophie und der Freiheitskriege sich lebendig bewahrt hatte, erklärte mir, so leid es ihm selber thun mochte, Physik sei keine Wissenschaft, die einen Lebensunterhalt gewähren könne, — damals war sie das in der That nicht — aber wenn ich Medicin studiren wolle, so würde ich auch Naturwissenschaften treiben können. Nun, als moderner Mensch, der, wo er auch hinfällt, immer auf die Füsse fallen muss, keine Zeit hat über verlorene Möglichkeiten zu trauern, sondern aus der Lage, wie sie ist, das Beste zu machen suchen muss, — übrigens auch warten gelernt hat, — nahm ich die Lage, wie sie war, und studirte einstweilen Medicin. Dies erwies sich schliesslich als ein Gewinn. Abgesehen davon, dass ich in dieser Weise zu einer viel breiteren Kenntniss der gesammten Naturwissenschaft gelangte, als sie im regelmässigen Wege den Studirenden der Physik und Mathematik zu Theil wird, und abgesehen von den günstigen Bedingungen, welche jene Periode einem physikalisch geschulten jungen Mediciner bot, so habe ich bei diesem Studium für meine späteren ophthalmologischen Bestrebungen einen tiefen Eindruck davon gewonnen, welche Summe fruchtloser Gelehrsamkeit und unnütz verbrauchter Druckerschwärze an die Theorie der Accommodation verschwendet, und welcher Abgrund von Nichtwissen unter dem Namen des schwarzen Staars beschlossen war, ein Abgrund, der sich nun freilich, nachdem er durchleuchtet worden ist, noch viel geräumiger gezeigt hat, als man damals ahnen konnte.

Es war vielleicht nöthig, dass der Physiker, der diese Aufgabe lösen sollte, einen tiefen Eindruck von ihrer Wichtigkeit und ihrer anscheinenden Hoffnungslosigkeit hatte, um bei Auffindung der ersten günstigen Spur bereit zu sein, denjenigen Grad von Arbeit daran zu setzen, der doch immer noch nöthig war, um die Lösungen für die praktische Anwendung fertig zu machen. Und vielleicht war es auch nöthig, dass dieser Physiker berufen wurde, Physiologie als Professor vorzutragen. Denn ein Professor steht unter einer sehr wirksamen wissenschaftlichen Disciplin. Er ist genöthigt jährlich den ganzen Umfang seiner Wissenschaft so vorzutragen, dass auch die grossen Köpfe der nächsten Generation, die schon unter seinen Zuhörern stecken, befriedigt sind. Auch ich war, um meinen Zuhörern getreue Rechenschaft vom Stande der Sache zu geben, gezwungen mir selbst die einschlägigen Fragen nach allen Richtungen hin durchdringend zu überlegen.

Historisch genommen bin ich nun dieser Physiker gewesen; aber es gab damals noch fünf oder zehn andere junge Forscher in Deutschland, die zweifellos, wenn sie unter gleichen Bedingungen vor dieselben Aufgaben gestellt worden wären, in ganz folgerichtiger Weise genau dasselbe geleistet haben würden, wie ich. Hier kann ich mir selbst in meinem Gewissen kein besonderes individuelles Verdienst zuschreiben. Das Verdienst gebührt eigentlich meinem grossen Lehrer, dem gewaltigen Johannes Müller, dafür dass er die Kühnheit gehabt hat einen jungen Militärarzt, der einige kleine physiologische Untersuchungen mit höchst ungenügenden experimentellen Hülfsmitteln durchgeführt und veröffentlicht hatte, der noch nicht einmal Privatdocent war und in der That sich damals noch so unsicher im Vortrage fühlte, dass er vor seiner eigenen ersten Vorlesung nicht wenig gezittert hat, diesen herauszugreifen und ihn dem preussischen Cultusministerium als geeigneten Candidaten für die Professur der Physiologie in Königsberg vorzuschlagen. Darin sprach sich die damals neue Einsicht in die Grosse der Rolle aus, welche die Physik in der Physiologie zu spielen habe. Uebrigens war es ein kühner Griff, und durch die Ertheilung Ihrer Ehrengabe sprechen Sie heute im Grunde eine Anerkennung für Johannes Müller aus.

Der Augenspiegel hat sich mir recht eigentlich aus der Nöthigung entwickelt in der Vorlesung über Physiologie die Theorie des Augenleuchtens vorzutragen. Warum leuchtet das menschliche Auge unter gewöhnlichen Umständen nicht, da doch in seinem Hintergrunde eine zwar kleine, aber hellweisse Stelle liegt, der Querschnitt des Sehnerven, welche Licht, wie das glänzendste Tapetum von Thieraugen, reflectiren muss? Warum leuchten Thieraugen unter Umständen so besonders hell, trotzdem sie nur von einer fernen kleinen Flamme beleuchtet werden? Die Fragen waren nicht schwer zu beantworten, sobald sie gestellt wurden; jetzt ist die Antwort allgemein bekannt. Sobald sie beantwortet wurden, waren auch die Mittel gegeben, die man anwenden musste, um den Hintergrund eines menschlichen Auges zu beleuchten und ihn deutlich zu sehen.

Die Ophthalmometrie dagegen entwickelte sich aus der Frage nach der Theorie der Accommodation, über welche unzählige Meinungen aufgestellt waren, von denen die meisten sehr leicht zu widerlegen, keine zu beweisen war. Hierbei bin ich selbst lange durch einen Irrthum, den ich bekennen muss, zurückgehalten worden.

Dass die schwachen Lichtrenexe der Linse, die sogenannten Sanson'schen Bildchen, von Anderen gesehen waren, hatte ich gelesen, sie zu sehen gesucht, anfangs auch geglaubt sie zu sehen, dann erkannt, dass, was ich gesehen, ein Hornhautreflex von dem Spiegelbild einer vorderen unbelegten Fläche eines Glasspiegels gewesen war, den ich zur Beleuchtung angewendet. Die anderen Beobachter hatten ihre Methode nicht genau beschrieben; ich hielt es für möglich, dass das Ganze eine Täuschung sei. Als ich endlich jene schwachen Bildchen zum ersten Male unzweifelhaft gesehen und sie nicht einmal so lichtschwach gefunden hatte, wie ich vorausgesetzt, wusste ich auch, dass nun der Vorgang der Accommodation bis in alle Einzelheiten aufgehellt werden könne. Inzwischen war mir Cramer unter Donders' Leitung zuvorgekommen; er hatte die Veränderung der vorderen Linsenfläche schon vollständig erkannt. Die Feststellung der sehr kleinen Veränderungen der hinteren Linsenfläche erforderte genauere Beobachtungsmethoden, und diese führten zu dem von mir ausgebildeten Systeme der Ophthalmometrie. Erst nachdem die Gestaltveränderungen der Linse nach allen Seiten hin sicher gestellt waren, konnte eine richtige Theorie über die Mechanik des Accommodationsapparats gegeben werden.

Eine andere Seite der Ophthalmologie, auf die ich schon früh durch Johannes Müller's Lehre von den specifischen Sinnesenergien hingelenkt wurde, war die Theorie der Farben. Da ich nicht gern in meinen Vorlesungen über Dinge sprach, die ich nicht selbst gesehen hatte, machte ich Versuche, in denen je zwei Spectralfarben sich mischten. Zu meinem Erstaunen fand ich, dass Gelb und Blau gemischt nicht, wie man bisher allgemein behauptet hatte, Grün gaben, sondern Weiss. Grün geben gelbe und blaue Farbstoffe bei ihrer Mischung, und man hatte bis dahin immer die Mischung der Farbstoffe mit der der farbigen Lichter als gleichbedeutend betrachtet. Das ergab zunächst eine eingreifende Abänderung aller bisher aufgestellten Gesetze der Farbenmischungen. Aber es schloss sich noch Wichtigeres daran. Zwei Meister ersten Ranges, Goethe und David Brewster, waren der Meinung gewesen, im Grün könne man das Gelb und das Blau direct sehen. Sie hatten es eben bei allmählicher Mischung durch den Pinsel entstehen sehen und glaubten ihre Empfindung dieser Erfahrung gemäss in zwei Theile zerlegen zu können, die gar nicht darin steckten. Es war dies eine der Thatsachen, die mich zuerst zur empiristischen Theorie der Wahrnehmungen herüberdrängte. Sie bezeichnet noch jetzt den Gegensatz zwischen meinem Standpunkt in der Farbentheorie und dem von Herrn Emil Hering und seinen Anhängern, welche die Meinung festhalten, man könne unmittelbar aus der Empfindung deren einfache Theile herauslesen.

Diese Reihe von Arbeiten führte mich dann schliesslich zu dem Entschluss, die ganze Physiologische Optik neu durchzuarbeiten, was ich in dem von mir herausgegebenen Handbuch gethan habe.

Ueberblicke ich nun diese Reihe von Arbeiten, so kann ich, ganz aufrichtig gesprochen, nicht erkennen, dass, ich in diesem Gebiete — ich will von anderen nicht reden — mehr gewesen wäre, als besten Falls und mit den Augen eines sehr wohlmeinenden Beurtheilers angesehen, ein aufmerksamer, fleissiger, gut geschulter Arbeiter, welcher, sagen wir ,,gut'', gethan hat, was er zu thun gelernt hatte, und was zu thun eben gelernt werden kann. Stehen einem solchen nun nicht andere Ansprüche gegenüber von Anderen, die Anderes geleistet haben, was zu thun nicht gelernt werden kann?

Diese Frage führt auf Betrachtungen zurück, die ich einst als Prorector dieser Universität, an dieser Stelle stehend, zu entwickeln gesucht habe, nämlich die Frage nach dem verschiedenen Charakter, den die wissenschaftliche Thätigkeit in den verschiedenen Zweigen der Wissenschaft aufweist. Damit hängt auch eine verschiedene Richtung der geistigen Begabung zusammen, welche für die eine oder andere Richtung geschickter macht. Beschränken wir uns hier auf die der Beobachtung und Beherrschung der reellen Welt gewidmeten Zweige der Wissenschaft, so wird das eine Extrem wohl am reinsten in der theoretischen Physik zur Erscheinung gebracht. Hier finden wir die vollendete Beherrschung des Stoffes durch genau defmirte, ausnahmslos herrschende Gesetze, deren Folgerungen mit der feinsten Schärfe des mathematischen Denkens zu entwickeln sind. Soweit das gelingt, wird der ursächliche Zusammenhang von allem Dunkel, allem Mystischen befreit; die Kräfte der Natur, die so bezwungen sind, fügen sich nicht nur theoretisch dem Wissen des Menschen, sondern sind auch die Diener seines Willens. Die Erringung neuer Einsichten dieser Art erfordert eben deshalb oft genug die höchste Entwickelung menschlicher Verstandesthätigkeit, zu der nur wenige Individuen fähig sind. Was aber an solchen Kenntnissen einmal errungen und in der genauen und durchsichtigen Form der Wissenschaft zusammengefasst ist, lässt sich sicher und vollständig anderen Geschlechtern überliefern.

Jedoch das Gebiet, welches der unbedingten Herrschaft vollendeter Wissenschaft unterworfen werden kann, ist leider sehr eng, und schon die organische Welt entzieht sich ihm grösstentheils. Handeln müssen wir aber auch in tausend Fällen, wo wir keine klare Einsicht in den Zusammenhang der Dinge haben, im Staate, im Kriege, in allem Verkehr mit Menschen und so auch in der Heilkunst. Hier tritt nun eine andere Seite intellectueller Begabung in den Vordergrund, deren reinste Form wir im Künstler verkörpert sehen. Reiche Erfahrung giebt eine Kenntniss des typischen Verlaufs der Erscheinungen, die der, der sie hat, nicht in Worten beschreiben kann. Und doch, wenn er zum Handeln berufen wird, so kann er es machen, aber er weiss nicht zu sagen, wie und warum er es so macht. Ich habe die grossen Aerzte von jeher als Künstler in diesem Sinne betrachtet, und die Art, wie sie ihre Kenntnisse zu überliefern suchten, als eine Art allegorischer Darstellung, der man Unrecht thut, wenn man sie als physiologische Theorie ansieht und den Maassstab einer solchen anlegt. Der als Physiker Begabte sieht in diesen Gebieten nur die leicht erkennbaren Mängel solcher Quasi-Theorien, er handelt unsicher und ohne Erfolg, er fühlt sich unbefriedigt und unglücklich, ist deshalb ohne moralischen Einfluss auf die Patienten und deren Pfleger; kurz, er erkennt hier die Grenze seines Könnens.

Nun erlauben Sie, dass ich meinen Schluss auch in eine allegorische Form bringe, um keine persönlichen Bescheidenheiten zu verletzen. Nehmen wir an, da wir uns in einer Allegorie nicht an die historische Wahrheit zu binden brauchen, bis zu den Zeiten des Phidias hätte man keine hinreichend harten Meissel gehabt, um Marmor mit vollkommener Beherrschung der Form bearbeiten zu können. Höchstens konnte man Thon kneten oder Holz schnitzen. Nun aber findet ein geschickter Schmied, wie man Meissel stählen könne. Phidias freut sich der besseren Werkzeuge, bildet damit seine Götterbilder und beherrscht den Marmor, wie Niemand vor ihm. Er wird geehrt und belohnt.

Aber die grossen Genies sind, wie ich immer gesehen, bescheiden gerade in Beziehung auf das, worin sie Anderen höchst überlegen sind. Gerade das wird ihnen so leicht, dass sie schwer begreifen, warum die Anderen es nicht auch machen können. Mit der hohen Begabung ist aber auch immer die entsprechende grosse Feinfühligkeit für die Fehler ihrer eigenen Werke verbunden. Demgemäss sagt Phidias in einem Anfall von grossmüthiger Bescheidenheit dem Meister Schmied: ,,Ohne Deine Hülfe hätte ich das Alles nicht machen können. Die Ehre und der Ruhm gebührt Dir.'' Dann kann ihm der Schmied doch nur antworten: ,,Ich hätte es aber auch mit meinen Meisseln nicht machen können, Du würdest doch ohne meine Meissel wenigstens in Thon wunderbare Bildwerke haben kneten können. So muss ich die Ehre und den Ruhm ablehnen, wenn ich ein ehrlicher Mann bleiben will.''

Nun aber wird Phidias der Welt entrissen; es bleiben Freunde und Schüler, Praxiteles, Paionios und Andere. Sie brauchen alle die Meissel des Schmiedes, die Welt füllt sich mit ihren Werken und ihrem Ruhm. Sie beschliessen das Andenken des Geschiedenen zu ehren, durch einen Kranz, den der erhalten soll, welcher am meisten für die Kunst und in der Kunst der Bildnerei gethan. Der geliebte Meister hat den Schmied oft als den Urheber ihrer grossen Erfolge gerühmt und sie beschliessen endlich ihm den Kranz zu geben. ,,Gut, antwortet nun der Schmied, ich füge mich. Ihr seid Viele und unter Euch sind kluge Leute, ich bin nur Einer; Ihr versichert, dass ich Einer Euch Vielen viel geholfen habe und dass nun in vielen Orten Bildner sitzen und die Tempel mit Nachahmungen Eurer Götterbilder schmücken, die ohne die Werkzeuge, die ich Euch gegeben, wohl wenig geleistet haben würden. Ich muss Euch glauben, denn ich habe nie gemeisselt, und dankbar annehmen, was Ihr mir zuerkennt. Ich selbst aber würde meine Stimme dem Praxiteles oder Paionios gegeben haben.''


S. 313-320 aus:
Helmholtz, Hermann von: Vorträge und Reden. - Braunschweig : Vieweg
2. Band. - 4. Aufl., 1896
Signatur UB Heidelberg: O 400-1::2 (4)


Letzte Änderung: Mai 2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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