Noch war die von Frieddrich II. erstrebte Reform
der Universität nicht zustande zu bringen gewesen,
als dieser Fürst zum Zeichen seines unbeirrbaren Willens
im Jahr 1547 zwei neue Professuren, neben der der Ethik
die der Mathematik geschaffen hatte, zugleich einen Markstein
in der Geschichte der Mathematik und des mathematischen Unterrichtes
in Heidelberg. An früherer Stelle wurde die Bedeutung des
neugegründeten Lehrstuhles für den mathematischen Unterricht
behandelt, jetzt gilt es die lange Kette der Professoren
zu ü,berblicken, die bis in die Zeit des dreissigjährigen
Krieges ihres Amtes walteten. Der erste Professor der
Mathematik war -- aber lassen wir lieber über ein so
wichtiges Ereignis in einer geschichtlichen Betrachtung der
Entwicklung der Mathematik in Heidelberg die
Universitätsakten selbst sprechen.
Fridericus II. peculiarem Matheseos cathedram fundavit,
cui M. Jacobus Curio de Hof, natus a 1497, Medicinae
Doctor et insignis mathematicus, diu a Facultate Artium
desideratus, tandem a Principe Moguntia huc invitatus, anno 1547,
praeesse coepit...
(111)
Jakob Curio (Hofmann), nach anderer Quelle geb. 1492 zu
Hofheim im Bistum Würzburg, liess sich am 14.
August 1514 in Heidelberg immatrikulieren, war am 13. Nov. 1515
Baccalaureus in Sinne der via antiqua, wirkte sodann als Mediziner
in Ingolstadt und bekleidete 1542 eine mathematische
Professur in Mainz, später auch des Rektors (1546). Nicht
ungern vertauschte er jedoch Mainz mit Heidelberg. Er war
ein Vorkämpfer für die Ideen des Pädagogiums, einer
Vorschule für die Universitäten
(112),
und wollte mit dem Einsatz
seiner Persönlichkeit das noch vorherrschende mittelalterliche
Bursensystem unterdrücken. In Mainz konnte er sich nicht
durchsetzen, in Heidelberg war das Pädagogium seit einem
Jahre zu einer stehenden Einrichtung geworden. Unter seinem
Rektorat (1551) hatte die Heidelberger Universität eine
besonders hohe Frequenz zu verzeichnen. Seine mathematische
Lehrtätigkeit beschloss er 1556 und ging zur medizinischen
Fakultät über, wo er sich als ein eifriger Anhänger des
Paracelsus berühmt machte. Er schrieb eine Abhandlung über
das Studium der freien Künste, in der er vor allem den der
Arithmetik, Geometrie und Astronomie das Wort redete und ihren Wert
erörterte
(113).
Sonst erwarb er sich Verdienste um die Herausgabe
von Text und Erklärung des Hippokrates und veröffentlichte
das Werk des Neapolitaners Pomponius Gauricius "de
scupltura"
(114).
Es ist leider eine betrübliche Tatsache, dass über
den von den Heidelberger Professoren ausgehenden persönlichen
Einschlag des mathematischen Unterrichtes so schwer und so
wenig Nachrichten zu erhalten sind. Da nun doch keine näheren
Beziehungen angegeben werden können, war man auch berechtigt
das mathematische Unterrichtswesen für sich zu behandeln.
Bei den Dozenten ist wiederum das Biographische und hier vor
allem eine mögllichst vollständige Aufzählung ihrer
literarschen Produktionen in den Vordergrund gerückt. Und wenn
auch bisweilen das Aneinanderreihen und das Aufführen von
Schriften über die wir selbst an dieser Stelle nur wenig sagen
können oder die an sich nur eben Schriften eines Heidelberger
Professoren sind, monoton erscheinen mag, so ist doch gerade
aus den genannten Titeln manches herauszulesen, was zur
Klärung des Bildes von den einem Heidelberger Mathematikprofessor
im 16. Jahrhundert gestellten Aufgaben und der Richtung,
der sein wissenschaftliches Arbeiten angehörte, wesentlich
Beitrag leistet.
Fussnoten
Literaturverzeichnis [Auswahl für diesen Abschnitt mit Bestandsnachweis]
Letzte Änderung: 24.05.2014 Gabriele Dörflinger Kontakt
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