Jakob Curio

S. 64-66 aus:
Christmann, Erwin: Studien zur Geschichte der Mathematik und des mathematischen Unterrichts in Heidelberg : von der Gründung der Universität bis zur combinatorischen Schule. - 1924. - 164 S.
Univ. Heidelberg, Diss., 1924
UB-Signatur: W 3461

Noch war die von Frieddrich II. erstrebte Reform der Universität nicht zustande zu bringen gewesen, als dieser Fürst zum Zeichen seines unbeirrbaren Willens im Jahr 1547 zwei neue Professuren, neben der der Ethik die der Mathematik geschaffen hatte, zugleich einen Markstein in der Geschichte der Mathematik und des mathematischen Unterrichtes in Heidelberg. An früherer Stelle wurde die Bedeutung des neugegründeten Lehrstuhles für den mathematischen Unterricht behandelt, jetzt gilt es die lange Kette der Professoren zu ü,berblicken, die bis in die Zeit des dreissigjährigen Krieges ihres Amtes walteten. Der erste Professor der Mathematik war -- aber lassen wir lieber über ein so wichtiges Ereignis in einer geschichtlichen Betrachtung der Entwicklung der Mathematik in Heidelberg die Universitätsakten selbst sprechen.
Fridericus II. peculiarem Matheseos cathedram fundavit, cui M. Jacobus Curio de Hof, natus a 1497, Medicinae Doctor et insignis mathematicus, diu a Facultate Artium desideratus, tandem a Principe Moguntia huc invitatus, anno 1547, praeesse coepit... (111) Jakob Curio (Hofmann), nach anderer Quelle geb. 1492 zu Hofheim im Bistum Würzburg, liess sich am 14. August 1514 in Heidelberg immatrikulieren, war am 13. Nov. 1515 Baccalaureus in Sinne der via antiqua, wirkte sodann als Mediziner in Ingolstadt und bekleidete 1542 eine mathematische Professur in Mainz, später auch des Rektors (1546). Nicht ungern vertauschte er jedoch Mainz mit Heidelberg. Er war ein Vorkämpfer für die Ideen des Pädagogiums, einer Vorschule für die Universitäten (112), und wollte mit dem Einsatz seiner Persönlichkeit das noch vorherrschende mittelalterliche Bursensystem unterdrücken. In Mainz konnte er sich nicht durchsetzen, in Heidelberg war das Pädagogium seit einem Jahre zu einer stehenden Einrichtung geworden. Unter seinem Rektorat (1551) hatte die Heidelberger Universität eine besonders hohe Frequenz zu verzeichnen. Seine mathematische Lehrtätigkeit beschloss er 1556 und ging zur medizinischen Fakultät über, wo er sich als ein eifriger Anhänger des Paracelsus berühmt machte. Er schrieb eine Abhandlung über das Studium der freien Künste, in der er vor allem den der Arithmetik, Geometrie und Astronomie das Wort redete und ihren Wert erörterte (113). Sonst erwarb er sich Verdienste um die Herausgabe von Text und Erklärung des Hippokrates und veröffentlichte das Werk des Neapolitaners Pomponius Gauricius "de scupltura" (114). Es ist leider eine betrübliche Tatsache, dass über den von den Heidelberger Professoren ausgehenden persönlichen Einschlag des mathematischen Unterrichtes so schwer und so wenig Nachrichten zu erhalten sind. Da nun doch keine näheren Beziehungen angegeben werden können, war man auch berechtigt das mathematische Unterrichtswesen für sich zu behandeln. Bei den Dozenten ist wiederum das Biographische und hier vor allem eine mögllichst vollständige Aufzählung ihrer literarschen Produktionen in den Vordergrund gerückt. Und wenn auch bisweilen das Aneinanderreihen und das Aufführen von Schriften über die wir selbst an dieser Stelle nur wenig sagen können oder die an sich nur eben Schriften eines Heidelberger Professoren sind, monoton erscheinen mag, so ist doch gerade aus den genannten Titeln manches herauszulesen, was zur Klärung des Bildes von den einem Heidelberger Mathematikprofessor im 16. Jahrhundert gestellten Aufgaben und der Richtung, der sein wissenschaftliches Arbeiten angehörte, wesentlich Beitrag leistet.


Fussnoten

  1. abgedruckt in Friedrich Hautz. Geschichte der Universität Heidelberg. S. 427
  2. Das Pädagogium gab die erste wissenschaftliche Bildung. siehe auch 92. [Friedrich Paulsen. Geschichte des gelehrten Unterrichts.]
  3. In der Karlsruher Bibliothek. Confabularatio de honest. artium studio praecipus de numerorum, figurarum et astronomiae necessitate ad philosophiae usum.
  4. De sculptura, ubi agitur de symmetriis de lineamentis, de physiognomia, de perspectiva, de chimice, de ectyposi, de caelatura eiusque speciebus. In der Heidelberger Universitätsbibliothek.

Literaturverzeichnis [Auswahl für diesen Abschnitt mit Bestandsnachweis]


Letzte Änderung: 24.05.2014     Gabriele Dörflinger   Kontakt

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