Fritz von Helmholtz

S. 84-85 aus:

Werner, Franz: Hermann Helmholtz' Heidelberger Jahre : (1858-1871). - Berlin [u.a.] : Springer, 1997. - XIV, 229 S.
ISBN 3-540-62602-6

Signatur UB Heidelberg: 97 H 99


Friedrich Julius, Fritz gerufen, war das zweite Sorgenkind der Familie und seiner Krankheit wegen die „Hauptlebensaufgabe“ seiner Mutter. Sein Stiefbruder Richard überlieferte, er sei Offizier gewesen. Fritz bestand sein Abitur am Königlichen Luisen-Gymnasium zu Berlin, studierte dann an der Königlichen Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, machte ein eineinhalbjähriges Praktikum in Ludwigsruhe-Langenburg und studierte vom Herbst 1893 bis Herbst 1895 (vier Semester) an der ehemals Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim bei Stuttgart, heute Universität Hohenheim. Diese verließ er mit einem Abgangszeugnis, nicht mit einem Diplom. Ungefähr die Hälfte der Studienabgänger verließ damals die Hochschule ohne Diplom, da sie ohnehin die Verwaltung eines Gutes entweder als Erben oder als Angestellte in konkreter Aussicht hatten. Nach dem Studium zog er nach Berlin zu seinen Eltern. Tagsüber besuchte er Veranstaltungen an der Universität, „abends sitzt er bei mir [seiner Mutter Anna, F.W.] und wir reden weise.“ Seine Mutter beschrieb den 27jährigen: „Er ist eines der größten psychologischen Probleme. Alles was Gemüt, Gesinnung, Charakter, auch Logik und gesunder Menschenverstand in der Natur eines Menschen bedeuten, ist reichlich und rührend vorhanden, doch fehlt der Anschluß an das Wesen Anderer mit der Ausdrucksfähigkeit. Still, ernst und feierlich ist er mitten unter lustiger Jugend. Er ist etwas scheu, weil er sich anders fühlt und sich doch nicht ändern kann. Nur im Tête-à-tête, namentlich mit wohlwollenden älteren Menschen, faßt er Vertrauen und gibt sich wie er ist. Ich suche für ihn eine etwas verantwortliche Stellung auf einem größeren süddeutschen Gute, wo er sein theoretisches Wissen zur Anwendung bringen könnte.“

Trotz einfallsreicher Pflege von seiner Mutter war er schon früh zu keiner andauernden geistigen oder körperlichen Tätigkeit fähig. Ein langes Siechtum zerstörte schließlich seine körperlichen Kräfte. Seine beiden letzten Lebensjahre verbrachte er auf einem kleinen, von seinen Eltern gepachteten Bauernhof, ehemals Porta Maria genannte, wenige Kilometer außerhalb von Baden-Baden in Baden. … Fritz überlebte seine Eltern und starb am 17. November 1901 im Alter von 33 Jahren ebenfalls unverheiratet und entsprechend dem standesamtlichen Todeseintrag als „lediger Privatmann“ „im academischen Krankenhaus“ in Heidelberg.


Letzte Änderung: Mai 2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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