K. lieferte grundlegende Arbeiten zur Variationsrechnung („Lehrbuch der Variationsrechnung“ Braunschweig 1904). Die Kurven, die der Euler-Lagrangeschen Differentialgleichung eines Variationsproblems (notwendige Bedingungen für ein Extremum) genügen, nennt man nach K. Extremalen. Wenn die Endpunkte einer Extremalen nicht fest vorgegeben sind (keine Zwangsbedingungen), sondern sich auf Mannigfaltigkeiten bewegen können, so sind in den Endpunkten gewisse freie Randbedingungen notwendigerweise zu erfüllen, die mit K. als Transversalitätsbedingungen bezeichnet werden. Gleichfalls ist der Feldbegriff von ihm. Für geodätische Linien entwickelte G. DARBOUX hinreichende Bedingungen für das Minimum der Bogenlänge. K. erweiterte diese Theorie auf ebene Variationsprobleme in Parameterdarstellung (feste und freie Randwerte), ohne die Untersuchung der 2. Variation zu benötigen, und schuf so eine von K. WEIERSTRASS unabhängige Theorie. Der Knesersche Transversalensatz verallgemeinert einen in der geometrischen Optik einsichtigen Sachverhalt: Die Lichtstrahlen (Extremalenfeld) und die zugehörigen Wellenflächen (transversale Schar, auch geodätische Aquidistanten) bilden ein geodätisches Feld, in de je 2 Wellenflächen T1 und T2 auf allen Strahlen (Feldextremalen) Bogen mit gleicher optischer (geodätischer) Länge ausschneiden (gleicher Wert des Grundintegrals des Variationsproblems). Weiterführende Untersuchungen, insbesondere in der rnehrdimensionalen Variationsrechnung, stammen vo H. BOERNER (1906-1982) und C. CARATHÉODORY wobei auf die vollständige Figur verzichtet wird
Zahlreiche Beiträge publizierte K. zur Funktionentheorie, insbesondere zu elliptischen Funktionen, zu Integralgleichungen („Integralgleichungen und Anwendungen in der mathematischen Physik“, Braunschweig 1922), zur Geometrie, zur Algebra und zur Mechanik. K. war einer der herausragenden Mathematiker in Deutschland um 1900.
Poggendorff, Dictionary of Scientific Biography — Rüdiger Thiele
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Bilder von Adolf Kneser / Oberwolfach Photocollection
Adolf Kneser wohnte im Sommersemester 1880 in der
Bauamtsgasse 4. Die Bauamtsgasse befindet sich in der
westlichen Heidelberger Altstadt.
Foto: Gabriele Dörflinger, 2011 |
Dictionary of Scientific Biography. - New York
Vol. 7, p. 407-408
UB-Signatur: LSN B-AE 014
Koschmieder, L.:
Adolf Kneser
In: Sitzungsberichte der Berliner Mathematischen
Gesellschaft. - 29 (1930), S. 78-102
Math.Bibl.
Göttinger Digitalisierungszentrum
Biographisch-literarisches Handwörterbuch / J.C. Poggendorff.
- Leipzig
Bd. 4 (1904), S. 764-765
Bd. 5 (1925), S. 641-642
Bd. 6,2 (1937), S. 1340
Anfrage an Zentralblatt MATH zum Autor Kneser, A* oder zum Titel Adolf Kneser.
Letzte Änderung: 24.11.2023 Gabriele Dörflinger Kontakt
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