Schläfli, Ludwig: geb. 15. 1. 1814 Graßwil (Kanton Bern), gest. 20. 3. 1895 Bern. — S. unterrichtete bereits neben dem Theologiestudium an der Univ. Bern an der Bürgerschule zu Thun Mathematik und Naturlehre, empfing durch J. STEINER und P. G. L. DIRICHLET mathematische Anregungen, habilitierte sich 1847 zum Privatdozent an der Univ. Bern und wurde dort 1853 a. o. Prof. und 1868 o. Prof.
Von seinen algebraischen Arbeiten ist die hervorzuheben, in der er die Resultante eines Systems aus n algebraischen Gleichungen in n Variablen bestimmt. Mit seiner großen Arbeit über die Theorie der vielfachen Kontinuität (d. h. n-dimensionale Geometrie), die erst nach seinem Tod erscheinen konnte, wurde er einer der Begründer der n-dimensionalen Geometrie. Sie enthält u. a. eine ausführliche Theorie der regelmäßigen Körper im n-dimensionalen euklidischen Raum, orthogonale Transformationen, Inhaltsberechnung, Zerlegung eines sphärischen Simplexes in rechtwinklige und verschiedene Anwendungen. S. hat sich auch mit der Theorie der quadratischen Formen beschäftigt und Tabellen für die zu gegebener Determinante gehörigen Klassen äquivalenter Formen aufgestellt. Seine funktionentheoretischen Arbeiten, namentlich die über Kugelfunktionen und Bessel-Funktionen, sind auch heute noch bedeutsam; er bewies ein Additionstheorem für Bessel-Funktionen, Neumannsche Polynome und die nach ihm benannten Polynome und gab eine Integraldarstellung der Kugelfunktionen. Weitere Arbeiten sind den elliptischen und abelschen Funktionen, Modulfunktionen (Schläflische Modulargleichung), Differentialgleichungen, der Optik und Astronomie gewidmet.
Dictionary of Scientific Biography — Günther Eisenreich
Lit.: Elem. Math., Beiheft Nr. 4. Basel 1948; Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern 1896, 120-203
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